Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen
Dies ist eine Liste von Unfällen mit nuklearem Material. Bei vielen dieser Vorfälle wurden Menschen durch radioaktives Material verletzt oder getötet. Bei den meisten anderen Vorfällen folgte eine Verstrahlung der Region, hatte jedoch keine anderen Effekte. Bei einigen Vorfällen wurde nur wenig radioaktives Material freigesetzt; sie wurden wegen der politischen Spannungen, die solche Unfälle (wie beispielsweise Zusammenstoß zwischen Atom-U-Booten) auslösen, in die Liste aufgenommen. Wegen der Verschwiegenheit der Regierungen ist es schwierig, das Ausmaß einiger der genannten Vorfälle genau festzustellen oder ob sie überhaupt stattgefunden haben.
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Vor 1940
Die Originalaufzeichnungen von Marie Curie sind so stark radioaktiv kontaminiert, dass sie von der Bibliothek, in der sie aufbewahrt werden, auch heute nur "auf eigene Gefahr" verliehen werden.
- 2. September - Eine Gasflasche mit Uranhexafluorid explodiert im Überführungsraum des Oak Ridge National Laboratorium, wodurch eine Dampfleitung birst und durch Reaktion des Wasserdampfes mit dem Uranhexafluorid Fluorwasserstoffsäure entsteht. Fünf Arbeiter inhalieren diese stark ätzende, gefährliche Säure. Die Arbeiter Peter N. Bragg, Jr., und Douglas P. Meigs sterben später an Verätzungen am ganzen Körper, drei weitere Arbeiter werden verletzt.
- 21. August - Harry K. Daghlian, Jr., arbeitet auf dem Los Alamos Omega Gelände und erzeugt eine kritische Masse, als er versehentlich einen Wolframkarbid-Klotz auf einen Plutonium-Kern fallen lässt. Obwohl er das Stück wegstößt, wird er bei dem Vorfall schwer verstrahlt und stirbt am 15. September.
- 21. Mai - In Los Alamos fügt der kanadische Physiker Louis Slotin zwei Plutonium-Halbkugeln zu einer kritischen Masse zusammen, während er seine Technik mehreren interessierten Wissenschaftlern demonstriert. Die Versuchsanordnung besteht aus zwei von Beryllium überdeckten Plutonium-Halbkugeln, bei denen es sich um den 6 kg schweren aktiven Kern einer der drei Atombomben für die Operation Crossroads handelt. Das Beryllium wird als Neutronenreflektor benutzt. Je näher die Halbkugeln zusammengefügt werden, desto weniger Neutronen können entfliehen und desto größer wird die Reaktivität. Normalerweise werden die Halbkugeln von Maschinen langsam zusammengefügt, um die kritische Masse zu messen. Dabei fungieren zwei 3,2 mm dicke Distanzstücke als Sicherheitsvorrichtung. Unterhalb dieser Distanz kann es zu einem kritischen Neutronenüberschuss kommen. Slotin will etwas Neues probieren und hält die obere Halbkugel in der Hand mit seinem Daumen fest. Er entfernt die Distanzstücke und beginnt langsam die Halbkugeln zueinander zu bringen. Er legt die obere Halbkugel an einer Stelle direkt auf die untere und auf der anderen Seite mit einem zwischenliegenden Schraubendreher, den er langsam dreht und so die Halbkugeln einander annähert. Der Schraubendreher rutscht jedoch heraus und die Anordnung wird prompt kritisch, während Slotin die obere Halbkugel noch festhält. Die Beteiligten spüren eine kurze Hitzewelle und die Versuchsanordnung ist in ein bläuliches Schimmern gehüllt. Slotin kann die obere Halbkugel wegstoßen und damit die Reaktivität reduzieren. Er wird durch den Unfall einer tödlichen Energiedosis von etwa 10 Gray ausgesetzt, die sieben Beobachter erhalten bis zu 1,7 Gray. Slotin stirbt am 30. Mai an der Strahlenkrankheit. Dieser Unfall wird auch in dem Film "Fat Man and Little Boy" (1989) thematisiert.
- 13. Februar - An Bord einer Convair B-36, die auf dem Weg von Alaska nach Kalifornien ist, um eine Bombardierung von kalifornischen Städten zu simulieren, brechen mehrere Triebwerksfeuer aus. Die Vergaser sind durch die extreme Kälte vereist. Die Besatzung steuert zum offenen Meer über den Pazifischen Ozean. Dort löst sie die Attrappe einer Mark IV Bombe, die aus abgereichertem Uran ohne den Plutoniumkern besteht, in 2,4 km (8000 Fuss) Höhe aus. Die Bombe explodiert vor der Küste von British Columbia. Die Besatzung rettet sich mit ihrem Fallschirm.
- 11. April - Ein B-29 Bomber verunglückt drei Minuten nach dem Start von der Kirtland Air Force Base in New Mexico. Zum Zeitpunkt des Unfalls befindet sich eine Atombombe ohne eingebautem Zünder an Bord. Ihre Hülle wird zerstört, aber die Bombe explodiert nicht.
- 10. November - Ein B-50 Bomber bringt eine von mehreren amerikanischen Mark IV Bomben zurück, die heimlich in Kanada stationiert wurden. Die Maschine hat Triebwerksprobleme und wirft die Bombe aus einer Höhe von 3,2 km (10.500 Fuss) ab. Die Bombe bestand aus einem Mantel aus abgereichertem Uran ohne Plutoniumkern ("Pit"). Ihre Selbstzerstörung wurde auf 760 Meter (2.500 Fuß) Höhe eingestellt und die Bombe über dem St. Lorenz-Strom in Kanada abgeworfen. Die Explosion erschütterte die Bewohner des Gebiets und verstreute 45 kg Uran.
- 12. Dezember - Die erste ernste Nuklearkatastrophe ereignet sich im NRX Reaktor in Chalk River nahe Ottawa (Kanada). Während eines Tests wird durch Fehlbedienungen, Missverständnisse zwischen Operator und Bedienpersonal, falsche Statusanzeigen im Kontrollraum, Fehleinschätzungen des Operators und zögerliches Handeln der Reaktorkern bei einer teilweisen Kernschmelze zerstört. Dabei wirft eine Knallgas-Explosion im Reaktorkern die Kuppel eines vier Tonnen schweren Helium-Gasbehälters 1,2 Meter hoch, wo sie im Aufbau stecken bleibt. Durch die Explosion werden mindestens 100 TBq an Spaltprodukten in die Atmosphäre freigesetzt. Bis zu vier Millionen Liter mit etwa 400 TBq langlebigen Spaltprodukten radioaktiv verseuchtes Wasser werden aus dem Keller des Reaktorcontainment in eine sandige Sickergrube gepumpt um eine Kontaminierung des nicht weit entfernten Ottawa River zu verhindern. Der beschädigte Reaktorkern wird vergraben. Der spätere US-Präsident Jimmy Carter, damals Nukleartechniker in der Navy, hilft bei den mehrere Monate dauernden Aufräumarbeiten. Der Reaktor geht erst zwei Jahre später wieder in Betrieb.
- 26. April - Studenten der Fachrichtung Strahlenchemie am Rensselaer Polytechnic Institut in Troy (New York) messen einen hohen Grad an Radioaktivität. Die Bodenstrahlung beträgt durchschnittlich 1,9 TBq/km²; einige Pfützen strahlen mit 10 kBq/L - das ist fast 300 mal über dem Grenzwert der United States Atomic Energy Commission. Die Ursache der Strahlung wird auf einen Fallout aus dem Simon Experiment zurückgeführt, das zwei Tage vorher durchgeführt wurde . Im Juni kommt es zu einem noch gefährlicheren radioaktiven Regen.
- 19. Mai - Die USA testen in der Wüste Nevadas die 32 Kilotonnen Bombe "Harry". Die Bombe bekam wegen des enormen Fallouts, den sie außerhalb des Testgeländes produzierte, später den Namen "Dirty Harry" ("Schmutziger Harry") . Winde trugen den Fallout 220 km weit bis nach St. George (Utah). Die Bewohner berichteten über einen "seltsamen metallischen Geschmack in der Luft" . Ein Bericht der United States Atomic Energy Commission von 1962 fand heraus, dass die Schilddrüsen der Kinder aus St. George Strahlungsdosen von 1,2 bis 4,4 Gy ausgesetzt waren.
- Das Unterseeboot USS Seawolf (SSN-575) versenkt in 2.700 m Tiefe vor der Küste von Delaware/Maryland einen experimentellen Natrium-gekühlten Reaktor. Mit 1,2 PBq ist der Reaktor das am stärksten radioaktiv strahlende Objekt, das absichtlich versenkt wurde. Es wurde bis heute (2005) nicht gehoben. Der Reaktor wurde versenkt, weil er im Bereich der Kühlung bereits Spuren von Korrosion zeigte. Er wurde durch einen konventionellen Leichtwasserreaktor ersetzt.
- 1. März - Am frühen Morgen des 1. März glaubt die Besatzung des Fischerbootes "Fukuryu Maru" ("Lucky Dragon") den Sonnenaufgang im Westen zu beobachten, als sie sich auf dem Pazifischen Ozean befindet. Tatsächlich beobachten sie die zwölf Megatonnen Detonation der Wasserstoffbombe "Bravo", die 140 km entfernt auf dem Atomwaffentestgelände des Bikini-Atolls gezündet wurde. Vier Stunden später beginnt es, weiße Asche zu regnen. Sie landet auch auf dem Boot und die Besatzung sammelt sie in Taschen und nimmt sie als Souvenir mit. Bevor der Tag zu Ende geht, ist die gesamte Besatzung krank. Die 23 Besatzungsmitglieder werden in Japan in Krankenhäuser eingeliefert. Sie versterben einen Tag später an Nierenversagen, das durch die Radioaktivität verursacht wurde. Aufgrund dieses Vorfalls gab es eine Verstimmung in den Beziehungen zwischen Japan und den USA. Als Grund wurde genannt, dass die USA es versäumt hätten, Japan vor dem Atomwaffentest zu warnen und so die "Lucky Dragon" dem Fallout ausgesetzt war. Allerdings erreichte die Bombe die zweieinhalbfache vorausberechnete Sprengkraft, weil eine Reaktion übersehen worden war. Die USA weiten in späteren Tests die Sicherheitszonen aus. Eine Untersuchung ergab, dass der Fallout durch die Trümmer der durch die Explosion zerstörten Korallen verstärkt wurde. Die USA gaben eine Entschuldigung ab und zahlten zwei Millionen US-Dollar als Entschädigung . Zusätzlich sind 64 Ureinwohner des Rongelap Atolls dem Fallout für eine Zeit von 50 Stunden ausgesetzt. Der Fallout verursacht bei den 64 Einwohnern eine Ganzkörperdosis von 1,78 Sv und 28 Einwohner von Rongerik sind einer Ganzkörperdosis von 780 mSv ausgesetzt, bevor sie alle dauerhaft evakuiert werden. 18 Bewohner des Alininae Atolls sind für 50 Stunden 680 mSv ausgesetzt und 157 Einwohner des Utirik Atolls sind 140 mSv in einer Zeit von 55 bis 75 Stunden ausgesetzt. Der erste Hinweis auf Radioaktivität im Fallout wird bereits 7 Stunden nach der Detonation bemerkt, als der Fallout das Rongerik Atoll erreicht. Mit der Evakuierung von 28 Servicetechnikern, die in der Wetterstation von Rongerik (260 km östlich des Bikini Atolls) arbeiteten, wird aber erst nach 30 Stunden begonnen.
