Deutschland (Schiff, 1933)
Das Panzerschiff Lützow (bis 1939 Panzerschiff Deutschland) - ab 1940 als Schwerer Kreuzer Lützow umklassifiziert - war ein deutsches Kriegsschiff der Kriegsmarine. Bereits in der kaiserlichen Marine gab es ein Schiff mit dem Namen Lützow. Das Schiff wurde nach dem preußischen General Adolf Freiherr von Lützow benannt.
Geschichte
Die Schiffe der Klasse Panzerkreuzer A wurden gebaut, um die Bestimmungen des Versailler Vertrags zum Bau von Großkampfschiffen zu umgehen. Der Bau war mehr ein Prestigeprojekt als militärisch sinnvoll. Am 30. März 1928 wurde im Reichstag gegen die Stimmen von SPD und KPD die erste Rate für den Bau in Höhe von 9.3 Millionen Reichsmark beschlossen. Er wurde auf Grund der hohen Kosten 1928 im Wahlkampf für den Reichstag von der SPD stark kritisiert. Nach der Wahl stimmten die Kabinettsmitglieder der SPD dem Bau zu, die Reichstagsfraktion und die zu ihr gehörenden Kabinettsmitglieder stimmten in einer Reichstagsabstimmung am 16. November gegen den Bau. Durch dieses Vorgehen verlor die SPD an Glaubwürdigkeit und ihr wurde Heuchelei vorgeworfen. Die KPD startete ein Volksbegehren gegen den Bau. Dieses scheiterte, da sich nur 1,2 Millionen Bürger gegen den Bau aussprachen.
Das erste Schiff der Klasse Panzerkreuzer A wurde "Deutschland" genannt und am 1. April 1933 in Dienst gestellt, 1939 wurde das Schiff in Lützow umbenannt und modernisiert.
Kurz vor dem zweiten Weltkrieg wurde sie in den Nordatlantik gesandt, um bei Kriegsausbruch den Handelskrieg zu beginnen (26.09.1939). Im April 1940 nahm sie an der Besetzung Norwegens teil, auf dem Rückmarsch nach Kiel wurde sie von einem englischen U-Boot torpediert. Im Verlauf des zweiten Weltkriegs nahm sie an einigen Unternehmen teil und wurde ab 1943 bis 1944 als Ausbildungsschiff genutzt.
Ab 1944 führte sie in der Ostsee Landbeschießungen zur Unterstützung des zurückweichenden Heeres durch. Am 16. April 1945 wurde sie bei Swinemünde von engl. Bombern mit Tallboy - Bomben (5,4 t) angegriffen. Diese erzielten einige Nahtreffer, worauf die Lützow auf ebenen Kiel sank. Der hintere 28 cm Turm sowie Teile der mittleren Artillerie und Flak blieben einsatzbereit. Am 4. Mai 1945 wurde sie aufgegeben und selbstzerstört.
Nach dem Krieg wurde sie von den Russen gehoben und als "Zielschiff" genutzt, gegen 1949 ist sie als solches gesunken.
Die weiteren Schiffe der Klasse Panzerkreuzer A erhielten die Namen Admiral Scheer und Admiral Graf Spee. Als Reaktion auf die Panzerschiffe baute Frankreich 2 Schlachtkreuzer der Dunkerque-Klasse und es kam zu einer Welle von Schlachtschiffbauten.
