Geschichte der Britischen Inseln
Die Geschichte der Britischen Inseln war bis vor einigen hundert Jahren die Geschichte mehrerer Staaten, die verschiedene Gebiete Großbritanniens und Irlands beherrschten. Deshalb liegen in der Wikipedia getrennte Geschichten für die einzelnen Regionen vor:
- Geschichte Englands
- Geschichte von Wales
- Geschichte Schottlands
- Geschichte Irlands
- Geschichte Nordirlands
Andererseits sind diese Gebiete zeitweise zusammengewachsen, dann auch wieder getrennt worden, so dass zusätzlich die Geschichte des unter englischer Vorherrschaft vereinigten Königreichs vorliegt.
Damit aber auch ein Überblick über Entwicklungen gewonnen werden kann, die kleinere Teilräume oder auch einen größeren Zusammenhang betrafen, werden hier Verweise auf umfassendere Artikel und kurze Darstellungen zu übergreifenden Zusammenhängen angeboten:
- Prähistorische Zeit (bis 43 n.Chr.)
- Römische Zeit (44 - 410)
- Britisches Imperium
- Commonwealth of Nations
- Verfassungsgeschichte Großbritanniens
Frühmittelalter
Nur wenige Angehörige der Inselvölker konnten lesen oder schreiben, so dass die Jahre zwischen 400 n. Chr und 800 n. Chr oft als dunkles Zeitalter bezeichnet werden. Es gibt so gut wie keine schriftlichen Aufzeichnungen aus jener Zeit. Legenden und Sagen wie etwa König Arthurs Tafelrunde haben ihren Ursprung in dieser Zeit.
Trotz der fast vierhundertjährigen Besatzung der Insel hinterließen die Römer, abgesehen von Bauten und Gegenständen, wenig Kultur. Brutaler und nachhaltiger drückten zunächst ihre Nachfolger der Insel ihren Stempel auf. Germanische Stämme, Jüten, Angeln und Sachsen, fielen plündernd und mordend in das von den Römern verlassene Gebiet ein und erstickten in weiten Bereichen das römisch geprägte Leben der Kelten. In der Folge gründeten die neuen Herren auf dem Boden des heutigen Englands und teilweise auch Schottlands sieben kleinere Königreiche, die so genannte Heptarchie:
- Kent
- Essex
- Wessex
- Sussex
- Mercia
- East Anglia
- Deira und Bernicia, das spätere Northumbrien
Letzteres erstreckte sich von York die Ostküste hinauf bis in das Gebiet des heutigen Edinburgh. Es wurde das größte Königreich auf dieser Vielvölkerinsel.
Beginnend mit dem Raubzug auf das Kloster Lindisfarne im Jahr 793 folgten viele weitere Raubzüge der Wikinger auf England. Zuerst gab es nur Plünderungen, später aber begannen die Wikinger auch, in England zu siedeln und Handel zu treiben. Das von den Wikingern beherrschte Gebiet wurde Danelag (engl. Danelaw) genannt und ab 884 von den anderen Königreichen anerkannt. Heute gibt es noch viele Spuren der Wikinger in England; es gibt zum Beispiel noch viele Wörter in der englischen Sprache. Die Gemeinsamkeiten der alten englischen Sprache und der alten nordischen Sprache führte zu großem Austausch. York war eine Wikingersiedlung, die damals Jorvik genannt wurde.
Alfred der Große trat der dänischen Bedrohung entgegen und konnte im Jahr 878 ein großes dänisches Heer bei Eddington schlagen. Er einigte sich aber mit ihnen über die Errichtung des Danelag (s.o.). Er nahm schließlich London ein und gab dem Reich damit ein Zentrum, während sich zum ersten Mal ein englisches Nationalbewußtsein bemerkbar machte. Alfreds Nachfolger schufen ein Verwaltungssystem, bei dem als Kronbeamte Sheriffs an der Spitze einer Grafschaft, eines Shire, standen, wobei mehrere Grafschaften zu einem Earldom zusammengefasst wurden, das einem Earl unterstand.
König Æthelstan konnte 936 die Cornwaller aus Exeter vertreiben und zog eine Linie am Außenrand seines Königreiches Wessex, am Fluss Tamar. Er nannte sich Rex totius Britanniae (König aller Briten), konnte Wales und Schottland aber nur unter eine lose Oberhoheit bringen. Dagegen eroberte er Northumbria dauerhaft. Nach 930 wurden seine Urkunden von einer einzigen Kanzlei in Winchester hergestellt, was auf eine Art Hauptstadt seines Königreiches schließen lässt.
