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Blasmusik

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Blasmusik im weiteren Sinne umfasst alle Musikgattungen bzw. Stilrichtungen, bei denen ausschließlich oder überwiegend Blasinstrumente verwendet werden. Damit gehören zur Blasmusik auch Alta musica und Jagdhorn-Ensemble, Hornquartett oder Brass Quintett, das "klassische" Bläserquintett, die Harmoniemusik, die "Türkische Musik" (Janitscharenmusik), Fanfarenzüge, Brass Band der evangelische Posaunenchor sowie Blasorchester (Suppan 1994).

Im engeren Sinne wird heute Blasmusik auch nur auf diejenige Musik bezogen, die von Blasorchestern gespielt wird, wobei hier die Unterschiede sowohl in der Besetzung als auch in der gespielten Literatur sehr groß sind. Auch die Bezeichnungen für die Blasorchester sind sehr vielfältig. So spricht man im deutschsprachigen Raum vielfach von Blaskapellen, in der Schweiz auch von Harmonieorchestern, einem Begriff der sich etwa auch in Frankreich (Orchestre d'Harmonie) oder in den Niederlanden (Harmonieorkest) findet. Im englischsprachigen Raum nennen sich die Orchester unter anderem Wind Ensemble, Concert Band oder Military Band.

In den letzten Jahren nennen sich zahlreiche Orchester auch "Symphonische Blasorchester", "Wind Symponie", "Symphonic Wind" oder "Wind Project". Dabei handelt es sich vielfach um Militär- oder Profi-Orchester aber auch von engagierten Laien getragene Stadtmusiken oder Auswahlorchester, die sich Originalkompositionen oder qualifizierte Bearbeitungen klassischer Werke oder populärer Musik widmen. Ein Merkmal der "Symphonischen Blasorchester" liegt darin, dass alle Stimmen der jeweils gespielten Stücke mit Musikern voll besetzt sind (was bei Musikkapellen vielfach nicht der Fall ist).


Entwicklung des heutigen Blasorchesters

Blasmusik gibt es, seit Menschen auf Blasinstrumenten spielen. So kann der Ursprung der Blasmusik auf die Schwäbische Alb verlegt werden: Vor etwa 36.000 Jahren musizierten wahrscheinlich in der Umgebung des Geissenklösterle in Blaubeuren Steinzeitmenschen auf einer Flöte aus einem Singschwanknochen. Die Flöte, die dort gefunden wurde, gilt als ältestes Musikinstrument Europas.

Hörner von Rindern, Muscheln und andere einfache Blasinstrumente wurden von Naturvölkern bei religiösen Riten eingesetzt und die Posaunen von Jericho oder die Fanfaren der Römerzeit zeugen vom "Blasmusikwesen" im Altertum.

Vorläufer der Blasmusik, wie sie sich im 19. Jahrhundert entwickelt hat, sind Bläserensemble wie die Harmoniemusiken des ausgehenden 18. Jahrhunderts sowie die Türkische Musik, die sich zunächst in der Militärmusik nach den Türkenkriegen vor allem in Österreich und Süddeutschland, danach aber auch im zivilen Bereich herausgebildet hat.

Die heutige Besetzung der Blasorchester entwickelt sich ab Anfang des 19. Jahrhunderts in Schüben, die unter anderem mehrere Ereignisse verursacht wurden, die sich regional unterschiedlich stark auswirkten und dadurch auch zu unterschiedlichen Entwicklungen führten.

1. Die ersten konzertanten Blasorchester entstanden in der Französischen Revolution und waren durch chorische Besetzung der Holz- und Blechbläserregister sowie einer Perkussionsgruppe gekennzeichnet. Als Freiluftmusik hatten sie die Aufgabe, die großen Revolutionsfeiern, später die "Friedensfeiern" nach den Siegen Napoleons mit Musik zu unterstützen. Zahlreiche Blasorchester des Süddeutschen Raumes führen ihren Ursprung auf diese Zeit zurück, in der sie von ihren Monarchen, die Vasallen Napoleons waren, für Huldigungsfeiern eingesetzt worden sind.

In dieser Zeit entstanden auch Märsche bekannter Komponisten wie Beethovens Militär-Marsch von 1816. Später schrieben unter anderem Antonin Rejcha seine "Musik, das Andenken großer Männer und großer Begebenheiten zu feiern" (um 1830) oder Hector Berlioz die "Grand Symphonie funèbre et triomphale" (op. 15; 1840) für die Besetzung des französischen Revolutionsorchesters.

