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Mainz-Gonsenheim

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St. Stephan inmitten des alten Ortskerns (vom Draiser Berg aus fotografiert)

Mainz-Gonsenheim (im Folgenden nur noch Gonsenheim genannt) ist ein Stadtteil der Landeshauptstadt Mainz in Rheinland-Pfalz. Mit knapp über 20.000 Einwohnern ist Gonsenheim der größte der Mainzer Vororte und nach der Ober- und Neustadt der drittgrößte Stadtteil der Landeshauptstadt.

Die Geschichte von Gonsenheim reicht bis in die Späte Jungsteinzeit (2800 bis 2400 v.Chr.) zurück. Bedeutung als Siedlungsort gewann Gonsenheim mit der Gründung einer fränkischen Siedlung im 6. Jh. n.Chr., die sich vor allem aufgrund der für den Ackerbau günstigen Lage schnell weiterentwickelte. 1938 wurde Gonsenheim zwangseingemeindet und damit Teil von Mainz.

Heute ist Gonsenheim trotz seiner fast 70-jährigen Zugehörigkeit zu Mainz in Teilen immer noch dörflich geprägt. Es gibt neben dem alten Ortskern rund um St. Stephan und dem Renaissance-Rathaus die zu Beginn-Mitte des letzten Jahrhundert entstandenen Villen- und Arbeiterviertel, das Hochhausviertel, das rund 6.000 Menschen Wohnraum bietet, das Gewerbegebiet "Am Hemel" und zu alledem noch reichlich Natur: Das botanisch deutschlandweit bedeutende Naturschutzgebiet "Großer Sand" und Teile des Lennebergwaldes, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet in Rheinhessen.

Trotz oder gerade wegen seiner Vielfältigkeit ist Gonsenheim reich an traditionellem Vereinsleben und modernen Festen und hat innerhalb von Mainz, ebenso wie viele der Nachbarvororte, eine eigene und ausgeprägte Identität.


Geschichte

Mit der ersten urkundlichen Erwähnung von Gunsenheim am 30. Mai 775 weist Gonsenheim eine über 1200-jährige, gut dokumentierte Ortsgeschichte auf. Aber Spuren menschlicher Tätigkeiten und Ansiedlungen lassen sich bis in die späte Jungsteinzeit zurückverfolgen.

Frühzeit

Funde von vorzeitlichen Menschen in Gonsenheim lassen sich bis in die Späte Jungsteinzeit (2800 v.Chr. bis 2200 v.Chr.) zurückdatieren. Eine überregionale Bedeutung für die Vorgeschichte Gonsenheims dürfte der Beildepotfund in der Gewann Auf dem Kästrich (heute: "An der Ochsenwiese") in der Nähe des Gonsenheimer Bahnhofes haben. Hier fand man 1850 in den für Gonsenheim typischen Sanddünen 5 polierte flache Prunkbeile aus Jadeit, die der Späten Jungsteinzeit zugeordnet werden können. Diese Prunkbeile waren damals von hohem materiellem Wert und wurden wahrscheinlich aus den Seealpen importiert. Aus der Zeit der Hügelgräberkultur (1600 -1300/1200 v. Chr) gibt es in Gonsenheim einige Grabfunde aus Hügelgräbern; die hierzu gehörenden Siedlungen konnten bislang noch nicht lokalisiert werden.

Siedlungsspuren von Menschen in Gonsenheim lassen sich erstmals in die Späte Bronzezeit (Urnenfelderzeit, ca. 1200 bis 750 v.Chr.) datieren. Aus dieser Zeit gibt es gesicherte Siedlungsfunde im westlichen Gonsbachtal. Diese Siedlungsspuren datieren in die späte Urnenfelderzeit bzw. sogar schon in die frühe, ab 750 v.Chr. beginnende so genannte Ältere Eisen- oder Hallstattzeit. Mit der Hallstattzeit ist eine deutliche Zunahme der Siedlungen im Mainzer Stadtgebiet verbunden, so auch in Gonsenheim. Es wurden Siedlungsspuren sowohl der älteren wie auch der jüngeren Hallstattzeit gefunden, so z.B. am unteren Hang des Gleisbergs oder am Mühlweg.

In der Jüngeren Eisen- bzw. La-Tène-Zeit (ca. 450 v.Chr. bis 15 v.Chr.) scheint das Gonsbachtal nach derzeitigem Wissensstand wieder unbesiedelt gewesen zu sein. Es blieb einer keltischen Siedlung der späteren La-Tène-Zeit in Mainz-Weisenau vorbehalten, Keimzelle und Namensgeber für das römische Moguntiacum zu werden.

Römer

Zur Zeit der Zugehörigkeit von Moguntiacum zum römischen Imperium befand sich die Römerstraße Moguntiacum-Bingium (Bingen) in der Nähe von Gonsenheim. Am Gleisberg konnte eine Villa rustica mit zahlreichen Bau- und Kleinfunden wie z.B. Mosaikfußböden, Wandverputz, Reste eines römischen Badegebäudes und einer Wasserleitung nachgewiesen werden. Zahlreiche weitere Kleinfunde wie Münzen, Terrakotten, Glasgefäße in vielen Ortsteilen sowie das Vorhandensein römischer Brandgräber im Bereich des heutigen Gewerbegebietes belegen die Präsenz der Römer in Gonsenheim.

Nach dem Zusammenbruch des Limes in der Mitte des 3. Jh. n.Chr., spätestens ab dem 4./5. Jh. n. Chr. dürfte die römisch-keltische Landbevölkerung von Gonsenheim in die besser befestigte Stadt Moguntiacum geflohen sein.

Franken

Gonsenheim wurde in fränkischer Zeit gegründet. Gründer dürfte wahrscheinlich ein fränkischer Adeliger namens Gunzo gewesen sein, der im Bereich des heutigen Gonsenheim wahrscheinlich ein größeres Gehöft gründete. Ortsgründungen mit der Namensendung "-heim" sind typisch für Siedlungsgründungen im Zuge der so genannten fränkischen Landnahme, die im späten 5. bis 7. Jh. stattfand. Gonsenheim reiht sich hier in die ebenfalls in diesen Zeitraum datierten Ortsgründungen anderer Mainzer Vororte wie Hechtsheim, Bretzenheim, Ebersheim oder Laubenheim ein.

Bereits 775 wird Gonsenheim als "Gunsenheim" in einer Urkunde der Abtei Lorsch erstmals urkundlich erwähnt (Urkunde Nr. 1090 vom 30. Mai 775). Beurkundet wird eine Schenkung eines gewissen Teurath, der dem Kloster Lorsch 5 Joch Ackerland und eine Wiese in der Gemarkung Gunsenheim überschreibt. Weitere, teils umfangreiche Schenkungen an verschiedene Klöster (u.a. Lorsch und Fulda) folgen, vor allem in der karolingischen Zeit, als Gonsenheim ein "Königsgut" war.

Mittelalter

Die Mainzer Mauerbauordnung, die im 10./11. Jh. entstand, weist auf die mittelalterliche Verflechtung von Gonsenheim mit Mainz hin. Gonsenheim gehörte im Mittelalter einer Gruppe von 35 privilegierten Dörfern im Umfeld von Mainz an. Diese durften, ohne den üblichen Marktzoll zu entrichten, in der Stadt handeln, und die Bewohner Gonsenheims konnten in Kriegszeiten in das befestigte Mainz flüchten; im Gegenzug verpflichteten sie sich zum Unterhalt von 3 "Stadtzinnen", was besagte, dass ihnen die Unterhaltung und Verteidigung eines Teils der Mainzer Stadtmauer unterstand.

Gonsenheim entwickelte sich im Mittelalter kontinuierlich weiter. Obwohl es viele verschiedene Lehensgüter vor allem kirchlicher Art in Gonsenheim gab, erlangten die Kurfürsten aus Mainz jedoch nie die Ortsherrschaft. Sie wurden allerdings als Landesherren anerkannt und besaßen damit einige Rechte wie etwa die hohe Gerichtsbarkeit, die Erhebung der Schatzung oder die Verpflichtung der Bürger zum Kriegsdienst. Die Herrschaft über den Ort übte der Domprobst aus, der wiederum Amtmänner (ab 1350 bürgerliche Beamte) bestellte.

Inschrift am Gonsenheimer Rathaus mit dem Wappen von Georg Friedrich von Greiffenklau Vollrads

1350 wurden erstmals die Gonsbachmühlen erwähnt. Von den 8 Mühlen gehörten alleine 4 zu Gonsenheim. Für das Jahr 1365 wurden für Gonsenheim ca. 160 Einwohner gezählt, eine für damalige Zeiten verhältnismäßig große Einwohnerzahl. 1401 wurde erstmals die Ortskirche "St. Stephanus" in einem Güterverzeichnis erwähnt. Der St. Petersstift Mainz besaß hier in direkter Nachbarschaft Weinberge. Über das Mittelalter bis in die Neuzeit wurde die Kirche St. Stephan immer weiter aus- und teilweise sogar komplett umgebaut, bis sie zu Anfang des 20. Jh. die heutige Größe erreichte, die ihr den Namen Rheinhessendom eintrug. Von St. Stephan ausgehend wuchs Gonsenheim im 16. Jh. vor allem längs der "langen Ortsstraße", der heutigen Mainzer Straße. Im Jahr 1615 wurde durch den Dompropst und späteren Mainzer Kurfürsten Georg Friedrich von Greiffenklau Vollrads das Gerichts- und Rathaus erbaut. Der prachtvolle und repräsentative Renaissancebau mit Erker, Treppenturm und Rollwerkgiebel wurde zusammen mit der direkt benachbarten Ortskirche St. Stephan zum Zentrum von Alt-Gonsenheim.

Den 30-jährigen Krieg überstand der Ort relativ unbeschadet. Für das Jahr 1665 werden ca. 400 Einwohner angegeben, die in nächsten Jahr ausbrechende Pestepidemie soll aber die Einwohnerzahl fast halbiert haben. Weitere Seuchen führten 1729 zur Einführung der 14 Nothelfer-Wallfahrt. Zusätzlich wurde eine 14 Nothelfer-Kapelle im Gonsenheimer Wald errichtet, die in der 1894/95 wiedererbauten Form auch heute noch wichtiger Teil der Gonsenheimer Kirchengeschichte ist.

Im Zuge kurmainzerischer Reformbemühungen in der Bildungs- und Schulpolitik erhielt Gonsenheim 1779 ein Schulhaus als Anbau zum Rathaus. Allgemein gilt das 18. Jh. für Gonsenheim und die Mainzer Vororte als eher friedliche Zeit, während dieser in Gonsenheim vor allem der Gartenbau (Gemüse- und Obstanbau) zu hoher Blüte gelangte und ein wichtiger Versorgungsfaktor für Mainz wurde. Mit der Französischen Revolution und dem Vordringen der französischer Revolutionsarmee unter General Custine 1792 brach allerdings gegen Ende des Jahrhunderts auch für die Gonsenheimer eine neue Zeit an.