König Aethelred führte auf Anraten des Erzbischofs Sigeric von Canterbury als erster mittelalterlicher Herrscher eine allgemeine Steuer, das Danegeld, ein. Damit zahlte er um 991 nach der verlorenen Schlacht von Maldon in Essex 10.000 Pfund (3.732 kg) Silber Tribut an die Wikinger, um ihren Abzug zu erkaufen. 1002 heiratete er die normannische Herzogstochter Emma in Erwartung normannischer Unterstützung gegen die Wikinger. Damit legte er einen Grundstein für die spätere normannische Eroberung Englands. Er floh 1013 vor Sven Gabelbart in die Normandie und starb 1016.
Sein Nachfolger wurde der Däne Knut der Große, der England und Dänemark in Personalunion regierte. Er heiratete die Witwe Aethelreds und konvertierte zum Christentum. 1028 eroberte er Norwegen. Dessen Christianisierung begann mit angelsächsischen Priestern.
Mit Eduard dem Bekenner (1042 bis 1066) übernahm dann wieder ein Angelsachse den englischen Thron. Doch hatte er bis zu seinem 38. Lebensjahr in der Normandie gelebt und bevorzugte normannische Adlige an seinem Hof. In manchem Bereichen bereitete er die Herrschaftsorganisation vor, die die normannischen Könige dann durchsetzen sollten, insbesondere die direkte königliche Einsetzung von Klerikern auf Verwaltungsposten und Bischofsstühle nach dem Vorbild des ottonischen Reichskirchensystems.
Harold Godwinson erreichte, dass Eduard ihn zu seinem Nachfolger bestimmte. Bei der Schlacht von Stamford Bridge konnte er eine norwegische Invasionsarmee unter Harald III. zurückschlagen. Doch nur gerade drei Wochen später, am 14. Oktober 1066, unterlagen die geschwächten britischen Truppen in der Schlacht von Hastings der Invasionsarmee unter Führung Wilhelms von der Normandie (auch Wilhelm I. von England oder Wilhelm der Eroberer genannt). Die Normannen führten deren effektives Lehnssystem ein. Wilhelm befahl die Erstellung des Domesday-Buches, welches die Erfassung von Steuern der gesamten Bevölkerung, ihrer Ländereien und Besitztümer regelte. Außerdem enteignete er die angelsächsischen Adligen und setzte normannische an ihre Stelle.
Das englische Mittelalter war von vielen Bürgerkriegen, internationalen Kriegen, gelegentlichem Aufruhr und umfassenden politischen Intrigen in der Aristokratie und der königlichen Oberschicht gekennzeichnet. Heinrich I., auch bekannt als Heinrich Beauclerc, arbeitete hart für Reformen, stabilisierte das Land und glättete die Wogen zwischen der angelsächsischen und normannischen Gesellschaftsschicht. Der Verlust seines Sohnes Wilhelm 1120 sollte seine Reformen untergraben.
Der Herrschaft von Stephan I. (1135-1154) folgte ein größerer Wechsel des Gleichgewichts der Mächte in Richtung der feudalen Barone und England versank in Bürgerkrieg und Gesetzlosigkeit. Die Zeit des Aufstands und Bürgerkriegs dauerte bis 1148. Stephan konnte bis zu seinem Tod 1154 ungehindert weiterregieren. 1153 traf er eine Übereinkunft mit Heinrich von Anjou (dem späteren König Heinrich II. von England), die Frieden zwischen ihnen unter der Bedingung garantierte, dass die Krone in den Besitz von Heinrich übergehen sollte. Heinrich II. aus dem Haus Anjou-Plantagenet begründete das Angevinische Reich. Unter seiner Herrschaft erstarkte das Königtum wieder, auch im Verhältnis zur Kirche. Die Zentralgewalt konnte sich wieder gegenüber partikulären Interessen durchsetzen.
Dies änderte sich unter Johann I. (England). Als dieser in der Schlacht von Bouvines (1214) einen großen Teil seiner Festlandsbesitzungen verlor, trotzte ihm der Adel eine Reihe von Zugeständnissen ab, die in der Magna Carta von 1215 festgelegt sind. Auf die Regierungspraxis wirkte sich diese Carta freilich erst unter Heinrich III. stärker aus, weil dieser nach der Eroberung Londons durch die Franzosen entscheidende Unterstützung durch den Adel erhalten hatte und diesen daher stärker in seine Regierungsentscheidungen einbezog.