- 22. November - Die Sowjetunion testet ihre erste Fusionswaffe. Aufbauend auf den zwei vorangegangenen Konzepten (First und Second Idea Bomb), ist der Test der Third Idea Bomb erfolgreich. Die 1.6 Megatonnen Bombe ist die erste Wasserstoffbombe, die von einem Flugzeug abgeworfen wird. Die Druckwelle ist stärker als angenommen, da es zu einer unerwarteten Brechung der Schockwelle an der Atmosphäre kommt. Drei Leute sterben.
- 29. November - Ein Fehler des bedienenden Maschinisten zerstört einen drei Jahre alten experimentellen Brutreaktor des Typs EBR-1 in Arco, Idaho.
- 10. März - Irgendwo auf dem Flug zu einem Treffen mit einem Air Force-Tankflugzeug über dem Mittelmeer verschwindet ein B-47 Bomber der MacDill Air Force Base in Tampa, Florida spurlos. Zum Zeitpunkt des Verschwindens ist das Flugzeug mit zwei Nuklearbomben ausgerüstet.
- 2. Juli - Neun Menschen werden verletzt, nachdem zwei Explosionen einen Teil von Sylvania Electric Products' Metallurgy Atomic Research Center in Bayside, Queens, New York zerstören.
- 26. Juli - Auf der Lakenheath Air Base in Suffolk, England übt die Besatzung eines B-47-Bombers Landeanflüge. Dabei rast das Flugzeug in einen Hügel, der als Lager für nukleare Waffen dient. Darunter sind unter anderem drei Mark VI Bomben. Das daraus entstandene Feuer kann gelöscht werden, ohne dass die Bomben explodieren. Ein geheimes Telegramm von General James Walsh der US 7th Air Division bemerkt, dass die Bomben "umhergeworfen" wurden und dass eine "vorläufige Untersuchung durch einen Bombenentschärfer zu dem Ergebnis kam, dass wie durch ein Wunder die abgescherten und damit ungeschützten Zünder der Mark VI Bombe nicht funktioniert haben". Dennoch wird das Risiko von Hitzeeinwirkung oder selbst durch einen Unfall verursachte Zündung von Sprengstoffen als Auslöser für eine nukleare Kettenreaktion als ungenügend angesehen. Nukleare Sprengsätze benötigen eine absolut gleichzeitig erfolgende Zündung der nuklearen Teilsprengsätze, damit diese gleichzeitig zu einem Block überkritischer Masse zusammengeschossen werden. Eine durch einen Unfall ausgelöste Zündung der hochexplosiven Sekundärzünder würde wahrscheinlich in einer Explosion enden, die das radioaktive Material ablenken würde und die hochkritische Masse nicht entstehen lassen würde. Ein Brand des Kerosins ist genausowenig in der Lage eine nukleare Explosion auszulösen wie eine Stange Dynamit als Sekundärladung für eine Atombombe geeignet wäre.
- - Bei der Keleket Co. platzt eine Kapsel mit Radiumsalz und führt zu einer fünfmonatigen Dekontamination, die Kosten in Höhe von $ 250.000 verursacht. Die Kapsel wurde zur Kalibrierung der dort hergestellten Strahlungsmessgeräte verwendet.
- März - Mitarbeiter einer Houstoner Firma mit der staatlichen Lizenz, Strahlungsquellen für radiographische Kameras herzustellen, öffnen eine mit zehn 192Iridium Kügelchen gefüllte Kapsel. Sie benutzen dabei eine Juweliersdrehbank, die in einer Plexiglasbox durch 84 cm dicken Beton isoliert ist. Die beiden Mitarbeiter bemerken, dass zwei der zehn Kügelchen pulverisiert sind. Etwas von dem Staub kann aus dem Sicherheitsbehälter entweichen. Einer der Arbeiter bedient die Werkbank in seiner Straßenbekleidung und verläßt mit dieser das Gelände. Der andere bleibt noch zum Arbeiten und trägt Laborbekleidung und eine Atemschutzmaske. Die radioaktive Kontaminierung wird erst nach einem Monat durch das Firmenpersonal entdeckt und die Atomic Energy Comission erfährt erst ungefähr fünf Wochen danach von dem Vorfall. Der Zwischenfall wurde im Look Magazine 1961 erwähnt. Bis dahin waren acht Haushalte und sieben Autos durch den radioaktiven Staub kontaminiert. Allerdings konnten nur bei den zwei beteiligten Angestellten radioaktive Verbrennungen auf der Haut festgestellt werden. In den ersten Tagen, in denen zivile Einrichtungen der Umgang mit radioaktiven Stoffen erlaubt wurde, führte der weithin bekannt gewordene Vorfall zu einer Isolation der Familien der Arbeiter. Die Nachbarn fürchteten eine eventuelle radioaktive Kontaminierung. Obwohl Berichte der Mayo Klinik vier Jahre nach dem Unfall nur einige der radioaktiven Verletzungen oder Folgen bestätigten, die in der breitangelegten Berichterstattung behauptet worden waren, konnten sie die Bevölkerung nicht von der Angst befreien, die nach dem Unfall entstanden war.
- 22. Mai - Ein Bomber lässt versehentlich eine 10 Megatonnen Wasserstoffbombe auf eine staatliche Landzuteilung der Universität von New Mexico in der Nähe von Albuquerque fallen. Die Auslöseladung explodiert und hinterlässt einen 3,7 m tiefen und 7,7 m breiten Krater zurück. Es wird geringfügig erhöhte Radioaktivität gemessen.
- 28. Juli - Zwei Motoren einer C-124 Globemaster der Dover Air Force Base, die mit drei Atomwaffen und einer radioaktiven Kapsel ausgerüstet ist, verlieren Leistung. Zwei Waffen werden zwischen Rehobeth, Delaware und Cape May, New Jersey/Wildwood abgeworfen. Sie werden einem Bericht zufolge nie gefunden.
- 11. September - Ein schweres Feuer bricht in der Rocky Flats Waffenfabrik, die sich 27 km von Denver entfernt befindet, aus. Das Feuer beginnt in einer Isolationsbox (ein Kasten mit bleiverstärkten Gummihandschuhen) und breitet sich durch das Lüftungssystem aus. Plutonium und einige weniger gefährliche Stoffe wurden freigesetzt. Niemand kann später sagen, um welche Menge es sich handelt. Die Schätzungen reichen von 25 mg bis 250 kg.
- 29. September - Auch bekannt als Unfall von Majak beziehungsweise Kyschtym: Nachdem bereits jahrelang die Umwelt verseucht wurde, explodieren, als die Kühlung eines Tanks mit radioaktivem Material versagt, infolge der großen Hitze die enthaltenen Nitratsalze und setzen große Mengen an radioaktiven Stoffen frei . Die Verseuchung der Gegend entsprach nahezu der doppelten Menge des Tschernobyl-Unfalls. Da die Kontamination sich lediglich auf den Ural beschränkt, schlagen Messgeräte in Europa nicht Alarm (vergleiche Tschernobyl Unfall), wodurch der Unfall 30 Jahre vor der Weltöffentlichkeit geheimgehalten werden kann. Für Details siehe: Majak
- 7. Oktober bis 12. Oktober - In Windscale Pile No. 1 (heute besser bekannt als Sellafield) nahe Liverpool (Großbritannien) beginnt ein Techniker den Reaktor anzuheizen, um die so genannte Wigner-Energie aus dem Moderator Graphit zu glühen. Bei dem verwendeten Reaktor handelt es sich um einen von zwei luftgekühlten und graphit-moderierten Reaktoren. Sie werden mit Uran betrieben und dienen dazu, Plutonium für Atomwaffen herzustellen. Der verwendete Reaktortyp ist noch sehr primitiv und eher als Aufhäufung denn als Atomreaktor zu bezeichnen. Sie werden durch einen von riesigen Lüftern erzeugten Luftstrom gekühlt. Am Morgen des 7. Oktober 1957 wird der Reaktor kontrolliert heruntergefahren und die Luftkühlung abgestellt. Der Reaktor wird danach im unteren Leistungsbereich wieder angefahren. Die Techniker stellen allerdings einen Temperaturabfall anstelle eines Temperaturanstiegs fest. Am nächsten Tag wird der Reaktor in einem höheren Leistungsbereich gefahren als erlaubt, damit die Wigner-Energie schneller beseitigt werden kann. Dabei waren die Techniker allerdings einem Trugschluss aufgesessen: Im normalen Betrieb waren die Temperaturspitzen und die Messung der selbigen in ganz anderen Regionen als während dieses Ausglühens. In nicht kontollierten Bereichen kann das Graphit deshalb anfangen zu brennen. Das Feuer und damit der Rauch werden nur am Anfang gefiltert. Danach kann die Radioaktivität nach außen gelangen. Blaue Flammen schlagen aus dem hinteren Bereich des Reaktors. 750 TBq gelangen in die Atmosphäre. Das Feuer brennt vier Tage und verbraucht einen Großteil des Kernbrennstoffs. Den Technikern gelingt es nicht, die 150 Kernbrennstäbe aus dem Reaktor zu ziehen. Stattdessen schlagen sie eine Feuerschneise, indem sie benachbarte Stäbe herausziehen. Als letzte Konsequenz wird der Reaktor mit Wasser geflutet. Die Flutung war sehr gefährlich, da durch die hohe Temperatur das Wasser verdampfen hätte können und es danach infolge chemischer Reaktionen zu einer Explosion gekommen wäre. Das Wasser erstickt glücklicherweise das Feuer. Einem Bericht zu Folge konnten radioaktive Gase in die Atmosphäre entweichen. Dies waren vor allem Jod, Krypton und Xenon. Die Milcherzeugung in einem Gebiet von 520 km² wird verboten. Über die Jahre werden Reaktor Nr. 1 und 2 abgeschaltet. Mit der völligen Stillegung der abgeschalteten Reaktoren wurde 1990 begonnen, sie wurde erst 1999 fertig gestellt. Der Unfall, der im Ausmaß dem von Three Mile Island ähnlich ist, wird später für Dutzende von Krebstote verantwortlich gemacht. Siehe auch: Windscale Brand.
