Germersheim
Wappen | Karte |
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Wappen von Germersheim | ![]() |
Basisdaten | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz |
ehem. Regierungsbezirk: | Rheinhessen-Pfalz |
Landkreis: | Germersheim |
Fläche: | 21,40 km² |
Einwohner: | 20.134 (August 2004) |
Bevölkerungsdichte: | 940 Einwohner je km² |
Höhe: | 105 m ü. NN |
Postleitzahl: | 76726 |
Vorwahl: | 07274 |
Geografische Lage: | 49° 13' n. Br. 08° 22' ö. L. |
Kfz-Kennzeichen: | GER |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 34 007 |
Stadtgliederung: | 2 Stadtteile/Stadtbezirke |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Kolpingplatz 3 76726 Germersheim |
Offizielle Website: | www.germersheim.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Dieter Hänlein (CDU) |
Stadtrat: (Wahl am 13. Juni 2004, Rat von 32 auf 36 Mitglieder vergrößert)) |
CDU 43,4% - 16 Sitze SPD 15,2% - 5 Sitze FW 10,5% - 4 Sitze AKTIVE 8,5% - 3 Sitze REP 8,3% - 3 Sitze FDP 4,9% - 2 Sitze GRÜNE 4,9% - 2 Sitze IDEALE 4,4% - 1 Sitz |
Germersheim ist eine Kleinstadt mit etwa 20.000 Einwohnern in Rheinland-Pfalz. Sie ist eine verbandsfreie Stadt sowie Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises.
Geografie
Die Stadt liegt direkt am linken Rheinufer, zwischen Ludwigshafen/Mannheim und Karlsruhe, ca. 15 km südlich von Speyer.

Geschichte
Nach der Eroberung Galliens durch Gaius Iulius Caesar bildet der Rhein die Grenze des römischen Reiches gegen Germanien. Später wurden noch kleinere Teile östlich des Rheins erobert und zur römischen Provinz Agri decumates. Nach dem immer mehr fränkische und alemannische Stämme diese Provinz bedrängten, wurde sie 275 / 276 aufgegeben und der Limes an den Rhein zurückverlegt. Die Römer errichten am Ort des heutigen Germersheim ein Soldatenlager namens "Vicus Julius" zur Sicherung dieser Grenze. Das Lager wurde bis ins 4. Jahrhundert unterhalten.
Der Name Germersheim wird das erste Mal 1090 in der Sinsheimer Chronik urkundlich erwähnt. Der Ort erhielt am 18. August 1276 durch König Rudolf von Habsburg die Stadtrechte verliehen. Doch Rudolf von Habsburg kann Germersheim nicht wirklich gemocht haben. Es geht die Legende, dass er trotz schweren Fiebers von Germersheim nach Speyer ritt, um dort zu sterben und nicht in Germersheim.
Schon im Jahre 1325 verpfändete Kaiser Ludwig IV die Stadt an die Pfalzgrafen bey Rhein. Da die Stadt durch den Kaiser nicht ausgelöst wurde, fügte Pfalzgraf Rudolf II. von Wittelsbach im Jahre 1329 Germersheim seinem Herrschaftsgebiet hinzu. Im 14. Jahrhundert wird Germersheim Landvogtei, später Amts- und schließlich im 18. Jahrhundert Oberamtsstadt. Der Orden der Serviten gründete 1298 ein Kloster, das er bis 1527 betrieb.
Nach den großen Katastrophen des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit, Pest und Dreißigjähriger Krieg, war die Bevölkerung auf wenige Familien geschrumpft. Weitere Zerstörungen erfuhr die Stadt im Rahmen des pfälzischen Erbfolgekrieges durch französische Truppen unter Marschall Turenne im Jahre 1674, die auch das Königsschloss zerstörten. Lediglich die Krypta und die Grundmauern der katholischen Kirche widerstanden dem Feuer. 1699 siedelten sich die Franziskaner in Germersheim an und blieben bis 1793.
