Fortifikationsbauten Königsberg
Der Stadt Königsberg haftet seit ihrer Gründung immer Ruf eines militärischen Bollwerks an. Dies scheint nicht unbegründet, wenn man durch die Geschichte die Befestigungsanlagen betrachtet, die in und um diese Stadt errichtet wurden. Selbst heute ist die Stadt ein militärischer Brückenkopf.

Antike: Burg Twangste
Twangste war der Name einer Burg der Prußen an der Stelle des späteren Königsberg (Preußen), im heutigen Zentrum von Kaliningrad stand. Auf einem Berg in einem Wald, der von den Prußen „Tuwangste" auch Twangste, Twangst, Twongst, Twoyngst genannt wurde, lag ein alten Feste der Prußen. Der Name dieser Burg leitet sich von dem Wort "wangus" ab und beschreibt einen Holzschlag in einem Eichwald. Da die Eiche das Symbol des prußischen Donnergottes Perkunos war und unter Tabu stand, verbot es sich für die prußischen Ureinwohner, einen Eichwald auch nur anzutasten. Die Siedlung, die Befestigung und der Handelsplatz Truso werden schon bei Tacitus als Ausgangspunkt der Bernsteinroute erwähnt wird.
Mittelalter: Königsberger Schloss
Im Jahr 1255 drang unter Führung des Ordens ein großes Kreuzfahrerheer des Königs Ottokar von Böhmen von Balga über das Eis des Frischen Haffs ins Samland ein. Nach der Landeseroberung gründete der Orden die Burg anstelle der alten Prussenburg Twangste. Der Berg wurde zur Ehre des Königs Ottokar „Königsberg" genannt wurde. So begann der Bau der Burg Königsberg, dem späteren Königsberger Schloss. Der ersten mittelalterlichen Stadtringe wurden vom Ordensmarschal Hening Schindekop in Auftrag gegeben und umzog jede der drei Städte Altstadt, Löbenicht und Kneiphof im Einzelnen. Der barocke Befestigungsgürtel wurde von 1626-1634 erbaut, als Gustav Adolf in Pillau gelandet war und die Stadt bedrohte. Dieser Befestiungsgürtel wurde durch das Anlegen der Feste Friedrichsburg 1657 ergänzt.
19. Jahrhundert: Festungseinrichtungen
Die Befestigungsringe des 19. Jahrhunderts wurden mit Rücksicht auf Russland 1842 durch Kabinettsorder befohlen. General der Pioniere Ernst Ludwig von Aster arbeitete den Plan aus. Der Bau wurde 1859 fertiggestellt und umschloß die Stadt in einer Länge von 11 Kilometern. Die meisten der insgesamt 8 Tore wurden im Tudorstil in Backstein von Friedrich August Stüler und Wilhelm Stürmer gestaltet. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Festungsgürtel nicht mehr zeitgemäß. Der erste Mauerdurchbruch erfolgte am Wrangelturm 1906. 1910 wurde das Tragheimer Tor geschliffen und 1912 das Steindammer Tor. Die weiteren Tore bliebe als Park- und Grünanlage dank des umsichtigen OB Hans Lohmeyer erhalten. Dieser kaufte die 312 ha des Wallgürtels für 29 Millionen Reichsmark auf. Als im Januar 1945 die Stadt zur Festung erklärt wurde, wurden diese Einrichtungen wieder in die Verteidigung einbezogen und waren teilweise schwer umkämpft. Während die Innenstadt durch sowjetische Artillerie vollständig zerstört wurde, blieben die in der Peripherie liegenden Festungseinrichtungen fast vollständig erhalten. Zu diesen zählt:

- Königstor
- Brandenburger Tor
- Friedländer Tor
- Rossgärter Tor
- Friedrichsburger Tor
- Sackheimer Tor
- Steindammer Tor
- Tragheimer Tor
- Bastion Grolmann
- Bastion Sternwarte
- Wrangelturm
- Dohnaturm
- Defensionskaserne Kronprinz.
