Benutzer:Ifrost
Ich beobachte die deutschsprachige Wikipedia aus wissenschaftlicher Sicht und schreibe zur Zeit eine Diplomarbeit über Wikipedia und virtuelle Gemeinschaften...
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Eigener Entwicklungsstrang des Artikels Zivilgesellschaft:
Zivilgesellschaft (wird auch synonym zu Bürgergesellschaft oder dem veralteten Begriff Bürgerliche Gesellschaft verwendet, diese Begriffe sind jedoch auch marxistisch geprägt, zum Begriffsstreit: [1]) bezeichnet einen öffentlichen Raum zwischen staatlicher und privater Sphäre, der durch eine Vielzahl autonomer und vom Staat rechtlich getrennter Organisationen (z.B. NROs) und Initiativen gefüllt wird. Den Akteuren werden individuelle und kollektive Freiheiten (z.B. Versammlungsfreiheit oder Vereinsrecht) garantiert, die es ihnen ermöglichen ihre Interessen zu verfolgen (nach Michael Bernhardt [2]).
Dem Begriff liegt jedoch keine einheitliche Definition zugrunde, da er in verschiedenen Wissenschaften in Abhängigkeit der jeweiligen Staats- und Gesellschaftsform sowie Epoche unterschiedlich verwendet wird.
- Politikwissenschaft: z.B. im Zusammenhang der Meinungsbildung, des Pluralismus und der Demokratisierung, bis hin zu alternativen Demokratieansätzen wie der partizipatorischen Demokratie,
- Soziologie: z.B. als deliberative Demokratie im Sinne von Jürgen Habermas,
- Sozialphilosophie: siehe Kommunitarismus.
In modernen demokratischen Gesellschaften wird „Zivilgesellschaft“ im Sinne der Dreigliedrigkeit der Gesellschaft neben Staat, Wirtschaft (bzw. Markt) als 3. Sektor definiert und der Wert des bürgerschaftlichen Engagements hervorgehoben.
Begriffsgeschichte
Klassisch-griechische Philosophie
Bis zum 18. Jahrhundert wurde der Sprachgebrauch des Begriffs durch Aristoteles geprägt: bürgerliche Gesellschaft ist die wörtliche Übersetzung des griechischen 'politiké koionia', der später ins Lateinische ('societas civilis') übertragen wurde. Dieser Begriff galt als gelegentliche Bezeichnung für die 'Polis' als bürgerliche bzw. politische Gesellschaft. Aristoteles bezeichnet damit eine Gemeinschaft von Bürgern (die Polisbewohner: Minderheit aus Freien Bürgern, den Hausherren), die zusammen das Gute tugendhaft verwirklichen. Der Begriff wird durch die häusliche Sphäre ('oikos') getrennt, in der die Sicherung der Grundbedürfnisse verortet wird.
Mittelalter
Im Mittelalter war der Unterschied zwischen Staat (civitas, res publica) und Gesellschaft (societas, societas civilis, populus) noch unbekannt. Eine Abgrenzung des Begriffs fand nur im Sinne einer weltlichen (menschlich-bürgerlichen Gesellschaft) zur überweltlichen Gemeinschaft (Gott) statt.
Vertragstheoretiker
- Thomas Hobbes als Verfechter des „starken Staates“: Gesellschaft kann erst entsthen, wenn sie von einer souveränen Macht zusammengehalten wird. Nach Hobbes ist demnach eine (Zivil-)Gesellschaft ohne Staat (hier als Souverän) undenkbar. Siehe dazu: Leviathan (Link zum Werk einfügen)
- Montesquieu benennt als erster die Dichotomie von bürgerlich-„zivil“ und „politisch“. Die zivile Gesellschaft wurde von der „militärischen“ abgegrenzt. Diese bürgerliche Gesellschaft ist noch immer priviligierte Bildungsschicht, der nicht alle angehören.
- John Locke: Aus eine vorpolitischen Gemeinschaft gehen Staat und Regierung hervor. Die Gesellschaft kann die Macht durch eine treuhändische Beziehung an die Regierung abgeben. Bei Locke ist die Ökonomie gekennzeichnent, durch die besitzenden und wirtschaftenden männlichen Bürger, und somit identisch zur Zivilgesellschaft.
Seit Adam Smith ist die Synonymität zwischen Staat und bürgerlicher Gesellschaft aufgelöst.
Gegenposition zu Vertragspolitikern (?):
- Immanuel Kant: „Die actuation des gemeinschaftlichen Willens ist die bürgerliche Gesellschaft“
Sozialistische Perspektive
- Hegel Definition: zwischen Familie und Staat, wobei Staat Bürger ausbildet
Bürgertum = bürgerliche Gesellschaft vs. staatsbürgerliche Gesellschaft
- Karl Marx These zum Klassencharakter der bürgerlichen Gesellschaft, Ziel: Wiederannäherung von Staat und Gesellschaft
- Antonio Gramsci Aufhebung von Staat und Gesellschaft in marxistischer Tradition
Deutschland
- Während Romantik: Verharrung im antiken Ideal (Polizeistaatmodell: Obrigkeit lässt bürgerliche Gesellschaft in ihrem wirtschaftlichen Interesse gewähren)
Zur Rolle der Zivilgesellschaftt in Deutschland heute, siehe: Freiwilligensurvey: Repräsentativerhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichem Engagement in Deutschland (1999, 2005)
Österreich
In Österreich wurde die Diskussion um den Begriff Bürgergesellschaft durch die Regierungsbildung (ÖVP/FPÖ) im Februar 2000, die mit einem politischen Rechtsruck einherging, neu belebt.
Literatur
- Henning Eichberg: The People of Democracy, Århus 2004, ISBN 87-7955-292-7
- Theo Votso:der Begriff der Zivilgesellschaft bei Antonio Gramsci ISBN 3886192814
- Ralf Dahrendorf: Auf der Suche nach einer neuen Ordnung ISBN 3406505406
Webseiten
- Zivilgesellschaft, Konzept und Bedeutung für die Transformationen in Osteuropa (Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin)
- Zivilgesellschaft – eine vielschichtige Debatte (Institut für Entwicklung und Frieden der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg)
- http://www.buergergesellschaft.de/ - "Wegweiser Bürgergesellschaft", Stiftung Mitarbeit, Bonn
- http://www.maecenata.de/ - Institut für Philanthropie und Zivilgesellschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin