Ostsee

Die Ostsee (auch Baltisches Meer genannt, von lat. Mare Balticum) ist ein bis 459 m tiefes und 413.000 km² großes Nebenmeer des Atlantischen Ozeans in Europa und gilt als das größte Brackwassermeer der Erde.
Geografie
Lage
Die Ostsee trennt die Skandinavische Halbinsel von den zusammenhängenden Festländern von Nord-, Nordost- und Mitteleuropa. Der nordwestliche Ausläufer, das Kattegat, grenzt bei Skagen an das Skagerrak. Diese Meerenge an der jütischen Halbinsel stellt die einzige Meeresverbindung zur Nordsee und damit zum Atlantik dar.
Entstehung
Die Ostsee entstand vor nur 12000 Jahren zum Ende der Weichsel-Eiszeit; zunächst war es ein durch Gletscher-Schmelzwasser entstandener Frischwassersee, der „Baltische Eissee“ (allerdings noch mit anderen Abgrenzungen). Erst durch das Zurückweichen der Gletscher in Schweden stellte sich ein Kontakt und Wasseraustausch mit der Nordsee ein, es entstand vor ca. 9700 Jahren das brackwasserhaltige „Yoldiameer“. Dann wurde das Becken durch die Hebung des vom Eis befreiten Skandinavien wieder abgeschnitten und süßte aus („Ancylussee“; vor 8000 Jahren). Durch weiteren Schmelzwasserzufluss und daraus resultierenden Wasserspiegelanstieg und südliche Expansion kam es in der Gegend des heutigen Skagerrak und Kattegat wieder zu einer Verbindung zur Nordsee und es strömte erneut Salzwasser zu. Diese Periode wird als „Littorina-Meer“ bezeichnet. Im Zuge der weiteren Anhebung Skandinaviens wurden vor 4000 Jahren die Belte und der Öre-Sund wieder flacher, so dass der Einstrom salzigen Wassers nachließ. Daraus entwickelte sich das „Limnaea-Meer“ bzw. letztlich die heutige Ostsee mit ihrem Brackwasser, dessen Salinität von Südwest nach Nordost gestaffelt stark abnimmt.
Abgrenzung & Gliederung
Abgrenzung: Begrenzt wird die Ostsee durch Schweden, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Deutschland und Dänemark.
Der nördlichste Punkt der Ostsee befindet sich an der schwedisch-finnischen Landesgrenze am Bottnischen Meerbusen, ihre östlichste Stelle beim russischen Sankt Petersburg. Ihr südlichster Punkt stellt das Südende der Wismarer Bucht bei der Hansestadt Wismar dar, die westlichste Stelle liegt am Westende der Flensburger Förde bei der Stadt Flensburg.
Gliederung: Die Ostsee, in der zahlreiche Meeresbuchten, Förden, Meerengen, Inseln, -gruppen, -ketten & Eilande liegen, lässt sich grob in folgende größere Bereiche unterteilen:
Vordere Ostsee
Die Vordere Ostsee umfasst das Kattegatt nördlich der Meerengen Öresund, Großer- und Kleiner Belt zwischen Dänemark, Deutschland und Schweden.
Zentrale Ostsee
Die Zentrale Ostsee reicht unter Einschluss der Westlichen- und Südlichen Ostsee von der deutschen Ostseeküste im Westen bis etwa zur Linie Stockholm-Åland-nordwestliches Estland.
Meeresbuchten & Förden:
alphabetisch sortiertMeerengen:
alphabetisch sortiert
Nordöstliche Ostsee
Die Nordöstliche Ostsee umfasst den Finnische Meerbusen zwischen Estland, Finnland und Russland.
Nördliche Ostsee
Die Nördliche Ostsee stellt den Bottnischen Meerbusen dar (von Åland nordwärts), zwischen Finnland und Schweden.