Straßenbläser um 1876

2. Mit der Entwicklung der Ventile für Blechblasinstrumente (Riedl in Wien 1832 und Périnet in Paris 1839) standen den Blechbläsern vollwertige chromatische Instrumente zur Verfügung. Damit konnten auch die Register der Trompeten und Horninstrumente chorisch besetzt und die Instrumente zur Melodieführung verwendet werden. Außerdem führte die Erfindung der Ventile dazu, dass diese nicht nur in die bis dahin gebräuchlichen Naturtrompeten und –hörner eingebaut, sondern dass völlig neue Instrumente entwickelt wurden. Beispiele hierfür sind die Saxhörner, die Adolphe Sax in Paris entwickelte. Auch in Preußen und Österreich wurden auf Anregung von Militärkapellmeistern neue Ventilblasinstrumente – Vorläufer von Tenorhorn und Bariton sowie der Tuba - entwickelt.

3. Durch Industrialisierung und wirtschaftlichen Aufschwung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren beispielsweise Städte dazu in der Lage, Stadtmusiken zu gründen. Auf den britischen Inseln waren es Industrielle, die sich Werkskapellen, die Vorläufer der Brass Band, zulegten.

4. Die Entwicklung der zivilen Blasmusik wurde ganz wesentlich von den Militärmusiken bestimmt, die einerseits die Optimierung der Instrumente vorantrieb und dann auch die Besetzung der Orchester mit diesen "ausprobierten". Zudem wurden sowohl auf dem Kontinent wie auf den britischen Inseln zumeiste "ausgediente" Militärmusiker als Dirigenten engagiert, die meist auch die entsprechende Literatur schrieben.

Verbreitung

Im deutschsprachigen Raum gibt es vor allem in Süddeutschland, der Schweiz, Österreich und Südtirol Blaskapellen. Sie sind vor allem als Vereine organisiert, können als Stadtmusiken jedoch auch von Kommunen getragen werden.

In protestantischen Gemeinden gibt es oft Posaunenchöre anstelle der Muskvereine oder auch neben diesen. Posaunenchöre legen aber oft wert darauf, dass die Musik nicht als Blas- sondern als Bläsermusik bezeichnet wird.

Besetzungen

Instrumentarium des Blasorchesters (Harmoniebesetzung)

"Harmoniebesetzung" bedeutet eigentlich nur, dass das Orchester mit Holz- und Blechbläser besetzt ist. Schon Mozart hat seine eigenen Werke auch "auf Harmonie gesetzt". Die ursprüngliche Harmoniemusik war in der Regel nur mit Oboen, Klarinetten, Fagott und Kontrafagott sowie Hörnern besetzt.


In der bayerischen Blasmusik gibt es keine Piccoloflöte, deren Part wird durch die Es-Klarinette übernommen ("picksiaßes Hölzl").

Instrumentarium des Spielmannszugs

Literatur

  • Berg, Hans-Walter, Hermann X. Egner, Albert Häberling, Peter Hudec, Volker Landtag, Jürgen Maahn, Hilger Schallehn und Fritz Thelen (1986): Handbuch der Blasmusik. 233 S. Schott, Mainz.
  • Ruhr, Peter und Wolfgang Blass (1987): Eine Strukturanalyse des Badischen Blasmusiklebens. In: ALTA MUSICA 7 : 201-222. Tutzing.
  • Ruhr, Peter (1987): Die Blasmusik in der Provinz, deren Aufgaben und Funktion. In: ALTA MUSICA 4 : 165-173. Tutzing.
  • Ruhr, Peter (1982): Der Blasmusiker. Studien zur Geschichte und heutigen Struktur der Blasmusik im südbadischen Raum. 345 S. Hochschulsammlung Philosophie Musikwissenschaft Band 3.
  • Suppan, Wolfgang (1983): Blasmusik in Baden. Geschichte und Gegenwart einer traditionsreichen Blasmusiklandschaft. 704 S. Schulz Verlag Freiburg.
  • Suppan,Wolfgang (1994): Das neue Lexikon des Blasmusikwesens. 4. Aufl. Schulz Verlag Freiburg.

Komponisten für Blasmusik

Komponisten, die überwiegend für Blasorchester komponieren

Komponisten, die einzelne Werke für Blasorchester geschrieben haben

(Werke sind in den jeweiligen Artikeln aufgeführt.)

siehe auch Marschmusik, Traditionsmarsch