Neuzeit

Am 18. und 19. Oktober erreichten die Spitzen der französischen Revolutionsarmee auch die Mainzer Vororte. Zwar wurde auch in Gonsenheim ein „Freiheitsbaum“ errichtet, ansonsten hielten sich die Gonsenheimer aber politisch zurück, ganz im Gegensatz zu den Einwohnern von z.B. Weisenau oder Bretzenheim/Zahlbach. 1795 beherbergte Gonsenheim alleine 7.000 französische Soldaten. Ab 1798 gehörte es wie Mainz bis 1814 zu Frankreich bzw. zu dem französischen Département du Mont-Tonnerre (Donnersberg). Am 30. September 1804 wurde das weitläufige Gelände des Großen Sandes erstmals für ein (5-stündiges) Militärmanöver in Anwesenheit von Napoleon benutzt. Weitere Manöver bis in die Gegenwart sollten dort folgen.

Auch Gonsenheimer Männer kämpften in der Grande Armée. Von 40 eingezogenen Gonsenheimern fielen 11 in Napoleons Kriegen. Überlebende Veteranen gründeten zum Andenken an diese Zeit einen Napoleonverein und setzten ihnen 1830 mit dem Napoleonstein in der „Pfarrer-Grimm-Anlage“ ein Veteranendenkmal.

1815 zählte Gonsenheim ca. 1.200, 1843 sogar ca. 2200 Einwohner. Der Ort gehörte nun - nach dem Rückzug der Franzosen im Januar 1814 und dem Wiener Kongress 1814/15- zu "Rhein-Hessen" und zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Die konservative Politik des Großherzogtums stand bald im Gegensatz zu den seit der französischen Zugehörigkeit eher liberal geprägten Rheinhessen. In Gonsenheim führte dies zu einer aktiven Rolle in der Märzrevolution 1848/49. Im Gasthaus "Zum Goldenen Stern" agierten 2 der bedeutendsten Köpfe der Mainzer Liberalen: Dr. Ludwig Bamberger und Dr. Zitz. Zusammen mit einem Rheinhessischen Freikorps zogen unter ihrer Führung auch Gonsenheimer "Freiheitsmänner" in den Kampf in die benachbarte (bayerische) Pfalz. Am 14. Juni 1849 unterlag das Korps allerdings im Kirchheimbolandener Schlossgarten den überlegenen preußischen Kräften unter dem späteren Kaiser Wilhelm I.

Die "Breite Straße" in Mainz-Gonsenheim mit ihren typischen Bürgerhäusern vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jh.

Ungeachtet dieser turbulenten Zeiten wuchs Gonsenheim als Ort weiter, wenn auch nicht so stark wie die Arbeitervororte Weisenau und Mombach. Der Entstehung der "Hinteren Grabenstraße", folgte die der "Finther Straße", "Palmen" und der "Unteren Mombacher Straße". 1866 vernichtete ein Großbrand die alten Glocken von St. Stephan aus dem 16. und 17. Jh.. Gleichzeitig endete eine Cholera-Epidemie, die 10% der Bevölkerung getötet hatte. 1870/71 zogen wieder Gonsenheimer in den Krieg: Im Deutsch-Französischen Krieg fielen von den 59 Gonsenheimer Soldaten 5 Männer.

Endgültig in die Neuzeit kam Gonsenheim 1871 mit der Eröffnung der Ludwigsbahn (Mainz-Alzey) und der Anbindung an das Eisenbahnnetz. 1892 wurde zudem die Dampfbahn von Mainz über Gonsenheim nach Finthen eröffnet. Anfang des 20. Jh. erhielt Gonsenheim auch Gas- und Wasserleitungen und eine Kanalisation. Gas- und Wasserwerke entstanden, die elektrische Straßenbahn hielt 1907 im Anschluß an die Mombacher Linie Einzug. Elektrischen Strom bekam Gonsenheim 1910. 1909 errichtete der Flugpionier Jakob Goedecker (1882-1957) in Gonsenheim eine Flugzeugfabrik. Flugplatz und Flugzeughalle befanden sich damals am Großen Sand, einem idealen Fliegergelände.

Die Bevölkerung wuchs langsam aber konstant von 1905 ca. 4.880 Einwohner auf ca. 6.200 Einwohner im Jahr 1920. Da auch in Gonsenheim wie im Nachbarort Mombach ein Zuzug von Arbeitern protestantischen Glaubens erfolgte, wurde 1903 am Ende der „Breiten Straße“ eine evangelische Kirche erbaut.

1895 avancierte Gonsenheim mit der Stationierung des Nassauischen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 27 zum Garnisonsort. Über viele Jahre hinweg gab es im Großen Sand die so genannten Kaisermanöver oder -paraden, das letzte Mal 1913. Kaiser Wilhelm II. nahm diese ab wenn er in Wiesbaden zur Kur anwesend war. 1937 wurde die Kathenkaserne fertig gestellt.

Am 1. April 1938 wurde Gonsenheim schließlich aus militärpolitischen Gründen zwangsweise zu Mainz eingemeindet. Die weit über 1000-jährige Geschichte als eigenständiges Dorf im Vorfeld von Mainz ging somit zu Ende, obwohl sich Gonsenheim und die Gonsenheimer auch fast 70 Jahre später noch einiges von diesem Erbe bewahren konnten.

Ortsverwaltung

Rathaus

Die Ortsverwaltung Gonsenheim ist im so genannten Gonsenheimer Rathaus, einem Renaissancebau aus dem Jahr 1615, untergebracht.


Ortsverwaltung Mainz-Gonsenheim

Pfarrstr. 1

55124 Mainz


Telefon: (06131) 41842 / 44651(OV)

Telefax: (06131) 466165

ortsverwaltung.gonsenheim@stadt.mainz.de

Ortsvorsteherin und Ortsbeirat

Seit den Wahlen zum Ortsbeirat 2004 sind folgende Parteien im Ortsbeirat vertreten:


Ortsvorsteherin ist Sabine Flegel (CDU), 1. Stellverteter ist Wolfgang Oepen (FDP)

Kommunale Einrichtungen

  • Gonso - Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum - Mainzer Straße 2, Telefon 06131/44280
  • Stadteiltreff Elsa-Brandström-Straße - Am Sportfeld 7 g, Telefon 06131/687501
  • Stadtteilbücherei Mainz-Gonsenheim, Maler-Becker-Schule, Schulstraße 7 Telefon 06131/41747

Wappen und Namensentwicklung

Datei:Gonsenheim0.jpg
Ortswappen an der Hauswand des 400 Jahre alten Gänsehofes

Das Wappen von Gonsenheim zeigt im Wappenschild auf rotem Untergrund einen goldenen Gänsefuß. Bei älteren Ortswappenabbildungen ist manchmal noch St. Stephan als Wappenhalter zu sehen. Es handelt sich hier um ein so genanntes "redendes Wappen", dessen Motiv Bezug auf die spätmittelalterlich-neuzeitliche Namensform (hier: Gans, Gänse) nimmt. Mit der historischen Namensentstehung "Heim des Gunzo" (siehe Geschichte: Frankenzeit) hat das Wappenmotiv demnach nichts zu tun. Gleiches gilt im Übrigen auch für die anderen fränkischen Ortsgründungen Bretzenheim, Hechtsheim, Laubenheim.

Die Namensentwicklung des Ortsnamens Gonsenheim:

  • Gunsenheim (775)
  • Gunt(z)inheim (779)
  • Gunsanheim (788)
  • Gunsenum (1200)
  • Gonsenheim (ab dem 17. Jh.)

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1365: ca. 160 Einwohner
  • 1665: ca. 400 Einwohner
  • 1800: ca. 1.100 Einwohner
  • 1808: ca. 1.200 Einwohner
  • 1816: ca. 1.450 Einwohner
  • 1843: ca. 2.200 Einwohner
  • 1861: ca. 2.600 Einwohner
  • 1905: ca. 4.880 Einwohner
  • 1920: ca. 6.200 Einwohner
  • 1949: ca. 12.780 Einwohner
  • 1985: ca. 24.000 Einwohner 1
  • 1994: ca. 18.000 Einwohner
  • 2004: 20.296 Einwohner


1 (1989 gibt Gonsenheim den Hartenberg und das Münchfeld als eigenständigen Stadtbezirk ab)

Schulen & Weiterbildung

Maler-Becker Schule
  • Maler-Becker Schule (Grundschule)
  • Martinusschule (Grundschule)
  • Grund- und Hauptschule "Am Gleisberg" (Grund-/Hauptschule)
  • Kanonikus-Kir-Realschule (Realschule)
  • Gonsbach-Gymnasium (Gymnasium)


Am Standort "Bruchspitze" ist ausserdem noch der Fachbereich III der Fachhochschule Mainz mit den wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen vertreten. Im Studienangebot des Fachbereich III finden sich folgende Studiengänge:

  • Betriebswirtschaft
  • Wirtschaftsrecht
  • Aussenwirtschaft (International Business)
  • Krankenhauswesen
  • Gesundheits- und Sozialökonomie

mit jeweils vielfältigen Studienschwerpunkten sowie eine Reihe von Teilzeit- und Weiterbildungsstudiengänge wie Masterstudiengänge oder Berufsintegrierende Studienmöglichkeiten.


Ebenfalls vertreten ist die Volkshochschule Mainz mit ihrer Außenstelle Gonsenheim.

Vereine und Gruppierungen

Gonsenheim weist ein reichhaltiges Vereinsleben auf. Neben teilweise über 150 Jahre alten Vereinen, welche die alten, dörflich geprägten, Traditionen repräsentieren gibt es auch zahlreiche "Neu"gründungen in allen Bereichen des Vereinslebens. Nicht zu vergessen auch die Fassenachtsvereine, die in der Mainzer Fassenachtshochburg Gonsenheim ebenfalls eine lange Tradition haben. Die Koordination dieser vielfältigen Vereinslandschaft übernimmt der Vereinsring Gonsenheim, der u.a. auch für das gemeinsam gestaltete Sommerfest in der Pfarrer-Grimm-Anlage zuständig ist.


Die folgende Liste gibt lediglich eine Auswahl der Gonsenheimer Vereine


Landwirtschaft & Gewerbe

  • Gonsenheimer Bauernverein e.V.
  • Gewerbeverein Gonsenheim e.V.


Musikvereine

  • MGV "Cäcilia" Gonsenheim

Der MVG Cäcilia wurde bereits 1845 gegründet und ist der zweitälteste Gonsenheimer Verein

  • MGV "Einigkeit" Gonsenheim
  • MGV "Heiterkeit" 1884 e.V.
  • Kath. Kirchenchor St. Stephan
  • "Domino" - Chor & Band


Sportvereine

  • Turngemeinde 1861 Gonsenheim
  • Turngesellschaft 1899 Gonsenheim
  • Handballclub Gonsenheim (HCG)
  • SV 1919 e.V. Gonsenheim
  • Reit- & Fahrverein 1929 Gonsenheim

Der Reit- und Fahrverein Gonsenheim richtet jedes Jahr über die Osterfeiertage sein großes Reitturnier im Gonsenheimer Wald aus. Das Turnier zählt zu den ersten Veranstaltungen der Turniersaison mit überregionaler Bedeutung.

  • Volkssportverein "Wanderfreunde" Mainz 1971 e.V.
  • B.S.C. Mainz Athletics

Der Baseballklub Mainz Athletics spielt in der ersten Bundesliga.


Fassenachtsvereine

  • C.V. Kleppergarde 1877 e.V. Gonsenheim
  • C.V. "Eiskalte Brüder" 1893 e.V. und Grenadiergarde
  • Gonsenheimer Carneval-Verein (GCV) 1892 e.V.
  • Gonsenheimer Füsilier-Garde 1953 e.V.
  • Die Gonsbachlerchen

Die Gonsbachlerchen mit Joe Ludwig und Herbert Bonewitz als aktiven Mitgliedern gehörten zum Urgestein der Mainzer Fassenacht und waren mit dabei bei dem TV-Start der Fernsehfassenacht 1956.