Daten
- Ausdehnung: 413.000 km²
- Wasservolumen: 21.600 km³
- Maximale Tiefe: 459 m Landsorttiefe (siehe hierzu auch: Meerestief)
- Zweittiefste Stelle: 259 m Gotlandtiefe
- Durchschnittliche Tiefe: 52 m
Salinität
Der Salzgehalt (Salinität) der Ostsee schwankt zwischen über 2,5 % im Skagerrak und 0,5 % - 0,3 % im nordöstlichen Teil (Bottenwiek und Finnischer Meerbusen). Dabei ist der Abfall im Salzgehalt nicht kontinuierlich, sondern eher sprunghaft. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass das Bodenprofil der Ostsee durch die Eiszeiten bedingt in Becken unterteilt ist. Der größte Sprung in der Ostsee-Salinität findet an der Darßer Schwelle nördlich von Rostock statt, die zwischen Belt und Arkona-Becken liegt. Hier sinkt die Salinität von circa 1,7 % auf 0,8 %. Der Grund für die sprunghaften Salinitätsunterschiede liegt in der unterschiedlichen Dichte von Salz- und Süßwasser, die zu einer Schichtbildung führt. Das schwere Salzwasser sinkt auf den Grund des Meeres und sammelt sich in den eben genannten Becken. Die Schwellen zwischen diesen Becken können vom Salzwasser nicht ohne weiteres überwunden werden.
Namensgebung & -deutung
Die Ostsee, die auch Baltisches Meer bzw. Baltische See genannt wird und lat. Mare Balticum heißt, wurde von einem Goten-Volk , den Balthi, im 2ten Jahrtausend als Mare Balt(h)icum bezeichnet. Balt bedeutet gotisch kühn; litauisch weiß. Ein weiterer Ostsee-Name ist Aestenmeer wegen der Aesten oder Aesti gentes, die baltischen Prußen um die Flüsse Weichsel und Memel. Die Aesten wurden von Tacitus in Germania als die am weitesten östlich am Mare Suebicum lebenden Menschen beschrieben, aber sie sprachen keltisch. Suebisch bezog sich auf den germanischen Sammel-Stamm der Sueben, die zusammen mit den Goten (unter anderem der Stamm der Balthi) an der Ostseeküste bis an das Baltikum wohnten. Im 19. Jahrhundert benannte Ferdinand Nesselmann die Sprachen der Prußen, Litauer, Letten (etc.) als Baltische Sprachen.
Wasserstraßen
Im Osten ist die Ostsee über die Newa und verschiedene Wasserstraßen mit Wolga, Weißem Meer, Schwarzem Meer, Asowschem Meer und dem Kaspischen Meer verbunden.
Klima
Der Südteil der Ostsee befindet sich in der gemäßigten Klimazone, die bei Dänemark noch ausgesprochen ozeanische Züge trägt, nach Osten hin jedoch im Bereich des Kontinentalklimas liegt. Der nördliche Teil, insbesondere der Bottnischer Meerbusen, ist geprägt durch das kalte Klima der borealen Nadelwälder. Ihr nördlichster Punkt liegt unweit des Polarkreises. Weil die Ostsee vom klimabeeinflussenden Golfstrom abgekoppelt und ihre Fläche recht klein ist, aufgrund geringer Verdunstung und reicher Süßwasserzuführung der Salzgehalt außerdem sehr niedrig liegt, kann sie nur sehr geringfügig zum klimatischen Ausgleich beitragen; sie entwickelt kein eigenes maritimes Klima. Daher vereist sie jeden Winter und verursacht dann sogar eine Verstärkung des kontinentalen Klimas. Hafenstädte wie Oulu in Finnland zählen bis zu sechs vereiste Monate pro Jahr. Eisschichten können in kalten Wintern auch an der deutschen Küste Mächtigkeiten erreichen, dass Personen darauf spazieren gehen können. Nur einige Inseln wie Bornholm profitieren von einem ungewöhnlich milden Mikroklima.