- 31. Januar - Eine B-47 mit einsatzbereiten Atomwaffen stürzt 90 km nordöstlich von Rabat, Marokko auf einer US Air Force Base ab und brennt für sieben Stunden. Die US Air Force evakuiert alle Menschen im Umkreis von 1,6 km um die Basis. Viele Fahrzeuge und Flugzeuge sind kontaminiert. Trotzdem wird versäumt offizielle Stellen von Marokko über das Ausmaß zu informieren.
- 5. Februar - Eine beschädigte B-47 vor der Küste des US Bundesstaates Georgia wirft notgedrungen in der Nähe von Tybee Island aus 2.200 m Höhe ihre Atombombe ab. Der nukleare Kern der Bombe fehlt. Der Bomber erlitt eine Kollision mit einer North American F-86, die sich während der Simulation eines Luftkampfes in der Nähe von Savannah, Georgia, ereignete. Mit der schweren Bombe an Bord erwiesen sich drei Landeversuche als nicht durchführbar. Die Bombe wird nicht wieder gefunden.
- 28. Februar - Eine B-47 verunglückt auf einer US Luftwaffenbasis in der Nähe von Greenham Common, England schwer. Wissenschaftler, die für die Atomic Weapons Research Establishment in Aldermaston arbeiten, stellen 1960 eine hohe Konzentration an radioaktiver Kontamination auf der Basis fest. Sie weisen in ihrer Schlussfolgerung darauf hin, dass bei dem Unfall eine Atomwaffe beteiligt gewesen sein muss. Die US-Regierung hat diese Vermutung nie bestätigt.
- - Eine unerwartete Änderung der Windrichtung trägt den Fallout eines Atomwaffentests nach Los Angeles, Kalifornien.
- - Ein sowjetischer Militärreaktor in der Nähe von Tscheljabinsk gibt radioaktiven Staub frei. Zwölf Dörfer werden evakuiert.
- - Im NRU Reaktor von Chalk River, Canada überhitzen mehrere metallische Brennstäbe, die mit Uran gefüllt sind. Sie brechen innerhalb des Cores auseinander. Einer der beschädigten Brennstäbe fängt Feuer und bricht, als er mit einem Robotarm aus dem Core herausgehoben wird, in zwei Stücke. Als der ferngesteuerte Roboterarm mit dem größeren der beiden Bruchstücke oberhalb eines flachen Versorgungsschachtes vorbeikommt, fällt ein 1 m langes, brennendes Teil herunter und stürzt in den Schacht. Das Lüftungssystem ist in der "Offen" Position blockiert. Der gesamte begehbare Bereich des Gebäudes und eine erheblich große, in Windrichtung des Reaktors liegende Fläche wird kontaminiert. Ein Team von Wissenschaftlern und Technikern können den Brand schließlich löschen, indem sie mit höchster Geschwindigkeit zum Schacht rennen und Eimer mit nassem Sand auf das brennende Uran werfen. Sie tragen dabei vollständige Schutzkleidung.
- 11. März - Eine B-47 der Hunter Luftwaffenbasis in Georgia verliert auf dem Flug zu einer Basis in Übersee eine nicht bewaffnete Atombombe. Sie fällt in den Hof von Walter Gregg und seiner Familie in Mars Bluff, nahe Florence (South Carolina). Die Treibladung explodierte, zerstörte Greggs Haus und verletzte sechs Familienangehörige. Die Explosion hinterlässt einen 20 Meter breiten und zehn Meter tiefen Krater. Fünf weitere Häuser und eine Kirche wurden in Mitleidenschaft gezogen. Einwohner des Ortes nehmen radioaktiv kontaminierte Fragmente der Bombe als Souvenir mit. Sie müssen von einer Air Force Aufräumtruppe wieder eingesammelt werden. Fünf Monate später bezahlt die US Air Force den Greggs eine Wiedergutmachung von $ 54.000 ... für einen Schaden von $ 300.000.
- 4. November - Eine B-47, die Atomwaffen trägt, fängt im Flug an zu brennen und stürzt in Texas ab.
- 30. Dezember - Eine kritische Masse an Plutonium wird versehentlich bei der chemischen Trennung einer Lösung in Los Alamos erreicht. Der Bediener des Krans stirbt an der akuten Strahlenkrankheit. Die Märzausgabe des Journal of Occupational Medicine Magazins druckt in einer Sonderbeilage eine medizinische Analyse des Unfalls. Die manuelle Handhabung von kritischen Massen in US-Bundeseinrichtungen wird nach diesem Unfall im Grundsatz aufgegeben.
- Im Santa Susana Field Laboratory in Simi Valley, Kalifornien gibt es in einem mit Natrium gekühlten Reaktor eine teilweise Kernschmelze.
- Juli - Im San Fernando Valley wird nach einer kleinen Kernschmelze Radioaktivität freigesetzt.
- Oktober - Ein Toter und drei schwer verbrannte Personen sind das Resultat, als der Prototyp des Reaktors für das atomgetriebene U-Boot USS Triton (SSRN/SSN-586) explodiert und anschließend ein Feuer im United States Navy's Training Center in West Milton, New York ausbricht. Die Navy erklärte: "Die Explosion hatte nichts mit dem Reaktor oder irgendwelche wichtigen Nebensystemen des Reaktors zu tun". Aber Quellen, die mit dem Betrieb des Reaktors betraut waren, gaben an, dass die Hochdruckpressluftflasche, die explodierte, einem extrem wichtigen Reaktor-Unterstützungssystem zugehörig war.
- 15. Oktober - Ein B-52 Bomber mit zwei Atombomben an Bord kollidiert mit einem KC-135 Tankflugzeug und stürzt in der Nähe von Kentucky ab.
- 20. November - In der radiologisch-chemischen Fabrik Oak Ridge Laboratory in Tennessee gibt es eine chemische Explosion während der Dekontamination der Arbeitsanlagen. Es wurden insgesamt 15 Gramm Plutionium 239 freigesetzt. Das Plutonium verursacht bei der Explosion eine erhebliche Kontaminierung des Gebäudes, der angrenzenden Straßen und den Fassaden von angrenzenden Gebäuden. Man glaubt, dass es zur Explosion führte, als Salpetersäure in Berührung mit Dekontaminierungsflüssigkeiten kam, die Phenol enthielten. Ein Verdampfer enthielt Rückstände des Phenols. Ein Techniker hatte vergessen, die Geräte mit Wasser zu reinigen und so frei von Dekontaminierungsflüssigkeiten zu machen. Flächen, die nicht wirklich gründlich gereinigt werden konnten, wurden mit einer auffälligen Warnfarbe gekennzeichnet oder einbetoniert. Die Behörden von Oak Ridge begannen, im Umgang mit radioaktiv-chemischen Materialien ein Containment (Sicherheitsbehälter) zu benutzen. Seitdem wurden Angestellte nie wieder verletzt.
- 7. Juni - Auf dem McGuire Luftwaffenstützpunkt in New Egypt (New Jersey) explodiert ein Helium-Tank. Die Explosion zerreißt die Tanks einer BOMARC-A Cruise Missile. Dadurch entsteht ein Feuer, das die Rakete schmelzen lässt. Aus dem Sprengkörper der Cruise Missile tritt Plutonium aus und kontaminiert die Basis und das Grundwasser.
- 3. Januar - In der National Reactor Testing Station in Idaho Falls (Idaho) erleidet der experimentelle SL-1 Reaktor einen kritischen Vorfall mit einer Dampfexplosion und schwerer Freisetzung radioaktiven Materials, bei dem drei Arbeiter getötet werden. Mit Ausnahme von 131Iod bleibt die Verbreitung der Strahlung auf eine Fläche von 12.000 m² begrenzt. Im Umkreis von 30 km um den Reaktor ist die Verstrahlung der Vegetation durch 131Iod etwa 100 Mal so hoch wie der natürliche Strahlungsuntergrund. Selbst 80 km entfernt ist die Belastung der Vegetation noch doppelt so hoch wie der Strahlungsuntergrund, unter anderem auch in einem Landschaftsstreifen entlang des Snake River nahe Burley und American Falls. Der transportable Reaktor hatte manuell betätigbare Steuerstäbe. Das Bewegen eines einzigen Stabes könnte den Kritikalitätsvorfall ausgelöst haben. Es war bekannt, das sich die Stäbe im leichten Aluminiumgehäuse verklemmen konnten. Einige Ermittler glaubten, dass eine solche Stange feststeckte und sich plötzlich löste, was den Unfall ausgelöst haben soll. Die Ermittler haben nie herausgefunden, warum der Stab entfernt wurde. Ein Arbeiter wurde von einem Steuerstab an der Decke aufgespießt gefunden. Der Stab wurde anscheinend vom Dampfdruck herausgeschleudert.
- Der Unfall wurde von Arbeitern entdeckt, die sich außerhalb des Reaktorgebäudes befanden, als Strahlungs- und Übertemperaturalarm die Rettungskräfte alarmierte, die Strahlungswerte fanden, die noch hundert Meter vom Reaktorgebäude entfernt 2 mSv/h überschritten. Die Rettungsmannschaft konnte zuerst weder ein Feuer noch die Arbeiter finden, aber sie fanden Strahlungswerte von etwa 10 mSv/h innerhalb des Reaktorgebäudes. Einer der drei Arbeiter konnte aus dem Gebäude geborgen werden, starb aber ein paar Stunden später. Die Leichen der beiden Anderen blieben über Tage im Gebäude, während hunderte Rettungskräfte versuchten, eine Rettungsaktion durchzuführen. Von diesen Rettungskräften erhielten laut einem Bericht der Atomenergiekommission der USA 22 eine Strahlungsdosis in der Größenordnung von 30 bis 270 mSv. Der Reaktor wurde demontiert und der 12 t schwere Reaktorkern und das Druckgefäß einige Monate später entfernt.
- - Die Besatzung des U-Boots USS Theodore Roosevelt (SSBN-600) versucht, des verbrauchte Harz des Ionenaustauschers der Entsalzungsanlage zu verklappen. Dieses Granulat filtert aufgelöste Mineralien und Teilchen aus dem primären Kühlkreislauf des U-Boots. Bei der Verklappung kommt es zu einer Kontamination: Der Wind bläst einen Teil der Verklappung auf das U-Boot zurück.