Bis zum Ende des 1. Weltkrieges blieben die Fortifikationsringe intakt. Zwischen den Weltkriegen wurde daraus ein Grüngürtel mit Parks, der schließlich 602 ha umfasste.
Gründerzeit: Die Forts um Königsberg
Unmittelbar nach Fertigstellung dieses Festungsringes entstand weit außerhalb der Stadt in einem Radius von 8 bis 10 Kilometern vom Stadtmittelpunkt ein Gürtel von Festungsanlagen. Der kreisförmig gelegene Gürtel bestand aus mehreren großen Festungswerken, nämlich der Festung Friedrichsburg und 16 Forts. Der Entwurf eines aus mehreren Forts bestehenden Befestigungsgürtels rings um Königsberg wurde seit 1871 unter Generalinspekteur Georg von Kameke angenommen. Der durchschnittliche Abstand zwischen den Forts und dem Erdwall betrug fünf Kilometer. Der Bau der Forts begann 1872. 11 Forts wurden zwischen 1874 und 1885 errichtet. Insgesamt zog sich die Arbeit bis 1890 hin. Als Bauarbeiter wurden dabei größtenteils französische Kriegsgefangene aus Deutsch-Französischer Krieg eingesetzt. Auch von den Reparationen, die das besiegte Frankreich an Preußen hatte zahlen müssen, wurde ein Löwenanteil zum Bau des Befestigungsgürtels verwendet. Insgesamt entstanden zwölf Forts und vier Zwischenwerke. Jedes Fort war mit einer Nummer und einem Namen bezeichnet. Die Fortifikationsanlagen der Stadt Königsberg stellen eine hohe Form des Festungsbaus dar. Die Fortifikationen sind in der Regen ein 360 Meter breites und 180 Meter tiefes symmetrisch angeordnetes Sechseck auf einem Wall, das von einem 20 Meter breiten und 3 bis 5 Meter tiefen Wassergraben umgeben ist. Im Wall befanden sich Bastionen unter einer Erdschicht von 3 bis 4 Metern. Kaserne und Bastionen waren aus doppelt gebrannten, also sehr harten, Ziegeln erbaut und hatten mehrere Etagen. In den 16 Festungswerken dieses Gürtels waren insgesamt 1242 Räume mit einer Fläche von 49585 Quadratmetern vorhanden. Es beherbergten Kommandostellen, Unterkünfte für Offiziere und Mannschaften, ein Lazarett, eine Küche und Speisesäle, mehrere Lager für Nahrungsmittel, Munition, Kraftstoff und verschiedenes Kriegsgerät. Die Innenhöfe waren groß genug, um Fahrzeuge wenden zu lassen, außerdem dienten sie dazu, Artilleriegeschütze bei Notwendigkeit hinter dem Erdwall in Deckung zu bringen. In Gefechtsstellung waren die Geschütze auf dem Erdwall hinter einer Brustwehr positioniert. Unweit der Geschütze befanden sich Unterstände für die Kanoniere. Die Garnison eines Forts bestand in der Regel Infanterie-Kompanie, der eine Artillerie- und zwei Pionierabteilungen, rund ca. 200 Mann. In der Schlacht um Königsberg wurden die Forts 5, 5a, 6, 7a, 7b, 8, 9, 10, 11, 12 erobert. Am schwierigsten gestaltete sich die Eroberung von Fort 5.

Fort 1 "Stein"
- 54° 42′ 21″ N, 20° 36′ 22,6″ O Fort 1 „Stein“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein.
Fort 1a "Gröben"
- 54° 44′ 4,6″ N, 20° 36′ 33,8″ O Fort 1a „ Gröben“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Karl von der Gröben
Fort 2 "Bronsart"
- 54° 44′ 57,5″ N, 20° 36′ 6,8″ O Fort 2 „ Bronsart“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Paul Bronsart von Schellendorff und Walther Bronsart von Schellendorff.
