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Heinz Musculus

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HEINZ MUSCULUS

* 31.10.1917 in Wesenberg (Mecklenburg). Seit 1923 in Berlin.
+ 26.05.1076 in Berlin.

Karikaturist, Pressezeichner, Buchillustrator, Trickfilmzeichner.


HEINZ MUSCULUS IM INTERNET

              http://www.geocities.com/e_reincke/heinz_zufall_01.html
              http://www.geocities.com/e_reincke/heinz_zufall_02.html

WERKSCHARAKTERISIERUNG

Das gesamte Werk von Heinz Musculus ist ein einziges Plädoyer für Menschlichkeit im besten Sinne.

In seiner Jugend ist es das Bild des Menschen, dass sich in feinen Bleistiftzeichnungen seiner beiden Großmütter und auch in ersten Aktstudien äußert. Menschlicher Charakter und menschliche Schönheit fanden in dieser Zeit in den Bildern von Heinz Musculus ihren Platz.

Der Krieg prägt sich als jähe Zäsur in sein Leben und Schaffen. Übersteht er ihn auch relativ glimpflich, sind seine Sinne nun aber für all' das Elend der Nachkriegszeit weit geöffnet.

Materielle Not und seelische Verzweiflung der Menschen werden uns in detailreichen Federzeichnungen wie “Sieg”, “Die Kreuzigung”, “Das Stundenhotel”, “Der Hunger” und “Die Flüchtlinge” sehr eindringlich vor Augen gebracht. Doch auch in dieser Zeit kommt der Humor nicht zu kurz, wenn etwa “Die lebende U-Bahn” Richtung Krumme Lange losrauscht...

Mit zunehmender Distanz zur Kriegszeit treten andere Themen in den Vordergrund: die vertrauten menschlichen Unzulänglichkeiten, das Streben nach Geld, Gütern und Privilegien (“Der Aufstieg”), die in Tiermord (“Die Tragik der Tiere”), Unfrieden (“Entflogen”) und - in weitem Vorgriff auf spätere Zeiten - die Zerstörung der Natur (“Die Umwelttragödie I-III”) münden.

Doch kommen auch die liebenswürdigen Seiten unserer Schwächen nie zu kurz, wenn etwa die Flasche zur einzigen Wahrheit der Alkoholiker (“Der Alkohol”) werden oder sich ein armer Säufer in “Die falsche Warteschlage” einreiht. Wer ist hier der Schwache - der Säufer oder die kritisch Dreinschauenden, die das völlig harmlose Durchbrechen der gewohnten Ordnung nicht ertragen können? Wie selbstverständlich wird das Plädoyer für Menschlichkeit immer wieder durch Menschenansammlungen geprägt, in denen alles vorkommt: Ruppigkeit, Heiterkeit, Entzücken, Frivolität, Herdentrieb, die kritischen Blicke und die kritisch beäugten Individualisten in der Masse. In den Zeichnungen von Heinz Musculus ist eben “immer etwas los”!


BIOGRAPHIE UND WERKSCHRONOLOGIE

31.10.1917

Geburt in Wesenberg (Mecklenburg). Er war das einzige Kind seines Vaters Richard Wilhelm August Musculus (geb. am 2.11.1892 in Berlin) und seiner Mutter Frida Luise Karoline (geb. am 27.11.1893 in Wesenberg, Geburtsname Bruhne).

26.12.1917

Taufe in weihnachtlichen Tagen auf die Namen Heinz Wilhelm Richard.

1923

Umzug der Familie nach Berlin und Einschulung.

1930

Erste [nachgewiesene] Zeichnungen.

Vor 1935

Besuch der Graphischen Fachschule Berlin Andrasstraße.

1935

“Höhere Reichswerbeschule” in Berlin am Wittenbergplatz. Hier Erwerb des Anschlussdiploms für Ausstellungs- und Messebaubau.

1939-1945

Soldat in der deutschen “Wehrmacht”. Während des Krieges u.a. in Prag als Motorradfahrer für General Hans-Jürgen von Ar nim und später bei den deutschen Besatzungstruppen in Dänemark.

1945

Kurier in Westdeutschland für die USA. Anschließend Rückkehr nach Berlin.

Ab 1945

Beginn der Arbeit als Karikaturist in Berlin.