Fördervereine

  • Schöneres Gonsenheim e.V.
  • Förderverein für die Renovierung und Instandhaltung der Pfarrkirche St. Stephan in Mainz-Gonsenheim - Rheinhessendom e.V.
  • Förderverein Wildpark Mainz-Gonsenheim


Weitere Vereine und Interessensgruppen

  • Heimat- und Geschichtsverein Gonsenheim

Der Heimat- und Geschichtsverein Gonsenheim bietet ein umfangreiches Aktionsprogramm (Exkursionen, Vorträge) an und betreibt seit mehreren Jahren ein sehenswertes Heimatmuseum (Standort: Budenheimer Straße).

  • Deutsche Pfadfinderschaft Stamm St. Stephan Mainz-Gonsenheim

Gastronomie

Internationale Küche in Mainz-Gonsenheim: Spanische Bodega

Von den alten Gonsenheimer Dorfgaststätten gibt es bis heute noch die Gaststätte „Zur Krimm“. „Die Krimm“ wurde wahrscheinlich ursprünglich gegründet um die Schaulustigen, die zu Manövern und Militärübungen am nahe liegenden „Großen Sand“ kamen, zu bewirten. Nach dem Anschluss von Gonsenheim an die "Ludwigsbahn" wurde Gonsenheim und damit auch die Krimm ein vor allem für Mainzer Stadtbewohner beliebtes Ausflugslokal mitten im Gonsenheimer Wald. Ebenso nach wie vor geöffnet ist das Gasthaus „Zur Port“ in der Klosterstrasse, das bereits 1877 gegründet wurde. Das Gasthaus „Zur Ludwigsbahn“ in der ehemaligen Hauptstraße 72 (heute Mainzer Straße) stammt ebenfalls aus dem 19. Jh. und wurde, nach kurzer Pause, als Hotel-Pension und Gaststätte 2003 neueröffnet. Der Name „Ludwigsbahn“ kommt von der 1871 von der Hessischen Ludwigsbahngesellschaft gebauten Bahnstrecke Mainz-Alzey.

Gonsenheim bietet heute einen breiten gastronomischen Querschnitt an. Neben gutbürgerlicher Küche findet man Restaurants, Gaststätten und Imbisse mit indischer, griechischer, italienischer, spanischer, türkischer, asiatischer und mediterraner Küche. Zunehmend entdeckt auch die gehobenere Gastronomie die Bedeutung Gonsenheims in direkter Nähe zur Mainzer Innenstadt.


Auswahl von Gonsenheimer Gaststätten:

  • Zum Goldenen Adler (Gutbürgerliche Küche, mit Biergarten und immer netten Gonsenheimern)
  • Zum Bürgerhof (Gutbürgerliche Küche, rustikal)
  • Buchholz (Neueröffnung im März 2005 im Gebäude der "Alten Schmiede", gehobene Gastronomie, mediterrane Küche)
  • Meijers Häusje (gehobene Gastronomie, große Weinauswahl)
  • Zur Ludwigsbahn (Gutbürgerliche Küche)
  • Barrio bajo (Taperia, Bodega, Bar, spanische Küche, mit sehr schönem Innenhof)
  • Zur Krimm (griechische und deutsche Küche, mit Biergarten)
  • Zum Gutenberg (griechische Küche, großer Biergarten)
  • Gonsenheimer Hof (Jugoslawische und deutsche Küche, eigene slowenische Weine, Biergarten)
  • Maharaja Palace (Indische Küche, Biergarten)
  • Il Quadrifoglio (Italienische Küche, gehobene Gastronomie)

Feste

In dem seit alters her katholisch geprägten Gonsenheim wird nach wie vor das traditionelle Kirchweihfest gefeiert, wie dies in dörflichen Gegenden Brauch ist. Dazu kommt die "Kerb", die früher von dem jeweiligen "Kerbejahrgang" vorbereitet wurde, und die von einem Jahrmarkt auf dem Juxplatz begleitet wird.

Das alle zwei Jahre abgehaltene Parkfest, welches 2003 zum ersten Mal stattfand, hat das frühere Rathaus- und Höfefest in der Mainzer Straße abgelöst. Das Parkfest, bei dem sich die meisten Vereine und Gruppierungen Gonsenheims beteiligen, findet in der Pfarrer-Grimm-Anlage sowie in der benachbarten Kirchstraße statt. Ebenfalls zur Tradition geworden ist der Adventsmarkt am 1. Adventswochenende, getragen von Gonsenheimer Vereinen, Gruppierungen, Schulen und Kindergärten an gleicher Stelle. Zu diesen "offiziellen" Veranstaltungen kommen noch die Straßenfeste verschiedenster Gonsenheimer Straße und deren Anwohner, so z.B. in der Engelstraße oder der Elsa-Brändström-Straße mit ihren Hochhausquartieren.

Als Fassenachtshochburg in Mainz wird in Gonsenheim selbstverständlich auch die Fassenacht entsprechend gefeiert. Gonsenheim kann zwar keinen so respektablen Zug wie der Nachbarvorort Mainz-Finthen aufweisen, aber es findet die in den Vororten übliche Rathauserstürmung sowie ein Rekrutenumzug der Gonsenheimer Vereine statt.


Übersicht:

  • Fastnachtsumzug und närrischer Rekrutenumzug (Fastnacht-Samstag)
  • Frühlingsfest auf dem Juxplatz (2. Wochenende im Mai)
  • Reitturnier des Gonsenheimer Reit- und Fahrvereins (Ostersamstag bis -montag)
  • Kinder- und Sängerwaldfest des Gesangsverein Cäcilia im Gonsenheimer Wald/Wendelinusheim (Pfingstmontag)
  • Parkfest in der Pfarrer-Grimm-Anlage (Juli)
  • Kerb auf dem Juxplatz (August)
  • Adventsmarkt in der Pfarrer-Grimm-Anlage (1. Adventswochenende)

Sehenswerte Gebäude

Rathaus Gonsenheim und St. Stephan im alten Ortskern

Rathaus Gonsenheim

Erbaut 1615 vom Domprobst und späteren Mainzer Kurfürst Georg Friedrich von Greiffenklau Vollrads als Gerichts- und Rathaus. Bauelemente wie Rollwerkgiebel, Erker und das steinerne Treppentürmchen weisen auf den Baustil der späteren Renaissancezeit hin. Zu den angegebenen Öffnungszeiten des Rathauses kann das Innere des Gebäudes besichtigt werden. An jedem 2. Donnerstag im Monat finden im repräsentativen Baroksaal auch Hochzeiten statt.

St. Stephan aus einer ungewöhnlichen Perspektive

St. Stephan

Die katholische Ortskirche St. Stephan wurde das erstemal urkundlich 1401 erwähnt. Bei mehreren Neu- und Umbauten, zuletzt 1906, erhielt die Kirche im neugotischen Stil ihre heutige imposante Form mit über 62m Länge des Kirchenschiffes und den beiden fast 60m hohen Kirchtürmen. Aufgrund ihrer Größe wurde St. Stephan bald als "Rheinhessendom" bezeichnet.


Evangelische Kirche

Mitten auf einer Verkehrsinsel am Beginn der "Breiten Straße" gelegen, wurde diese erste evangelische Kirche in Gonsenheim 1903 erbaut.


14 Nothelfer Kapelle

Die Kapelle wurde 1729 aufgrund eines Gelübdes der Gonsenheimer im Gonsenheimer Wald erbaut. Die jetzige Bauform der 14 Nothelfer Kapelle beruht auf der Neuerbauung im Jahr 1895. Die Kapelle liegt am Ende der Kapellenstraße am Rand des Gonsenheimer Waldes. Der Gonsenheimer Wildpark und das im Wald gelegene Wendelinusheim sind jeweils nur einige Minuten zu Fuss entfernt.

Denkmäler

Napoleonstein

Das "Denkmal der unter den Fahnen Napoleons gefallenen Gonsenheimern" (so die Hauptinschrift) wurde 1839 von dem Gonsenheimer Napoleonverein aufgestellt und nochmals 1926 renoviert. Das Denkmal steht in der Pfarrer-Grimm Anlage direkt an einem der Hauptwege. Ein weiteres Denkmal dieser Art gibt es noch in Hechtsheim und wurde dort 1839 aufgestellt. Das Denkmal ist aus roten Sandstein und mit dem "napoleonischen N" und umgebenden Sternen geschmückt, die mit Gold überzogen sind. Aufgelistet werden die Gefallenen und die Armeeeinheiten, zu denen Sie unter Napoleon gehört haben.

Offensichtlich wurden die napoleonischen Feldzüge, an denen ca. 40 junge Gonsenheimer teilnehmen mussten, von den zurückgekehrten Veteranen im nachhinein nostalgisch verklärt und blieben, inklusive dem Andenken an die gefallenen Waffenbrüder, in positiver Erinnerung

Kriegsdenkmäler

Fassenachts-Denkmal der "Schnorreswackler"

Das Denkmal des Nassauischen Feld-Artillerie-Regiment Nr.27 Oranien, welches an die Gefallenen des in Gonsenheim stationierten Artillerieregimentes erinnert, steht in der Pfarrer-Grimm Anlage. Das Denkmal wurde 1933 zur 100-Jahrfeier des Regimentes aufgestellt. Das wenige Meter entfernt stehende Denkmal des Ludwigvereins (ein Verein Großherzoglich-Hessischer Beamter aus Gonsenheim) von 1863 erinnert an die Zugehörigkeit der Gonsenheimer zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt und wurde später um die Namenslisten der im Ersten Weltkrieg gefallenen Gonsenheimer ergänzt.

Ein weiteres Kriegerdenkmal, das allgemein den Gefallenen der Weltkriege gedenkt, befindet sich einige Meter entfernt an der Breiten Straße, Ecke Juxplatz.

Der Schnorreswackler

Das Fassenachtsdenkmal wurde vom Gonsenheimer Carneval Verein (GCV) 2003 errichtet und steht heute vor der Gonsenheimer Volksbank an der Breiten Straße. Die Figur repräsentiert die "närrische Achse" gleich dreier Gonsenheimer Fassenachtsinstitutionen: Der Mann mit dem imposanten Schnurrbart steht für den Gonsenheimer Carneval Verein, auch die "Schnorreswackler" genannt. Der Spatz mit Hut repräsentiert die "Gonsbachlerchen", die von 1946 bis 1992 aktiv waren. Der an friederizianische Vorbilder angelehnte Helm mit der närrischen Zahl 11 steht für die 1953 gegründete Gonsenheimer Füsiliergarde.

Natur

Lennebergwald

Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) im Lennebergwald

Der Lennebergwald wird bei der Mainzer Bevölkerung im Allgemeinen nur als "Gonsenheimer Wald" bezeichnet. Er gehört zu einem ca. 700 ha großen Waldstück, dem größten in Rheinhessen und schließt sich westlich des Großen Sandes an. Der größte Teil des Waldgebietes gehört allerdings zur Nachbargemeinde Budenheim.