Bei Germersheim fand am 5. Juli 1793 eine Schlacht des französischen Revolutionskrieges statt. Die österreichischen Truppen unter Feldmarschall Dagobert Sigmund von Wurmser schlugen dabei das französische Heer zurück und vereitelten damit den Entsatz von Mainz.
In den Jahren 1793 bis 1814 gehörte Germersheim zu Frankreich. Nach Ende der französischen Besetzung begannen die Überlegungen, Germersheim zur Festung auszubauen um weitere Angriffe Frankreichs abzuwehren. Die Festung sollte eine der modernsten Festungen französischer Bauweise werden. Der Bau der Festung begann im Jahre 1831. In die Fluren rund um Germersheim wurden viele Kilometer Minengänge gegraben, die man noch heute bei Bauvorhaben finden kann. 1855 waren die Bauarbeiten an der eigentlichen Festung beendet, doch zog sich das Graben der Minengänge bis 1861 hin. Als der Bau schließlich beendet war, war die Festung bereits veraltet. Bei der Planung der Festung hatte niemand mit einer solch rasanten Entwicklung der Reichweiten und Durchschlagskraft von Geschützen gerechnet. Der einzige Effekt der Festung war, dass sie von nun an die Stadtentwicklung behinderte. Außerhalb der Festungsmauern durften keine Häuser und Fabriken errichtet werden, und der Platz innerhalb war stark begrenzt. So entwickelte sich Germersheim zu einer fast reinen Garnisonsstadt, in der zum Ausbruch des ersten Weltkrieges das 17. bayrische Infanterieregiment stationiert war.
1921/22 wurde die Festung wie im Versailler-Vertrag festgelegt geschleift. Lediglich kleine Teile der eigentlichen Festungsanlage blieben erhalten. Schon 1936 wurde Germersheim wieder Garnisonsstadt. Im zweiten Weltkrieg war das Strafbataillon 999 in Germersheim stationiert. Gerneralleutnant Hans von Sponeck, der gegen ausdrücklichen Befehl Hitlers im Winter 1941 seinen hoffnungslos unterlegenen Truppen den Rückzug befahl, wurde hier nach der Umwandlung seines Todesurteiles in Festungshaft genommen. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er, obwohl unbeteiligt, erschossen.
Auch nach dem zweiten Weltkrieg wurden wieder Truppen in Germersheim stationiert, zuerst amerikanische, später auch wieder deutsche Einheiten. In Germersheim gab es 5 Kasernen der Bundeswehr, 4 davon wurden ausschließlich von Heereseinheiten genutzt. In der 1965 erbauten "Hans Graf von Sponeck Kaserne" waren ausschließlich Luftwaffeneinheiten (unter anderem der Stab des Luftwaffen-Ausbildungsregiments 4 und dessen 3. Luftwaffen-Ausbildungsbatallion (III/LwAusbBtl 4) mit zeitweise bis zu sechs Kompanien (LwAusbKp)) untergebracht. Im 1980 errichteten Luftwaffendepot wurde eine Luftwaffen-Kraftfahrzeug-Transport-Staffel (LwKfzTrspStff) des 4. Luftwaffen-Versorgungsregimentes (LwVersRgt 4) stationiert.
Der Zusammenbruch des Warschauer Paktes führte zu einer merklichen Reduzierung der amerikanischen und deutschen Truppen in Deutschland und besonders in der Pfalz, welche auch Germersheim betraf.