1946

Zwei Karikaturen im Kinderbuch “Frischer Wind” (4. Auflage, April 1946) und eine Illustration in der Zeitschrift “Junge Welt” (am 10.11.1946).

Ab 1946

Karikaturen in der “BZ am Mittag”, im “Nachtexpress”, im “Eulenspiegel”, in der [Ost-]“Berliner Zeitung”, der [Ost-]“Berliner Illustrierte”, der “Jungen Welt”, in der “FDGB”-Publikation “Die Arbeit”, “Palette Ausbau” (VEB Ausbau), “Journal Museen der V.V.B. Chemie” und vermutlich weiteren Zeitungen und Zeitschriften der “DDR”.

1946-1952

Karikaturen im “Neuen Deutschland”.

1948

Gründung des “Verbandes Bildender Künstler Deutschlands” (VBK) zusammen mit drei weiteren Kollegen.

1947-1951

Karikaturen in der Ost-Berliner “Berliner Zeitung”, z.B. am 26.7.1947, 10.1.1951 und 8.9.1951.

1948

Tier-Illustrationen der Geschichte “Wie der Igel den Weltfrieden rettete” im Kinderbuch “Stachelwanst” (4. Auflage, Berlin-Reinickendorf 1948) mit sieben Tierzeichnungen.

1950-1965(?)

Trickfilme. Näheres hierzu ist derzeit noch unbekannt.

1950-1951

Karikaturen in der “Bauernecho”, “Der freie Bauer” “BZ am Abend”, in der “FDGB”-Tageszeitung “Tribüne” und der “Neuen Berliner Illustrierte” (“NBI”).

Dez. 1952

Umzug in eine Wohnung in der Stalinallee, heute Frankfurter Allee 4. In der 7. Etage des Hauses standen Heinz Musculus neben seiner Wohnung ein Atelier für seine graphischen Arbeiten (und zeitweise ein weiteres Atelier für seine Arbeiten an Trickfilmen) zur Verfügung. Beide Ateliers hatten Fenster zur <a href="stalinallee.html" target="_blank">Stalinallee</a> (später Frankfurter Allee) und zum Dachterrasse des Hauses stalinallee.html" target="_blank">Bildansichten</a>).

1952-1953

Differenzen mit “kommunistischen” Funktionären; danach keine weiteren Publikationen bis 1954 und überhaupt keine Publikationen mehr in aktuellen Tageszeitungen wie “BZ am Mittag” und ldquo;Nachtexpress”.

1954, 1955

Politische Karikaturen in der Zeitschrift “Sport und Technik” (Hg. “Gesellschaft für Sport und Technik”)

1954-1959

Karikaturen in der Zeitschrift “Elternhaus und Schule”.

1954-1959

Karikaturen in der Zeitschrift “Junge Welt”.

1955-1957

Politische (“Lieschen und der Stupo Schnüffelnase”, 1955-1956) und weitere Karikaturen wie z.B. die Zukunftsphantasie “Messe-Abenteuer 1999” von 1957 in der Zeitschrift “Schulpost” (Hg. “Gesellschaft für Sport und Technik” GST).

1955-1958

Karikaturen in der Zeitschrift “Wochenpost” (z.B. im Heft 18/1958).

12/1956-08/1957

Farbige Titelbilder und farbige Cartoon-Geschichte (“Abenteuerliches von Schnalle und Keule”) in monatlicher Folge in der Jugendzeitschrift “Robinson”

1956-1960

Karikaturen in der Jugendzeitschrift “Atze” (z.B. Januar 1960 ein ganzsietiges, farbiges Bilderrätsel), in der “Deutschen Lehrerzeitung”, der “Sportrevue”, der Zeitschrift “Der Rundfunk / Unser Rundfunk” sowie in der Jugendzeitschrift “Robinson” (drei farbige Titelbilder und die monatliche, farbige Cartoon-Geschichtenfolge “Abenteuerliches von Schnalle und Keule”).

12/1956-1960

Farbige Titelbilder und farbige Cartoons in der monatlich erscheinenden Jugendzeitschrift “Fröhlich sein und singen” (“Frösi”)
( http://www.orlandos.de/coanze4.htm )

1957-1961

Schnellzeichner der DFF-Fernsehreihe “Sport und Musik”.