Inselwelt
Die Ostsee ist reich an Inseln, -gruppen und -ketten sowie bewohnten und auch unbewohnten Eilanden, so dass ihre Zahl nicht exakt genannt werden kann, weil die Definitionen auseinander gehen, wonach eine Insel und ein Eiland unterschieden wird.
Größere Inseln in der Ostsee sind Gotland und Öland (schwedisch), Åland (finnisch), Hiiumaa und Saaremaa (estnisch), Wolin (polnisch), Usedom (dt./pol.), Rügen, Hiddensee und Fehmarn (dt.) sowie unzählige dänische Inseln, beispielsweise Seeland, Fünen, Lolland, Bornholm.
Åland
Ein Inselstaat in der Ostsee ist das autonome Åland, das politisch zu Finnland gehört, aber überwiegend von schwedisch sprechenden Menschen finnischer Staatsangehörigkeit bewohnt sind. Sie führen eine eigene Flagge und gelten im Nordischen Rat als eigene Nation.
Dänemark
Auf der dänischen Ostseeinsel Seeland befindet sich eine Weltstadt: Kopenhagen. Und im nahen Roskilde befindet sich auf der selben Insel ein Weltkulturerbe: Die Domkirche von Roskilde. Seeland ist die größte Insel des Königreichs und inzwischen durch eine Brücke und einen Tunnel mit Schweden und durch eine andere Brücke mit der zweitgrößten dänischen Insel Fünen verbunden.
Ein Großteil der Dänen lebt auf Ostseeinseln, und addiert man ihre Fläche zusammen, so besitzt Dänemark das größte Inselreich dort. Die meisten Inseln liegen im beliebten Segelrevier der dänischen Südsee. Dort befinden sich größere Inseln wie Lolland, Falster, Møn, Langeland, Ærø und Alsen. Weiter östlich besitzt das Land mit Bornholm seinen östlichsten Außenposten.
Zu den kleinsten bekannteren und bewohnten dänischen Ostseeinseln gehören die Ochseninseln in der Flensburger Förde. Sie liegen unmittelbar an der deutsch-dänischen Grenze und sind ein beliebtes Ausflugsziel.
Siehe auch: Liste dänischer Inseln
Deutschland
Deutschland hat drei wichtige Ostseeinseln: Fehmarn und Rügen (dt.), Usedom (dt./pol.):
Fehmarn liegt vor der Halbinsel Wagrien an der Lübecker Bucht und ist mit dem Festland über die Fehmarnsundbrücke als Teil der Vogelfluglinie verbunden, und es wird überlegt, diese Insel mit einer weiteren festen Fehmarnbeltquerung als Alternative zur Jütlandlinie zu versehen, so dass das Brücken- und Tunnelnetz auf dem Weg von Mitteleuropa nach Skandinavien komplettiert wird.
Rügen, die größte deutsche Insel, hat einige vorgelagerte Inseln. Am bekanntesten ist Hiddensee, gefolgt vom Vilm.
Usedom, dessen Ostteil zu Polen gehört, besitzt wie Rügen eine reiche Gliederung in Halbinseln, außerdem existieren dort viele Seen.
Siehe auch: Liste deutscher Inseln
Estland
Estlands größte Insel, und gleichzeitig die größte Ostseeinsel des Baltikums ist Saaremaa (Ösel). Zweitgrößte estnische Insel ist Hiiumaa (Dagö). Daneben gibt es noch die Insel Kinhu.
Siehe auch: Liste der Inseln Estlands
Finnland
Die Zahl der finnischen Ostsee-Inseln und Eilande wird mit etwa 80.000 angegeben. Darin sind aber die vielen Tausend von Åland ebenso enthalten wie dessen Schären. Der Rest sind zumeist Schären, die nicht zu Åland gehören. Da Åland politisch aber zu Finnland gezählt wird, besitzt es, so gesehen, eine bedeutende Inselwelt in der Ostsee.