- 24. Januar - An Bord eines US-Bomberflugzeug vom Typ B-52 Stratofortress bricht ein Feuer aus, das durch ein großes Leck eines Flügeltanks verursacht wurde, und die Maschine explodiert 12 Meilen nördlich der Seymour Johnson Air Force Base in Goldsboro (North Carolina) in der Luft. Als der Bomber abstürzt, werden zwei Mark 39 Wasserstoffbomben mit 24-Megatonnen Sprengkraft abgeworfen. Fünf Besatzungsmitglieder bringen sich mit dem Fallschirm in Sicherheit, aber drei sterben - zwei im Flugzeug und einer bei der Landung. Bei einer der Bomben entriegeln sich drei der vier Zündmechanismen, wodurch in der Bombe automatische Vorgänge ablaufen, um sie scharf zu machen, z. B. das Laden der Zündkondensatoren und das Öffnen des Bremsfallschirms mit 20 m Durchmesser. Der Fallschirm erlaubt es der Bombe, ohne Beschädigung am Boden aufzuschlagen. Der vierte Mechanismus, der Sicherungsschalter des Piloten, ist jedoch noch verriegelt, weshalb die Bombe nicht detoniert und schließlich geborgen werden kann. Die zweite Bombe schlägt mit einer Geschwindigkeit von über 1.000 km/h in einem Sumpfgebiet ein und zerschellt. Der Rumpf wird in 7 m Tiefe gefunden und die meisten Teile der Bombe, wie der Tritiumbehälter und das Plutonium werden geborgen. Weitere Grabungen werden wegen des eindringenden Grundwassers aufgegeben, sodass der Großteil des thermonuklearen Teils der Bombe, der Uran enthält, an Ort und Stelle bleibt. Man nimmt an, dass er sich in etwa 55 m Tiefe befindet. Der elektrische Zündmechanismus der Bomben war so konstruiert, dass er Feuer und Explosionsdruck standhalten sollte. Man nahm zunächst an, dass die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Detonation 1 zu 1 Million betrage. Doch bei der Untersuchung der geborgenen Bombe stellte sich heraus, dass fünf der sechs Sicherungssysteme versagt hatten. Der US-Bundesstaat North Carolina wurde durch die einzige verbleibene Sicherung vor einer nuklearen Explosion gerettet, die 1000mal stärker gewesen wäre als die Hiroshima-Bombe. Das Areal mit den nicht geborgenen Teilen der zweiten Bombe wurde von der Air Force aufgekauft, eingezäunt und wird regelmäßig auf Strahlung getestet. Bis jetzt soll keine erhöhte Strahlung gemessen worden sein (siehe ).
- 14. März - Ein B-52 Bomber mit Kernwaffen verliert den Kabinendruck und muss auf 3.000 m heruntergehen. Durch den erhöhten Spritverbrauch erreicht er sein Ziel nicht mehr und macht bei Yuba City (Kalifornien) eine Bruchlandung, wobei das Flugzeug und die zwei Bomben zerschellen (die Serie solcher Vorfälle in den vorangegangenen Jahren bewegt den Präsidenten John F. Kennedy, die Sicherheitsverriegelungen der Bomben verbessern zu lassen.)
- 4. Juli - Beim sowjetischen K-19 U-Boot der Hotel-Klasse versagt vor der Küste Norwegens das Reaktorkühlsystem. Dabei werden die Besatzung, Teile des U-Boots und einige der an Bord befindlichen ballistischen Raketen verstrahlt. Mehrere Personen sterben. Die Temperatur des Reaktors erreicht 800° C, fast genug, um die Kernbrennstäbe schmelzen zu lassen. Die Besatzung ist jedoch fähig, durch Notfallprozeduren die Kontrolle über die Temperatur wiederzugewinnen.
- Oktober 1961 bis August 1962 - In diesem Zeitraum werden vier auf der Gioia Del Colle Air Base (Italien) stationierten Jupiter Mittelstreckenraketen der US Air Force (1,5 Mt bzw. 5,9 PJ Sprengkraft) von Blitzen getroffen. Jedesmal wurden die "thermal batteries" (?) aktiviert, und zwei Mal wurden die Zünder mit Tritium-Deuterium Booster gefüllt und dadurch teilweise scharf gemacht. Nach dem vierten Blitzeinschlag installiert die US Air Force auf allen italienischen und türkischen Stützpunkten, auf denen solche Mittelstreckenraketen stationiert sind, Anordnungen von blitzableitenden Türmen, um die Raketen zu schützen. Die Stationierung dieser Raketen provozierte die Sowjetunion, Raketen auf Kuba zu stationieren, was die Kubakrise auslöste.
- 10. Dezember - Eine unterirdische Test-Explosion setzt unerwartet Wolken aus radioaktivem Dampf frei, mehrere Highways in New Mexico müssen geschlossen werden.
- - Eine Untersuchung in der Tschechoslowakei beweist, dass die Uran-Fabrik nahe České Budějovice (Budweis) der Grund für den Verlust von 80% der Rinder in der Umgebung ist. Die Rinder leiden an Leukämie und Deformationen. Budweiser bezieht seinen Hopfen aus der selben Gegend.
- 11. Juni - Ein Damm bricht in Edgemont in den Black Hills, South Dakota. 200 Tonnen Abraum gelangen in den Cottonwood Creek, der in den Cheyenne River mündet.
- 26. Juli – Auf der Johnston-Insel im pazifischen Ozean findet der Bluegill Prime Kernwaffentestversuch statt. Der zweite Versuch eine Kernwaffe mit einer Thor Mittelstreckenrakete abzufeuern, scheitert. Die Nutzlast der Rakete besteht aus einer Instrumentenkapsel und einem Gefechtskopf. Die Rakete erleidet bereits bei der Zündung einen Fehlstart, sodass die Sicherheitseinrichtung noch auf der Startvorrichtung die Zerstörung der Rakete auslöst. Die Abschusseinrichtungen auf der Insel werden dadurch schwer beschädigt und mit Plutonium verseucht. Die Tests konnten erst nach dreimonatigen Aufräumungs- und Dekontaminierungsarbeiten fortgesetzt werden.
- 10. April - Das atomgetriebene U-Boot USS Thresher (SSN-593) sinkt während eines Tests auf See östlich von Boston (Massachusetts) mit 129 Besatzungsmitgliedern an Bord. Ein Jahr zuvor war das Schiff gegen Ende des Wartungsintervalls bei Munitionsversuchen eingesetzt worden, wobei versucht wurde, möglichst nahe an das Zentrum der Explosionen vorzudringen. Danach wurde das Schiff umgerüstet und sank bei den darauffolgenden Tests. In einem Musterbeispiel schlechter Planung wurden diese Tests in einem Gebiet durchgeführt, in dem die Wassertiefe größer als die maximale Belastbarkeit des Schiffskörpers war. Im Dock waren (zerstörende) Materialprüfungen am Silberlot einiger Rohrverbindungen nicht erfolgreich verlaufen. Zu dieser Zeit gab es noch keine nichtzerstörende Materialprüfung und es waren keine Prüfberichte verfügbar. Die Untersuchungskomission ging daher später davon aus, dass der Untergang auf ein Versagen der mit Silber gelöteten Rohrverbindungen des Kühlwassereinlasses des Sekundärkreislaufes in der Außenwand des Schiffes zuruckzuführen sei und dass weder der Reaktor noch dessen Design für den Unfall verantwortlich seien. Der Reaktor wurde nie geborgen.
- Mai - In Mandan (North Dakota) wird die höchste je in den USA gemessene Konzentration (Stand 2003) von 90Strontium in Milch entdeckt. Wahrscheinlicher Verursacher ist das streng geheime Hanford Laboratorium.
- 13. Januar - Ein B-52 Bomber stürzt mit zwei nuklearen Waffen nahe Cumberland im Bundesstaat Maryland ab.
- 21. April – Der US-amerikanische Navigationssatellit Transit-5BN-3 geht bei einem Fehlstart verloren, da er die vorgesehene Geschwindigkeit nicht erreicht und in ca. 45 km Höhe über dem indischen Ozean wieder in die Atmosphäre eintritt. Der Radioisotopengenerator zur Stromversorgung des Satelliten enthielt 630 TBq an 238Pu, das zumindest teilweise beim Wiedereintritt verbrennt und freigesetzt wird. Vier Monate später wird eine erhöhte 238Pu Konzentration in der Stratosphäre gemessen. Die Menge an 238Pu, die sich im Jahr 1970 in der Atmosphäre verteilt hat, wird auf 600 TBq geschätzt. Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde (Environmental Protection Agency) schätzt die durch den Fehlstart verursachte Lungenbelastung durch 238Pu auf 0,6 µSv im Vergleich zu der durch den Fallout der Kernwaffentests der 1950er Jahre verursachten Belastung von 3,5 µSv.
- 24. Juli - Bei einem Unfall in einer nuklearen Brennelemente-Fabrik in Charlestown (Rhode Island) stirbt ein Mensch.
- 5. Dezember – Eine Minuteman 1B Rakete wird auf der Abschusseinrichtung L-02 des Ellsworth Air Force Stützpunktes (South Dakota) in den taktischen Alarmzustand versetzt. Zwei Air Force Mitarbeiter waren zur Abschusseinrichtung abkommandiert, um das Sicherheitssystem des Raketensilos zu reparieren. Mitten in der Überprüfung zündet eine Bremsrakete unter dem Gefechtskopf, wodurch der Gefechtskopf etwa 23 m tief auf den Boden des Raketensilos fällt. Beim Aufschlag reissen sich die Zünd- und Höhensteuersysteme los, sodass die Stromversorgung des Gefechtskopfs ausfällt. Der Gefechtskopf wird durch den Aufschlag schwer beschädigt, jedoch arbeiten alle Sicherheitsvorrichtungen wie vorgesehen, sodass es keine Explosion und keine Freisetzung radioaktiven Materials erfolgt.
- Januar - Bei einem Unfall in den Lawrence Livermore National Laboratories werden 11 PBq radioaktives Material freigesetzt.
- Oktober – Ein Brand in Rocky Flats setzt eine Mannschaft von 25 Personen der 17-fachen gesetzlich zulässigen Strahlungsdosis aus.
- 5. Dezember - Ein A-4E Skyhawk Flugzeug mit einer nuklearen Waffe des Typs B43 fällt vor der Küste Japans von der USS Ticonderoga in 4,9 km tiefes Wasser. Das Schiff war unterwegs von Vietnam nach Yokosuka in Japan. Das Flugzeug, der Pilot und die Bombe wurden nie geborgen. Das US-Verteigungsministerium behauptete ursprünglich, der Unfall habe 800 km vor der Küste stattgefunden, Aufzeichnungen der US-Navy zeigten jedoch, dass der Unfall nur 130 km vor den Ryukyu-Inseln und 320 km von Okinawa entfernt stattgefunden hatte.
