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Gießen

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Wappen Karte
Wappen fehlt
Hilfe zu Wappen
Deutschlandkarte, Position von Gießen hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Gießen
Landkreis: Gießen
Fläche: 72,56 km²
Einwohner: 74.001 (31.12.2003)
Bevölkerungsdichte: 1.020 Einwohner je km²
Geografische Lage: 50° 34' n. B.
08° 39' ö. L.
Höhe: 171 m ü. NN
Postleitzahlen: 35390-35398
Vorwahl: 0641
Kfz-Kennzeichen: GI (1977-79: L)
Gemeindeschlüssel: 06 5 31 005
Stadtgliederung: 5 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Berliner Platz 1
35390 Gießen
Offizielle Website: www.giessen.de
E-Mail-Adresse: StadtGiessen@giessen.de
Politik
Bürgermeister: Heinz-Peter Haumann (CDU)

Gießen ist eine Universitätsstadt in Mittelhessen. Der Regierungsbezirk Gießen und der Landkreis Gießen haben dort ihren Verwaltungssitz. Gießen ist die achtgrößte Stadt Hessens.

Geschichte

Panorama Gießens & Teil des naturwissenschaftlichem Campus der JLU
Datei:Mk Gießen Stadt.jpg
Blick auf Gießen.

Um 1150 legten die Grafen von Gleiberg die Burg Gießen an. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt stammt dagegen aus dem Jahr 1197. 1248 wurde Gießen erstmals als Stadt bezeugt. 1264 kommt Gießen an die Landgrafschaft Hessen, die um 1300 das heutige Alte Schloss anlegen lässt. Um 1325 wurde die Neustadt gegründet. Ab etwa 1370 gab es Bürgermeister in Gießen, die den landesherrlichen Burgmannen gleichgestellt waren, sowie einen Rat als Vertretung der Bürgerschaft. Das (1944 zerstörte) Alte Rathaus am Marktplatz als Symbol bürgerlicher Macht entstand um 1450, die Stadtkirche bis 1484.

Gegen 1535 ließ Landgraf Philipp der Großmütige die Stadt befestigen. Im selben Jahrzehnt entstanden der Alte Friedhof und das Neue Schloss. Am 27. Mai 1560 vernichtete ein Großbrand den nördlichen Teil der Stadt um das Walltor. Bei der Teilung der Landgrafschaft 1567 gelangte Gießen zu Hessen-Marburg, 1604 zu Hessen-Darmstadt. Drei Jahre später (19. Mai 1607) ermöglichte ein Privileg Kaiser Rudolfs II. die Gründung der Universität. Zwei Jahre später eröffnete der Botanische Garten, der älteste in Deutschland. 1634/35 dezimierte eine schwere Pestepidemie die Bevölkerung der Stadt. Im 18. Jahrhundert wurde die Region mehrfach durch Kriege heimgesucht und die Stadt von fremden Truppen besetzt.

1803 wurde Gießen Hauptstadt der neuen Provinz Oberhessen im Großherzogtum Hessen. In den folgenden Jahren wurde die Stadtbefestigung geschleift und an ihrer Stelle die Wallanlagen angelegt. 1824 bis 1852 lehrte Justus von Liebig an der Universität Gießen. Im Revolutionsjahr 1848 kam es auch in Gießen zu Unruhen, ein Student wurde getötet. Ein Jahr später wurde die Stadt mit Eröffnung der Main-Weser-Bahn Frankfurt-Kassel) an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen, 1862 folgte die Eisenbahnstrecke nach Köln, 1864 die Lahntalbahn nach Koblenz. Ab etwa 1860 wuchs die Stadt über die Wallanlagen hinaus.

Ab 1867 war Gießen als Garnisonsstadt ein wichtiger Militärstandort. 1870 eröffnete die Vogelsbergbahn nach Fulda, 1872 die Lahn-Kinzig-Bahn nach Gelnhausen. 1879 bis 1888 lehrte Wilhelm Conrad Röntgen an der Universität Gießen. 1893 wurde die heute größte Kirche der Stadt, die evangelische Johanneskirche an der Südanlage, eingeweiht. 1907 eröffnete das Stadttheater. Ab 1894 gab es in Gießen öffentlichen Nahverkehr, zunächst mit Pferdeomnibussen, seit 1909 mit einer elektrischen Straßenbahn.

