Reusenfallen
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Die Reusenfallen, Genlisea, sind eine Gattung aus der Familie der Wasserschlauchgewächse (Lentibulariaceae). Alle der 21 Arten sind fleischfressende Pflanzen. Die Gattung Genlisea wurde im Jahr 1833 das erste Mal vom französischen Botaniker Augustin Saint-Hilaire beschrieben, der botanische Name leitet sich von der französischen Schriftstellerin Stephanie Felicité de Genlis her.
Morphologie
Reusenfallen sind wurzellose, rosettenförmige Kräuter, einjährig oder ausdauernd. Sie sind relativ klein, im Durchmesser 1 - 5 Zentimeter und nur wenige Zentimeter hoch. Zwei Blatttypen sind zu unterscheiden, nämlich die oberirdischen Blätter sowie die unterirdischen Fallen, die Reusenblätter ("Rhizophylle").
Blätter
Die oberirdischen Blätter der Pflanzen stehen in einer Rosette und sind zwischen 3 und 50 Millimeter lang. Sie sind meist spatelförmig, vereinzelt auch obovat-spatelförmig.
Fallen
Die bereits von Charles Darwin vermutete Karnivorie der Pflanzen wurde erst 1998 definitiv belegt. Die Fallen sind eigentlich unterirdische Blätter, sogenannte Rhizophylle, also von einem Rhizom ausgehende Blätter. Die Pflanzen locken ihre Beute durch chemische Lockstoffe an, die von den Rhizophyllen abgegeben werden. Bei der Beute handelt es sich um Ciliaten, Nematoden und andere kleine Bodenbewohner.
Die Rhizophylle haben die Fom eines umgedrehten Ypsilons, wobei die beiden Arme jeweils korkenzieherartig verdreht sind, dem "Gewinde" entlang sind schlitzförmige Öffnungen verteilt. Zuvor aber verdickt sich der Stiel nach mehreren Millimetern in eine Blase, die die Funktion eines Verdauungsorgans hat. Zwischen den Öffnungen am Gewinde und der weiter oben gelegenen Blase ist das Rhizophyll hohl und in Kammern unterteilt, die durch gerichtete Härchen voneinander getrennt sind. Die gerichteten Härchen erlauben den einmal durch die Öffnung eingedrungenen Beutetieren nur die Bewegung in Richtung der Blase, daher der deutsche Name "Reusenfalle". In der Blase und auch in der übrigen Falle sitzen Drüsen, die der Verdauung der Beute dienen.
Blüten
Die bis zu 50 cm hohen Blütenstände ragen, wie bei allen Karnivoren, weit über die Pflanze selbst hinaus, an ihrem Ende tragen sie meist gelbe oder violette, gespornte Blüten.
Früchte
Die Früchte der Reusenfallen sind kleine runde Kapseln, die einige wenige Samen enthalten. Die Art, wie die Früchte sich öffnen um die Saat freizugeben, die Dehiszenz, dient als Unterscheidung der beiden Untergattungen (siehe unten), die Samenkapseln von Arten der Untergattung Tayloria öffnen sich entlang länglicher Schlitze, bei den Samenkapseln der Untergattung Genlisea hingegen hebt sich die Spitze der Kapsel am Ende eines spiralförmigen Einschnitts ab.
Verbreitung
Reusenfallen sind Tropenpflanzen, ihre Verbreitungsgebiete sind zum einen Afrika und Madagaskar sowie zum anderen Mittel- und Südamerika, wobei keine Art auf beiden Kontinenten vorkommt.
Afrika
Das Hauptvorkommen der afrikanischen Reusenfallen findet sich im Raum Sambia, Simbabwe, Mosambik und Malawi von wo es bis nach Madagaskar reicht, sowie in Angola. Weitere kleine Vorkommensgebiete sind nachgewiesen entlang der zentralafrikanischen Küste und im äussersten Westafrika (Guinea, Sierra Leone, Guinea-Bissau, Elfenbeinküste). Interessant ist dabei die Umgehung des eigentlichen Zentralafrika (DR Kongo, Ruanda, Burundi).
Amerika
Das Zentrum der Vorkommen in Amerika ist Brasilien, von den elf amerikanischen Arten finden sich dort neun, davon vier als Endemiten. Im benachbarten Venezuela sind sieben Arten beheimatet, zwei endemisch. Nebenvorkommen finden sich in Guyana, Kolumbien, Bolivien und Paraguay, nach Norden hin strahlt die Gattung über Zentralamerika (Honduras) noch bis nach Trinidad und Kuba aus.
Habitate
Alle Arten besiedeln hauptsächlich extreme, nährstoffarme und humusarme, feuchte bis nasse Standorte vor allem auf Inselbergen und Ferricreten (Eisenkrustenböden), daneben finden sie sich aber gelegentlich auch in Weisssandsavannen oder Sümpfen, einige wenige semi-aquatische Arten (z.B. G. repens)) bevorzugen Gewässerränder als Lebensraum.
Systematik
Die nächsten Verwandten der Reusenfallen sind die Wasserschläuche. Die Gattung selbst wird noch in zwei Untergattungen gegliedert: Tayloria und Genlisea. Die Untergattung Tayloria ist dabei in ihren Vorkommen auf Ostbrasilien beschränkt.
- Vorlage:Subgenus Genlisea
- Genlisea africana
- Genlisea angolensis
- Genlisea aurea
- Genlisea barthlottii
- Genlisea filiformis
- Genlisea glabra
- Genlisea glandulosissima
- Genlisea guianensis
- Genlisea hispidula
- Genlisea margaretae
- Genlisea pallida
- Genlisea pygmaea
- Genlisea repens
- Genlisea roraimensis
- Genlisea sanariapoana
- Genlisea stapfii
- Genlisea subglabra
- Genlisea taylorii
Literatur
- Fromm-Trinta, Elza: "Genliseas Americanas", in: Sellowia 36, 1984
- Fischer, Eberhard; Porembski, Stefan; Barthlott, Wilhelm: "Revision Of The Genus Genlisea (Lentibulariaceae) In Africa And Madagascar With Notes On Ecology And Phythogeography", in: Nordic Journal Of Botany, 20(3), 2000
- Barthlott, Wilhelm; Porembski, Stefan; Seine, Rüdiger; Theisen, Inge: "Karnivoren", Stuttgart, 2004, ISBN 3-8001-4144-2