- 17. Januar - Nahe Palomares (Spanien) kollidiert an einem klaren Wintertag in 9.000 Metern Höhe ein amerikanisches Langstrecken-Bomberflugzeug vom Typ B-52 Stratofortress mit einem Tankflugzeug vom Typ KC-135 Stratotanker der US Air Force. Der B-52 Bomber, der im US-Bundesstaat North Carolina zu einer routinemäßigen Luftpatrouille gestartet war, wird in der Luft von der KC-135 betankt; dabei stoßen die zwei Maschinen zusammen. Beide Flugzeuge explodieren, die gut 150.000 Liter Treibstoff an Bord der KC-135 gehen in Flammen auf. Acht der elf Besatzungsmitglieder beider Flugzeuge sterben. Vier Wasserstoffbomben der B-52 stürzen in der Nähe des südspanischen Dorfes Palomares ab. Die Sicherheitsvorkehrungen verhinderen zwar eine thermonukleare Explosion, doch die hochexplosiven Sprengladungen in zwei der Bomben detonierten. Über mehrere hundert Hektar Agrarland liegen radioaktive Partikel verstreut. Eine dritte Bombe geht unbeschädigt in der Nähe des Dorfes nieder, die vierte Bombe stürzt 20 Kilometer vor der Küste ins Meer. 33 US-Marineschiffe riegelten das Gebiet ab; Taucher und Tauchboote, u.a. das Zwei-Mann-Unterseeboot "Alvin" (mit einer Tauchtiefe bis 1.600 Metern), suchten den Meeresgrund ab. Am 25. Januar 1966 wurde die fehlende Bombe schließlich gefunden. Sie war unbeschädigt und schien keinerlei Radioaktivität abgegeben zu haben. Nach wenigen Tagen wurde festgestellt, dass die beiden Bomben, deren Sprengladungen detoniert waren, erschreckend hohe Mengen an Plutoniumstrahlung abgegeben hatten. Rund 1.750 Tonnen kontaminierter Erde mußte abgetragen werden und zur Entsorgung auf eine Deponie für nukleare Abfälle in Aiken (South Carolina) in die USA gebracht werden. In der Region um Palomares wurden hauptsächlich Tomaten angebaut, mehrere Tonnen mußten vergraben oder auf andere Weise vernichtet werden. 1975 faßte das Amt für nukleare Entwicklungen des US-Verteidgungsministeriums den "Palomares Summary" ab. Der Bericht hielt fest, dass der am Tag des Unfalls herrschende Wind plutoniumhaltigen Staub aufgewirbelt hatte und dass "das ganze Ausmaß der Verbreitung nie in Erfahrung zu bringen sein" würde. Die USA vereinbaren Schadensersatz mit 522 Einwohnern von Palomares in Höhe von 600.000 US-Dollar. Die Stadt erhält auch eine Entsalzungsanlage im Wert von 200.000 US-Dollar. Erst 1985 erhielten die Menschen von Palomares Zugang zu ihren medizinischen Unterlagen.
- September - Plutoniumfeuer in Livermore.
- 5. Oktober - Aufgrund einer Fehlfunktion des Natrium-Kühlsystems im Enrico Fermi demonstration nuclear breeder reactor am Ufer des Eriesees nahe Monroe (Michigan) (Michigan) kommt es zu einer teilweisen Kernschmelze. Keine Strahlung tritt aus dem Containment aus. Dieser Vorfall lieferte die Grundlage für die umstrittene Polemik We Almost Lost Detroit von John G. Fuller. Der Reaktorkern bestand aus 105 aus zirkoniumverkleideten Stiften bestehenden Uranoxid-Brennelementen (uranium oxide fuel assemblies). Der Unfall wird einem Stück Zirkonium zugeschrieben, das einen Flussregler (flow-guide) im Natrium-Kühlsystem blockierte. Das Reaktorgebäude wurde durch Sensoren automatisch isoliert, kein Personal war zu diesem Zeitpunkt im Gebäude. Mitarbeiter versuchten erfolgreich, den Reaktor manuell abzuschalten. Zwei der 105 Brennelemente schmolzen, aber außerhalb des Auffangbehälters wurde keine Strahlung gemessen. Der 200-MW Reaktor lief im Oktober 1970 wieder mit voller Leistung.
- Winter 1966 - 1967 (Datum unbekannt) – Das erste nuklear-betriebene sowjetische Schiff, der Eisbrecher Lenin, erleidet einen nuklearen Unfall (vielleicht sogar eine Kernschmelze) eines seiner drei Reaktoren. Gerüchten zufolge werden 30 Mannschaftsmitglieder getötet. Das Schiff wird ein Jahr lang aufgegeben, um die Strahlung abklingen zu lassen. Dann werden die drei Reaktoren zusammen mit 60 % der Brennelemente in einem getrennten Behälter im Tsivolko Fjord der Karasee versenkt. Zwei neue Reaktoren werden eingebaut und das Schiff nimmt 1970 den Dienst wieder auf.
- - Livermore setzt drei Wochen lang Plutonium in das Abwasser von San Francisco frei. In San Francisco benutzte man die getrockneten Abwässer als Dünger.
- April – Während einer Dürre trocknet der Karachay-See bei Tscheljabinsk (Russland) aus. Seit 1951 war der 0,5 km² große sumpfige See als "Zwischenlager" für hoch- und mittelradioaktive Abfälle von Tscheljabinsk-40, das Teil der Wiederaufarbeitungsanlage von Majak war, benützt. Starke Winde verteilen etwa 5 MCi (190 PBq) kontaminiertes Sediment aus dem eingetrockneten See über ein Gebiet von etwa 5.200 km².
- 22. Januar - Elf Kilometer südlich der Thule Air Force Base in Grönland bricht ein Feuer im Abteil des Navigators eines B-52 Bombers aus. Während der Bomber abstürzt, verliert er drei Wasserstoffbomben an Land, eine fällt ins Meer. Bei den Aufräumarbeiten, die vom rauhen Wetter erschwert werden, werden verstrahltes Eis und die Flugzeugtrümmer vergraben. Die Bombenteile werden bei Pantex in Amarillo (Texas) aufbereitet. Die Dänen reagieren empört, da Grönland politisch zu Dänemark gehört und Dänemark nukleare Waffen in seinem Gebiet verbietet. In Dänemark gab es Demonstrationen gegen die USA. Ein Sprengkopf wurde 1979 von US Navy Seals und Seabees geborgen. Ein im August 2000 veröffentlichter Bericht deutet an, dass die letzte Bombe immer noch auf dem Grund der Baffin Bay liegt.
- 11. April - Ein sowjetisches U-Boot der Golf-Klasse sinkt etwa 1.200 km nordwestlich der Insel Oahu (Hawaii) in eine Tiefe von 4.900 Meter. 80 Seeleute werden dabei getötet. An Bord des U-Boots befinden sich mehrere nukleare Torpedos und drei nukleare ballistische Raketen. Teile dieses U-Boots wurden 1974 vom CIA und von Howard Hughes' Glomar Explorer geborgen.
- 18. Mai - Der Wettersatellit Nimbus-B stürzt bei einem Fehlstart vor Kalifornien ins Meer. Der Radioisotopengenerator wird unbeschädigt geborgen.
- 21. Mai - Das atomgetriebene Angriffs-U-Boot USS Scorpion (SSN-589) geht mit zwei Mark 45 ASTOR Torpedos mit Atomsprengköpfen und 99 Seeleuten verloren. Das Nuklearmaterial wird nicht geborgen. Das U-Boot wird aber am Grund liegend photographiert und die Radioaktivität der Umgebung von der US-Navy überwacht. Angeblich ist bis jetzt kein Plutonium ausgetreten.
- 8. Dezember - Im Rahmen des Bowline-Testprogramms setzt der unterirdische Schooner-Test einer 30 kt Bombe in Nevada eine radioaktive Wolke frei, die bis über die kanadische Grenze getragen wird, was eine Vertragsverletzung darstellt.
- 9. Dezember - In Nevada setzt ein unterirdischer Test von nuklearem Sprengstoff Wolken aus radioaktivem Dampf frei.
- 21. Januar - Beim Versagen des Kühlmittels eines experimentellen nuklearen Reaktors in Lucens im Kanton Waadt (Schweiz) wird eine große Menge Strahlung in einer Felskaverne freigesetzt. Die Kaverne wird daraufhin versiegelt.
- 11. Mai – 5 kg Plutinium verbrennen in Rocky Flats. Hunderte Waggonladungen kontaminierten Materials werden nach Idaho Falls gebracht, wo es in nicht ausgekleideten Gräben gelagert wird, die direkt über einem der wichtigsten Grundwasserleiter der USA liegen. Das Komitee für Umweltinformation von Colorado schickt gut ausgerüstete Wissenschaftler aus und läßt die offiziellen Stellen wissen, dass die Öffentlichkeit nun in der Lage sei, Freisetzungen radioaktiven Materials zu entdecken und darüber zu berichten. Veranlasst durch den Brand, findet das Komitee im Gebiet um Rocky Flats radioaktive Rückstände, die darauf hinweisen, dass sich in den Jahren des Betriebs von Rocky Flats radioaktives Material in der Umgebung angesammelt hat.
- 16. Mai – In San Francisco, Kalifornien, sinkt das nuklearbetriebene U-Boot USS Guitarro während es ausgerüstet wird, da ein Bugsegment geflutet wird.
- 24. Juli – Ein schwerer Brand der Anlage in Rocky Flats, in der Kernwaffenzünder (Plutoniumhohlkugeln) hergestellt werden, unterbricht die US Raketenproduktion. In Windrichtung gelegene Gebiete werden mit Plutonium verseucht. Mehrere Fabriksgebäude werden unbenützbar, später abgerissen und der Schutt vergraben.
- 15. oder 16. November – Das atomgetriebene US-amerikanische Schiff USS Gato (SSN-615) stößt im weißen Meer mit einem sowjetischen U-Boot zusammen. Ein Besatzungsmitglied berichtet später, dass die Gato an der Schutzverkleidung des Reaktors gerammt wurde. Beim Zusammenstoß kam es zwar zu keiner schweren Beschädigung, dennoch wurde Alarm ausgelöst und nuklearbestückte Abwehrraketen und Torpedos scharf gemacht.
- 12. April - Ein sowjetisches U-Boot der November-Klasse hat anscheinend Probleme mit seinem nuklearen Antriebssystem während es sich im Atlantik befindet. Die Besatzung versucht sich von einem sowjetisches Schiff der Handelsmarine abschleppen zu lassen, kann jedoch kein Tau festmachen. Das U-Boot sinkt, 52 Personen wurden getötet.
- 17. April - Die Mondlandefähre von Apollo 13 verglüht in der Erdatmosphäre. Zwei Radioisotopengeneratoren gehen verloren. Es wird keine freigesetzte Radioaktivität nachgewiesen.