Fort 2a "Barnekow
- 54° 45′ 21,8″ N, 20° 34′ 17,8″ O Fort 2 a„ Barnekow“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Albert Christoph Gottlieb von Barnekow
Fort 3 "Friedrich Wilhlem I. bzw. Fort Quednau"
- 54° 45′ 40,8″ N, 20° 32′ 49,4″ O Fort 3„ Friedrich Wilhelm I.“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Friedrich Wilhelm I. (Preußen) Die Fort III, "Friedrich Wilhlem I, wegen seiner Nähe zum Gut und Herrenhaus Qednau auch Fort Qednau oder Festung Quednau genannt wurde zwischen 1872 und 1884 als eines von zwölf größten Forts des neuen Befestigungsgürtels im Norden von Königsberg angelegt. Vermutlich wurde schon im Januar 1933 von der Königsberger Polizei zusammen mit anderen Dienststellen dort ein Lager eingerichtet um gerüchteweise einen geplanten Schlag des Reichskanzlers Schleichers gegen zu verhaftende Führungsriege der NSDAP von Ostpreußen unterzubringen. Zwischen März und Juni 1933 wurde die Festung für männliche Gegner der NSDAP genutzt. Dabei wurden fast 400 Funktionäre der SPD und der KPD verhaftet. Die Gefangenen kamen in Polizeigewahrsam, wo sie noch gut behandelt wurden, oder in die Festung Quednau, was als Vorstufe zum Konzentrationslager angesehen werden muss. Die Kosten beliefen sich auf 3000 RM, was für damalige Verhältnisse außerordentlich niedrig ist und was für die schlechten Lebensbedingungen spricht. Überlebende des Lagers berichten von abgehaltene Gottesdienste, aber auch von drakonischer Folter und Strafen. Quednau war eines der sechs vom Preußischen Innenministerium anerkannten und finanzierten staatlichen KZ’s. Die meisten ostpreußischen Gefangenen wurden gesammelt um weiter ins Reich verbracht zu werden. Die Anlange wurde im Herbst 1933 geschlossen. [1]
Im Fort Quednau wurde der wertvollste Teil der Prussia-Sammlung in Kisten verpackt, vor der herannahenden Front im Winter 1944 eingelagert, weil es die größten und sichersten Bastion des Königsberger Befestigungsringes aus dem 19. Jahrhundert war. Die Festung war zu sowjetischen Zeiten militärisch genutzt und der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Bei Soldaten soll es Brauch gewesen sein sich aus römischen Münzen Souvenirs anfertigen zu lassen, oder sie schmuggelten Artefakte aus den Kasematten nach Hause. In der Kantine des Forts soll mit einem seltenen bronzezeitlichen Schwert Fleischportionen zurechtgehackt worden sein. Als die Armee das Waffenlager Ende der 1990er Jahre aufgab, holten sich Raubgräber und Schwartzmarkthändler was von den zerrupften Prussia-Funden noch übrig war. So tauchten erste Exponate auf dem Kaliningrader Schwarzmarkt auf, wo sie vom Archiologen Konstantin Skworzow entdeckt und anhand der Signaturen identifiziert wurden. So kam es zum Sensationsfund im Fort Quednau im November 1999. Der weitaus größte und wertvollsten Teil der Sammlung ist dennoch unwiederbringlich verloren. [2]
Weblinks
Fort 4 "Gneisenau"
- 54° 45′ 51,1″ N, 20° 29′ 18,5″ O Fort 4„ Gneisenau.“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Gneisenau
Fort 5 "Friedrich Wilhelm III."
- 54° 45′ 9,6″ N, 20° 26′ 37,1″ O Fort 5„ Friedrich Wilhelm III.“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Friedrich Wilhelm III. (Preußen). Es ist das am besten ausgebaute Fort. Im Ersten Weltkrieg kam es, abgesehen von einem flüchtigen Schusswechsel mit einem berittenen Kosakentrupp der russischen Armee im August 1914 zu keinen Kampfhandlungen. Bei der Schlacht um Königsberg gelang es den Angreifern schon am ersten Tag, dem 6. April, den Einkreisungsring um das Fort zu schließen. Die 200-köpfige Garnison des Forts erbat nach 16 Stunden erbitterten Widerstands die Kapitulation.