Im Jahr 1925 eröffneten die Volkshalle an der heutigen Grünberger Straße und der Gießener Flughafen, das spätere US-Depot. Durch Eingemeindung von Wieseck, Klein-Linden und Schiffenberg stieg die Einwohnerzahl 1939 auf 42.000, Gießen wurde Kreisfreie Stadt.

Die über 1000 Gießener Juden wurden bis Ende 1942 in die Vernichtungslager der Nazis deportiert.

Durch zwei verheerende Luftangriffe der englischen Luftwaffe am 2. und (vor allem) 6. Dezember 1944 wurde nahezu der gesamte alte Stadtkern Gießens vernichtet, Hunderte Zivilisten fanden den Tod. Die kriegswichtigen Bahnanlagen und die zahlreichen Militäreinrichtungen blieben dagegen weitgehend intakt. In den folgenden Monaten starben viele weitere Menschen durch Tieffliegerangriffe. Am 27. März 1945 beendete der Einzug der amerikanischen Armee den Krieg für die zerstörte Stadt und befreite die Gießener von Schreckensherrschaft und Bombenterror.

Datei:Mk Gießen Bahnhofstraße.jpg
Architektur der 50er Jahre und verbliebene Gründerzeitbauten prägen das Stadtbild.

Der Wiederaufbau im fortschrittlich gesinnten Gießen orientierte sich an den Lehren des Modernen Städtebaus: Altstadtgrundstücke wurden zu großen Einheiten zusammengefasst, Straßen- und Platzräume aufgeweitet und der öffentliche Raum weitgehend den Interessen des Autoverkehrs angepasst. 1953 wurde die letzte (zuvor aufwendig wiederaufgebaute) Linie der Gießener Straßenbahn stillgelegt, statt dessen fuhren Oberleitungsbusse (bis 1968). Die wenigen von den Bombenangriffen verschont gebliebenen Straßenzüge des Stadtkerns wurden niedergerissen, ebenso teilweise erhalten gebliebene Ruinen wie die des 500 Jahre alten Rathauses. Neubauten im Stil der 50er Jahre entstanden, unter anderem das (bereits wieder abgerissene) Behördenhochhaus am Berliner Platz oder die Kongresshalle. Die Ausfallstraßen, die Wallanlagen und die wichtigsten Achsen der Innenstadt wurden zu mehrspurigen Verkehrsstraßen ausgebaut. Bis 1975 entstanden rund um Gießen zahlreiche Autobahnen, darunter der Gießener Ring.

1971 stieg die Einwohnerzahl durch Eingemeindung von Allendorf und Rödgen auf 78.000. 1977 entstand aus Gießen, Wetzlar und 14 Umlandgemeinden die Stadt Lahn mit 156.000 Einwohnern als Oberzentrum Mittelhessens. Lahn-Gießen bildete den größeren der beiden Stadtkerne. Die Lahnstadt wurde nach nur 31 Monaten Existenz 1979 wieder aufgelöst. Während das wiederentstandene Wetzlar acht Stadtteile der Lahnstadt dem eigenen Stadtgebiet einverleiben konnte, erhielt Gießen nur einen neuen Ortsteil (Lützellinden).

Das Gießener Notaufnahmelagelager war in den 80er Jahren erste Station für zahlreiche ausgereiste DDR-Bürger und erlebte 1989 zunächst den Ansturm der über Ungarn geflüchteten Ostdeutschen und im Herbst den der legal über die nun offene Grenze gekommenen.

Wappen

Blasonierung: Das Wappen stellt in Silber einen rechtsgewendeten, schwarz beflügelten und blau bewehrten roten Löwen dar. Es wurde der Stadt am 29. April 1916 von Großherzog Ernst Ludwig verliehen.

Geographie

Wassersportler auf der Lahn (2004)

Gießen liegt an der Lahn, genau dort, wo diese ihren Lauf von südlicher in westliche Fließrichtung ändert, in einer der seltenen Aufweitungen des Lahntals. Nördlich der Stadt setzt sich das Lahntal in Richtung Marburg fort. Im Westen liegt der Westerwald, im Süden die Wetterau und in weiterer Entfernung der Taunus. Im Osten geht das Gießener Land in den Vogelsberg über.

Nachbarstädte Gießens sind Wetzlar (15 km westlich) und Marburg (20 km nördlich), die beide ebenfalls an der Lahn liegen, sowie Fulda (80 km östlich), Friedberg (30 km südlich) sowie Frankfurt am Main (70 km südlich).