Wales war im Frühmittelalter in eine Vielzahl kleiner Gebiete aufgeteilt und nur selten konnte ein Herrscher das gesamte Gebiet einen, wie es Rhodri Mawr während des 9. Jahrhunderts gelang. Rhodris Enkel Hywel Dda konnte ein gemeinsames Recht schaffen, doch nach seinem Tod wurde das Land erneut geteilt. Ein Rechtsbrauch, der aus keltischer Zeit übernommen worden war, führte zu ständigen Fehden, nämlich das Erbrecht aller Söhne, auch der illegitimen.
Lange wurde angenommen, die Pikten, als Vorfahren der modernen Schotten, seien von den eindringenden Mächten der Skoten, Britonen, Angeln und Wikinger vernichtet worden. Inzwischen sprechen viele Anzeichen gegen diese Annahme. In nachrömischer Zeit bestanden im schottischen Raum mehrere piktische Königreiche. Im 6. Jahrhundert siedelten sich dann gälischsprachige Iren im heutigen Argyll im Westen an und gründeten dort das Königreich Dalriada (Dal Riata). Im siebten Jahrhundert widersetzten sich die Pikten aber mehr und mehr dem Vordringen der gälischen Dalriadianer.
Kenneth MacAlpin, der skotische König von Dalriada, ließ sich um 843 schließlich auch zum König der Pikten ernennen. Erstmals wurden damit die zwei Völker vereint und über den größten Teil des heutigen Schottlands regierte ein allein herrschender König. Diese Region wurde zunächst Alba genannt, und Kenneth wie auch die nachfolgenden Könige wurden in den folgenden 60 Jahren immer noch als 'Könige der Pikten' bezeichnet.

In den darauffolgenden knapp zweihundert Jahren wurde Alba von einer ganzen Reihe von Königen regiert. Die Nachfolge wurde durch die Tradition der "tanistry" entschieden, das heißt, ein Mitglied der königlichen Familie wurde vorab zu diesem Amt des neuen Königs bestimmt. (vgl. Designation)
Unter den Nachfolgern Kenneth MacAlpins wurden die Pikten und die Skoten langsam zu einem einheitlichen Volk. Das neue Königreich war recht uneinheitlich strukturiert. Die Lowlands waren nach dem anglo-normannischen Lehnswesen organisiert. In den Highlands hingegen hielten sich die patriarchalen Clanstrukturen keltischen Ursprungs. Wegen der fortdauernden blutigen Überfälle der Wikinger und der Auseinandersetzungen mit den Hochlandclans konnten die schottischen Herrscher nur mit Mühe ihre Unabhängigkeit gegenüber den englischen Nachbarn aufrechterhalten. England gewann durch geschickt arrangierte Ehen mit dem schottischen Königshaus immer mehr Einfluss.
Das frühchristliche Irland von 450 bis etwa 800 mit einer eigenständigen keltischen Kirche war durch Bildung und Kultur in Europa führend und entwickelte eine ausgedehnte Missionskultur. Irische Missionare waren in ganz Westeuropa tätig. Da Irland auf lateinisch "Scotia Major" hieß, nannte man diese Mönche auch "Schotten" oder "Iroschotten". Zu den Klostergründungen der "Schotten" gehört u.a. das Schottenstift in Wien. Die Handschrift Book of Kells ist eines der bedeutendsten Kunstwerke jener Zeit, das heute noch erhalten ist.

Politische Uneinigkeit sowie Überfälle der Wikinger (seit 795) läuteten das Ende dieser Zeit ein. Die Wikinger kamen aus Norwegen, hatten schon Orkney und die Shetlandinseln besiedelt, und erreichten danach Irland. Nach der ersten Zeit der Überfälle begannen sie, permanente Siedlungen zu errichten. Diese waren die ersten eigentlichen Städte in Irland, aus denen etwa Dublin, Wexford und Waterford hervorgingen.
Das Endergebnis vieler Kriege war eine Stärkung und schließlich Dominanz von Tara über das restliche Irland, bei dem auch die Wikinger in Irland ihre Unabhängigkeit einbüßten. Das Ende des 10. Jahrhunderts sah eine Rückkehr zu einer geeinten irischen Regierung unter dem Hochkönig Brian Boru, der im Jahr 1002 alleiniger und unumstrittener Herrscher Irlands wurde und 1014 die Wikinger bei der Schlacht von Clontarf besiegte.
Das geeinte Irland erlebte in den folgenden 150 Jahren eine Zeit relativen Friedens, und machte Fortschritte in Kunst und Kultur (Literatur, Handschriften, Bauwerke im romanischen und gotischen Stil). Diese Zeit endete mit der Invasion der Normannen unter Heinrich II. im Jahr 1169, die durch innerirische Konflikte ausgelöst und gefördert wurde.
