RIAS
RIAS ist die Abkürzung für Rundfunk im Amerikanischen Sektor. Dabei handelte es sich um eine Rundfunkanstalt mit Sitz im West-Berliner Bezirk Schöneberg, die nach dem Zweiten Weltkrieg von 1946 bis nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten (1993) unter US-amerikanischer Kontrolle Hörfunkprogramme und zuletzt bis 1992 auch ein Fernsehprogramm verbreitete.
Geschichte
Am 7. Februar 1946 ging erstmals der Drahtfunk im Amerikanischen Sektor (DIAS) über die Telefonleitungen in Berlin auf Sendung. Kurze Zeit später war der Sender auch mit Radios zu empfangen, sodass er in Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) umbenannt wurde. Er sah sich selbst als „eine freie Stimme der freien Welt“.
Auch nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 1949 wurde der RIAS als Sender der USA weitergeführt, obwohl inzwischen alle anderen Rundfunkanstalten Deutschlands in deutsche Hände übergeben worden und zu Anstalten des öffentlichen Rechts umgewandelt worden waren. So war für Berlin seinerzeit noch der NWDR, ab 1. Juni 1954 dann die eigenständige Rundfunkanstalt Sender Freies Berlin zuständig. Der RIAS gehörte jedoch als Unterabteilung zur United States Information Agency (USIA).
Von 1950 bis 1959 war der Journalist und spätere SPD-Politiker Egon Bahr Chefredakteur beim RIAS. Bei der Volkserhebung in der DDR am 17. Juni 1953 berichtete der Sender lange Zeit nicht über den Aufruf zum Generalstreik, wurde aber zu einer der wichtigsten Informationsquelle in den folgenden Tagen.
Ab 1. Oktober 1950 verbreitete der RIAS sein Programm auch auf UKW und am 1. November 1953 führte er ein 2. Hörfunkprogramm RIAS 2 ein. Beide Programme wurden von einer Sendeanlage in Berlin-Britz auf UKW und Mittelwelle ausgestrahlt. Daneben gab es noch einen weiteren Sender in Hof über den das erste Programm auf Mittelwelle und beide Programme auf UKW ausgestrahlt wurden. RIAS 1 wurde zusätzlich über Kurzwelle von der Sendeanlage in Berlin-Britz verbreitet. Damit konnten beiden Programme in der ganzen DDR empfangen werden, wurden allerdings als verhasste „Feindsender“ von der DDR in den 1950er Jahren massiv gestört. Der RIAS beschäftigte als Moderatoren gerne aus der DDR übergesiedelte Prominente, die dann schon an der Stimme vom DDR-Publikum erkannt wurden, ein Beispiel ist der Schauspieler Ingolf Gorges. Das Programm war ein Mischprogramm mit Informationen, Musik und Unterhaltungssendungen (legendäre Ratesendungen mit Hans Rosenthal oder Die Insulaner von Günter Neumann) und richtete sich vornehmlich auch an die Hörerinnen und Hörer in der DDR. Ende der 1960er Jahre wurde der RIAS dann zu 90% von der Bundesrepublik finanziert. Die Leitung übernahm ein Intendant, zuvor wurde der RIAS von einem Direktor geleitet. Täglich wurde die Freiheitsglocke gesendet und regelmäßig im Programm die Namen bekannt gewordener inoffizieller Stasi-Mitarbeiter (IM) verlesen.
Am 22. August 1988 startete der RIAS mit seinem Fernsehprogramm RIAS TV in Berlin. Zwei Jahre später war mit der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten der Fortbestand des Senders RIAS ungewiss. Am 1. April 1992 wurde RIAS TV von der Deutschen Welle übernommen, die fortan unter der Bezeichnung DW TV ein Fernsehprogramm für das Ausland produzierte und ausstrahlte. Am 19. Mai 1992 wurde zwischen den Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika ein Deutsch-Amerikanisches Abkommen über die Gründung der RIAS Berlin Kommission unterzeichnet, das am 26. Oktober 1992 in Kraft trat. Die Kommission hat sich zur Aufgabe gemacht, „die Tradition der deutsch-amerikanischen Kooperation im Rundfunk weiter fortzusetzen und als neue Tradition im transatlantischen Mediendialog Begegnungen und Verbindungen zwischen Rundfunkjournalisten auf beiden Seiten des Ozeans ermöglichen“.
Am 1. Juni 1992 wurde RIAS 2 privatisiert und sendet seither auf gleicher Frequenz unter der Bezeichnung r.s.2. RIAS 1 wurde hingegen zunächst noch weitergeführt und ging zum 1. Januar 1994 zusammen mit DS Kultur und dem Deutschlandfunk in der neuen Körperschaft Deutschlandradio auf.
Das ehemalige Funkhaus des RIAS am Hans-Rosenthal-Platz ist heute der Sitz des Senders Deutschlandradio Kultur.
Direktoren und Intendanten
(Die Liste ist noch nicht vollständig.)
Die deutschen Intendanten hatten nur eingeschränkte Befugnisse.
- 1. Dezember 1945–1947: Dr. Franz Wallner-Basté, deutscher Intendant
- um 1948/49: Erfried Heinecke, dt. Intendatant (am 25.1.1949 entlassen)
- 1948–1949: William F. ("Bill") Heimlich, U.S.-Direktor
- 1953–1957: Gordon A. Ewing, U.S.-Direktor
- 1959–1961: Alexander A. Klieforth, U.S.-Direktor
- 1961–1968: Robert Lochner, U.S.-Direktor
- 1969–1974: Roland Müllerburg, Intendant
- 1974–1984: Ludwig von Hammerstein-Equord, Intendant
- 1984–1987: Dr. Peter Schiwy, Intendant
- 1987–1989: Bernhard Rohe, Intendant
- 1989–1993: Dr. Helmut Drück, Intendant
Literatur
- Herbert Kundler: RIAS Berlin. Eine Radiostation in einer geteilten Stadt. 2. Aufl. Berlin: Dietrich Reimer, 2002. ISBN 3-496-02536-0
- Petra Galle: RIAS Berlin und Berliner Rundfunk 1945-1949. Münster [u.a.]: Lit Verlag, 2003. ISBN 3-8258-6469-3
Siehe auch
Portal Hörfunk, Radio-, TV- und Neue-Medien-Preis