Stadtgliederung

Außer der alten Kernstadt Gießen gehören sechs weitere Stadtteile zum Stadtgebiet:

Die unbewohnte Gemarkung Schiffenberg im Süden der Stadt wurde 1939 angegliedert.

Die Stadtteile der ehemaligen Stadt Lahn siehe im eigenen Artikel.

Verkehr

Gießen ist ein Verkehrsknotenpunkt Mittelhessens. Das Lahntal bündelt die Verkehrsströme aus Norden (Marburg, Kassel) und Westen (Wetzlar, Koblenz), die Wetterau schafft die Verbindung nach Süden (Frankfurt). Nur nach Osten verhindert der Vogelsberg einen einfachen Weg, deshalb sind die Verkehrsbeziehungen in diese Richtung am schwächsten ausgeprägt.

Straßenverkehr

Neben den überregional und international bedeutenden Autobahnen A5 (Frankfurt–Kassel) und A45(Hanau/Seligenstadt–Dortmund) bestehen die regionalen Strecken A480 (zum Reiskirchener Dreieck) und die autobahnähnlich ausgebaute B49 (Wetzlar) in Ost-West-Richtung und die A485 (Ostumgehung) und B429 (Westtangente) ind Nord-Süd-Richtung. Die A485 ersetzt im Gießener Raum die Bundesstraße 3, die früher mitten durch Gießen verlief. In südöstliche Richtung (Lich, Hungen) verläuft außerdem die Bundesstraße 457.

Das Stadtgebiet wurde nach den schweren Kriegszerstörungen autogerecht wiederaufgebaut, breite Einfallstraßen führen zu einer Ringstraße im Verlauf der ehemaligen Wallanlagen. Der Stadtkern innerhalb der ehemaligen Wallanlagen ist seit den 80er Jahren für den Autoverkehr weitgehend gesperrt.

Schienenverkehr

Bahnhof mit Vorplatz, von östlicher Richtung (2004)

Gießen ist bis heute ein bedeutender Knotenpunkt im Bahnverkehr. Der Bau der ICE-Schnellfahrstrecke Würzburg/Frankfurt–Hannover in den 80er Jahren, die den Fernverkehr zwischen Frankfurt und Kassel heute statt über Gießen nun über Fulda leitet, verschob die Bedeutung im Bahnnetz zugunsten der osthessischen Stadt.

Die wichtigste Bahnstrecke in Gießen ist die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Main-Weser-Bahn von Frankfurt nach Kassel. Die Köln-Gießener Eisenbahn über Wetzlar und Siegen verbindet Mittelhessen mit dem Rheinland und dem Ruhrgebiet. Die Lahntalbahn folgt dem Fluss bis zu seiner Mündung nahe Koblenz. Die Vogelsbergbahn nach Alsfeld und Fulda umgeht das Gebirge wie die Autobahn A5 an seiner Nordseite. Die Lahn-Kinzig-Bahn führt von Gießen nach Südosten (Hungen, Nidda, Gelnhausen). Die genannten Strecken gehören zum größten Teil seit 1995 zum Rhein-Main-Verkehrsverbund.

Gießen besitzt einen Bahnhof und folgende Haltepunkte:

Hinzu kommen zwei Güterbahnhöfe (Gießen Güterbahnhof, Bergwald) und ein allerdings nicht mehr in Betrieb befindliches Bahnbetriebswerk.

Den Nahverkehr in Gießen bestreiten heute die Stadtwerke Gießen mit elf Omnibuslinien. Gießen besaß von 1909 bis 1953 eine Straßenbahn und von 1941 bis 1968 Oberleitungsomnibusse. (Näheres im Artikel).

Politik

Seit den Kommunalwahlen 2001 wird die Stadt aus einer Koalition von CDU (23 Sitze), FDP (3 Sitze) und Freier Wählergemeinschaft (FWG (4 Sitze)) regiert, die die Rot-Grüne Stadtregierung nach 16 Jahren ablöste. Neben den drei Regierungsparteien sind noch die SPD (20 Sitze), Bündnis 90/Die Grünen (6 Sitze), die PDS (2 Sitze) und die Bürgerliste Gießen (1 Sitz) in der 59-köpfigen Stadtverordnetenversammlung vertreten.

Zum neuen Oberbürgermeister wurde im 2. Wahlgang der Direktwahl am 28. September 2003 der bisherige Bürgermeister Heinz-Peter Haumann (CDU) gewählt, der sich mit 158 Stimmen Vorsprung gegenüber seinem SPD-Kontrahenten Gerhard Merz durchsetzte. Die Wahlbeteiligung lag bei 30,8 %.