Vom Hochmittelalter bis zur frühen Neuzeit
Der Anspruch Eduards III. auf den französischen Thron war der Auslöser für den Hundertjährigen Krieg, der offiziell 1453 ein Ende fand. Der Konflikt verlief in mehreren Phasen, mit bedeutenden Kampfhandlungen wie der Schlacht von Crécy und der Schlacht von Agincourt. Allerdings belastete er den Staatshaushalt, während die Beulenpest, die sich in ganz Europa ausbreitete, England 1349 erreichte und etwa ein Drittel der Bevölkerung tötete. Die schließlich eintretenden Mißerfolge im Hundertjährigen Krieg waren mit ein Grund für die Rosenkriege: ein sich über Jahrzehnte hinziehender Konflikt zwischen dem Haus von Lancaster und dem Haus von York um die Krone. Dieser endete mit dem Sieg von Henry Tudor, Heinrich VII., in der Schlacht von Bosworth Field 1485.
König Heinrich VIII. überwarf sich mit der Katholischen Kirche wegen seiner Scheidung von Katharina von Aragon. Obwohl seine religiöse Position nicht unbedingt protestantisch war, resultierte das Schisma in der endgültigen Abwendung Englands von der römischen Kirche. Ein bemerkenswertes Opfer des Schismas war Heinrichs Kanzler Thomas Moore (Thomas Morus). Es folgte eine Zeit großer religiöser und politischer Unruhe, die zur Reformation führte, der königlichen Zwangsenteignung von Klöstern und Reichtümern der Kirchen.
Heinrichs Töchter, Maria I. und Elisabeth I., bekannten sich zu gänzlich unterschiedlichen Positionen. Ihre Regentschaften (besonders die Marias) waren von religiösen Verfolgungen geprägt. Die katholische Maria war mit Philipp II. aus dem ebenfalls streng katholischen Spanien verheiratet. Sie wurde 1553 gekrönt. Ihre entschlossenen Versuche, den Protestantismus nach ihrem Amtsantritt zu unterdrücken, brachten ihr den Beinamen "Bloody Mary" ein.
Schottland
1157 trat Malcolm IV. „the Maiden” (1153-1165), Northumbrien an Heinrich II. ab. Sein Bruder William I. (1165-1214) wurde gezwungen, sich der englischen Lehnsherrschaft zu unterstellen. Alexander II. (1214-1249) gelang es dann begrenzt, die königliche Autorität innen- und außenpolitisch wieder herzustellen, doch verlor er die reichen schottischen Besitztümer auf englischem Boden. Sein Sohn Alexander III. schlug die Wikinger in der Schlacht bei Largs im Jahr 1263 endgültig. Während seiner Regierungszeit begannen die Schotten, sich als ein einheitliches Volk zu sehen.
Doch schon unter Edward I. von England kam Schottland unter englisches Recht und englische Verwaltung. Daraufhin schloss Schottland mit Frankreich die Auld Alliance zur gegenseitigen Unterstützung gegen den gemeinsamen Feind England.
Dann begann der schottische Unabhängigkeitskampf. 1297 vernichtete [William Wallace]] bei Stirling ein Heer Edwards I. mit etwa 10.000 Rittern, doch wurde er 1305 in London hingerichtet. So wurde er zum schottischen Märtyrer und Nationalhelden. Darauf besiegte Robert the Bruce 1314 in der Schlacht von Bannockburn mit 8.000 Mann etwa 24.000 Engländer unter Edward II.. 1328 wurde die Unabhängigkeit Schottlands durch den englischen König Edward III. im Abkommen von Edinburgh und Northampton anerkannt.
Während der Rosenkriege, die England schwächten, blühte Schottland vergleichsweise auf. Doch wurde es von Frankreich und Spanien in erfolglose Kriege mit England hineingezogen. Seit der Reformation gab es dann auch ein kirchliches Element in diesen internationalen Beziehungen. Weil der Papst die Scheidung von seiner Frau Katharina von Aragon nicht akzeptierte, löste sich 1534 dann auch der englische König Heinrich VIII. von Rom. (vgl. England)
So versuchte der Papst, Schottland unter seinen Einfluss zu bringen, um einen Stützpunkt für die Gegenreformation unter der Führung Spaniens oder Frankreichs zu gewinnen. Um dem zuvorzukommen, bot Heinrich VIII. deshalb dem jungen Jakob V. seine Tochter Maria (später Mary „die Katholische”) zur Frau an. Doch dieser heiratete 1537 Madeleine, eine Tochter des französischen Königs Franz I. und in zweiter Ehe Marie de Guise. So kam es zum Konflikt mit Heinrich VIII. und 1542, wenige Tage nach der Schlacht von Solway Moss, starb Jakob. Sein einziges legitimes Kind, die gerade mal sechs Tage alte Mary, wurde seine Nachfolgerin.