- 20. Juni - Im nördlichen Pazifik kollidiert ein sowjetisches U-Boot der Echo-Klasse mit der USS Tautog nach einem 180 ° Manöver (Irrer Iwan). Amerikanische Seeleute glaubten, das U-Boot sei nach dem Vorfall gesunken, russische Marine-Offiziere sagten 1992 aber aus, dass das Schiff nicht gesunken sei.
- 18. Dezember - Durch einen Riss im Gestein gelangen beim Baneberry underground Test 93 PBq ins Freie. Später zieht der Fallout bis nach Kanada, was gegen das 1963 geschlossene Teststop-Abkommen verstößt.
- 19. November - In einem von der Northern States Power Company in Monticello (Minnesota) betriebenen Kernkraftwerk läuft ein Wasserspeicher über. Es gelangen 190 m³ radioaktiv kontaminiertes Wasser in den Mississippi. Radioaktive Substanzen dringen auch in das flussabwärts gelegene Wassersystem von St. Paul ein.
- 12. Dezember - Am Fluss Thames nahe New London (Connecticut) wird Kühlwasser vom U-Boot USS Dace (SSN-607) zum U-Boot Leichter USS Fulton übertragen, wobei sich 1.900 Liter kontaminierten Kühlwassers in den Fluss ergießen.
- (Datum unbekannt) - Die Aufbereitungsanlage in West Valley (New York) wird nach sechjährigem Betrieb geschlossen. Zurück bleiben leckende Tanks mit 2.200 m³ hoch radioaktivem Abfall, der schließlich den Erie- und Ontariosee verseuchen.
- März - Senator Mike Gravel von Alaska übermittelt dem US-Kongress Informationen darüber, dass bei einer Routineüberprüfung eines Atomkraftwerks Radioaktivität im Wasser des Gebäudes entdeckt wurde, inklusive dem des Trinkwasserbrunnens des Atomkraftwerks, der mit einem 11 m³ fassenden Tank mit radioaktivem Wasser querverbunden war.
- September – Der PM-3A Reaktor (1,25 MW) der US-amerikanischen McMurdo-Station (Antarktis), der seit März 1962 in Betrieb ist, wird wegen Austritts von Radioaktivität abgeschaltet. Während seiner zehnjährigen Betriebszeit war mehrfach Radioaktivität ausgetreten und der Reaktor abgeschaltet worden. Er wurde später zusammen mit 101 Fässern radioaktiv kontaminierten Bodens in die USA zurückgebracht. Weitere 11.000 m³ kontaminierten Gesteins wurden nach Protesten später ebenfalls entfernt. Erst im Mai 1988 war die Dekontaminierung so weit abgeschlossen, dass der Bereich wieder unbeschränkt benutzbar war.
- Dezember - Ein Großbrand und zwei Explosionen in einem Plutonium-Werk in Pauling (New York) hat die Verstrahlung des Werks und des Bodens zur Folge, sodass das Werk stillgelegt werden muss.
- 25. April - Ein sowietischer Radarsatellit vom Typ US-A (RORSAT) verglüht bei einem Fehlstart über dem Pazifik. Material aus dem noch nicht kritischen Reaktor wird freigesetzt.
- 26. September - Windscale (heutiger Name: Sellafield) (GB) - Explosion in der Wiederaufbereitungsanlage.
- - Arbeiter von Isomedix Co. in New Jersey berichten, dass radioaktiv verseuchtes Wasser die Toilette hinuntergespült wurde und den Abwasserkanal verseuchte. Im selben Jahr wird bei einem anderen Vorfall in derselben Firma ein Arbeiter mit einer für tödlich gehaltenen Dosis verstrahlt, er kann aber durch prompte Behandlung in einem Spital gerettet werden.
- 28. Mai - Die Atomenergie-Kommission der USA berichtet, dass im Jahr 1973 bei zwölf "abnormalen Vorfällen" in Atomkraftwerken Radioaktivität "über dem erlaubten Niveau" freigesetzt worden sei.
- (Datum unbekannt) - Die Besatzug der USS Guardfish versucht, das verbrauchte Harz des Ionenaustauschers der Entsalzungsanlage zu verklappen. Dieses Granulat filtert gelöste radioaktive Stoffe und Teilchen aus dem primären Kühlkreislauf des U-Boots. Bei der Verklappung bläst der Wind jedoch einen Teil der Verklappung auf das U-Boot zurück. Diese Art von Unfall ist nicht ungewöhnlich, siehe 1961.
- 22. März – Durch eine Kerze wird ein Brand in der Elektrik der Reaktoren von Brown's Ferry in Decatur (Alabama) ausgelöst, der wesentliche Sicherheitssysteme außer Betrieb setzt. Trotz des (erst 15 Minuten nach Ausbruchs des Feuers ausgelösten) Feueralarms, verrückt spielender Anzeigen und Rauchentwicklung im Steuerpult des Notfallkühlsystems, deren Pumpen sich selbsttätig aktiviert hatten, vergehen über zehn Minuten bis zur Notabschaltung. Erst als aufgrund des fallenden Kühlmittelstandes der Kern fast freigelegt wird und die Kernschmelze droht, wird die Notabschaltung ausgelöst.
- Oktober-November - Während das U-Boot Leichterschiff USS Proteus vertäut ist, entlässt es radioaktives Kühlwasser in den Hafen von Apra (Guam). Ein Geigerzähler zeigt an zwei öffentlichen Stränden 1 mSv/Stunde, das 50-fache der erlaubten Dosis.
- (Datum unbekannt) – Während sich das mit ballistischen Nuklearraketen bewaffnete sowjetische U-Boot K-171 vor der Küste von Kamtschatka aufhält, setzt es versehentlich einen nuklearen Gefechtskopf frei. In einer verzweifelten Suche, an der sich Dutzende Schiffe und Flugzeuge beteiligen, wird der Gefechtskopf geborgen.
- 22. Februar – Im slovakischen Kernkraftwerk in Jaslovske Bohunice kommt es beim Laden des Reaktors A1 mit Kernbrennstoff zu einem schweren Unfall (INES-Stufe 4). Dabei werden Brennstäbe beschädigt, die Ummantelung des Brennstoffs korrodiert und Radioaktivität von etwa 4 · 1012 Bq am Kraftwerksgelände freigesetzt. Daraufhin wird der ab 1956 gebaute und 1972 in Betrieb genommene Reaktor stillgelegt. Im Werk war es schon 1976 zu einem Unfall gekommen, bei dem radioaktives Kohlendioxid in den Reaktorraum austrat, an dem zwei Angestellte erstickten, da ein Notausgang versperrt war.
- 24. Januar - Der sowjetische nuklearbetriebene Radarsatellit vom Typ US-A (RORSAT) Cosmos 954 stürzt in den Nordwestgebieten Kanadas ab. Der radioaktive Kern des Reaktors (etwa 30 kg) wird über eine große Fläche verteilt. Bemühungen, das Material einzusammeln, glücken nur teilweise, vieles bleibt liegen.
- 22. Mai - An Bord der USS Puffer wird in der Nähe des Puget Sound (Washington) versehentlich ein Ventil geöffnet, wodurch etwa 1.900 Liter radioaktiv kontaminierten Wassers freigesetzt werden.
- 28. März - Im Kernkraftwerk von Three Mile Island bei Harrisburgh (Pennsylvania) führen Versagen von Maschinenteilen und Bedienungsfehler der Mannschaft zum Ausfall der Reaktorkühlung, wodurch es zur teilweisen Kernschmelze und Freisetzung von 90 TBq an radioaktiven Gasen kommt. Dieser Unfall ist bis heute der Schwerste in einem kommerziellen Reaktor in den USA.
- 16. Juli (der 34. Jahrestag des Trinity-Tests) - In Churchrock (New Mexico) bricht der Naturdamm eines "vorübergehend" benutzten Absetz- und Verdunsterbeckes einer Uranmühle. Obwohl das Becken seine zulässige Verwendungsdauer bereit überschritten hatte, wurde es trotz sichtbarer Risse 60 cm höher als vorgesehen aufgefüllt. 380.000 m³ stark radioaktiver Flüssigkeit zusammen mit 1.000 t radioaktiver Feststoffe ergießen sich in den Rio Puerco, wo sie sich bis zu 100 km stromabwärts ablagern. Dieser Fluss ist die einzige Wasserquelle der dort lebenden Diné. Dieser Unfall gilt als der größte nuklare Unfall in den USA.
- 29. September - Der Gouverneur von Arizona, Bruce Babbitt fordert die Nationalgarde an, um das Gelände des American Atomics Kraftwerks in Tucson zu dekontaminieren, von dem er annimmt, dass es Radioaktivität freisetzt. (Berichte über Probleme der Arizona Atomic Energy Commission wurden von einem Ausschussmitglied verzögert, das auch Präsident von American Atomics ist.) In der Küche der öffentlichen Schule gegenüber des Atomkraftwerks werden durch Tritium verseuchte Lebensmittel im Wert von $ 300.000 gefunden. Ein Schokoladenkuchen hat 2.000 Bq/l, 2½-Mal mehr, als der "Sicherheitsstandard" erlaubt. Ein Beamter bezichtigte Babbitt der "Gier nach Publicity" (greed for publicity).
- 19. September - Bei Wartungsarbeiten in einem Titan II-Silo in Arkansas fällt einem Air Force Techniker ein Steckschlüssel in den Silo. Dieser trifft die Rakete und verursacht ein Leck an einem unter Druck stehenden Treibstofftank. Die Raketenbasis und das umliegende Gebiet werden geräumt. Achteinhalb Stunden später explodieren die Treibstoffdämpfe innerhalb des Silos; die Wucht der Explosion sprengt die zwei 740 Tonnen wiegenden Silodeckel ab und schleudert den 9 Megatonnen-Sprengkopf 180 Meter weit. Ein Fachmann der Air Force stirbt, 21 weitere US Air Force-Angehörige werden verletzt. []
- 11. Februar - Ein neuer Arbeiter öffnet versehentlich ein Ventil und mehr als 410.000 Liter radioaktive Kühlflüssigkeit fließen in das Reaktorgebäude des Tennessee Valley Authority Sequoyah 1 Atomkraftwerk im ländlichen Tennessee. Acht Arbeiter werden verstrahlt.
- 25. April - Mehr als 100 Arbeiter werden während Reparaturarbeiten in einem Atomkraftwerk in Tsuruga, Japan Radioaktivität ausgesetzt.
- Juni – 11.000 Liter radioaktives Wasser treten aus dem Reaktor Salem 2 in Salem (New Jersey) aus.
- 2. November - Auf dem US U-Boot Pens in Schottland wird eine geladene Poseidon-Rakete versehentlich aus 5 Metern Höhe von einem Kran fallen gelassen, während sie vom U-Boot auf ein Begleitboot umgeladen wird.