Technische Daten
- Kiellegung: 5. Februar 1929
- Stapellauf: 19. Mai 1931
- Indienststellung: 1. April 1933
- Bauwerft: Deutsche Werke Kiel
- Wasserverdrängung (Standard): 12.100 t
- Wasserverdrängung (maximal): 15.900 t
- Länge: 181,7 m (Wasserlinie) / 186 m (über alles, später 187,9 m)
- Breite: 20,69 m
- Tiefgang: 7,25 m
- Maschinen: 8 MAN 9-Zylinder Dieselmotoren mit insgesamt 48.390 PS
- Geschwindigkeit: 28 kn (52 km/h)
- Treibstoffvorrat: 2750 t
- Fahrbereich:
- 10.000 sm bei 20 kn
- 16.600 sm bei 14 kn
- 17.400 sm bei 13 kn
- Panzerung
- Deck: bis zu 41 mm
- Panzerquerschotts (achtern & vorn): 80-100 mm
- Aufbauten: bis zu 99 mm
- Vorderer Kommandostand:
- Decke: 50 mm
- Seiten: 150 mm
- 28 cm Geschütztürme
- Stirnwände: 140 mm
- Turmdecken: 90-105 mm
- Rückwände: 170 mm
- Seiten: 75-85 mm
- 15 cm Türme: Dicke der Schutzschilde 10 mm
- Bewaffnung
- 6 Geschütze 28 cm L/52 C/28 in zwei Drillingstürmen
- Turmgewicht: 590 t
- Rohrgewicht: 48,2 t
- Geschossgewicht (APC, HE): 300 kg
- Geschosslänge
- APC: 104,7 cm
- HE: 118,8 cm
- Feuerrate: 2,5 Schuss pro Rohr/Min
- Mündungsgeschwindigkeit: 910 Meter/Sekunde
- Reichweite bei 40° (APC): 36.475 m
- Lebensdauer: ca. 340 Schuss
- Munitionsvorrat pro Rohr: variierte zwischen 105-120 Schuss
- 8 Geschütze 15 cm L/55 C/28 in Einzellafetten
- Turmgewicht: 24,83 t
- Rohrgewicht: 9,08 t
- Geschossgewicht (APC, HE): 45,3 kg
- Geschosslänge
- APC: 55.5 cm
- HE m. Kopfzünder: 65.5 cm
- HE m. Bodenzünder: 67.9 cm
- Lebensdauer: ca. 1100 Schuss
- Feuerrate: 6-8 Schuss/Min
- Mündungsgeschwindigkeit: 875 Meter/Sekunde
- Reichweite bei 35° (HE): 22.000 m
- 3 Geschütze 8,8 cm L/78 C/31 (1934/35 auf 6 Geschütze aufgestockt)
- später durch 6 10,5 cm L/65 C/33 Kanonen ersetzt
- Gewicht eines Rohrs: 4.56 t
- Feuerrate: 15-18 Schuss/Minute
- Lebensdauer: ca. 2950 Schuss
- Mündungsgeschwindigkeit (HE): 900 Meter/Sekunde
- Reichweite:
- bei 45° (HE): 17.700 m
- bei 85° (HE): 12.500 m
- später durch 6 10,5 cm L/65 C/33 Kanonen ersetzt
- 8 MK 3,7 cm L/83 C/30
- Turmgewicht: 3,67 t
- Rohrgewicht: 243 kg
- Mündungsgeschwindigkeit: 1000 Meter/Sekunde
- Reichweite: bei 45° 8500 m / bei 85° 6800 m
- Lebensdauer: 7500 Schuss
- Munitionsvorrat: 6000 Schuss pro Rohr
- Feuerrate: 30 Schuss/Minute
- 10 2 cm L/65 Flak MK
- 8 53,3 cm Torpedorohre in 2 Vierlingsgruppen auf dem Deck
- 2 Wasserflugzeuge (1 Katapult)
- bis 1939: Heinkel He 60D
- ab 1939: Arado 196
- 6 Geschütze 28 cm L/52 C/28 in zwei Drillingstürmen
- Besatzung: bis zu 1100 Mann
- Baukosten: rund 80 Millionen Reichsmark
Kommandanten
- Kapitän zur See Hermann v. Fischel: April 1933 - September 1935
- Kapitän zur See Paul Fanger: September 1935 - September 1937
- Kapitän zur See Paul Werner Wenneker: Oktober 1937 - November 1939
- Kapitän zur See August Thiele: Dezember 1939 - April 1940
- Korvettenkapitän Weber: April 1940 - Juni 1940
- Kapitänleutnant Heller: Juni 1940 - August 1940
- kein Kommandant (ab 8. August 1940 außer Dienst gestellt bis 30. März 1941)
- Kapitän zur See Leo Kreisch: 31. März 1941 - Juli 1941
- Kapitän zur See Rudolf Stange: Juli 1941 - November 1943
- Kapitän zur See Leo Kreisch: September 1941 - Januar 1942
- Fregattenkapitän Bieserfeld: November 1943 - Dezember 1943
- Kapitän zur See Bodo-Heinrich Knocke: Januar 1944 - April 1945
- Fregattenkapitän Ernst Lange: April 1945 - Mai 1945
Literatur
- Gerhard Koop & Klaus-Peter Schmolke: Die Panzerschiffe der Deutschland-Klasse, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-76375-919-0
- Hans G. Prager: Panzerschiff Deutschland, Schwerer Kreuzer Lützow, Koehlers Verlagsgesellschaft, ISBN 3-78220-798-X
Weblinks
- Weitere historische Bilder sowie Beschreibungen auf Ungarisch
- Bilder von Modellnachbauten aus dem Jahre 2001