Irland
1171 erklärte sich Heinrich II. zum König von Irland und verteilte Ländereien als Lehen an anglo-normannische Barone. Mit der Konsolidierung der anglo-normannischer Vorherrschaft ging die erste zentrale Verwaltung Irlands (insbesondere unter König Johann Ohneland (John Lackland) 1199-1216) und die Gründung vieler Städte einher. Viele der bedeutenden Kathedralen Irlands stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Nur im Südwesten und Nordwesten behielten irische Fürsten die Kontrolle über einige entlegene Fürstentümer.
1297 wurde das erste irische Parlament eingerichtet. Im Verlauf des 14. Jahrhunderts kam es in Irland mehrfach zu Erhebungen gegen die englische Oberhoheit, die vor allem in Connacht aufflammten. Während des Hundertjährigen Kriegs und den darauf folgenden Rosenkriegen nahm der englische Einfluss ab. Zwar machte das 1494 unter Heinrich VII. geschaffene Poynings' Law die Beschlüsse des irischen Parlaments von der Zustimmung des englischen Königs abhängig, doch übte England faktisch nur über den Pale, einen Landstreifen im Osten Irlands, eine direkte Herrschaft aus.
Unter Heinrich VIII. wurde Irland 1542 direkt der englischen Krone unterstellt. Zudem wurden sämtliche Kirchengüter auf der irischen Insel eingezogen. Sowohl die Iren als auch die meisten Siedler aus anglo-normannischer Zeit verblieben aber beim katholischen Glauben. Eduard VI. befürchtete, dass ausländische Mächte wie Spanien das überwiegend katholische Irland gegen England ausspielen könnten und begann mit der gezielten Ansiedlung von Engländern im Gebiet außerhalb des Pale. Deshalb kam es 1568 und 1579 zu Aufständen, doch erst Hugh O'Neill gelang mit spanischer Unterstützung die Aufstellung eines Heeres. 1595 brach dann ein Aufstand in Ulster aus, der rasch auf ganz Irland übergriff und erst 1603 niedergeschlagen werden konnte.
Der Weg zum Vereinigten Königreich
England
Unter Elisabeth I. (1558-1603) stieg England zur stärksten Seemacht auf. Das geschah notwendigerweise in Auseinandersetzung mit dem bis dahin führenden Spanien. Doch die Unterstützung von englischer Piraterie und die Angriffe auf Kolonien und Silbertransporte mussten Spanien noch besonders reizen, zumal Elisabeth mit der Suprematsakte von 1599 den Protestantismus wieder einführte. Die Spanier versuchten deshalb 1588 eine Invasion in England, aber die vom Unglück verfolgte Spanische Armada wurde durch eine Kombination von Seegefechten und schlechtem Wetter besiegt.
Nach Elisabeths Tod fiel die englische Krone an König Jakob VI. von Schottland. Als Jakob I. (1603-1625) vereinte er 1603 beide Länder in Personalunion und bezeichnete sich seit 1604 als König von Großbritannien. Diese Personalunion bedeutete das Ende der schottischen Selbständigkeit, auch wenn der Vollzug des Anschlusses noch ein Jahrhundert auf sich warten ließ. England war wirtschaftlich und machtpolitisch um ein Mehrfaches stärker als Schottland.
Zwar war Jakob Protestant und seine Thronfolge, anders als die seiner katholischen Mutter Maria Stuart, unbestritten, doch war er auch ein überzeugter Anhänger des Absolutismus. Er musste deshalb zwangsläufig in Konflikt mit dem englischen Parlament geraten, das seit etwa 300 Jahren in steigendem Umfang die politischen Entscheidungen mitbestimmt hatte. Dieser Konflikt sollte freilich erst unter seinem Nachfolger Karl I. ausgetragen werden.
Weil der irische Aufstand von 1595 von Ulster ausgegangen war, siedelte Jakob dort in großem Umfang protestantische englische und schottische Siedler an. Damit erreichte er in der Tat eine größere Loyalität dieser Region zur britischen Krone, andererseits legte er damit den langfristigen religiösen Gegensatz in der Provinz an.