1958-1959

Illustration der drei Kinderbücher “Bärenjagd in Tulpenau” (1958), “Die Jungen aus der Grützebartstraße” (1958) und “Von Wilddieben, Butterkremtorten und unruhigen Geistern” (1959); Titelbilder farbig, Buchinhalt schwarz-weiß. Diese drei Bücher erschienen im Rahmen der Kinderbuchreihe ”Bunte Bären-Bücher”.

03/1959

Illustration in der Monatszeitschrift “Welt und Bild”.

11/1959-06/1960

Illustration der Comic-Reihe “Latsch und Bommel” (8 Folgen) in der monatlich erscheinenden Kinderzeitschrift “Rakete”.

01/1960-12/1960

Alle Titelseiten der Monatszeitschrift “Wort und Bild” (farbig).

1960

Illustration des Kinderbuchs “Der große Schlager”; Titelbild farbig ( http://www.geocities.com/g_musculus/hm_buch_schlager.jpg ), Buchinhalt schwarz-weiß. Dieses Buch erschienen im Rahmen der Kinderbuchreihe ”Robinsons billige Bücher”.

1960

Plakat von Heinz Musculus und Artur Grimmer mit der politisch motivierten Losung “Plane mit - Arbeite mit - Regiere mit ( http://www.dhm.de/ausstellungen/grundrechte/katalog/90-92.pdf ).

Zwischen 1960 und 1962

Auszeichnung für “Das beste Kinderbuch des Jahres”.

1961

Illustration des Kinderbuchs “Von Schlingen, Pfannkuchen und jungen Hunden”; Titelbild farbig, Buchinhalt schwarz-weiß. Dieses Buch erschienen im ”Kinderbuchverlag Berlin”.

1961-1965

Mitarbeit in der Karikaturisten-Gruppe “Die 5”, ein von der ostdeutschen “Einheitsgewerkschaft FDGB” initiierter Zusanmmenschluß der fünf Karikaturisten Artur Grimmer, Heinz Musculus Henryk Berg, Herbert Böhnke und Herbert Reschke. Die Zeichnungen dieser Gruppe behandelten v.a. beruflich-betriebliche, sportliche alltägliche und politische Themen. Augenzwinkernd karikierte Heinz Musculus hier den Alltag der Menschen und veröffentlichte zwischen 1961 und 1965 ca. 50 aktuelle Karikaturen zu Beruf und Betrieb in Betriebs- und Kreiszeitungen.
Die Zeichnungen im Rahmen der Gruppe “Die 5” wurden allen Betriebs- und Kreiszeitungen zugänglich gemacht, die sich daraus nach Bedarf bedienen und veröffentlichen konnten. Oft geschah dies dann auch stark zeitversetzt, vermutlich auch bei der erst 1968 veröffentlichen Karikatur von Heinz Musculus in der Betriebszeitung “Neues Schaffen”des LEW Henningsdorf. Signet der Gruppe “Die 5” war eine Feder mit schwarzem Stiel und weißer “5” darauf sowie dem Namenszug darunter.
1965 kündigte Heinz Musculus seine Zusammenarbeit in dieser Karikaturistengruppe auf, weil es Unstimmigkeiten gab und er nicht gezwungen werden wollte, politische Propaganda-Karikaturen zu zeichnen.

15.09.1962

Illustration in der Zeitschrift “Neues Schaffen” (Betriebszeitung des LEW Henningsdorf).

1962

Medaille für “Ausgezeichnete künstlerische Leistungen” vom “FDGB” (“DDR”-gewerkschaftsbund “Freier Deutscher Gewerkschaftsbund”).

29.10.1965

Karikatur zu einem “Sportbeschluss” in einer Bezirkszeitung von Straßberg.

1967

Heinz Musculus heiratet Genunea Dimitrovici.

01.10.1968

Illustration in der Betriebszeitung “Neues Schaffen” (Betriebszeitung des LEW Henningsdorf). Letzte Veröffentlichung in der “DDR”.

1975

Umsiedling nach Berlin (West).

26.06.1976

Erste Ausstellung im Westteil Berlins (Berlin-Frohnau). Direkt daran anschießend, auf dem Weg von der Galerie in ein Restaurant, Tod infolge einer Lungenembolie.