Caesarea Maritima

Caesarea Maritima, das häufig ohne weiteren Namenszusatz nur Caesarea bzw. Cäsarea genannt wird, war eine bedeutende antike Stadt Palästinas, später auch eine wichtige befestigte Stadt der Kreuzfahrer. Die archäologischen Stätten gehören heute zu den bedeutendsten Israels.
Die Stadt liegt nordwestlich von Hadera in der nördlichen Scharonebene am Mittelmeer. Unweit des antiken Ortes befindet sich das moderne Caesarea bzw. Keisarija.
Bedeutung
Caesarea Maritima wurde wie einige andere Städte, z.B. Caesarea Philippi, zur Zeit der römischen Besatzung gegründet und zu Ehren der römischen Kaiser "Caesarea" genannt. Zur Unterscheidung erhielt der Ort den Namenszusatz "Maritima", was auf die Lage am Mittelmeer verweist.
Die wichtige Hafenstadt war bereits ab dem Jahr 6 n. Chr. Residenzstadt der römischen Statthalter, die nur hin und wieder in Jerusalem ihren Aufenthalt hatten. In Caesarea wurde der erste außerbiblische Nachweis der Statthalterschaft von Pontius Pilatus, eine Inschrift, gefunden. Nach der Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. wurde Caesarea zur Hauptstadt der Provinz Palästina.
Später befand sich dort eine gut bestückte Bibliothek, die im 6. Jahrhundert wohl auch der Historiker Prokopios von Caesarea benutzte.
Geschichte
Römische und byzantinische Zeit
Die Gründung Caesareas geht auf Herodes den Großen zurück. Er ließ Caesarea zwischen 22 und 10 v. Chr. an der Stelle einer kleineren phönizischen Hafensiedlung namens Stratonsturm zu Ehren des römischen Kaisers Augustus anlegen und mit einer Vielzahl von Bauwerken luxuriös ausstatten. Bei den Grabungen, bei denen entlang des Meeres ein Streifen von mehreren hundert Metern Länge ausgegraben wurde, wurden unter anderem ein Theater, ein Hippodrom, Geschäftsstraßen, große Bäder und Palastanlagen entdeckt. Der künstliche Hafen Caesareas mit großen Wellenbrechern war der bedeutendste im Bereich des heutigen Israel/Palästina und der zweitgrößte im Mittelmeerraum. Nördlich des eigentlichen Stadtgebietes stehen die Überreste eines sechs Kilometer langen Aquädukts, das die Stadt mit Wasser aus dem etwa 10 Kilometer entfernten Karmelgebirge versorgte.
Durch den gezielten Ausbau wurde Caesarea innerhalb kürzester Zeit eine der wichtigsten Städte in der damaligen römischen Provinz.
Im Neuen Testament wird Caesarea mehrfach erwähnt. Hier soll die erste Taufe eines Heiden bzw. Nichtjuden (der römische Hauptmann Kornelius) stattgefunden haben (Apostelgeschichte 10); außerdem berichtet die Bibel, dass Paulus hier zwei Jahre in Gefangenschaft war (Apostelgeschichte 23).
Nach dem Bar-Kochba-Aufstand wurden im Jahr 135 einige der Anführer des Aufstandes in Caesarea zu Tode gefoltert. Unter ihnen war auch Rabbi Akiva, der geistige Vater von Bar Kochba. Ende des 2. Jahrhunderts wurde die Stadt christlicher Bischofssitz. In ihrer Blütezeit erreichte sie unter byzantinischer Herrschaft eine Einwohnerzahl von über 100.000 und war ein wichtiger Flottenstützpunkt.
Die Bedeutung der Stadt nahm mit der Eroberung durch die Araber Mitte des 7. Jahrhunderts stark ab. Zunächst wurde der Hafen noch genutzt. Nach dem 9. Jahrhundert verfiel er jedoch, ehe er von den Kreuzfahrern erneut in Betrieb genommen wurde.
Kreuzfahrerzeit
Unter den Kreuzfahrern erlebte die Stadt noch einmal eine kurze Blütezeit. Die Kreuzfahrer befestigten sie 1254 erneut und legten große Wallanlagen an, die ebenfalls ausgegraben wurden und gut erhalten sind. Allerdings nahm die Kreuzfahrerstadt nur noch einen Bruchteil der Fläche der antiken Stadt ein.
Trotz der starken Befestigungen wurde Caesarea schon 1275 von Sultan Baibars erobert. Nach der Eroberung verfiel die Stadt; teilweise wurden die Steine als Baumaterial abtransportiert. Der Ort blieb lange Zeit völlig verlassen; ab dem späten 19. Jahrhundert bestand an der Stelle Caesareas das kleine Dorf Keisarije. Die Bewohner waren moslemische Flüchtlinge, die durch die Türken angesiedelt worden waren. Die Bewohner des Dorfes wurden im Palästinakrieg vertrieben.
Moderne Stadt
Die erste jüdische Siedlung im Bereich Caesareas war der Kibbuz Sdot Yam, der 1940 gegründet wurde.
Nach der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 entstand wenige Kilometer vom Meer entfernt das moderne "Keisarija" (hebräisch: קיסריה). Viele Bewohner des Ortes mit noblen Villenvierteln gehören der oberen Bevölkerungsschicht an; hier hatte z.B. der frühere israelische Staatspräsident Eser Weizmann ein Haus. Nahe der modernen Stadt besteht ein Golfplatz, der lange Zeit der einzige Israels war. Das halbrunde Theater Caesareas wird heute für Musik- und Theateraufführungen vor der Kulisse des Mittelmeers genutzt.
Literatur
- Carsten Colpe: Caesarea am Meer, in: Der kleine Pauly. Lexikon der Antike, Bd. 1, Sp. 1004 f. (mit Angaben zu weiterer Literatur)