Jakobs Nachfolger Karl I. (1625-1649) geriet wegen seiner katholischen Ehe und seiner Steuererhebung ohne parlamentarische Zustimmung in Konflikt mit dem Parlament. Dieses forderte 1628 in der Petition of Rights die ausdrückliche Bestätigung seiner Rechte. Weil er wegen seiner Beteiligung am Dreißigjährigen Krieg in Finanznöten war, stimmte der König offiziell zu, doch löste er 1629 das Parlament auf und regierte von da an völlig absolutistisch. Doch 1640 musste er wieder das Parlament einberufen, um die Bekämpfung religiöser Unruhen in Schottland zu finanzieren. Sofort kam es wieder zu Konflikten mit dem Parlament.
Schließlich brach 1642 der Bürgerkrieg aus; Oliver Cromwell ging daraus als Führer und Sieger hervor. Er kämpfte gemeinsam mit den Puritanern und den Kleinadligen ("Commons") gegen die Lords und den König. Es folgte zwischen 1649, dem Jahr der Hinrichtung Karls I., und 1660 eine kurze republikanische Phase, wobei es sich de facto um eine Militärdiktatur Cromwells handelte. Dieser legte mit der Navigationsakte 1651 eine wichtige Grundlage für die Seeherrschaft Englands. Nach seinem Tod 1658 übernahm kurzfristig sein Sohn Richard Cromwell die Macht, doch konnte er sich nicht halten, so dass 1660 Karl II. ins Land gerufen wurde. Karl versprach allgemeine Religionsfreiheit, musste dann aber 1673 in der Testakte eine Bevorzugung der Protestanten zugestehen. 1679 erließ er auf Druck des Parlaments die Habeas-Corpus-Akte. Er war beim Volk sehr beliebt und sorgte für eine kurze Zeit des Friedens und der kulturellen Blüte.
Sein Nachfolger Jakob II. (1685-1688) hob als Katholik die Testakte wieder auf und wurde daher vom Parlament abgesetzt. An seiner Stelle wurde sein evangelischer Schiegersohn Wilhelm von Oranien (1689-1702) ins Land gerufen, der in der Bill of Rights (1689) die konstitutionelle Beschränkung der Macht des Königs akzeptierte.
Schottland
Jakob I. zog nach London und kam während seiner Regierungszeit nur einmal (1617) nach Schottland. Er versuchte zwar, neu zu vergebende Ämter gleichmäßig mit Engländern und Schotten zu besetzen und eine weitgehendere Union der beiden Staaten voranzubringen. Doch musste er das bald zugunsten einer stärkeren Beteiligung der Engländer aufgeben.
Jakobs zweiter Sohn Karl I. wurde zwar in Schottland, geboren, wuchs jedoch in England auf und war bei seiner Thronbesteigung 1625 mit den schottischen Verhältnissen nicht sehr vertraut. Die größten Probleme im Umgang mit Schottland bereiteten ihm sein vollständiges Festhalten am Gottesgnadentum der Krone sowie sein Versuch, die episkopale anglikanische Kirchenordnung im schon seit 1560 calvinistisch reformierten Schottland durchzusetzen, in dem die Church of Scotland eine bischöflichen Hierarchie zugunsten der presbyterialen Kirchenverfassung ablehnte.
1638 schlossen sich der reformierte schottische Adel und das Bürgertum in dem so genannten National Covenant zusammen, in der sie die Unabhängigkeit der neuen, reformierten Kirche von weltlichen Einflüssen und die Abschaffung der alten Hierarchien zugunsten eines Presbyteriums forderten. Die Mitglieder der Bewegung nannten sich seitdem "Covenanters".
Auf ähnliche Widerstände stieß Karl I. auch in England. Im Laufe des Bürgerkriegs unterzeichnete das englische Parlament einen „Solemn League and Covenant”, um die Unterstützung der Schotten zu erhalten. Dieser Akt verpflichtete es den Covenanters gegenüber, den Presbyterianismus auch in England und Irland einzuführen und dazu auch noch eine hohe Geldsumme zu zahlen. Dennoch bildete sich in Schottland unter James Graham, dem Grafen von Montrose, eine Royalistenstreitmacht in den Highlands, die die Covenanters bitter bekämpfte, jedoch niemals die Unterstützung der Lowlands erlangte und mit der Niederlage des König aufgelöst wurde.
Zunächst kämpfte die Mehrzahl der Schotten also für die Sache des englischen Parlaments, doch über die Hinrichtung des Königs 1649 waren so viele empört, dass sie seinen Sohn Karl II. in Edinburgh zum König ausriefen und 1651 in Scone inthronisierten. Er sollte der letzte König sein, der dort gekrönt wurde.