- 25. Januar - Im Werk Ginna der Rochester Gas & Electric Company in Rochester (Monroe County, New York) bricht eine Leitung des Dampfgenerators, es ergießen sich 57.000 Liter radioaktiv verseuchtes Kühlmittel auf den Boden des Werks. Kleine Mengen von radioaktivem Dampf entweichen in die Luft.
- Februar - Im Atomkraftwerk von Salem (New Jersey) verseuchen 11.000 Liter leicht radioaktives Wasser 16 Arbeiter.
- Das Werk der International Nutronics in Dover, New Jersey, muss wegen einer großflächigen Kontamination geschlossen werden. In diesem Werk wurde hohe Radioaktivität benutzt, um die Farbe von Edelsteinen zu verändern, chemische Substanzen zu modifizieren und Lebensmittel sowie medizinische Artikel zu sterilisieren. Durch die Fehlfunktion einer Pumpe gelang Flüssigkeit aus den radioaktiven Bädern auf den Boden und schließlich in das Abwassersystem der dicht besiedelten Stadt Dover. Die Nuclear Regulatory Commission wurde erst zehn Monate später durch einen (vermutlich werksinternen) Informanten benachrichtigt.
- 15. Januar/16. Januar – Aus dem Kernkraftwerk in Brown's Ferry (Tennessee) werden versehentlich 780.000 Liter leicht radioaktiv verseuchtes Wasser in den Tennessee River gepumpt.
- 7. Februar - Ein sowjetischer reaktorbetriebener Radarsatellit vom Typ US-A (RORSAT) Cosmos 1402 stürzt über dem Südatlantik ab. Der radioaktive Kern des Reaktors (etwa 30 kg) wird ausgestoßen und verglüht.
- 25. Februar – Die automatische Notabschaltung des Salem 1 Reaktors in Salem, New Jersey versagt. Ein Techniker bemerkt dies etwa 90 Sekunden, bevor dies zu einem „Vorfall“ führt. Bereits drei Tage zuvor haben automatische Sicherungssysteme versagt. Im März 1981 und September 1982 war es zu Austritten radioaktiver Gase aus Salem 1 gekommen.
- August - 3.700 Liter mit Tritium kontaminiertes schweres Wasser ergießen sich aus kanadischen Atomkraftwerken in den Huronsee und den Ontariosee.
- In der Atomanlage Dounreay im schottischen Caithness kommt es zu einem Störfall bei dem hochradioaktiver Müll den Strand verseucht. Herbie Lyalls, der ehemalige Gesundheitsschef der Anlage wendet sich allerdings erst im März 2005 mit Unterlagen darüber an die Sunday Times. Der Strand wurde über 13 Jahre von Urlaubern genutzt.
- 10. August - Etwa 55 km von Wladiwostok entfernt explodiert in der Chazhma Bay der Reaktor eines U-Boots der Echo-Klasse, wodurch ein hoher Strahlungspegel erreicht wird. Zehn Personen werden getötet, die radioaktive Wolke erreicht Wladiwostok nicht.
- - Die US-Regierung gibt 19.000 Seiten Dokumentation frei, welche aufzeigen, dass zwischen 1946 und 1986 die Hanfort Site in Richland, Washington tausende Gallonen radioaktiver Flüssigkeiten freisetzte. Von 270.000 in der Nähe lebenden Personen erhielten die meisten eine geringe Strahlungsdosis von Iod.
- - Die Nuclear Regulatory Commission widerruft die Betriebsgenehmigung eines Werks der Radiation Technology, Inc. (RTI) in New Jersey wegen wiederholten Verstoßes gegen Arbeitsschutzbestimmungen. Eine Sicherheitseinrichtung, die das Betreten einer Bestrahlungskammer während des Betriebs verhindern sollte, wurde deaktiviert. Dadurch wurde ein Arbeiter mit einer fast tödlichen Strahlungsdosis belastet. RTI werden insgesamt 32 Verstöße gegen verschiedene Bestimmungen vorgeworfen, unter anderem die Entsorgung von radioaktivem Abfall mit dem normalen Müll.
- - International Nutronics of Dover, New Jersey und ein hoher Mitarbeiter werden wegen Verschwörung und Betrug verurteilt. Strahlung blieb in der Umgebung des Werks übrig, aber die NRC sagte, die Strahlungspegel seien nicht gefährlich.
- 6. Januar - In der Wiederaubereitungsanlage "Kerr-McGee" in Gore (Oklahoma) zerbricht ein Zylinder mit nuklearem Material nach unzulässiger Erhitzung. Ein Arbeiter stirbt, 100 werden ins Krankenhaus eingeliefert.
- 26. April - Super-GAU in Tschernobyl in der Ukraine (damals Sowjetunion) - Kernschmelze und Explosion.
- 4. Mai - Störfall im Thorium-Hochtemperaturreaktor (THTR 300) in Hamm-Uentrop in NRW - In einem der mit Helium gefüllten Zuleitungsrohre zum Reaktorkern kam es zum Stau. Kontaminiertes Helium war in eine Schleuse eingeströmt und dann, durch ein irrtümlich geöffnetes Ventil, nach draußen entwichen. Die Anlage wurde abgeschaltet. Der nukleare Unfall wäre womöglich von der Tschernobyl-Wolke völlig überdeckt worden, hätte nicht ein THTR-Mitarbeiter einen anonymen Hinweis gegeben. Messungen in der Nähe des Reaktors ergaben, dass drei Viertel der Strahlung - insgesamt 35000 Becquerel pro Quadratmeter - aus dem THTR selbst, nur der Rest aus Tschernobyl-Winden stammten.
- 3. Oktober – Explosion in einer Nuklearraketen-Abschussvorrichtung eines sowjetischen U-Bootes der Yankee I-Klasse 480 Meilen östlich der Bermuda-Inseln. Mindestens 3 Tote unter den Besatzungsmitgliedern. Das U-Boot hat 34 Nuklearraketen und zwei Reaktoren an Bord. Der damalige Generalsekretär der KPdSU und Staatsführer Michail Gorbatschow informiert den US-Präsidenten Ronald Reagan persönlich, bevor er den Vorfall am 4. Oktober der Weltöffentlichkeit bekannt gibt. Am 6. Oktober sinkt das U-Boot während einer Abschleppoperation im Atlantik auf 5.500 m Tiefe.
- 13. September - In Goiânia (Brasilien) entwenden Plünderer aus einer 1984 aufgelassenen Klinik für Strahlentherapie eine zurückgelassene 137Caesium Strahlungenquelle und verkaufen die Kapsel an einen Altwarenhändler, der sie schließlich öffnet. Vier Menschen sterben, die etwa 100.000 Einwohner von Goiânia müssen untersucht werden, 244 haben wesentliche Strahlungsdosen erhalten.
- - Das National Research Council veröffentlicht einen Report mit 30 "signifikanten, nicht gemeldeten Vorfällen" ("significant unreported incidents") über die letzten 30 Jahre in den Savannah River production plants in Georgia. Der Bericht enthält auch Grundwasserverseuchung.
- 6. Juni – Die Firma Radiation Sterilizers in Decatur (Georgia) berichtet vom Verlust von 137Caesium. 70.000 Behälter mit medizinischen Artikeln und Milchpackungen werden zurückgerufen. Zehn Arbeiter werden kontaminiert, drei davon so schwer, dass sie selbst ihre Pkw und Häuser kontaminieren.
- Oktober – In der Anlage zur Herstellung von Kernwaffenzündern in Rocky Flats (Colorado) inhalieren zwei Angestellte und ein Beamter der US-Energiebehörde (US-Department of Energy) radioaktive Teilchen, woraufhin das Werk geschlossen wird. Mehrere Verstöße gegen die Sicherheitsauflagen werden genannt, darunter nicht kalibrierte Überwachungsgeräte, unzureichende Feuerlöscheinrichtungen und Kontaminierung des Grundwassers mit Radioaktivität.
- Januar – Eine Verwerfung wird unter der Savannah River Aufbereitungsanlage (Georgia) gefunden, die zu einem der größten Grundwasserleiter der USA führt, dessen Wasser fast den gesamten Südosten versorgt. In der Nähre gefundene Schildkröten sind mit radioaktivem Strontium in einer Menge kontaminiert, die dem 1.000 fachen Strahlungsuntergrund entspricht.
- 7. April – An Bord des sowjetischen Angriffs-U-Boots Komsomolets bricht etwa 480 km vor der Küste von Norwegen ein Brand aus. 27 Besatzungsmitglieder entkommen, 42 sterben als das Schiff mit zwei nuklear bewaffneten Torpedos und dem Reaktor sinkt.
- 19. Oktober - Im spanischen KKW Vandellos bricht ein Brand aus, der das Kühlsystem des Reaktors in Mitleidenschaft zieht. Da Vandellos-1 nicht über eine eigene Feuerwehr verfügt, müssen die Feuerwehrleute teilweise aus über 100 Kilometern Entfernung herbeieilen. Sie bekämpfen den Brand jedoch mit Wasser statt mit Schaum, was sich wegen des vielen Öls als falsch erweist und die elektrischen Leitungen durchschmoren lässt. Weder Direktion noch Personal setzen den Notfallplan in Kraft. Erst nach mehreren Stunden kann das Feuer unter Kontrolle gebracht werden. Im Anschluss an den Unfall wird das Werk stillgelegt, unter anderem auch, weil die Behörden schon seit einigen Jahren Verbesserungen im Kühlsystem und der Feuerbekämpfung verlangt haben, aber kaum etwas verändert wurde.
- 7. November - 1,2 Millionen Liter kontaminiertes Minenwasser entweichen in den Wollaston Lake, Saskatchewan.
- 24. November – Beinahe-Kernschmelze in Greifswald (ehem. DDR).
- 23. Januar– 12 m³ schweres Wasser werden versehentlich in den Sicherheitsbehälter des Bruce A-Reaktors in Ontario (Kanada) abgelassen, als sich durch einen Programmfehler die Bremsen der Brennstoff-Lademaschine lösen.
- 27. September – Bei einem Raketentest im Weißen Meer entdeckt die Besatzung eines sowjetischen U-Bootes der Typhoon-Klasse ein Problem. Als das Boot auftaucht, beginnt die Rakete beim Kontakt mit der Luft zu brennen und verlässt den Startschacht als Feuerball. Das Schiff taucht, um den Brand zu löschen.
- 11. Februar – Das GUS Angriffs-U-Boot der Sierra Klasse K-239 (Barracuda) stößt mit dem U-Boot USS Baton Rouge (SSN-689) zusammen, wobei es anscheinend zu keinen Schäden kommt. Die GUS beschwert sich, dass die Baton Rouge innerhalb ihrer Gewässer operiert habe, US-amerikanische Marineoffiziere beharren jedoch darauf, dass sie sich in internationalen Gewässern bewegt hätten.