Ein Ereignis erschütterte Germersheim vom 20. bis 22. Mai 1972: das 2. britische Rock Festival. Erst nach Anlaufen des Kartenvorverkaufes erfuhren die Oberen der Stadt Germersheim von diesem Festival und verboten es umgehend. Jedoch setzte sich bald die Erkenntnis durch, dass der Massenansturm der Besucher nicht mehr zu bremsen wäre und die Durchführung des Festivals das kleinere Übel. Deshalb wurde das Verbot am 18. Mai 1972 aufgehoben, und das Festival konnte wie geplannt durchgeführt werden. Über 70.000 Besucher hörten Bands wie: Pink Floyd, Status Quo, Spencer Davis Group, Uriah Heep, Kinks, Wind uvm.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Stadt liegt am Kreuzungspunkt der Bundesstraßen B 9 (Kranenburg - Lauterbourg) und B 35. Die Bahnhöfe Germersheim und Sondernheim liegen an der Strecke Schifferstadt - Wörth am Rhein. Außerdem zweigen in Germersheim die Bruhrainbahn Richtung Bruchsal und früher die Untere Queichtalbahn Richtung Landau in der Pfalz ab. 2006 soll Germersheim Endpunkt der S-Bahn RheinNeckar aus Richtung Mannheim/Ludwigshafen werden. Die Stadt gehört dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar an.
Ansässige Unternehmen
- In Germersheim betreibt DaimlerChrysler mit dem Global Logistics Center das weltweit größte Lager der Automobilbranche
- Germersheim ist Hauptsitz der nolte-Gruppe. Die Nolte-Möbel GmbH & Co. KG ist einer der bedeutendsten Hersteller von Schrank- und Schlafzimmerprogrammen
- Zweigwerk der Firma Heye-Glas
- Produktionsstandort der Smurfit Europa Carton, Wellpappenwerk Germersheim
- Zentralversand der Firma Yves Rocher für Deutschland
- Eines der ältesten (seit 1948) in Germersheim ansässigen Unternehmen sind die GUMASOL-Werke Dr. Mayer GmbH & Co. KG
- Standort und Produktionsbetrieb der Stelcon AG
Gerichte
Germersheim verfügt über ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Landau in der Pfalz und zum OLG-Bezirk Zweibrücken gehört.
Bildungseinrichtungen
In Germersheim befindet sich der Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaften der Universität Mainz, die Sonderschule Nardini Schule, das Goethe Gymnasium und die Berufsbildende Schule
Ämter
Finanzamt Germersheim, Außenstelle des Finanzamtes Speyer
Städtepartnerschaften
Seit dem Jahr 1963 besteht eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Tournus in Burgund.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Bauwerke
Noch heute kann man Teile der alten Festungsanlage besichtigen. Besonders zu erwähnen sind hier
- Der Festungspark "Fronte-Lamotte"
- Weißenburger Tor
- Ludwigstor mit Stadt- und Festungsmuseum
- Zeughaus mit dem Deutschen Straßenmuseum
- Fronte-Beckers mit Kultur- und Jugendzentrum Hufeisen
Katholische Kirche St. Jacobus
Auch wenn sie sicher nicht mit dem 15 Kilometer entfernten Speyerer Dom konkurrieren kann, so ist diese gotische Klosterkirche der Serviten immer einen Besuch wert.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Im Frühjahr: Spezialradmesse Spezi
- Germersheimer Kultursommer (Juni/Juli) mit Open-Air Veranstaltungen im "Hufeisen"
- 1. Wochenende im September: Strassenfest auf dem Kirchplatz
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Karl Schmitt-Walter (* 23. Dezember 1900 in Germersheim, † 14. Januar 1985 in Kreuth) Bühnensänger
- Eduard Orth (* 13. Oktober 1902 in Germersheim, † 31. März 1968), Politiker (CDU, MdB, MdL (Rheinland-Pfalz), Kultusminster des Landes Rheinland-Pfalz von 1956 bis 1967
Söhne und Töchter der Stadt
- 1933, 8. November, Lothar Fischer, † 16. Juni 2004 in Baierbrunn, deutscher Bildhauer
Literatur
Josef Probst: Geschichte der Stadt und Festung Germersheim, Erstauflage Speyer 1898, ISBN 3980531104