Die Krönung brachte Oliver Cromwell auch in Schottland auf den Plan: 1650/51 schlug er mit seinen Elitetruppen, den Ironsides, die Schotten zunächst bei Dunbar und dann später nochmals bei Worcester in England. Karl musste nach Frankreich fliehen. Schottland wurde danach von Cromwell besetzt.
Bis 1654 erstickte sein General Monk auch den letzten royalistischen Widerstand im Hochland. Doch 1660 sorgte das von Monk neu einberufene Parlament für die Restauration der Monarchie, indem es Karl II. einlud, nun auch den englischen Thron zu besteigen. Sein Nachfolger Jakob II. traf wegen seines katholischen Glaubens auf Widerstand. Nach der Einsetzung Wilhelms von Oranien kam es in den schottischen Highlands zu einer Reihe von Aufständen der Jakobiten, der Anhänger Jakobs und der Stuartdynastie.
Unter König Karl I. besserte sich die wirtschaftliche Lage und der 1632 zum Lord Deputy in Irland ernannte Thomas Wentworth kam den Katholiken entgegen. Als Karl I. ihn 1641 auf Druck des Parlaments hinrichten ließ, erhoben sich die gälischstämmigen Iren in Ulster und töteten mehrere tausend englische Siedler. Im Bürgerkrieg ergriffen die Iren Partei für die Royalisten. Gälische Iren, "Alt-Engländer" und royalistische englische Siedler gründeten 1642 die Confederation of Kilkenny, die ein katholisches, königstreues Irland anstrebte. Ihren Truppen gelang die Eroberung eines großen Teils der irischen Insel, doch wurden Ulster und Dublin von parlamentstreuen Engländern gehalten. Die in Irland angesiedelten, presbyterianischen Schotten schlossen sich 1648 der Confederation of Kilkenny an. Nach dem Sieg in England unternahm Oliver Cromwell eine Strafexpedition gegen das aufständische Irland, die 1652 abgeschlossen wurde.
Zahlreiche gefangen genommene Aufständische wurden als Sklaven in die Karibik verschifft (eins der selteneren Beispiele für den Export christlicher Sklaven), während ein erheblicher Teil der gälischstämmigen Grundbesitzer zugunsten von republikanischen Soldaten enteignet wurde. So siedelten mehrere Zehntausend parlamentarische Veteranen vor allem in Ulster. Cromwell ordnete an, dass sich die gälischen Iren nur noch westlich des Flusses Shannon ansiedeln durften.
Karl II. sympathisierte zwar mit dem katholischen Glauben, erließ aber England bevorzugende Handelsgesetze, so dass Irland seinen Außenhandel weitgehend über England abwickeln musste. Wilhelm von Oranien erließ im Kampf gegen die Jakobiten 1695 Gesetze, die zu einer weiteren Konzentration des Grundbesitzes bei protestantischen Engländern, Schotten und katholischen "Alt-Engländern" führten.
Die Union
Nach dem Tod Wilhelms von Oranien übernahm dessen Tochter Anne (1702-1714) wieder die Herrschaft in Personalunion. Daraufhin wurde Schottland 1706 eine vollständige politische Union mit England angeboten. Die Angst vor schlechteren Bedingungen im Fall der Weigerung führte zur Annahme des Angebots durch das schottische Parlament. England und Schottland wurden gemäß dem Act of Union 1707 zum Königreich Großbritannien vereinigt. Anne wurde erste "britische" Königin, das Parlament Englands wurde in das Parlament Großbritanniens umgewandelt und um 45 schottische Abgeordnete erweitert. An der Grenze zwischen den beiden Staaten wurden keine Zölle mehr erhoben. Allerdings wurde das englische Recht nicht auf Schottland übertragen und einige schottische Institutionen nicht mit ihrem englischen Gegenstück fusioniert; dazu zählen die Bank of Scotland und die Church of Scotland.
Königreich Großbritannien (1707 - 1800)

Königin Anne (1702-1714) wurde bald in den Spanischen Erbfolgekrieg verwickelt, der nach dem Wahlsieg der Tories dann 1713 beendet wurde. Durch den Act of Settlement war 1701 die protestantische Thronfolge festgelegt worden, so dass nach Annes Tod die Krone an Georg I. aus dem Haus Hannover (Welfen) fiel. Robert Walpole, der erste leitende Premierminister, trat 1742 während der Regierungszeit Georgs II. 1727-1760) zurück. Großbritannien griff unter dem Premierminister William Pitt, dem Älteren in den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) ein. Es gewann darin die französischen Kolonien in Nordamerika.