Der Lennebergwald zeichnet sich durch relativ sandigen Boden und einer damit einhergehenden Trockenheit nebst hohen Bodentemperaturen aus. Der sandige Boden hält auch nur wenig Nährstoffe bereit. Dies begünstigt vor allem Kiefern und Eichen sowie eine typische Trockenrasenflora, die auch teilweise im Naturschutzgebiet "Mainzer Sand" wiederzufinden ist. In seiner Form ist der Lennebergwald eher untypisch in Deutschland, wo Buchenmischwälder vorherrschen. Aufgrund seiner ökologischen wie botanischen Bedeutung ist der gesamte Lennebergwald vom Land Rheinland-Pfalz unter Naturschutz gestellt worden.

Der Lennebergwald bietet der umgebenden Bevölkerung eine Vielzahl von Möglichkeiten. Es wird geschätzt, das jedes Jahr rund eine Million Menschen mit insegsamt 90.000 Hunden den Lennebergwald zu Erholung aufsuchen. Es gibt ausgewiesene Wander- und Reitwege und Sportpfade sowie allgemein Strecken für Jogger, Nordic Walker und Mountainbiker. Grillhüten werden vom zuständigen Forstamt betreut, das auch über den Wald und seine Flora und Fauna informiert.

Großer Sand

Das Binnendünengebiet des "Großen Sand" nimmt aus botanischer und geoökologischer Sicht eine überregionale Bedeutung ein. Nach der letzten Eiszeit und dem Zurückweichen des Eises vor ca. 12.000 Jahren blieb in Deutschland eine weitgehend baumlose Kältesteppe zurück. Mit zunehmender Erwärmung des Klimas kam es zu einer Wiederbewaldung und die Steppengebiete verschwanden in Deutschland vielerorts bis auf wenige Relikte. Eines davon ist der "Große Sand" in Mainz, wo sich auf einem Gebiet von heute ca. 90 Ha. die Restflora aus der Steppenperiode erhalten hat. Das Überdauern dieser speziellen Nacheiszeitflora wurde begünstigt durch die besonderen Bedingungen im Mainzer Becken: Sandiger und damit nährstoffarmer Boden, geringe Niederschlagsmengen (ø 560 mm/Jahr) und hohe Sommertemperaturen. Diese Rahmenbedingungen trugen dazu bei, das es hier zu keiner nennenswerten Wiederbewaldung kam. Auch für Landwirtschaft oder Gartenbau eignete sich das Gebiet nur bedingt.

Der Mainzer "Große Sand" wurde erstmals unter Napoleon als Gelände für ein fünfstündiges prachtvolles Militärmanöver genutzt (welches die Gonsenheimer sehr beeindruckt hatte). Weitere Kaiserparaden und -manöver folgten vor allem unter Kaiser Wilhelm II., der hier von 1898 bis 1913 jährlich zum Manöverbesuch weilte. Im beginnenden 20. Jh. wurde der Große Sand auch als Flugplatz genutzt. Vor allem Jakob Goedecker, Flugpionier und Flugzeugkonstrukteur, hatte hier seine Fabrik und Testgelände. 1909 landete hier Graf Zeppelin mit seinem Luftschiff "Parseval".

Bereits 1938 wurde das Gelände unter Naturschutz gestellt, 1994 kam das bis dahin von der U.S. Army intensiv für Militärmanöver genutzte Gebiet "Mainzer Sand II" hinzu, ebenso der angrenzende Gonsenheimer Wald. Der Große Sand ist für Besucher nur auf einem freigegebenen Rundwanderweg, teilweise auf Holzbohlen über dem Erdboden, zugänglich. Trotzdem ist dieses Gebiet heute mit seiner äusserst seltenen Sandflora stark gefährdet, es wird ein Rückgang vieler Arten verzeichnet. In den vergangenen Jahrzehnten ist das Gebiet des Großen Sandes sukzessive geschrumpft, große Teile wurden zur Wohnbebauung oder für die Anlage von Tennisplätzen freigegeben. Es ist ungeachtet der Schutzmaßnahmen fraglich, ob das verbliebene kleine Stück überlebensfähig ist.

Von der vielfältigen Flora des "Großen Sands" sei an dieser Stelle nur eine kleine Auswahl der seltensten Pflanzen wiedergegeben:

  • Kochia laniflora (Chenopodiaceae) - Sand-Radmelde (vom Aussterben bedroht)
  • Epipactis atrorubens (Orchidaceae) - Rotbraune Stendelwurz (Stark gefährdet)
  • Gypsophila fastigiata (Caryophyllaceae) - Büschel-Gipskraut (Stark gefährdet)
  • Silene conica (Caryophyllaceae) - Kegelfrüchtiges Leimkraut (Stark gefährdet)
  • Adonis vernalis (Ranunculuaceae)- Frühlings-Adonisröschen (Stark gefährdet)
  • Onosma arenaria (Boraginaceae)- Sand-Lotwurz (vom Aussterben bedroht), kommt in Deutschland nur noch in wenigen Exemplaren hier vor.
  • Scorzonera purpurea (Asteraceae) - Rote Schwarzwurzel (vom Aussterben bedroht)


Gonsbachtal

Gonsbachtal mit St. Stephan im Hintergrund

Das Gonsbachtal war bereits vor mehreren tausend Jahren aufgrund seiner guten Bewässerungs- und Anbaumöglichkeiten für menschliche Ansiedlungen attraktiv. Heute wird im Gonsbachtal immer noch Gemüsebau betrieben, dies allerdings in einem bescheidenem Rahmen. Nach einer teilweisen Kanalisierung und Zubetonierung der Gonsbach und der Uferränder in den 70er Jahren wurde der Bachlauf in großen Teilen in den 90er Jahren wieder renaturiert.

Der Gonsbach zieht sich durch den ganzen südlichen Ortsteil. Von Finthen her kommend schlängelt sich der kleine Bach quer durch die Kleingartenanlagen und Gemüsefelder im vorderen Gonsbachtal, durch den alten Ortskern und unterhalb der Kanonikus-Kir-Realschule entlang Richtung Mombach und Neustadt. Einige der alten Mühlengebäude entlang des Gonsbachs sind immer noch zu sehen wie z.B. die Kriegersmühle oder Schneiders Mühle.

Wildpark

Der Gonsenheimer Wildpark wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts von der Mainzer Jägerschaft gegründet. Ursprünglich wurden nur Wildschweine und Hirsche gehalten. Nachdem zwischenzeitlich die Leitung an die Stadt Mainz übergegangen war, kamen in den 70er Jahren weitere Käfige und Volieren für kleinere Raubtiere (Fuchs, Luchs) und Vögel (Fasane, Tauben) hinzu. Der Wildpark wurde schnell zu einem Attraktionszentrum in Gonsenheim. Weitere Tiergehege und Anlagen wie z.B. das Haustiergehege oder die Wasservogelanlage kamen hinzu.

Nachdem der Wildpark gegen Ende des letzten Jahrhunderts eigentlich erweitert und unter modernen ökologischen und tierhalterischen Aspekten neu geplant werden sollte, steht mittlerweile aufgrund der angespannten Finanzlage der Stadt Mainz die Schließung des Parks zur Diskussion. Zur Erhaltung des Gonsenheimer Wildparks, der pro Jahr mehrere hundertausend Menschen anzieht, hat sich im Herbst 2002 der Förderverein Wildpark Mainz-Gonsenheim e. V. gegründet, dessen Arbeit bereits erste Erfolge aufweisen kann.

Bedeutende Gonsenheimer

Carl Zuckmayer

Geboren am 27.12.1896 in Nackenheim vor den Toren Mainz. Nachdem die Familie 1900 nach Mainz zog, war der junge Carl Zuckmayer häufiger in Gonsenheim als Erntehelfer zugange und wohnte dort bei Familie Becker im "Gonsenheimer Hof" (Becker XXXIX). Bei Kriegsausbruch wollte Carl Zuckmayer als Freiwilliger unbedingt zur Kavallerie. Bei den in Mainz stationierten Dragonern wäre er allerdings nur mit eigenem Pferd genommen worden. So trat Zuckmayer notgedrungen bei dem (mit Pferden bespannten) Nassauischen Feld-Artillerie-Regiment Nr.27 Oranien in Gonsenheim ein und begann damit den Ersten Weltkrieg als Gonsenheimer Rekrut.

Über seine Zeit in Gonsenheim schrieb Carl Zuckmayer auch in seiner Autobiographie "Als wär's ein Stück von mir".

Ferdinand Becker

Gedenktafel für den Maler Joseph Ferdinand Becker am früheren Gasthaus "Zum Goldenen Stern" in Gonsenheim

Joseph Ferdinand Becker wurde 1846 in Gonsenheim geboren. Er starb bereits 1877 in München. Seine Eltern besassen die Gastwirtschaft "Zum Goldenen Stern" in direkter Nachbarschaft zum Rathaus. Ferdinand Becker, oder "Maler Becker" wie er auch genannt wurde, errang einen gewissen Ruf als Kirchen- und Genremaler. Nachkommen von Ferdinand Becker leben noch heute in Gonsenheim. Die "Maler Becker-Grundschule" und die "Maler Becker-Straße" in Gonsenheim sind nach ihm benannt. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Gonsenheimer Waldfriedhof.

Jacob Goedecker

Jacob Goedecker stammte aus einer angesehenen Mainzer Familie und kam 1882 in Warschau zur Welt. Im Rahmen eines Maschinen- und Schiffsbaustudiums u.a. in Aachen lernte er dort Professor Hugo Junkers kennen. Goedecker beschäftigte sich danach mit Flugzeugkonstruktion und -bau. 1909 gründete er die "J. Goedecker Flugmaschinenwerke", die zuerst ihren Sitz in Walluf im nahen Rheingau, später am "Großen Sand" in Gonsenheim hatte. Schon kurz danach erzielte Goedecker mit seinen Eigenkonstruktionen, u.a. der berühmten "Taube", große Erfolge. In seiner 1911 gegründeten Flugschule lernten viele später berühmte Flieger ihr Handwerk, u.a. auch Anthony Fokker, der später Chefpilot bei ihm wurde. Goedecker baute Eindecker, Doppeldecker und auch Wasserflugzeuge. Ein Flugzeug von ihm war 1912 das erste militärisch in Deutschland genutzte Flugzeug überhaupt. Seine Flugmaschinenwerke beschäftigten zu diesem Zeitpunkt bereits 120 Menschen.

Im Ersten Weltkrieg kamen viele Doppeldecker der neuen deutschen Fliegerstreitkräfte aus Goedeckers Fabrik. Nach dem Ersten Weltkrieg stagnierte Goedeckers Fabrik und die französischen Besatzungsmächte schränkten seine Arbeit stark ein. 1957 starb Goedecker. Ein Gedenkstein an der Elbestraße in Gonsenheim (in Höhe der Canisiuskirche) erinnert an den Flugpionier und seine Arbeit am zu damaligen Zeiten bis hierhin reichenden Großen Sand.

Literatur

  • Gonsenheimer Jahrbücher, Jahrgang 1-11, Hrsg.: Heimat und Geschichtsverein Gonsenheim e.V., Mainz, 1992-2004
  • Gonsenheimer Fotos. Die 50er Jahre; Angelika Schulz-Parthu; Leinpfad Verlag, 2001
  • Gonsenheim - Die ältesten Besiedlungsspuren bis zur urkundlichen Erwähnung; Archäologische Ortsbetrachtungen Band 4, Ronald Knöchlein, Verlag Philipp von Zabern, 2004
  • Die Mainzer Stadtteile; Claus Wolf; Emons Verlag, 2004
St. Stephan inmitten des alten Ortskerns (vom Draiser Berg aus fotografiert)

Mainz-Gonsenheim (im Folgenden nur noch Gonsenheim genannt) ist ein Stadtteil der Landeshauptstadt Mainz in Rheinland-Pfalz. Mit knapp über 20.000 Einwohnern ist Gonsenheim der größte der Mainzer Vororte und nach der Ober- und Neustadt der drittgrößte Stadtteil der Landeshauptstadt.