In den ersten Monaten nach Kriegsende nutzte man das Fort Friedrich Wilhelm III. als Sammel- und Vernichtungsstelle für versprengte Munition. Die Stadtverwaltung von Kaliningrad möchte dort ein Museum für Fortifikationkunst und Kriegstechnik einrichten.
Fort 5a "Lehnhof"
- 54° 44′ 21,4″ N, 20° 25′ 39,1″ O Fort 5a„ Lehnhof“
Fort 6 "Königin Luise"
- 54° 43′ 20,1″ N, 20° 24′ 50,6″ O Fort 6„ Königin Luise“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Luise von Mecklenburg-Strelitz
Fort 7a "Herzog von Holstein"
- 54° 41′ 36,2″ N, 20° 23′ 18,1″ O Fort 7a„ Herzog von Holstein“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Friedrich Ludwig (Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck)
Fort 7b "---"
- 54° 41′ 40,1″ N, 20° 24′ 0,7″ O Fort 7b„ ---“
Fort 8 "König Friedrich I."
- 54° 39′ 51,8″ N, 20° 25′ 51,9″ O Fort 8„König Friedrich I.“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Friedrich I. (Preußen).
Fort 9 "Dohna"
- 54° 39′ 11,7″ N, 20° 29′ 5,8″ O Fort 9„ Dohna“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Friedrich Ferdinand Alexander zu Dohna-Schlobitten und Alexander zu Dohna-Schlobitten und Christoph I. zu Dohna-Schlodien und Christoph II. von Dohna-Schlodien und Karl Friedrich Emil zu Dohna-Schlobitten.
Fort 10 "Kanitz"
- 54° 39′ 3″ N, 20° 31′ 44″ O Fort 10„ Kanitz“
Der Name dieser Fortifikation stammt von August von Kanitz
Fort 11 "Graf Dönhoff"
- 54° 39′ 24″ N, 20° 34′ 5,1″ O Fort 11„ Graf Dönhoff“
Der Name dieser Fortifikation stammt von Friedrich von Dönhoff und Otto Magnus von Dönhoff und August Heinrich Hermann von Dönhoff und Alexander von Dönhoff. Hier vermutet man noch Teile des Bernsteinzimmers. [3]
Fort 12 "Eulenburg"
- 54° 40′ 16,7″ N, 20° 36′ 1,6″ O Fort 12„ Eulenburg“
Der Name dieser Fortifikation stammt von August zu Eulenburg und Friedrich zu Eulenburg und Philipp zu Eulenburg.
3. Reich: Bunker in Königsberg
Neben zahlreichen Luftschutzbunkern und Panzergräben und Panzerspeeren hat sich bis in die Gegenwarte erhalten:
Einzelnachweise
- ↑ Der Ort des Terrors: Benz, Wolfgang, Distel, Barbara, Königseder, Angelika
- ↑ Artikel im Runenstein
- ↑ [1]
Literatur
- Rudí Rolf: Dictionary of Modern Fortification, 2004 London
- Eremeev, Veniami: Koenigsberg + Kaliningrad = 750 - The Monuments of Defensive Architecture, 2006 London
- Robert Albinus: Königsberg-Lexikon. Würzburg 2002, ISBN 3-88189-441-1
- Richard Armstedt: Geschichte der königl. Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen. Reprint der Originalausgabe, Stuttgart 1899.
- Fritz Gause: Die Geschichte der Stadt Königsberg in Preußen. 3 Bände, Köln 1996, ISBN 3-412-08896-X
- Jürgen Manthey: Königsberg – Geschichte einer Weltbürgerrepublik. Hanser 2005, ISBN 3446206191
- Gunnar Strunz, Königsberg entdecken, Berlin 2006, ISBN 3-89794-071-x