Doch dies erwies sich bald als Verlust. Als Georg III. (1760-1820) die hohen Kriegskosten Steuererhöhungen in den Überseekolonien auszugleichen suchte, kam es zum Aufstand der nordamerikanischen Kolonien im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775 - 1783). Nach dessen Ende wurde William Pitt der Jüngere im Alter von nur 24 Jahren Prmierminister.
Für die Stellung Großbritanniens in Europa erwies sich der Verlust der amerikanischen Kolonien freilich als Vorteil. Während der Kontinent von der Französischen Revolution in Atem gehalten wurde, ging in Großbritannien die Industrielle Revolution voran. In der Auseinandersetzung mit Napoleon I. behielten die Briten in der Schlacht von Trafalgar 1805 die Oberhand. Die Kontinentalsperre ab 1806 vertrug Großbritannien besser als der Kontinent. Der Verlust der amerikanischen Siedlungskolonien war wegen der Einführung des Freihandels weniger problematisch als befürchtet. Die industrielle Entwicklung brachte Exportmöglichkeiten, die die Verdienste aus dem Sklavenhandel bald überstiegen, so dass man ihn 1807 verbieten konnte. Während Napoleon 1812 seine Kräfte in der Auseinandersetzung mit Russland überforderte, hielt sich Großbritannien nach seinem Erfolg im zweiten Britisch-amerikanischen Krieg (ebenfalls 1812) weise zurück und konnte so entscheidend in die Befreiungskriege auf dem Kontinent (1813 - 1815) eingreifen.
Ereignisse in Irland
Beeindruckt durch den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg forderten die Iren mehr Rechte. Mit Erfolg: Irland erhielt das Recht auf Freihandel und ein eigenes Parlament. Die Ereignisse der Französischen Revolution radikalisierten die Iren. Die "Gesellschaft der vereinigten Iren" (Society of the United Irishmen), die sich aus Angehörigen aller Religionsgemeinschaften zusammensetzte, forderte ein Ende der britischen Besatzung. Ihr Anführer Theobald W. Tone forderte die Abschaffung von Gesetzen, mit denen die katholische Mehrheit offen benachteiligt wurde. 1797 kam es zu einem weiteren großen Aufstand in Irland. Napoleon I. unterstützte die Iren durch eine Flotte, doch auch diese wurde bald geschlagen.
Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland

In der Folge beschloss die Regierung unter William Pitt dem Jüngeren, die formelle Unabhängigkeit Irlands endgültig zu beenden. So wurde Irland mit dem Act of Union 1800 dem Königreich Großbritannien angeschlossen. Die rechtliche Einheit von Großbritannien und Irland wurde am 1. Januar 1801 vollzogen. Es entstand das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland. Irland entsandte rund 100 Abgeordnete in das House of Commons und 28 Peers in das House of Lords.
Die Außenhandelsprobleme aufgrund der Kontinentalsperre und die mangelnde soziale Absicherung der Arbeiterschaft führten zu Aufständen der Maschinenstürmer (Ludditen). Im Zuge der Auseinandersetzungen kam es 1819 zum Peterloo-Massaker. Doch unter Georg IV. (1820-1830) wurden 1842 Gewerkschaften (Trade Unions) wieder zugelassen, was zu einer reformorientierten Entwicklung auf seiten der Arbeiterbewegung wie von seiten der Regierung führte. Unter Wilhelm IV. (1830-1837), der Reformen aufgeschlossen gegenüberstand, wurde 1832 eine Unterhausreform (Umverteilung von Wahlkreisen aus dem Süden (rotten boroughs) zu den dicht bevölkerten Industriestädten des Nordens) und 1833 ein Fabrikgesetz zur Beschränkung der Kinderarbeitszeit eingeführt. Weitere Reformgesetze folgten (u.a. Armengesetz 1834) und wurden unter Königin Viktoria I. fortgesetzt. 1838 kommt es zur Abfassung der People's Charter und der Gründung der Chartisten-Bewegung, die gleiches Wahlrecht für alle Männer und andere politische Forderungen erhebt.
Der Englisch-Irische Vertrag von 1921 war die Grundlage für die Bildung des Irischen Freistaats. Nach und nach wurden sämtliche verfassungsrechtliche Bindungen Irlands zu Großbritannien aufgelöst, bis dann 1949 die Republik Irland gegründet wurde. Nordirland blieb Teil des Vereinigten Königreichs und der offizielle Name änderte sich in „Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland“.
Neuzeitliche Staaten
- Königreich Schottland (bis 1707)
- Königreich Irland (1541 - 1801)
- Königreich Großbritannien (1707 - 1801)
- Verfassungsgeschichte Großbritanniens
- Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland (1801 - 1927)
- Irland (seit dem 19. Jahrhundert)
- Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland (seit 1927)