- 24. November – Die Aufbereitungsanlage in Gore (Oklahoma) wird nach wiederholten Verletzungen von Sicherheits- und Umweltauflagen geschlossen. Während des 22-jährigen Betriebes wurde 1986 bei einem Unfall ein Arbeiter getötet, Dutzende andere verletzt und der Arkansas und das Grundwasser kontaminiert. Eine Woche zuvor war der Betrieb von der Nuclear Regulatory Commission stillgelegt worden, nachdem bei einem Unfall giftiges Gas ausgetreten war, woraufhin 34 Personen ärztliche Hilfe benötigten. Das Werk wurde bereits 1991 vorübergehend stilllgelegt, als das Wasser einer benachbarten Baugrube eine hohe Urankonzentration aufwies. Die Regierung klagt den Umweltverantwortlichen des Werks an, die Untersuchungen behindert und Dokumente gefälscht zu haben.
- 15. Februar – 18 m³ schweres Wasser werden im Darlington Atomkraftwerk in Kanada verschüttet.
- 20. März – Das US-amerikanische U-Boot USS Grayling (SSN-646) stößt in der Barentssee 195 km nördlich der Halbinsel Kola mit einem russischen U-Boot der Delta-Klasse zusammen.
- 17. November - Die russische Raumsonde Mars 96 verglüht nach einem Fehlstart über dem Pazifik und Südamerika. Die Radioisotopengeneratoren werden nicht gefunden.
- Georgische Soldaten erkranken an der Strahlenkrankheit und erleiden Verbrennungen. Schließlich können die Erkrankungen auf eine vom russischen Militär zu Trainingszwecken benützte und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zurückgelassene nicht gekennzeichnete Strahlungsquelle zurückgeführt werden. Dabei handelt es sich um eine Kapsel mit 137Cäsium, die sich in einer Tasche einer gemeinsam benutzten Jacke befindet und noch in 1 m Abstand mit der 130.000-fachen Stärke des Strahlungsuntergrundes strahlt. Auf dem Kasernengelände werden nach einer aufwändigen Suche noch weitere zurückgelassene Strahlungsquellen gefunden.
- Mai – In der Plutoniumfabrik von Hanford in Richland (Washington) explodieren 11 Liter giftige Chemikalien in einem 1.500 l fassenden Behälter, wodurch die Hauptlöschwasserleitung birst und 95 m³ kontaminiertes Wasser freigesetzt werden. Die Betreibergesellschaft wird wegen Verstoßes gegen die Nuklearsicherheitsauflagen der US-Energiebehörde angeklagt und zur Zahlung von US$ 140.625 verurteilt. Zu den Verstößen zählen, dass der Betreiber versäumt hatte,
- sicherzustellen, dass die Atemgeräte wirkungsvoll schützten (obwohl sich funktionierten)
- rechtzeitig über den Notfall zu informieren
- ordnungsgemäße radiologische Untersuchungen der Arbeiter durchzuführen (Versäumnis eines Angestellten, die vorgeschriebenen Arbeitsabläufe einzuhalten)
- die Einhaltung der Kritikalitäts-Sicherheitsverfahren sicherzustellen (obwohl der überflutete Bereich kein spaltbares Material enthielt). Diese Vorschriften sollen verhindern, dass im spaltbaren Material Kettenreaktionen ablaufen.
- Das Recyclingunternehmen Acerinox in Cádiz (Spanien) schmilzt unwissentlich Schrott ein, der eine radioaktive Strahlungsquelle enthält. Eine radioaktive Wolke breitet sich bis in die Schweiz aus, wo sie erstmals detektiert wird.
- Juli – Im Lawrence Livermore National Laboratory bricht ein Brand aus, nachdem ein Techniker nicht erkennt, dass sich unter den zur Entsorgung vorgesehenen Abfällen auch Säcke mit entzündlichen Uranabfällen befinden. Ein Sack beginnt zu brennen, da sich der uranhaltige Abfall an der Luft entzündet und weitere Abfälle in Brand steckt.
- 8. August – Die Washington Post berichtet, dass im Gaseous Diffusion Isotope Separation Plant der US-Energiebehörde in Paducah (Kentucky) während 23 Jahren tausende Arbeiter unwissentlich Plutonium und anderen stark radioaktiven Metallen ausgesetzt waren. Den Arbeitern war mitgeteilt worden, dass sie mit Uran arbeiteten, statt mit dem viel giftigeren Plutonium. Sie hatten als Teil eines von der Regierung durchgeführten Experiments, gebrauchte nukleare Brennstoffe zu recyclen radioaktiven Staub eingeatmet.
- 30. September - In einer Brennelemente-Fabrik in Tokaimura (Japan; 100 km nordöstlich von Tokio) befüllen Arbeiter einen Vorbereitungstank mit 16,6 kg Urangemisch (anstatt 2,3 kg). Daraufhin setzt eine unkontrollierte Kettenreaktion ein. Strahlung tritt aus. Zwei der drei Arbeiter sterben an der Strahlenkrankheit. Mindestens 150 Menschen werden starker Radioaktivität ausgesetzt, darunter 81 Arbeiter, die die Kettenreaktion stoppen wollen. Mehrere Hundert Anwohner werden verstrahlt.
- 15. Februar - USA, New York Beim Kernkraftwerk "Indian Point II" entweicht radioaktiver Dampf, als eine Turbine ausfällt.
- Juni - USA, Senator Mike DeWine führt eine Senatsanhörung, um die ungefähre Verschmutzung am "Portsmouth Gaseous Diffusion Isotope Separation Plan" in Piketon, Ohio zu erfahren. Das Ergebnis war, dass der Betrieb Dosismesswerte von Arbeitern änderte und mit medizinischen Fachleuten gearbeitet hat um Ansprüche der Arbeiter gegen den Betrieb zu verhindern.
- Juli - USA- Washington Richland Waldbrände schlugen auf das "Hanford"-Endlager über. Das radioaktive Material wurde jedoch nicht auf der Oberfläche, sondern unterirdisch gelagert. Es gab keine messbaren Verunreinigungen außerhalb des Endlagers und irgendwelcher umgebender Städte (Richland, Pasco u. Kennewick).
- 12. August - Russland, Barentssee (180 km nordöstlich von Murmansk). Das Russische Atom-U-Boot Kursk sinkt nach einem Torpedounfall an Bord, dabei sterben 118 Menschen. Nach Protesten birgt Russland schließlich am 8. Oktober 2001 den Kernreaktor des Unterseeboots und gibt an, dass es keine Kernwaffen transportiert hatte. Nach Angaben von Greenpeace sind trotzdem 10 russische Kernreaktoren und über fünfzig russische Kernwaffen auf dem Boden der Ozeane zu finden.
- 17. Juli - Deutschland, Karlsruhe. Die Polizei nimmt einen 47jährigen mit Rückbauarbeiten beschäftigten Angestellten fest, welcher aus der stillgelegten Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe ein Glasröhrchen mit einer plutoniumhaltigen Flüssigkeit und verstrahlte Putzlappen entwendet hat. Die ahnungslose Ehefrau des Täters entsorgt das Diebesgut in einem Altkleidercontainer und der freien Natur. Der Täter, seine Ehefrau und die Tochter werden stark verstrahlt. Im Juni 2002 verurteilt ihn das Landgericht Karlsruhe zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren.
- 10. April - Paks/Ungarn. Beim Reinigen von Brennstäben im Block 2 des Kernkraftwerkes dürfte deren Umhüllung beschädigt worden sein. Dabei trat radioaktives Gas aus. Erst nach und nach wurde der Vorfall auch öffentlich. Es handelte sich um einen Störfall der Klasse 3 nach INES. Verletzte waren keine zu beklagen.
- 9. August - Mihama/Japan. Ein Leck im Verbindungsrohr zwischen Kondensator und Dampferzeuger im Mihama-Atomkraftwerk des Betreibers Kansai Electric Power (Kepco) etwa 320 Kilometer nordwestlich von Tokio hat mehrere Todesopfer und 10 Schwerverletzte verursacht. Aus dem Leck trete keine Radioaktivität aus, teilten die Behörden mit. Das Rohr soll nach Angaben des Betreibers auf eine Betriebsdauer von 30 Jahren ausgelegt worden sein. In den 28 Jahren, in welchen es bis zum Unfall in Betrieb war, wurde es nach Betreiberangaben nie mit Ultraschall überprüft. An der Leckstelle beträgt die Wandstärke nur noch 1,4 statt der ursprünglichen 10 Millimeter. Greenpeace macht mangelhaftes Alterungsmanagement für den Unfall verantwortlich.
- Am 19. April 2005 entsteht in Sellafield/England ein gigantisches Leck (FR). Nach Presseberichten vom 9. Mai 2005 entweichen aus einer undichten Rohrleitung Salpetersäure mit einem hochradioaktiven Gemisch von angeblich 20 Tonnen Uran und Plutonium.
Nicht bestätigte Vorfälle
- Das vermeintliche Atomwaffenprogramm Japans vor dem Zweiten Weltkrieg. Ein Prototyp soll im Chinesischen Meer explodiert sein. Eine Atomfabrik soll im japanischen Korea noch nicht betriebsbereit gewesen sein, als die USA Hiroshima und Nagasaki zerstörten. Wenn dies wahr wäre, müsste sich viel radioaktiver Abfall finden lassen.
- Es gibt Berichte, nach denen die UdSSR, USA, China, DDR, Indien, Pakistan und Korea absichtlich Menschen verstrahlt haben.
- Britische Kernwaffentests mit erhöhter Strahlung in Australien.
- Südafrikas und Israels Nuklearprogramm mit radioaktiver Verschmutzung
- Verseuchung durch Kernreaktoren der sowjetischen, britischen und französischen Marine
- Undokumentierte Strahlungsfreisetzung in der UdSSR, Frankreich, Indien, China, Japan und Pakistan.
- Spekulationen über einen undokumentierten Unfall im September 1986 in Geesthacht, möglicherweise im Zuge nicht offizieller militärischer Forschung
Weblinks
- Aufstellung der fünf schwersten Unfälle Greenpeace Deutschland
- Pannen und Unfälle in Deutschland, Presseauswertung von X-tausend mal quer
- Nuclearfiles.org Zusammenstellung von Nuklearunfällen einer Friedensinitaive (englisch)
- Offizielle Liste der Unfälle mit Nuclearwaffen des britischen Verteidigungsministeriums (englisch)
- Chronologie der Abraum-Damm-Fehler (englisch)
- Systematik der internationalen Bewertungsskala
- Heise-Telepolis-Artikel über verschwundene Atombomben in den USA im Kalten Krieg
- interessante Beiträge und Erklärungen über Kernenergie