Die Festung Suomenlinna liegt auf den Inseln vor Helsinki. Damit hat Finnland ein insulares Weltkulturerbe in der Ostsee.
Lettland
Lettland ist als Ostsee-Anrainerstaat fast gar nicht mit eigenen Inseln bekannt. Allerdings gibt es in der Bucht von Riga auch eine Insel.
Litauen
Litauen hat keine Insel in der offenen Ostsee, dafür aber im Kurischen Haff: Kiaulės Nugara (dt.: "Schweinerücken") bei Klaipėda sowie Rusnė und einige andere im Memeldelta. Der litauische Teil der Kurischen Nehrung hat keine Landverbindung mit Litauen selber. Von Klaipėda muss man mit der Fähre übersetzen. Pläne für eine Brücke wurden/werden immer mal wieder angedacht, stehen aber im Konflikt zum Status der Landzunge als Nationalpark und Weltkulturerbe. Auf dem Landweg ist die Nehrung nur von Russland (Kaliningrader Gebiet) aus zu erreichen.
Polen
Polen teilt sich Usedom mit Deutschland. Diese Ostseeinsel ist also „geteilt“ und damit gleichzeitig die einzige Ostseeinsel, die zu zwei Staaten gehört. Rein polnisch ist hingegen die Nachbarinsel Wollin. Daneben gibt es eine Reihe kleinerer Inseln im Stettiner Haff.
Siehe auch: Liste polnischer Inseln
Russland
Russland besitzt mit Kotlin vor St. Petersburg eine historisch wichtige Insel. Sie ist besser bekannt unter dem Namen Kronstadt, der gleichnamigen Stadt und Festung.
Schweden
Die größte Ostseeinsel überhaupt ist das schwedische Gotland. Hier gibt es sogar eine eigene vom Gotischen abstammende Sprache, das Gutamål. Wichtig ist auch die zweitgrößte schwedische Insel Öland. In Schweden liegen tausende kleiner Schären. Das sind in der Eiszeit entstandene Mini-Inseln, die aber auch teilweise bewohnt sind.
Die Hauptstadt von Gotland, Wisby, ist ebenso Weltkulturerbe wie die südliche Landschaft Ölands.
Küstenformen
Die Küstenformen der Ostsee sind ein Resultat eiszeitlicher Gletscherbewegungen und nach-eiszeitlicher Geländehebung im nördlichen und -absenkung im südlichen Bereich der Ostsee, die bis heute fortdauern. Beeinflusst werden die Küsten außerdem durch die Lage in der Westwindzone, wodurch von Westen her beständig Sedimente angeschwemmt werden. Unterschieden werden folgende Erscheinungsformen:
Fjordküste
Auch an der Ostsee finden sich Fjorde: Sie kommen vor allem an den Küsten des Kattegats, das heißt in Dänemark und im südwestlichen Schweden vor. Im Unterschied zu den norwegischen Fjorden sind sie weniger tief eingegraben, weil die Eisdecke hier nicht so mächtig war.
Schärenküste
Die schwedisch-finnische Küste in der Zentralen-, Nördlichen- und Östlichen Ostsee ist fast ausschließlich eine Schärenküste; ab und zu findet man noch vereinzelte Fjorde ("Fjord-Schären-Küste"). Schären sind der Küste vorgelagerte, kleine und kleinste felsige Inseln, die durch den Abschleifeffekt der Gletscher eine charakteristische Kuppenform aufweisen. Weil die Ostsee nur geringe Gezeiten aufweist, sind sie über die letzten Jahrtausende praktisch unverändert geblieben. Das flach abfallende Gelände wurde beim Abschmelzen des Eispanzers überflutet und die Kuppen ragten fortan als Inseln heraus; durch die Geländehebung sind mit der Zeit weitere, vorgelagerte Schären entstanden.