Die Geschichte von Gonsenheim reicht bis in die Späte Jungsteinzeit (2800 bis 2400 v.Chr.) zurück. Bedeutung als Siedlungsort gewann Gonsenheim mit der Gründung einer fränkischen Siedlung im 6. Jh. n.Chr., die sich vor allem aufgrund der für den Ackerbau günstigen Lage schnell weiterentwickelte. 1938 wurde Gonsenheim zwangseingemeindet und damit Teil von Mainz.

Heute ist Gonsenheim trotz seiner fast 70-jährigen Zugehörigkeit zu Mainz in Teilen immer noch dörflich geprägt. Es gibt neben dem alten Ortskern rund um St. Stephan und dem Renaissance-Rathaus die zu Beginn-Mitte des letzten Jahrhundert entstandenen Villen- und Arbeiterviertel, das Hochhausviertel, das rund 6000 Menschen Wohnraum bietet, das Gewerbegebiet "Am Hemel" und zu alledem noch reichlich Natur: Das botanisch deutschlandweit bedeutende Naturschutzgebiet "Großer Sand" und Teile des Lennebergwaldes, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet in Rheinhessen.

Trotz oder gerade wegen seiner Vielfältigkeit ist Gonsenheim reich an traditionellem Vereinsleben und modernen Festen und hat innerhalb von Mainz, ebenso wie viele der Nachbarvororte, eine eigene und ausgeprägte Identität.


Geschichte

Mit der ersten urkundlichen Erwähnung von Gunsenheim am 30. Mai 775 weist Gonsenheim eine über 1200-jährige, gut dokumentierte Ortsgeschichte auf. Aber Spuren menschlicher Tätigkeiten und Ansiedlungen lassen sich bis in die späte Jungsteinzeit zurückverfolgen.

Frühzeit

Funde von vorzeitlichen Menschen in Gonsenheim lassen sich bis in die Späte Jungsteinzeit (2800 v.Chr. bis 2200 v.Chr.) zurückdatieren. Eine sogar überregionale Bedeutung für die Vorgeschichte Gonsenheims dürfte der Beildepotfund von der Gewann Auf dem Kästrich in der Nähe des Gonsenheimer Bahnhofes haben. Hier fand man 1850 in den für Gonsenheim typischen Sanddünen 5 polierte flache Prunkbeile aus Jadeit, die der Späten Jungsteinzeit zugeordnet werden können. Diese Prunkbeile waren damals von hohem materiellem Wert und wurden wahrscheinlich aus den Seealpen importiert. Aus der Zeit der Hügelgräberkultur (1600 -1300/1200 v. Chr) gibt es in Gonsenheim einige Grabfunde aus Hügelgräber, die dazu gehörenden, möglicherweise vorhandenen, Siedlungen konnten bislang aber nicht lokalisiert werden.

Siedlungsspuren von Menschen in Gonsenheim lassen sich erstmals in die Späte Bronzezeit (Urnenfelderzeit, ca. 1200 bis 750 v.Chr.) datieren. Aus dieser Zeit gibt es gesicherte Siedlungsfunde im westlichen Gonsbachtal. Die gefundenen Siedlungsspuren datieren in die späte Urnenfelderzeit bzw. sogar schon in die frühe, ab 750 v.Chr. beginnende so genannte Ältere Eisen- oder Hallstattzeit. Mit der Hallstattzeit ist eine deutliche Zunahme der Siedlungen im Mainzer Stadtgebiet verbunden, so auch in Gonsenheim. Es wurden Siedlungsspuren sowohl der älteren wie auch der jüngeren Hallstattzeit gefunden, so z.B. am unteren Hang des Gleisbergs oder am Mühlweg.

In der Jüngeren Eisen- bzw. La-Tène-Zeit (ca. 450 v.Chr. bis 15 v.Chr.) scheint das Gonsbachtal nach derzeitigem Wissensstand wieder unbesiedelt gewesen zu sein. Es blieb einer keltischen Siedlung der späteren La-Tène-Zeit in Mainz-Weisenau vorbehalten, Keimzelle und Namensgeber für das römische Moguntiacum zu werden.

Römer

Zur Zeit der Zugehörigkeit von Moguntiacum zum römischen Imperium lag Gonsenheim in der Nähe der Römerstraße Moguntiacum - Bingium (Bingen). Am Gleisberg konnte eine Villa rustica mit zahlreichen Bau- und Kleinfunden wie z.B. Mosaikfußböden, Wandverputz, Reste eines römischen Badegebäudes und einer Wasserleitung nachgewiesen werden. Zahlreiche weitere Kleinfunde wie Münzen, Terrakotten, Glasgefäße in vielen Ortsteilen und das Vorhandensein römischer Brandgräber im Bereich des heutigen Gewerbegebietes belegen die Präsenz der Römer in Gonsenheim.

Ab dem Zusammenbruch des Limes in der Mitte des 3. Jh. n.Chr. und spätestens ab dem 4./5. Jh. n.Chr. dürfte die römisch-keltische Landbevölkerung von Gonsenheim in die besser befestigte Stadt Moguntiacum geflohen sein.

Franken

Gonsenheim als bis heute bewohnter Siedlungsort wurde in fränkischer Zeit gegründet. Gründer dürfte wahrscheinlich ein fränkischer Adeliger namens Gunzo gewesen sein, der im Bereich des heutigen Gonsenheim wahrscheinlich ein größeres Gehöft gründete.

Ortsgründungen mit der Namensendung "-heim" sind typisch für Siedlungsgründungen im Zuge der so genannten fränkischen Landnahme, die im späten 5. bis 7. Jh. stattfand. Gonsenheim reiht sich hier in die ebenfalls in diesem Zeitraum stattfindenen Ortsgründungen anderer Mainzer Vororte wie Hechtsheim, Bretzenheim, Ebersheim oder Laubenheim ein.

Bereits 775 wird Gonsenheim als "Gunsenheim" in einer Urkunde der Abtei Lorsch erstmals urkundlich erwähnt (Urkunde Nr. 1090 vom 30. Mai 775). Beurkundet wird eine Schenkung eines gewissen Teurath, der dem Kloster Lorsch 5 Joch Ackerland und eine Wiese in der Gemarkung Gunsenheim überschreibt. Weitere, teils umfangreiche, Schenkungen an verschiedene Klöster (u.a. Lorsch und Fulda) folgen, vor allem in der karolingischen Zeit, als Gonsenheim ein "Königsgut" war.

Mittelalter

Die Mainzer Mauerbauordnung, die im 10./11. Jh. entstand, weist auf die mittelalterliche Verflechtung von Gonsenheim mit Mainz hin. Gonsenheim gehörte im Mittelalter zu einer Gruppe von 35 privilegierten Dörfern im Umfeld von Mainz. Diese durften, ohne den üblichen Marktzoll zu entrichten, in der Stadt handeln und die Gonsenheimer Bewohner konnte in Kriegszeiten in das befestigte Mainz flüchten. Im Gegenzug verpflichteten sie sich zum Unterhalt von 3 "Stadtzinnen". Das bedeutete, das ihnen die Unterhaltung und Verteidigung eines Teils der Mainzer Stadtmauer unterstand.

Gonsenheim entwickelte sich im Mittelalter kontinuierlich weiter. Obwohl es viele verschiedene Lehensgüter vor allem kirchlicher Art in Gonsenheim gab, erlangten die Kurfürsten aus Mainz doch nie die Ortsherrschaft. Sie wurden allerdings als Landesherren anerkannt und besaßen damit einige Rechte wie z.B. die hohe Gerichtsbarkeit, die Erhebung der Schatzung oder die Verpflichtung der Bürger zum Kriegsdienst. Die Herrschaft über den Ort übte der Domprobst aus, der wiederum Amtmänner (ab 1350 bürgerliche Beamte) bestellte.

Inschrift am Gonsenheimer Rathaus mit dem Wappen von Georg Friedrich von Greiffenklau Vollrads

1350 wurden erstmals die Gonsbachmühlen erwähnt. Von den 8 Mühlen gehörten alleine 4 zu Gonsenheim. Für das Jahr 1365 wurden für Gonsenheim ca. 160 Einwohner gezählt, eine für damalige Zeiten verhältnismäßig große Einwohnerzahl. 1401 wurde erstmals die Ortskirche "St. Stephanus" in einem Güterverzeichnis erwähnt. Der St. Petersstift Mainz besaß hier in direkter Nachbarschaft Weinberge. Über das Mittelalter bis in die Neuzeit wurde St. Stephan immer weiter aus- und teilweise sogar komplett umgebaut bis sie zu Anfang des 20. Jh. die heutige Größe erreichte, die ihr den Namen Rheinhessendom eintrug. Von St. Stephan ausgehend wuchs Gonsenheim im 16. Jh. vor allem längs der "langen Ortsstraße", der heutigen Mainzer Straße. Im Jahr 1615 wurde von Dompropst und späteren Mainzer Kurfürst Georg Friedrich von Greiffenklau Vollrads das Gerichts- und Rathaus gebaut. Der prachtvolle und repräsentative Renaissancebau mit Erker, Treppenturm und Rollwerkgiebel wurde zusammen mit der direkt benachbarten Ortskirche St. Stephan zum Zentrum von Alt-Gonsenheim.

Den kurz darauf ausbrechenden 30-jährigen Krieg überstand der Ort relativ unbeschadet. Für das Jahr 1665 werden ca. 400 Einwohner angegeben, die in nächsten Jahr ausbrechende Pestepidemie soll aber die Einwohnerzahl fast halbiert haben. Weitere Seuchen führten 1729 zur Einführung der 14 Nothelfer-Wallfahrt. Zusätzlich wurde eine 14 Nothelfer-Kapelle im Gonsenheimer Wald errichtet, die in der 1894/95 wiedererbauten Form auch heute noch wichtiger Teil der Gonsenheimer Kirchengeschichte ist.

Im Zuge kurmainzerischer Reformbemühungen in der Bildungs- und Schulpolitik erhielt Gonsenheim 1779 ein Schulhaus als Anbau zum Rathaus. Allgemein gilt das 18. Jh. für Gonsenheim und die Mainzer Vororte als eher friedliche Zeit, während dieser in Gonsenheim vor allem der Gartenbau (Gemüse- und Obstanbau) zu hoher Blüte kam und ein wichtiger Versorgungsfaktor für Mainz wurde. Mit der Französischen Revolution und dem Vordringen der französischer Revolutionsarmee unter General Custine 1792 brach allerdings gegen Ende des Jahrhunderts auch für die Gonsenheimer eine neue Zeit an.