Bildung

Gießen hat die höchste Studentendichte in Deutschland. Auf 73.000 Einwohner kommen gesamt rund 28.000 Studenten der

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sehenswürdigkeiten

Kirchenplatz mit dem erhaltenen Turm der ehem. Stadtkirche.

Zu den Sehenswürdigkeiten in Gießen gehören einige wieder aufgebaute Fachwerkhäuser, so das Gasthaus "Zum Löwen", wo Goethe einst mal übernachtete, das Alte Schloss und das Neue Schloss sowie das Burgmannenhaus (am Kirchplatz). Weiterhin ist ein Besuch des ältesten universitären Botanischen Gartens Deutschlands lohnenswert, dessen Gründung auf Elisabeth von Thüringen zurückgeht.

Das Empfangsgebäude des Bahnhofs wurde 1904-06 von Ludwig Hoffmann in der Tradition des Darmstädter Jugendstils errichtet; dabei wurden Teile des Vorgängerbaus der Main-Weser-Bahn von 1854 beibehalten.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Gießen - seit jeher eine wichtige Garnisonsstadt - stark zerstört (Luftangriff am 06. Dezember 1944). Beim Wiederaufbau wurden die noch vorhandenen Ruinen alter Gebäude und Plätze beseitigt und durch "moderne funktionale Bauten" (Beton) im Stil der 1950er und 1960er Jahre ersetzt bzw. die Verkehrsführung leider einer sog.autogerechten Stadt angepasst. Dabei ist ein Markenzeichen der Stadt anzuführen, das wegen seiner außergewöhnlichen Form und Größe so genannte "Elefantenklo", eine Fußgängerüberführung, die am Standort des ehemaligen Stadttores "Selterstor" in der Gießener Fußgängerzone mündet, dem Seltersweg.

Kultur

Das Stadttheater Gießen geht auf eine Bürgerinitiative zurück, die anlässlich der 300-Jahrfeier der Universität eine "feste Theaterspielstätte" forderte. Konsequenterweise brachte sie zwei Drittel der Bausumme auf und ließ an der Frontseite den Spruch "Ein Denkmal bürgerlichen Gemeinsinns" anbringen. Im Jugendstil erbaut und erhalten, wurde es 1907 eröffnet und bietet mit eigenem Ensemble und Gastspielen 600 Zuschauern/-hörern Platz bei Theater, Oper, Operette, Musical, Tanz und Konzert.

Kulturelles Leben zeigt sich in einer Studentenstadt auch durch die obligatorische Kneipenmeile, hier der Ludwigstraße, in der sich auch das Uni-Hauptgebäude befindet.

Das Mathematikum im ehemaligen Hauptzollamt, erstes und bislang einziges Museum dieser Art, bietet dem Besucher die Möglichkeit, sich spielerisch mit der Mathematik zu beschäftigen. Direkt neben dem Mathematikum ist das Liebigmuseum gelegen, das dem Chemiker Justus Liebig gewidmet ist.

Ausflugsziel Schiffenberg

Ein beliebtes Ausflugsziel ist der rd. 5 km entfernte Gießener "Hausberg" Schiffenberg (281 m). Er wurde 1972 vom Land Hessen käuflich erworben. In den Gebäuden einer ehemaligen Klosteranlage (Augustiner-Chorherrenstift) wird heute ein Ausflugslokal bewirtschaftet. Die romanische Substanz der doppelchörigen Pfeilerbasilika mit Querhaus und achtseitigem Vierungsturm rührt z. T. noch aus dem 2. Viertel des 12. Jahrhunderts her. Die westliche mit Lisenen gegliederte Apsis und zwei begleitende Rundtürme (fast komplett zerstört) wurden im Verlauf des 12. Jahrhunderts angebaut. Das südliche Seitenschiff ist verloren. Der Bau verzichtet fast gänzlich auf Bauschmuck. 1323 wurde die Anlage vom Deutschen Orden übernommen; der Deutsche Orden errichtete u. a. an der Südseite die ehemalige Komturei und an der Westseite das Gebäude der ehemaligen Propstei. 1809 wurde der Orden aufgehoben. Von der Ausstattung ist u. a. ein frühgotischer Taufstein (13. Jahrhundert) aus Basalt im Chorraum erhalten.