Kliffküste
In einigen Fällen, zum Beispiel auf Gotland oder Bornholm, haben sich Kliffküsten gebildet. Diese ragen als Steilküsten schroff hervor und markieren Geländebrüche im geologischen Untergrund. Kliffkanten finden sich auch unterhalb des Meeresspiegels. Auch die Nordküste Estlands zum Finnischen Meerbusen hin ist durch solch eine Bruchlinie geprägt. Von West nach Ost rückt dieses Kliff immer näher an die aktuelle Küstenlinie heran und erreicht bei Sillamäe immerhin knapp 60 m.
Fördenküste
In Schleswig-Holstein, etwa von Flensburg bis Lübeck, ist der Küstenabschnitt durch Förden gekennzeichnet. Förden sind die Flensburger Förde, die Schlei, die Eckernförder Bucht und die Kieler Förde. Diese sind bei der Entstehung der Ostsee durch den Anstieg des Meeresspiegels "vollgelaufene" ehemalige Gletschertäler. Der Unterschied zu Fjorden besteht darin, dass die Gletscher sich nicht vom Land zur See bewegten, sondern umgekehrt der Eispanzer über der heutigen ‘‘Ostsee’’ Gletscher vorantrieb, die nach dem Abschmelzen eine Rinne übrig ließen, die sich mit Seewasser füllte. Die Schleswig-Holsteinischen Förden werden von den Landschaften Angeln, Schwansen und Dänischer Wohld getrennt. Zwischen der Kieler Förde und der ihr vorgelagerten Kieler Bucht einerseits und der Lübecker Bucht als Teil der Mecklenburger Bucht andererseits liegt die Probstei und die Halbinsel Wagrien mit der Insel Fehmarn. Der Hemmelsdorfer See bei Timmendorfer Strand ist ebenfalls eine alte Förde. Er ist wesentlich tiefer als die durch eine eiszeitliche Landbarriere abgeschnittene, davorliegende Lübecker Bucht.
Boddenküste
Die mecklenburgisch-vorpommersche Küste ist durch Boddenlandschaften geprägt. Bodden sind dadurch entstanden, dass vormalige Inseln durch stetige Zuführung von Material, hauptsächlich Sand, durch schmale Brücken miteinander verbunden worden sind. Die rückwärtigen Gewässer, die Bodden, sind dadurch größtenteils von der Ostsee abgetrennt worden und mit ihr nur noch durch Rinnen verbunden.
Ausgleichsküste
Die Ausgleichsküste bestimmt die Küstenlinie Polens von Stettin bis kurz vor Danzig und die lettische Küste. Hier sind die typischen reich gegliederten glazialen Küstenformen durch die Anströmung und den Sedimenttransport von Westen her ausgeglichen worden, so dass der Verlauf fast gerade ist. Dies ist möglich geworden, weil die von der Nordsee hereinströmenden Wassermassen auf eine Küstenlinie treffen, die von Südwest nach Nordost verläuft und dadurch Transportmaterial anlagert.
Haffküste
Die Haff- oder Nehrungsküste ist im Küstenabschnitt zwischen Danzig und Klaipėda entstanden. Außerdem wird das Stettiner Haff ebenfalls hinzu gezählt. Haffs entstehen vor Flussmündungen als Brackwasserreservoire, die durch schmale Landzungen, die Nehrungen, von der übrigen Ostsee größtenteils abgetrennt wurden. Durch die ständige Zufuhr von Flusswasser schließen sich die Nehrungen nicht, sondern bleiben als langgestreckte Halbinseln bestehen, die eine Rinne zum Meer offen lassen.
Bekannteste Haffe sind das Kurische und das Frische Haff. Eine (unvollständige) Nehrung bildet auch der Haken von Hela bei Zoppot.
Zuflüsse
Die größten Flüsse und Ströme, die zum Süßwassereintrag in die Ostsee beitragen, sind: Oder (dt./pol.), Weichsel (pol.), Memel (litauisch), Düna (lettisch), Muonioälv (schwedisch-finnisch) und Newa (russisch).