Neuzeit

Am 18. und 19. Oktober erreichten die Spitzen der französischen Revolutionsarmee auch die Mainzer Vororte. Zwar wurde auch in Gonsenheim ein „Freiheitsbaum“ errichtet, ansonsten hielten sich die Gonsenheimer aber politisch zurück, ganz im Gegensatz z.B. zu Weisenau oder Bretzenheim/Zahlbach. 1795 beherbergte Gonsenheim alleine 7.000 französische Soldaten. Ab 1798 gehörte es wie auch Mainz endgültig bis 1814 zu Frankreich bzw. zum französischen Kaiserreich unter Napoleon Bonaparte. Am 30. September 1804 wurde das weitläufige Gelände des Großen Sandes erstmals für ein (5-stündiges) Militärmanöver in Anwesenheit von Napoleon benutzt. Weitere Manöver bis in die Gegenwart sollten dort folgen.

Auch Gonsenheimer Männer kämpften in der Grande Armée. Von 40 eingezogenen Gonsenheimern fielen 11 in Napoleons Kriegen. Überlebende Veteranen gründeten zum Andenken an diese Zeit einen Napoleonverein und setzten ihnen 1830 mit dem Napoleonstein in der „Pfarrer-Grimm-Anlage“ ein Veteranendenkmal.

1815 zählte Gonsenheim ca. 1.200, 1843 sogar ca. 2200 Einwohner. Der Ort gehörte nun - nach der Vertreibung der Franzosen im Januar 1814 und dem Wiener Kongress 1814/15- zu "Rhein-Hessen" und zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt. Die konservative Politik des Großherzogtums stand bald im Gegensatz zu den seit der französischen Zugehörigkeit eher liberal geprägten Rheinhessen. In Gonsenheim führte dies zu einer aktiven Rolle in der Märzrevolution 1848/49. Im Gasthaus "Zum Goldenen Stern" agierten 2 der bedeutendsten Köpfe der Mainzer Liberalen: Dr. Ludwig Bamberger und Dr. Zitz. Zusammen mit einem Rheinhessischen Freikorps zogen unter ihrer Führung auch Gonsenheimer "Freiheitsmänner" in den Kampf in die benachbarte (bayerische) Pfalz. Am 14. Juni 1849 unterlag das Korps allerdings im Kirchheimbolandener Schloßgarten den überlegenen preussischen Kräften unter dem späteren Kaiser Wilhelm I.

Die "Breite Straße" in Mainz-Gonsenheim mit ihren typischen Bürgerhäusern vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jh.

Trotz dieser turbulenten Zeiten wuchs Gonsenheim als Ort weiter, wenn auch nicht so stark wie die Arbeitervororte Weisenau und Mombach. Der Entstehung der "Hinteren Grabenstraße", folgte die der "Finther Straße", "Palmen" und der "Unteren Mombacher Straße". 1866 vernichtete ein Großbrand die alten Glocken von St. Stephan aus dem 16. und 17. Jh.. Gleichzeitig endete eine Cholera-Epidemie, die 10% der Bevölkerung getötet hatte. 1870/71 zogen wieder Gonsenheimer in den Krieg: Im Deutsch-Französischen Krieg fallen von den 59 Gonsenheimer Soldaten 5 Männer.

Endgültig in die Neuzeit kam Gonsenheim 1871 mit der Eröffnung der Ludwigsbahn (Mainz-Alzey) und der Anbindung an das Eisenbahnnetz. 1892 wurde zudem die Dampfbahn von Mainz über Gonsenheim nach Finthen eröffnet. Anfang des 20. Jh. erhielt Gonsenheim auch Gas- und Wasserleitungen und eine Kanalisation. Gas- und Wasserwerke entstanden, die elektrische Straßenbahn hielt 1907 im Anschluß an die Mombacher Linie Einzug. Elektrischen Strom bekam Gonsenheim 1910. 1909 errichtete der Flugpionier Jakob Goedecker (1882-1957) in Gonsenheim eine Flugzeugfabrik. Flugplatz und Flugzeughalle befanden sich damals am Großen Sand, einem idealen Fliegergelände.

Die Bevölkerung wuchs langsam aber konstant von 1905 ca. 4.880 Einwohner auf 1920 ca. 6.200 Einwohner. Da auch in Gonsenheim wie im Nachbarort Mombach ein Zuzug von Arbeitern protestantischen Glaubens erfolgte, wurde 1903 am Ende der „Breiten Straße“ eine evangelische Kirche erbaut.

1895 avancierte Gonsenheim mit der Stationierung des Nassauischen Feld-Artillerie-Regiment Nr.27 zum Garnisonsort. Über viele Jahre hinweg gab es im Großen Sand die so genannten Kaisermanöver oder -paraden, das letzte Mal 1913. Kaiser Wilhelm II. nahm diese ab wenn er in Wiesbaden zur Kur anwesend war. 1937 wurde die Kathenkaserne fertig gestellt.

Am 1. April 1938 wurde Gonsenheim schließlich aus militärpolitischen Gründen zwangsweise zu Mainz eingemeindet. Die weit über 1000-jährige Geschichte als eigenständiges Dorf im Vorfeld von Mainz ging somit zu Ende obwohl sich Gonsenheim und die Gonsenheimer auch fast 70 Jahre später noch einiges von diesem Erbe bewahren konnten.

Ortsverwaltung

Rathaus

Die Ortsverwaltung Gonsenheim ist im so genannten Gonsenheimer Rathaus, einem Renaissancebau aus dem Jahr 1615, untergebracht.


Ortsverwaltung Mainz-Gonsenheim

Pfarrstr. 1

55124 Mainz


Telefon: (06131) 41842 / 44651(OV)

Telefax: (06131) 466165

ortsverwaltung.gonsenheim@stadt.mainz.de

Ortsvorsteherin und Ortsbeirat

Aufgrund der letzten Wahlen zum Ortsbeirat 2004 sind folgende Parteien im Ortsbeirat vertreten:


Ortsvorsteherin ist Sabine Flegel (CDU), 1. Stellverteter ist Wolfgang Oepen (FDP)

Kommunale Einrichtungen

  • Gonso - Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum - Mainzer Straße 2, Telefon 06131/44280
  • Stadteiltreff Elsa-Brandström-Straße - Am Sportfeld 7 g, Telefon 06131/687501
  • Stadtteilbücherei Mainz-Gonsenheim, Maler-Becker-Schule, Schulstraße 7 Telefon 06131/41747

Wappen und Namensentwicklung

Datei:Gonsenheim0.jpg
Ortswappen an der Hauswand des 400 Jahre alten Gänsehofes

Das Wappen von Gonsenheim zeigt im Wappenschild auf rotem Untergrund einen goldenen Gänsefuß. Bei älteren Ortswappenabbildungen ist manchmal noch St. Stephan als Wappenhalter zu sehen. Es handelt sich hier um ein so genanntes "redendes Wappen", dessen Motiv Bezug auf die spätmittelalterlich-neuzeitliche Namensform (hier: Gans, Gänse) nimmt. Mit der historischen Namensentstehung "Heim des Gunzo" (siehe Geschichte: Frankenzeit) hat das Wappenmotiv demnach nichts zu tun. Gleiches gilt im Übrigen auch für die anderen fränkischen Ortsgründungen Bretzenheim, Hechtsheim, Laubenheim.

Die Namensentwicklung des Ortsnamens Gonsenheim:

  • Gunsenheim (775)
  • Gunt(z)inheim (779)
  • Gunsanheim (788)
  • Gunsenum (1200)
  • Gonsenheim (ab dem 17. Jh.)

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1365: ca. 160 Einwohner
  • 1665: ca. 400 Einwohner
  • 1800: ca. 1.100 Einwohner
  • 1808: ca. 1.200 Einwohner
  • 1816: ca. 1.450 Einwohner
  • 1843: ca. 2.200 Einwohner
  • 1861: ca. 2.600 Einwohner
  • 1905: ca. 4.880 Einwohner
  • 1920: ca. 6.200 Einwohner
  • 1949: ca. 12.780 Einwohner
  • 1985: ca. 24.000 Einwohner 1
  • 1994: ca. 18.000 Einwohner
  • 2004: 20.296 Einwohner


1 (1989 gibt Gonsenheim den Hartenberg und das Münchfeld als eigenständigen Stadtbezirk ab)

Schulen & Weiterbildung

Maler-Becker Schule
  • Maler-Becker Schule (Grundschule)
  • Martinusschule (Grundschule)
  • Grund- und Hauptschule "Am Gleisberg" (Grund-/Hauptschule)
  • Kanonikus-Kir-Realschule (Realschule)
  • Gonsbach-Gymnasium (Gymnasium)


Am Standort "Bruchspitze" ist ausserdem noch der Fachbereich III der Fachhochschule Mainz mit den wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen vertreten. Im Studienangebot des Fachbereich III finden sich folgende Studiengänge:

  • Betriebswirtschaft
  • Wirtschaftsrecht
  • Aussenwirtschaft (International Business)
  • Krankenhauswesen
  • Gesundheits- und Sozialökonomie

mit jeweils vielfältigen Studienschwerpunkten sowie eine Reihe von Teilzeit- und Weiterbildungsstudiengänge wie Masterstudiengänge oder Berufsintegrierende Studienmöglichkeiten.


Ebenfalls vertreten ist die Volkshochschule Mainz mit ihrer Außenstelle Gonsenheim.

Vereine und Gruppierungen

Gonsenheim weist ein reichhaltiges Vereinsleben auf. Neben teilweise über 150 Jahre alten Vereinen, welche die alten, dörflich geprägten, Traditionen repräsentieren gibt es auch zahlreiche "Neu"gründungen in allen Bereichen des Vereinslebens. Nicht zu vergessen auch die Fassenachtsvereine, die in der Mainzer Fassenachtshochburg Gonsenheim ebenfalls eine lange Tradition haben. Die Koordination dieser vielfältigen Vereinslandschaft übernimmt der Vereinsring Gonsenheim, der u.a. auch für das gemeinsam gestaltete Sommerfest in der Pfarrer-Grimm-Anlage zuständig ist.


Die folgende Liste gibt lediglich eine Auswahl der Gonsenheimer Vereine


Landwirtschaft & Gewerbe

  • Gonsenheimer Bauernverein e.V.
  • Gewerbeverein Gonsenheim e.V.


Musikvereine

  • MGV "Cäcilia" Gonsenheim

Der MVG Cäcilia wurde bereits 1845 gegründet und ist der zweitälteste Gonsenheimer Verein

  • MGV "Einigkeit" Gonsenheim
  • MGV "Heiterkeit" 1884 e.V.
  • Kath. Kirchenchor St. Stephan
  • "Domino" - Chor & Band


Sportvereine

  • Turngemeinde 1861 Gonsenheim
  • Turngesellschaft 1899 Gonsenheim
  • Handballclub Gonsenheim (HCG)
  • SV 1919 e.V. Gonsenheim
  • Reit- & Fahrverein 1929 Gonsenheim

Der Reit- und Fahrverein Gonsenheim richtet jedes Jahr über die Osterfeiertage sein großes Reitturnier im Gonsenheimer Wald aus. Das Turnier zählt zu den ersten Veranstaltungen der Turniersaison mit überregionaler Bedeutung.

  • Volkssportverein "Wanderfreunde" Mainz 1971 e.V.
  • B.S.C. Mainz Athletics

Der Baseballklub Mainz Athletics spielt in der ersten Bundesliga.


Fassenachtsvereine

  • C.V. Kleppergarde 1877 e.V. Gonsenheim
  • C.V. "Eiskalte Brüder" 1893 e.V. und Grenadiergarde
  • Gonsenheimer Carneval-Verein (GCV) 1892 e.V.
  • Gonsenheimer Füsilier-Garde 1953 e.V.
  • Die Gonsbachlerchen

Die Gonsbachlerchen mit Joe Ludwig und Herbert Bonewitz als aktiven Mitgliedern gehörten zum Urgestein der Mainzer Fassenacht und waren mit dabei bei dem TV-Start der Fernsehfassenacht 1956.


