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Einmalbergtunnel

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Südportal des Einmalbergtunnels, Blick Richtung Norden. Die beidseitige Orientierungsbeleuchtung macht den langen, geraden, fallenden Verlauf des Tunnels erkennbar.

Der Einmalbergtunnel ist ein 1141 m langer Eisenbahntunnel der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg. Er unterquert bei Gemünden am Main den Einmalberg und trägt daher seinen Namen. Die Röhre nimmt zwei Gleise auf, die planmäßig mit bis zu 250 km/h befahren werden.

In der Planungs- und Bauphase wurde der Tunnel auch als Objekt 27 bezeichnet.[1]

Verlauf

Im Einmalbergtunnel geht die Gradiente der Strecke Richtung Süden von einer Steigung von 8 Promille in ein Gefälle von 12,5 Promille über.[2] Die Trasse verläuft gerade.

Südlich schließt sich an den Tunnel die Maintalbrücke Gemünden an, nördlich folgt ein längerer Abschnitt freier Strecke.

Geschichte

Der Tunnel wurde am 22. Mai 1981 angeschlagen. Zu diesem Zeitpunkt waren, neben dem Einmalbergtunnel, bereits der Sinnbergtunnel, die Schaippachbrücke sowie der Betriebsbahnhof Burgsinn im Bau. Die Patenschaft hatte Carola Koch übernommen, die Ehefrau von Peter Koch (ein Bundesbahn-Präsident). Sie unterzeichnete beim Anschlag des Tunnels symbolisch eine Urkunde für die erste Sprengung. Zu den weiteren Gästen zählten der bayerische Wirtschafts- und Verkehrsminister Jaumann sowie der erste Bürgermeister von Gemünden.[3] Insgesamt wohnten rund 5.000 Gäste den Feierlichkeiten bei.[4]

Die geplante Länge lag bei 1.127 m, das geplante Bauvolumen bei 29 Mio. D-Mark (rund 15 Mio. Euro).[3]

Der Tunnel wurde weitgehend durch Buntsandstein vorangetrieben. Zunächst wurde die Kalotte vorgetrieben; in einem Nachlauf von 80 bis 100 Metern folgte darauf die Strosse.[3] Die rund 234.000 m³[3] Tunnelausbruchsmaterial wurde vor dem Südportal flach aufgeschüttet, um einen fließenden Übergang in die benachbarte Maintalbrücke zu ermöglichen.[5] Um einer drohenden Wühlmausplage am Bahnhof entgegenzuwirken, wurden Landestangen für Mäusebussarde aufgestellt.[6]

Der Durchschlag erfolgte am 4. Februar 1982.[7] Es war der erste Durchschlag der Neubaustrecke.[8]

Im Rahmen der ICE-Weltrekordfahrt am 1. Mai 1988 stellte der Versuchszug InterCityExperimental am Nordportal (Strecken-Km 287,956) mit einer Geschwindigkeit von 406,9 km/h einen Geschwindigkeits-Weltrekord für Schienenfahrzeuge auf.[9] 1983 war der Tunnel im Rohbau fertiggestellt und begehbar. Er wurde zeitweilig als Abkürzung von Spaziergängern Richtung Sinntal benutzt.[10]

Technik

Als einer der ersten Eisenbahntunnel in Deutschland erhielt er eine Feste Fahrbahn (Bauart Rheda[11]) an Stelle eines konventionellen Schotter-Oberbaus.[2]

Einzelnachweise

  1. Deutsche Bundesbahn, Bundesbahndirektion Nürnberg, Projektgruppe H/W Süd der Bahnbauzentrale (Hrsg.): Neubaustrecke Hannover – Würzburg: Mühlbergtunnel I. Vortrieb, Ausbau, Ausstattung und Kosten. Broschüre, September 1983, 34 S., S. 25
  2. a b K. G. Baur: Fulda−Würzburg und zurück. In: Eisenbahn-Kurier, Nr. 205, Oktober 1989, ISSN 0170-5288, S. 32–37.
  3. a b c d Bau des Einmalberg-Tunnels, Arbeiten rund um die Uhr. In: Wir, Ausgabe Juni 1981, S. 1 f.
  4. Helmut Maak: Zeitlicher Ablauf der Realisierung. In: Gerd Lottes (Hrsg.): Auf neuen Schienen durch Spessart und Rhön. Hans-Christians Druckerei, Hamburg, ohne Jahr (ca. 1991), ohne ISBN, (Natur und Technik, Band 6) S. 65–68.
  5. Karl Kagerer: Die Neubaustrecke in der Landschaft. In: Gerd Lottes (Hrsg.): Auf neuen Schienen durch Spessart und Rhön. Hans-Christians Druckerei, Hamburg, ohne Jahr (ca. 1991), ohne ISBN, (Natur und Technik, Band 6) S. 83–94.
  6. Deutsche Bundesbahn, Bundesbahndirektion Nürnberg, Projektgruppe Hannover–Würzburg Süd der Bahnbauzentrale (Hrsg.): Neubaustrecke Hannover–Würzburg. Der Südabschnitt Fulda–Würzburg , Broschüre (40 S.), April 1986, S. 37
  7. Gunther Ellwanger: Neubaustrecken und Schnellverkehr der Deutschen Bundesbahn. Chronologie.. In: Knut Reimers, Wilhelm Linkerhägner (Hrsg.): Wege in die Zukunft. Neubau- und Ausbaustrecken der DB. Hestra Verlag Darmstadt, 1987, ISBN 3-7771-0200-8, S. 245–250
  8. Helmut Maak: Der Tunnelbau. In: Gerd Lottes (Hrsg.): Auf neuen Schienen durch Spessart und Rhön. Hans-Christians Druckerei, Hamburg, ohne Jahr (ca. 1991), ohne ISBN, (Natur und Technik, Band 6) S. 45–52.
  9. Jürgen Hörstel, Marcus Niedt: ICE – Neue Züge für neue Strecken. Orell-Füssli-Verlag, Zürich/Wiesbaden 1991, S. 105–107, ISBN 3-280-01994-X
  10. Joachim Seyferth: Die Neubaustrecken der Deutschen Bundesbahn. Josey-Verlag, Wiesbaden 1983, ISBN 3-926-66900-4, S. 43.
  11. Heinz Dürr, Knut Reimers (Hrsg.): Hochgeschwindigkeitsverkehr. 1. Auflage. Hestra-Verlag, 1991, ISBN 3-7771-0234-2 (Jahrbuch des Eisenbahnwesens, Band 42), S. 123