Häfen und Verkehr
Wichtige Häfen sind Kopenhagen, Malmö, Stockholm, Helsinki, Sankt Petersburg, Tallinn, Liepaja, Klaipėda, Kaliningrad (ehem. Königsberg), Danzig, Stettin, Rostock, Lübeck, Kiel und Flensburg.
In der Mitte der südlichen Ostsee verläuft eine der wichtigsten Seeschifffahrtsrouten weltweit, die so genannte Kadetrinne. Sie ist dicht befahren und war in der Vergangenheit gelegentlich im Zusammenhang mit Havarien in den Schlagzeilen.
Eine besondere Rolle für den Verkehr auf der Ostsee spielen die vielen Fährverbindungen sowie die großen Brücken, die in Skandinavien zum Teil größere Meerengen überspannen.
Die meistbefahrene künstliche Seeschifffahrtsstraße der Erde ist der Nord-Ostsee-Kanal, welcher die Ostsee mit der Nordsee verbindet, und so den Seeweg über Kattegat (Ostsee) und Skagerrak (Nordsee) vermeidet bzw. abkürzt. Er führt in Schleswig-Holstein von Kiel nach Brunsbüttel zur Elbe.
Geschichte
Vorgeschichte
Die Ostsee ist erdgeschichtlich ein junges Nebenmeer des Nordatlantik. Man schätzt, dass es etwa vor 12000(/17000) bis 5000 Jahren durch die Gletscher (Abschmelzen des nordischen Inlandeises) in den Eiszeiten des Pleistozän entstanden ist, als sich das "Baltische Becken" mit Schmelzwasser füllte. Das Eis transportierte in der folgenden Zeit eine Menge Geröll ins Inland. Deshalb findet man an manchen Stellen Kies oder Löß, die vorher in der Ostsee zu finden waren.
- siehe auch: Ancylussee
Altertum
Die Ostsee wird vor fast 2000 Jahren in der Germania des Tacitus als Mare Suebicum erwähnt, das er als Teil des die Erde umgebenden Ozeans ansah. Suebisch bezog sich auf den germanischen Sammel-Stamm der Sueben, die zusammen mit den Goten (unter anderem der Stamm der Balthi) an der Ostseeküste bis an das Baltikum wohnten (siehe hierzu Namensgebung & -deutung).
Schon aus damaliger Zeit sind weit verzweigte Handelswege belegt, über die der begehrte Bernstein, der an der Ostseeküste häufig gefunden wurde, in alle Teile des Römischen Reichs gelangte. Exportartikel waren weiterhin Felle und Pelze. Umgekehrt gelangten römische Erzeugnisse wie Keramikwaren, Wein und Öl nach Norden.
Hansezeit
Im Hochmittelalter spielte die Ostsee eine immens große Rolle als Verkehrs- und Handelsweg in Europa. Die in Nachbarschaft der Ostsee liegenden Städte schlossen sich zum Bund der Hanse zusammen und brachten es dabei zu großem Reichtum. Wichtigste Hansestädte an der Ostsee waren Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Stettin, Danzig, Königsberg, Memel, Riga, Reval und Nowgorod.
Neuzeit
Im Dreißigjährigen Krieg versuchte Schweden, über die Ostsee hinweg Großmachtpläne zu verwirklichen. Infolgedessen gehörten auch lange später noch viele südlich der Ostsee gelegene Landstriche (Vorpommern, Wismar) zu Schweden. In den Nordischen Kriegen gelang es Russland, von Osten her Anschluss an die Ostsee zu bekommen. Zar Peter der Große ließ im Mündungsdelta der Newa die neue Reichshauptstadt Sankt Petersburg erbauen, die für das Land ein "Fenster nach Europa" darstellte.