Fördervereine

  • Schöneres Gonsenheim e.V.
  • Förderverein für die Renovierung und Instandhaltung der Pfarrkirche St. Stephan in Mainz-Gonsenheim - Rheinhessendom e.V.
  • Förderverein Wildpark Mainz-Gonsenheim


Weitere Vereine und Interessensgruppen

  • Heimat- und Geschichtsverein Gonsenheim

Der Heimat- und Geschichtsverein Gonsenheim bietet ein umfangreiches Aktionsprogramm (Exkursionen, Vorträge) an und betreibt seit mehreren Jahren ein sehenswertes Heimatmuseum (Standort: Budenheimer Straße).

  • Deutsche Pfadfinderschaft Stamm St. Stephan Mainz-Gonsenheim

Gastronomie

Internationale Küche in Mainz-Gonsenheim: Spanische Bodega

Von den alten Gonsenheimer Dorfgaststätten gibt es bis heute noch die Gaststätte „Zur Krimm“. „Die Krimm“ wurde wahrscheinlich ursprünglich gegründet um die Schaulustigen, die zu Manövern und Militärübungen am nahe liegenden „Großen Sand“ kamen, zu bewirten. Nach dem Anschluss von Gonsenheim an die "Ludwigsbahn" wurde Gonsenheim und damit auch die Krimm ein vor allem für Mainzer Stadtbewohner beliebtes Ausflugslokal mitten im Gonsenheimer Wald. Ebenso nach wie vor geöffnet ist das Gasthaus „Zur Port“ in der Klosterstrasse, das bereits 1877 gegründet wurde. Das Gasthaus „Zur Ludwigsbahn“ in der ehemaligen Hauptstraße 72 (heute Mainzer Straße) stammt ebenfalls aus dem 19. Jh. und wurde, nach kurzer Pause, als Hotel-Pension und Gaststätte 2003 neueröffnet. Der Name „Ludwigsbahn“ kommt von der 1871 von der Hessischen Ludwigsbahngesellschaft gebauten Bahnstrecke Mainz-Alzey.

Gonsenheim bietet heute einen breiten gastronomischen Querschnitt an. Neben gutbürgerlicher Küche findet man Restaurants, Gaststätten und Imbisse mit indischer, griechischer, italienischer, spanischer, türkischer, asiatischer und mediterraner Küche. Zunehmend entdeckt auch die gehobenere Gastronomie die Bedeutung Gonsenheims in direkter Nähe zur Mainzer Innenstadt.


Auswahl von Gonsenheimer Gaststätten:

  • Zum Goldenen Adler (Gutbürgerliche Küche, mit Biergarten und immer netten Gonsenheimern)
  • Zum Bürgerhof (Gutbürgerliche Küche, rustikal)
  • Buchholz (Neueröffnung im März 2005 im Gebäude der "Alten Schmiede", gehobene Gastronomie, mediterrane Küche)
  • Meijers Häusje (gehobene Gastronomie, große Weinauswahl)
  • Zur Ludwigsbahn (Gutbürgerliche Küche)
  • Barrio bajo (Taperia, Bodega, Bar, spanische Küche, mit sehr schönem Innenhof)
  • Zur Krimm (griechische und deutsche Küche, mit Biergarten)
  • Zum Gutenberg (griechische Küche, großer Biergarten)
  • Gonsenheimer Hof (Jugoslawische und deutsche Küche, eigene slowenische Weine, Biergarten)
  • Maharaja Palace (Indische Küche, Biergarten)
  • Il Quadrifoglio (Italienische Küche, gehobene Gastronomie)

Feste

In dem seit alters her katholisch geprägten Gonsenheim wird nach wie vor das traditionelle Kirchweihfest gefeiert wie dies in dörflichen Gegenden Brauch ist. Dazu kommt die Kerb, früher immer von dem jeweiligen "Kerbejahrgang" vorbereitet.

Das alle zwei Jahre stattfindene Parkfest, welches 2003 zum ersten Mal stattfand, hat das frühere Rathaus- und Höfefest in der Mainzer Straße abgelöst. Das Parkfest, bei dem sich die meisten Vereine und Gruppierungen Gonsenheims beteiligen, findet in der Pfarrer-Grimm-Anlage sowie in der benachbarten Kirchstraße statt. Ebenfalls zur Tradition geworden ist der Adventsmarkt am 1. Adventswochenende, getragen von Gonsenheimer Vereinen, Gruppierungen, Schulen und Kindergärten an gleicher Stelle. Zu diesen "offiziellen" Veranstaltungen kommen noch die Straßenfeste verschiedenster Gonsenheimer Straße und deren Anwohner, so z.B. in der Engelstraße oder der Elsa-Brändström-Straße mit ihren Hochhausquartieren.

Als Fassenachtshochburg in Mainz wird in Gonsenheim selbstverständlich auch die Fassenacht entsprechend gefeiert. Gonsenheim kann zwar keinen so respektablen Zug wie der Nachbarvorort Mainz-Finthen aufweisen, aber es findet die in den Vororten übliche Rathauserstürmung sowie ein Rekrutenumzug der Gonsenheimer Vereine statt.


Übersicht:

  • Fastnachtsumzug und närrischer Rekrutenumzug (Fastnacht-Samstag)
  • Frühlingsfest auf dem Juxplatz (2. Wochenende im Mai)
  • Reitturnier des Gonsenheimer Reit- und Fahrvereins (Ostersamstag bis -montag)
  • Kinder- und Sängerwaldfest des Gesangsverein Cäcilia im Gonsenheimer Wald/Wendelinusheim (Pfingstmontag)
  • Parkfest in der Pfarrer-Grimm-Anlage (Juli)
  • Kerb auf dem Juxplatz (August)
  • Adventsmarkt in der Pfarrer-Grimm-Anlage (1. Adventswochenende)

Sehenswerte Gebäude

Rathaus Gonsenheim und St. Stephan im alten Ortskern

Rathaus Gonsenheim

Erbaut 1615 vom Domprobst und späteren Mainzer Kurfürst Georg Friedrich von Greiffenklau Vollrads als Gerichts- und Rathaus. Bauelemente wie Rollwerkgiebel, Erker und das steinerne Treppentürmchen weisen auf den Baustil der späteren Renaissancezeit hin. Zu den angegebenen Öffnungszeiten des Rathauses kann das Innere des Gebäudes besichtigt werden. An jedem 2. Donnerstag im Monat finden im repräsentativen Baroksaal auch Hochzeiten statt.

St. Stephan aus einer ungewöhnlichen Perspektive

St. Stephan

Die katholische Ortskirche St. Stephan wurde das erstemal urkundlich 1401 erwähnt. Bei mehreren Neu- und Umbauten, zuletzt 1906, erhielt die Kirche im neugotischen Stil ihre heutige imposante Form mit über 62m Länge des Kirchenschiffes und den beiden fast 60m hohen Kirchtürmen. Aufgrund ihrer Größe wurde St. Stephan bald als "Rheinhessendom" bezeichnet.


Evangelische Kirche

Mitten auf einer Verkehrsinsel am Beginn der "Breiten Straße" gelegen, wurde diese erste evangelische Kirche in Gonsenheim 1903 erbaut.


14 Nothelfer Kapelle

1729 aufgrund eines Gelübdes der Gonsenheimer im Gonsenheimer Wald erbaut. Die jetzige Bauform der 14 Nothelfer Kapelle beruht auf der Neuerbauung im Jahr 1895. Die Kapelle liegt am Ende der gleichnamigen Kapellenstraße und sozusagen direkt am Eingang zum Gonsenheimer Wald. Der Gonsenheimer Wildpark und das im Wald gelegene Wendelinusheim sind jeweils nur einige Minuten zu Fuss entfernt.

Denkmäler

Napoleonstein

Das "Denkmal der unter den Fahnen Napoleons gefallenen Gonsenheimern" (so die Hauptinschrift) wurde 1839 von dem Gonsenheimer Napoleonverein aufgestellt und nochmals 1926 renoviert. Das Denkmal steht in der Pfarrer-Grimm Anlage direkt an einem der Hauptwege. Ein weiteres Denkmal dieser Art gibt es noch in Hechtsheim und wurde dort 1839 aufgestellt. Das Denkmal ist aus roten Sandstein und mit dem "napoleonischen N" und umgebenden Sternen geschmückt, die mit Gold überzogen sind. Aufgelistet werden die Gefallenen und die Armeeeinheiten, zu denen Sie unter Napoleon gehört haben.

Offensichtlich wurden die napoleonischen Feldzüge, an denen ca. 40 junge Gonsenheimer teilnehmen mussten, von den zurückgekehrten Veteranen im nachhinein nostalgisch verklärt und blieben, inklusive dem Andenken an die gefallenen Waffenbrüder, in positiver Erinnerung

Kriegsdenkmäler

Fassenachts-Denkmal der "Schnorreswackler"

Das Denkmal des Nassauischen Feld-Artillerie-Regiment Nr.27 Oranien, welches an die Gefallenen des in Gonsenheim stationierten Artillerieregimentes erinnert, steht in der Pfarrer-Grimm Anlage. Das Denkmal wurde 1933 zur 100-Jahrfeier des Regimentes aufgestellt. Das wenige Meter entfernt stehende Denkmal des Ludwigvereins (ein Verein Großherzoglich-Hessischer Beamter aus Gonsenheim) von 1863 erinnert an die Zugehörigkeit der Gonsenheimer zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt und wurde später um die Namenslisten der im 1. Weltkrieg gefallenen Gonsenheimer ergänzt.

Ein weiteres Kriegerdenkmal, das allgemein den Gefallenen der Weltkriege gedenkt, steht einige Meter entfernt direkt an der Breiten Straße, Ecke Juxplatz.

Der Schnorreswackler

Dieses Fassenachtsdenkmal wurde vom Gonsenheimer Carneval Verein (GCV) 2003 errichtet und steht heute vor der Gonsenheimer Volksbank an der Breiten Straße. Die Figur repräsentiert die "närrische Achse" gleich dreier Gonsenheimer Fassenachtsinstitutionen: Der Mann mit dem imposanten Schnurrbart steht für den Gonsenheimer Carneval Verein, auch die "Schnorreswackler" genannt. Der Spatz mit Hut repräsentiert die "Gonsbachlerchen", die von 1946 bis 1992 bestanden. Der an friederizianische Vorbilder angelehnte Helm mit der närrischen Zahl 11 steht für die 1953 gegründete Gonsenheimer Füsiliergarde.

Natur

Lennebergwald

Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) im Lennebergwald

Der Lennebergwald wird bei der Mainzer Bevölkerung im Allgemeinen nur als Gonsenheimer Wald bezeichnet. Er gehört zu einem ca. 700 ha großen Waldstück, dem größten in Rheinhessen und schließt sich westlich des Großen Sandes an. Der größte Teil des Waldgebietes gehört allerdings zur Nachbargemeinde Budenheim.

