Sternwarte
Eine Sternwarte (oder ein Observatorium v. lat.: observare = beobachten) ist heutzutage ein Ort mit wissenschaftlichen Instrumenten, oft Teleskopen, für die Beobachtung des Weltraums.
Merkmale
Das Erscheinungsbild einer heutigen Sternwarte ist in der Regel durch eine oder mehrere Kuppeln gekennzeichnet, die einerseits zur Beobachtung geöffnet und in die gewünschte Richtung gedreht werden können, andererseits aber im geschlossenen Zustand das darunter aufgestellte Instrument schützen. Die Instrumente selbst (vor allem die Teleskope) sind zum Schutz vor Erschütterungen auf eigenen, vom übrigen Gebäude getrennten Sockeln montiert.
Der Begriff Observatorium wird auch noch für Satelliten, die Teleskope tragen, verwendet. Typischerweise befinden sich mehrere Teleskope bzw. Instrumente auf einem Satellit, die entweder alle das selbe Ziel beobachten, oder (seltener) auch getrennt gesteuert werden können.
Im weiteren Sinn werden auch Bauwerke, die durch ihre besondere Konstruktion die Festlegung bestimmter astronomischer Besonderheiten, wie z.B. den Tag der Wintersonnenwende, ermöglichen, als Observatorium bezeichnet. Bei dieser Art von Bauwerken, die zu meist einer vorgeschichtlichen Phase der verschiedensten Kulturen zuzurechnen sind, handelt es sich meist um sogenannte Sonnenobservatorien, da von hier aus vor allem der Lauf der Sonne beobachtet wurde. Siehe z.B. Sonnenobservatorium von Goseck oder Stonehenge.
Eine Sternwarte, die hauptsächlich von Amateurastronomen betrieben wird, nennt man auch Volkssternwarte. Ein ähnliches Ziel wie Volkssternwarten verfolgen Schulsternwarten und werden gelegentlich auch gemeinsam betrieben.
Sternwarten sind nicht mit Planetarien zu verwechseln. In ersteren kann man tatsächliche Objekte beobachten, während letztere die Himmelsobjekte künstlich projizieren.
Geschichte
Das derzeit als ältestes datiertes Observatrorium der Vorgeschichte ist das Sonnenobservatorium von Goseck aus ca. 5000 v. Chr.. Andere Anlagen stammen aus Zeiten ab ca. 3000 v. Chr. (Stonehenge und die Pyramiden der Vorgeschichte).
Im Spätmittelalter und der Zeit danach entstanden die ersten Vorläufer der „klassischen“ Sternwarten. Sie beheimateten Instrumente zur Vermessung von Sternörtern, z.B. Quadranten oder Astrolabien. Beispiele sind der Vorläufer der Regiomontanus-Sternwarte (in Europa) oder die Sternwarte des Ulug Beg (in Persien).
Nach Erfindung des Teleskops 1608 entstanden dann die ersten Sternwarten im heutigen Sinne. Diese waren zunächst Teile physikalischer Kabinette, wie sie von Adligen und anderen Gönnern nach und während der Aufklärung unterhalten und gefördert wurden. Es handelte sich oft um ausgebaute Dachgeschosse, angebaute Türme oder dergleichen. In diese Zeit fällt zum Beispiel der Bau des Royal Greenwich Observatory 1675. Die erste Sternwarte, bei der das Instrument vom Gebäude getrennt war, war die Seeberg-Sternwarte, die 1790 in Betrieb genommen wurde. Die erste Schulsternwarte Deutschlands wurde 1872 im ostsächsischen Bautzen gegründet.
Wesentlich für die Qualität der Beobachtung ist ein möglichst dunkler Himmel. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war es noch möglich, von Sternwarten, die nur wenig entfernt von großen Städten errichtet waren, Beobachtungen durchzuführen, die wissenschaftliche Spitzenleistungen ermöglichten (siehe z.B. die Mannheimer Sternwarte oder die Düsseldorfer Sternwarte in Bilk). Das Anwachsen der Städte und der damit verbundene Lichtsmog, der die Beobachtungen in zunehmendem Maß beeinträchtigte, führte im 20. Jahrhundert zu einem Ausweichen in immer abgelegenere und vom Lichtsmog noch nicht betroffene Gebiete wie etwa in Gebirgen (z.B. Pyrenäen), Hawaii oder in der Atacama-Wüste in Chile.
Gleichzeitig ermöglichte der technologische Fortschritt die Anfertigung immer größerer Teleskope, die immer schwächere Lichtmengen auffangen können und so Beobachtungen in immer größere Tiefen des Weltalls erlauben. Auch diese Instrumente aber gelangen durch die natürliche Unruhe der Luft an Grenzen, die selbst durch eine computergesteuerte Adaption der Spiegel der Spiegelteleskope nicht mehr überwunden werden können. Ein Ausweg bot sich in der Konstruktion von Observatorien, die Beobachtungen aus dem Weltall und damit außerhalb des störenden Einflusses der Atmosphäre ermöglichen wie etwa das Hubble-Weltraumteleskop; in jüngster Zeit wird auch über die Errichtung eines Observatoriums auf dem Mond nachgedacht. Darüber hinaus wurden Weltraumteleskope entwickelt, um Beobachtungen in Spektralbereichen zu ermöglichen, die vom Boden aus unzugänglich sind, wie etwa im fernen Infrarot oder im Bereich der Röntgenstrahlung.
Einzelne Sternwarten und Observatorien
Sternwarten in Deutschland heutzutage (Auswahl)

- Aachen:
- Berlin:
- Bochum:
- Bonn:
- Hagen:
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- Herne:
- Köln:
- Lübeck:
- Melle:
- München:
- Nürnberg:
- Recklinghausen:
- Regensburg:
- Solingen:
- Sonneberg:
- Tautenburg:
Siehe auch Weblinks unten.
Sternwarten in Österreich (Auswahl)
Siehe auch Weblinks unten.
Historische Sternwarten (Auswahl)
- Gotha:
- Sternwarte Gotha, 1790 bis 1934, bzw. Seeberg-Sternwarte
- Mannheim:
- Mannheimer Sternwarte, 1774 bis 1880
Andere Sternwarten (Auswahl)
- Spanien:
- Großbritannien:
- USA:
- Chile:
- Russland:
- Abas-tuman im Transkaukasus
- Krim-Observatorium
- Pulkowo-Observatorium
- Selentschuk Observatorium
- Australien:
Im Luftraum (Auswahl)
Im Weltall (Auswahl)
- Hubble-Weltraumteleskop (NASA/ESA)
- Spitzer-Weltraumteleskop (NASA)
- XMM-Newton-Weltraumteleskop (ESA)
- Chandra-Weltraumteleskop (NASA)
Observatorien aus vor- und frühgeschichtlichen Zeiten (Auswahl)
- Stonehenge
- Pyramiden von Gizeh
- Sonnenobservatorium von Goseck
- Sonnenobservatorien der Maya, z.B. auf dem Monte Alban
Weblinks
- Verzeichnis öffentlicher Sternwarten im Open Directory Project
- Verzeichnis Astronomischer Institute im deutschsprachigen Raum - als Karte, ca. die Hälfte sind Sternwarten
- Verzeichnis Astronomischer Institute im deutschsprachigen Raum - als Liste bei der Astronomsichen Gesellschaft, ca. die Hälfte sind Sternwarten
- Verzeichnis der Volkssternwarten im deutschsprachigen Raum im German Astronomical Directory