Im 20. Jahrhundert war die Ostsee während der Weltkriege Schauplatz zahlreicher bewegender Vorfälle. Die größte Seeschlacht des ersten Weltkrieges zwischen Deutschland und Großbritannien fand zwar nicht in der Ostsee, aber im nahegelegenen Skagerrak statt. Die Ostseehäfen waren gegen Kriegsende Orte, in denen Geschichte geschrieben wurde: Die St. Petersburg vorgelagerte Festungsinsel Kronstadt wurde so Zeuge eines Matrosenaufstandes gegen die russische Revolutions-Regierung. Die Revolte wurde unter Einsatz von Kriegsschiffen blutig beendet. In den allerletzten Kriegstagen meuterten die deutschen Marineeinheiten in den Häfen von Kiel und Flensburg gegen einen sinnlosen Befehl der Obersten Heeresleitung, die Flotte zu einer militärisch nicht mehr entscheidenden Schlacht ausrücken zu lassen. Der Matrosenaufstand von 1918 weitete sich zu einer Revolution in ganz Deutschland aus und führte zum Sturz der Monarchie.
Im 2ten Weltkrieg wurden in der Ostsee einige Kämpfe zwischen deutschen und sowjetischen Flotte- und U-Boot-Verbänden ausgefochten. Zu Kriegsende war fast die gesamte schiffbare Fläche vermint, so dass die Personenschifffahrt eingestellt wurde. 1945 wurde gleichwohl versucht, die in Kurland, Ostpreußen und Hinterpommern eingeschlossenen deutschen Truppen, aber auch die flüchtende Zivilbevölkerung, über die Ostsee zu evakuieren. Besonders tragisch war die Versenkung des ehemaligen KdF-Schiffes Wilhelm Gustloff, das fast ausschließlich Zivilisten an Bord hatte. Das Schiff sank nach mehreren Treffern sowjetischer Geschosse und riss schätzungsweise 7000 Menschen in den Tod, die entweder ertranken oder im eiskalten Wasser bald erfroren. Es war - gemessen an Menschenleben - eine der größten Schiffskatastrophen aller Zeiten.
Auch der Kalte Krieg forderte Opfer in der Ostsee: Es gab mehrere Versuche von DDR-Bürgern, über die Ostsee in den Westen zu flüchten. Die meisten scheiterten und endeten oft genug tödlich, es gab aber auch erfolgreiche Fluchten sogar mit Surfbrettern.
Wirtschaft & Tourismus
Der Ostseeraum, die Küsten und Inseln der Ostsee, ist vielfach vom Tourismus geprägt, der neben Werftindustrie und Handel wichtigster Wirtschaftssektor ist ist: Ein wichtiger Bereich des Fremdenverkehrs ist der Badeurlaub in Seebädern, die mit Kur-Promenaden und Seebrücken, Strandkörben und Bäder-Architektur den Aufenthalt in Hotels oder Ferienwohnungen bieten. Er ist von einer für den Ostseebereich typisch-starken Saisonalität gekennzeichnet, welche die Monate Juli und August als Schwerpunkt haben. Andere Angebotsformen, wie Wellness, Fahrrad- oder Kultur-Tourismus (Hanse, Backsteingotik) entwickeln sich langsam.
Literatur
- Hansjörg Küster: Die Ostsee, Eine Natur- und Kulturgeschichte. C. H. Beck Verlag, München 2002. ISBN 3-406-49362-9
- Gerhard Rheinheimer: Meereskunde der Ostsee, Springer Berlin 1996. ISBN 3540593519
- Liedl, Florian et al.: Die Ostsee. - Verlag Die Werkstatt, 1992: 187 S. ISBN 3-923478-59-3
Siehe auch
- Balten
- Baltikum
- Dziwna
- Eisenbahnfähre
- Fähre
- Fehmarnbelt
- Fehmarnsund
- Großer Belt
- Königslinie
- Öresund
- Peenestrom
- Skandinavien
- Swina
- Vogelfluglinie
Weblinks
- Umweltatlas Ostsee
- Zur Küstenmorphologie der Ostsee
- Netzwerk der sieben größten Ostseeinseln
- Institut für Ostseeforschung Warnemünde
- Baltic Young Scientific Students
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