Der Lennebergwald zeichnet sich durch relativ sandigen Boden und damit verbunden einer gewissen Trockenheit und hohen Bodentemperaturen aus. Der sandige Boden hält auch nur wenig Nährstoffe bereit. Dies begünstigt vor allem Kiefern und Eichen sowie eine typische Trockenrasenflora, die auch teilweise im Naturschutzgebiet "Großer Sand" wiederzufinden ist. In seiner Form ist der Lennebergwald eher untypisch in Deutschland, wo Buchenmischwälder vorherrschen. Aufgrund seiner ökologischen wie botanischen Bedeutung ist der gesamte Lennebergwald vom Land Rheinland-Pfalz unter Naturschutz gestellt worden.

Der Lennebergwald bietet der umgebenden Bevölkerung eine Vielzahl von Möglichkeiten. Es wird geschätzt, das jedes Jahr rund eine Million Menschen mit insegsamt 90.000 Hunden den Lennebergwald zu Erholung aufsuchen. Es gibt ausgewiesene Wander- und Reitwege und Sportpfade sowie allgemein Strecken für Jogger, Nordic Walker und Mountainbiker. Grillhüten werden vom zuständigen Forstamt betreut, das auch über den Wald und seine Flora und Fauna informiert.

Großer Sand

Das Binnendünengebiet des "Großen Sand" nimmt aus botanischer und geoökologischer Sicht eine überregionale Bedeutung ein. Nach der letzten Eiszeit und dem Zurückweichen des Eises vor ca. 12.000 Jahren blieb in Deutschland eine weitgehend baumlose Kältesteppe zurück. Mit zunehmender Erwärmung des Klimas kam es zu einer Wiederbewaldung und die Steppengebiete verschwanden in Deutschland vielerorts bis auf wenige Relikte. Eines davon ist der "Große Sand" in Mainz, wo sich auf einem Gebiet von heute ca. 90 Ha. die Restflora aus der Steppenperiode erhalten hat. Das Überdauern dieser speziellen Nacheiszeitflora wurde begünstigt durch die besonderen Bedingungen im Mainzer Becken: Sandiger und damit nährstoffarmer Boden, geringe Niederschlagsmengen (ø 560 mm/Jahr) und hohe Sommertemperaturen. Diese Rahmenbedingungen trugen dazu bei, das es hier zu keiner nennenswerten Wiederbewaldung kam. Auch für Landwirtschaft oder Gartenbau eignete sich das Gebiet nur bedingt.

Der Mainzer "Große Sand" wurde erstmals unter Napoleon als Gelände für ein fünfstündiges prachtvolles Militärmanöver genutzt (welches die Gonsenheimer sehr beeindruckt hatte). Weitere Kaiserparaden und -manöver folgten vor allem unter Kaiser Wilhelm II., der hier von 1898 bis 1913 jährlich zum Manöverbesuch weilte. Im beginnenden 20. Jh. wurde der Große Sand auch als Flugplatz genutzt. Vor allem Jakob Goedecker, Flugpionier und Flugzeugkonstrukteur, hatte hier seine Fabrik und Testgelände. [[[1909]] landete hier Graf Zeppelin mit seinem Luftschiff "Parseval".

Bereits 1938 wurde das Gelände unter Naturschutz gestellt, 1994 kam das bis dahin von der U.S. Army intensiv für Militärmanöver genutzte Gebiet "Mainzer Sand II" hinzu, ebenso der angrenzende Gonsenheimer Wald. Der Große Sand ist für Besucher nur auf einem freigegebenen Rundwanderweg, teilweise auf Holzbohlen über dem Erdboden, zugänglich. Dennoch ist dieses Gebiet heute mit seiner äusserst seltenen Sandflora stark gefährdet, es wird ein Rückgang vieler Arten verzeichnet. In den vergangenen Jahrzehnten ist das Gebiet des Großen Sandes sukzessive geschrumpft, große Teile wurden zur Wohnbebauung oder für die Anlage von Tennisplätzen freigegeben. Es ist fraglich, ob der verbliebene Rest - obwohl unter Naturschutz stehend - überlebensfähig ist.

Von der vielfältigen Flora des "Mainzer Sandes" sei an dieser Stelle nur eine kleine Auswahl der seltensten Pflanzen wiedergegeben:

  • Kochia laniflora (Chenopodiaceae) - Sand-Radmelde (vom Aussterben bedroht)
  • Epipactis atrorubens (Orchidaceae) - Rotbraune Stendelwurz (Stark gefährdet)
  • Gypsophila fastigiata (Caryophyllaceae) - Büschel-Gipskraut (Stark gefährdet)
  • Silene conica (Caryophyllaceae) - Kegelfrüchtiges Leimkraut (Stark gefährdet)
  • Adonis vernalis (Ranunculuaceae)- Frühlings-Adonisröschen (Stark gefährdet)
  • Onosma arenaria (Boraginaceae)- Sand-Lotwurz (vom Aussterben bedroht), kommt in Deutschland nur noch in wenigen Exemplaren hier vor.
  • Scorzonera purpurea (Asteraceae) - Rote Schwarzwurzel (vom Aussterben bedroht)


Gonsbachtal

Gonsbachtal mit St. Stephan im Hintergrund

Das Gonsbachtal war bereits vor mehreren tausend Jahren aufgrund seiner guten Bewässerungs- und Anbaumöglichkeiten für menschliche Ansiedlungen attraktiv. Heute wird im Gonsbachtal immer noch Gemüsebau betrieben, dies allerdings in eher bescheidenem Rahmen. Nach einer teilweisen Kanalisierung und Zubetonierung des Gonsbachs und seiner Uferränder in den 70er Jahren wurde der Bachlauf in großen Teilen in den 90er Jahren wieder renaturiert.

Der Gonsbach zieht sich durch den ganzen südlichen Ortsteil. Von Finthen kommend, schlängelt sich der kleine Bach quer durch die Kleingartenanlagen und Gemüsefelder im vorderen Gonsbachtal, durch den alten Ortskern und unterhalb der Kanonikus-Kir-Realschule entlang Richtung Mombach und Neustadt. Einige der alten Mühlengebäude entlang des Gonsbachs sind heute noch erhalten wie z.B. die Kriegersmühle oder Schneiders Mühle.

Wildpark

Der Gonsenheimer Wildpark wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts von der Mainzer Jägerschaft gegründet. Ursprünglich wurden nur Wildschweine und Hirsche gehalten. Nachdem zwischenzeitlich die Leitung an die Stadt Mainz übergegangen war, kamen in den 70er Jahren weitere Käfige und Volieren für kleinere Raubtiere (Fuchs, Luchs) und Vögel (Fasane, Tauben) hinzu. Der Wildpark wurde schnell zu einem Attraktionszentrum in Gonsenheim. Weitere Tiergehege und Anlagen wie z.B. das Haustiergehege oder die Wasservogelanlage kamen hinzu.

Nachdem der Wildpark gegen Ende des letzten Jahrhunderts eigentlich erweitert und unter modernen ökologischen und tierhalterischen Aspekten neu geplant werden sollte, steht mittlerweile aufgrund der angespannten Finanzlage der Stadt Mainz die Schließung des Parks zur Diskussion. Zur Erhaltung des Gonsenheimer Wildparks, der pro Jahr mehrere hundertausend Menschen anzieht, hat sich im Herbst 2002 der Förderverein Wildpark Mainz-Gonsenheim e. V. gegründet, dessen Arbeit bereits erste Erfolge aufweisen kann.

Bedeutende Gonsenheimer

Carl Zuckmayer

Geboren am 27.12.1896 in Nackenheim vor den Toren Mainz. Nachdem die Familie im Jahr 1900 nach Mainz zog, war der junge Carl Zuckmayer häufiger in Gonsenheim als Erntehelfer zugange und wohnte dort bei Familie Becker im "Gonsenheimer Hof" (Becker XXXIX). Bei Kriegsausbruch drängte es Carl Zuckmayer danach, als Freiwilliger der Kavallerie beizutreten; von den in Mainz stationierten Dragonern wäre er jedoch nur mit einem eigenem Pferd angenommen worden, weswegen er notgedrungen beim (mit Pferden bespannten) Nassauischen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 27 "Oranien" als Gonsenheimer Rekrut eintrat.

Über seine Zeit in Gonsenheim schrieb Carl Zuckmayer auch in seiner Autobiographie "Als wär's ein Stück von mir".

Ferdinand Becker

Gedenktafel für den Maler Joseph Ferdinand Becker am früheren Gasthaus "Zum Goldenen Stern" in Gonsenheim

Joseph Ferdinand Becker wurde 1846 in Gonsenheim geboren. Er starb bereits 1877 in München. Seine Eltern besaßen die Gastwirtschaft "Zum Goldenen Stern" in direkter Nachbarschaft zum Rathaus. Ferdinand Becker, in Gonsenheim besser bekannt als der "Maler Becker", erlangte seinerzeit in Kunstkreisen einen gewissen Ruf als Kirchen- und Genremaler. Verwandte von Ferdinand Becker leben noch heute in Gonsenheim. Die "Maler-Becker-Grundschule" und die "Maler-Becker-Straße" in Gonsenheim sind nach ihm benannt. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Gonsenheimer Waldfriedhof.

Jacob Goedecker

Jacob Goedecker stammte aus einer angesehenen Mainzer Familie und kam 1882 in Warschau zur Welt. Im Rahmen eines Maschinen- und Schiffsbaustudiums in Aachen lernte er dort Professor Hugo Junkers kennen, dessen Bekanntschaft ihn zu der Beschäftigung mit Flugzeugkonstruktion und -bau hinführte. 1909 gründete er die "J. Goedecker Flugmaschinenwerke", die zuerst ihren Sitz in Walluf im nahen Rheingau, später am "Großen Sand" in Gonsenheim hatte. Schon kurz danach erzielte Goedecker mit seinen Eigenkonstruktionen, u.a. der berühmten "Taube", große Erfolge. In seiner 1911 gegründeten Flugschule lernten viele später berühmte Flieger ihr Handwerk, u.a. auch Anthony Fokker, der später Chefpilot bei Goedecker wurde. In Gonsenheim wurden Eindecker, Doppeldecker und auch Wasserflugzeuge gebaut. Ein Flugzeug von Goedecker aus dem Jahre 1912 war das erste militärisch in Deutschland genutzte Flugzeug überhaupt. Seine Flugmaschinenwerke beschäftigten zu diesem Zeitpunkt bereits 120 Menschen.

Im Ersten Weltkrieg kamen viele Doppeldecker der neuen deutschen Fliegerstreitkräfte aus Goedeckers Fabrik. Nach dem Ersten Weltkrieg stagnierte Goedeckers Fabrik, und die französische Besatzungsmacht schränkten seine Arbeit erheblich ein. 1957 starb Goedecker. Ein Gedenkstein an der Elbestraße in Gonsenheim (in Höhe der Canisiuskirche) erinnert an den Flugpionier und seine Arbeit am Großen Sand, der sich damals bis in dieses Gebiet erstreckte.

Literatur

  • Gonsenheimer Jahrbücher, Jahrgang 1-11, Hrsg.: Heimat und Geschichtsverein Gonsenheim e.V., Mainz, 1992-2004
  • Gonsenheimer Fotos. Die 50er Jahre; Angelika Schulz-Parthu; Leinpfad Verlag, 2001
  • Gonsenheim - Die ältesten Besiedlungsspuren bis zur urkundlichen Erwähnung; Archäologische Ortsbetrachtungen Band 4, Ronald Knöchlein, Verlag Philipp von Zabern, 2004
  • Die Mainzer Stadtteile; Claus Wolf; Emons Verlag, 2004
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