Im Rahmen der seit 1975 auf dem Schiffenberg stattfindenden Veranstaltungsreihe "Musikalischer Sommer" finden in den Sommermonaten zahlreiche Konzerte unter freiem Himmel statt. Von Volksmusik und Bands, die in regionaler Mundart spielen, über Jazz, Pop, Schlager bis hin zu Chorkonzerten und Theateraufführungen finden Kulturfreunde hier ein breit gefächertes Angebot. Auch jenseits der Stadtgrenzen bekannte Künstler gaben hier schon Gastspiele, so zum Beispiel im Jahr 2002 die Kölner Band BAP sowie im Jahr 2003 Götz Alsmann.

Sport

Gießen ist eine Sport-Hochburg. Hier ist z. B. die dienstälteste Mannschaft der Herren-Basketball-Bundesliga (früher MTV 1846 Gießen, Avitos Gießen, jetzt Gießen 46ers) zu Hause. In der Vergangenheit gelangten die Bundesliga-Volleyballer des USC Gießen, die Handballfrauen des VfB Gießen oder auch die Tischtennis spielerinnen des GSV zu überregionalen Titelehren.

Die Handballerinnen des TV Lützellinden dürften in den letzten 15 Jahren die erfolgreichste deutsche Mannschaft, auch auf internationalem Parkett, gewesen sein; nachdem sie keine Lizenz mehr für die 1. Bundesliga erhalten haben, spielen sie seit der Saison 2004/2005 jedoch nur noch in der Regionalliga. Trotz des ersten Platzes im Abschlussklassement ist jedoch unklar, ob der TVL in der kommenden Saison Zweite Bundesliga spielt; die Vergabe der Lizenz steht noch offen. Der Rudersport ist mit drei Vereinen vertreten. Der erfolgreichste und zugleich älteste unter ihnen ist die Gießener Rudergesellschaft 1877 e. V., die schon mehrere Weltmeister und Juniorenweltmeister(innen) in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Alljährlich an Pfingsten veranstalten die drei Vereine die Internationale Gießener Pfingstregatta, eine der größten und ältesten Ruderregatten in Deutschland (die erste Regatta fand 1892 in Gießen statt).

Gießener Besonderheiten

Berühmte Persönlichkeiten sind unter anderem Justus Liebig, nach dem die Gießener Universität benannt wurde, Wilhelm Conrad Röntgen, der erste Nobelpreisträger für Physik (1901), der hier lehrte und begraben ist, Wilhelm Liebknecht, in Gießen geborener Mitbegründer der SPD oder der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter, u. a. Mitbegründer der Internationalen Vereinigung der Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW), die 1985 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Georg Büchner studierte in Gießen, gründete 1834 die "Gesellschaft für Menschenrechte" und veröffentlichte den "Hessischen Landboten". Johann Wolfgang von Goethe, der sich einige Monate als Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar (ca. 15 km westlich von Gießen) aufhielt, war in dieser Zeit auch einige Male kurz im Gasthaus "Zum Löwen" (Neuenweg) anzutreffen.

Fünfziger-Vereinigungen

Außergewönlich im deutschen Sprachraum sind die Gießener "Fünfziger-Vereinigungen". Seit 1868 gründen jährlich die männlichen Bürger aller Berufs- und Gesellschaftsschichten der Stadt, die 50 Jahre alt werden, einen "Verein der Fünfziger" mit Unterhaltungs-, Bildungs- und humanitären Programmen. Seit der Jahrhundertwende 1899/1900 gibt es auch entsprechende Damen-Vereinigungen, die sich aber erst seit 1966 ebenfalls regelmäßig gründen.

Zentrale Aufnahmelager

Zu Zeiten des Kalten Krieges befand sich in Gießen das zentrale Aufnahmelager für Übersiedler aus der DDR. Dort wurden die Neuankömmlinge registriert und nach kurzem Aufenthalt auf die verschiedenen Aus- und Übersiedlerwohnheime des damaligen Bundesgebietes verteilt.

Manische Sprache

Eine weitere Besonderheit in Gießen ist die Manische Sprache. Sie wird von sozialen Randgruppen als Geheimsprache verwendet. Gesprochen wird/wurde sie in Gießen auf der "Gummiinsel", einer kleinen Backsteinhaussieldung in der Weststadt Gießens,welche um die Jahrhundertwende angelegt und gebaut wurde, und im Wetzlarer "Finsterloh"

Literatur

  • Dehio: Hessen, München 1982, S.334ff.
Commons: Gießen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch: Gießener Anzeiger, Gießener Allgemeine