Zum Inhalt springen

Furth im Wald

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. März 2009 um 11:29 Uhr durch 194.95.227.45 (Diskussion) (Persönlichkeiten). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Wappen Deutschlandkarte
Furth im Wald
Deutschlandkarte, Position der Stadt Furth im Wald hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 19′ N, 12° 50′ OKoordinaten: 49° 19′ N, 12° 50′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberpfalz
Landkreis: Cham
Höhe: 407 m ü. NHN
Fläche: 67,08 km2
Einwohner: 9171 (31. Dez. 2007)Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 137 Einwohner je km2
Postleitzahl: 93437
Vorwahlen: 0 99 73
Gemeindeschlüssel: 3 72 126 09 3 72 126Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Adresse der
Stadtverwaltung:
Burgstr. 1
93437 Furth im Wald
Website: www.furth.de
Bürgermeister: Johannes Müller (CFW)

Furth im Wald ist eine Stadt im Oberpfälzer Landkreis Cham.

Geographie

Geographische Lage

Furth liegt an der tschechischen Grenze an den Flüssen bzw. Bächen Chamb, Kalte Pastritz und Warme Pastritz. Die Stadt bildet nicht nur politisch, sondern auch geographisch eine Trennung zwischen dem Oberpfälzer Wald im Norden und dem Bayerischen Wald im Süden, da sie die Cham-Further Senke abschließt, einen tiefen Taleinschnitt zwischen diesen beiden Mittelgebirgen. Im Nordosten der Stadt liegt der Dieberg, auf dem die Bayernwarte steht.

Nachbargemeinden

Auf deutscher Seite grenzen im Nordwesten die Stadt Waldmünchen und die Gemeinde Gleißenberg an Furth. Im Süden liegen Weiding und Arnschwang. Im Osten grenzt Eschlkam an Furth.
Im Norden grenzt der tschechische Okres Domažlice an das Further Stadtgebiet.

Geschichte

Steinzeit

Steinbeile und andere vorgeschichtliche Funde lassen auf erste Siedlungen in der Jungsteinzeit 4500 v. Chr. schließen.

Mittelalter

Am 9. April 1086 wird Furth im Wald erstmalig urkundlich erwähnt. Damals übergab der Salierkaiser Heinrich IV. mehrere Dörfer in der Markgrafschaft Cham, darunter auch “Vurte”, das sich später zur Stadt Furth im Wald entwickeln sollte, an den Regensburger Domvogt Friedrich aus dem Hause der Grafen von Bogen für besondere Verdienste während des Investiturstreits. Wie der Name “Vurte” andeutet, befand sich die Siedlung an einer Furt, durch die der Völkerweg entlang der Chambauen berührt wurde. Im Jahr 1300 wurde Furth im Wald erstmals als Zollstätte genannt. 1332 wurden die Stadtrechte durch Herzog Heinrich XIV. bestätigt. 1426 plünderten und mordeten Hussiten im Grenzland, wobei vermutlich auch Furth zerstört wurde. 1470 wurde schließlich die Grenzhauptmannschaft Furth eingerichtet und die "Grenzfahne" (Älteste bayerische Landwehrorganisation) aufgebaut.

Neuzeit

1514 ließ der Further Grenzhauptmann Sigmund von Seyboltsdorff das „Grenzvisier“ erstellen, die älteste kartographische Grenzbeschreibung Bayerns (von Furth bis zum Arber). Der Further Drachenstich wird erstmals 1590 erwähnt. Er wuchs später zu einem Volksschauspiel heran und wird als ältestes Volksschauspiel Deutschlands genannt. Ursprünglich entstand er bei einem Fronleichnamsumzug. Im Theaterspiel werden seit 1951 die Hussitenkriege als Hintergrund des Drachenstichs dargestellt. 1633 wurde die Stadt nach dem Abzug von Wallenstein durch die Schweden verwüstet. Das Gefecht am Antlesbrunn mit Einnahme und Plünderung der Stadt (Spanischer Erbfolgekrieg) fand 1703 statt. 1861 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz. Furth im Wald wurde Teil der Hauptlinie Nürnberg - Prag. 1863 verwüstete ein Stadtbrand Furth, wobei die gesamte östliche Stadthälfte sowie der alte Further Stadtturm zerstört wurden. Den Zweiten Weltkrieg überstand Furth weithin unbeschadet, obwohl es im April und Mai 1945 im Grenzgebiet noch zu teils erbitterten Kämpfen kam.

Gegenwart

Von 1946 bis 1957 war Furth im Wald Auffanglager für ca. 706.000 Heimatvertriebene. 1964 wurde der Straßengrenzübergang zur Tschechoslowakei wieder eröffnet. Der Abbau der Grenzsperren auf tschechoslowakischer Seite erfolgte 1990. Die Unterzeichnung der Staatsverträge über Erleichterung der Grenzabfertigung im Eisenbahn-, Straßen- und Schiffsverkehr sowie über die gegenseitige Unterstützung der Zollverwaltungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Tschechischen Republik im Further Rathaus folgte 1995. Am 21. Dezember 2007 fielen die Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Tschechien endgültig weg und die Grenzstation wurde aufgelöst.

Gemarkungen

Furth im Wald besteht aus folgenden Gemarkungen (Quelle: Satzung der Stadt Furth im Wald vom 7. Mai 2002):

  • Furth im Wald
  • Grabitz
  • Herzogau (mit den Gemeindeteilen Voithenberg und Voithenberghütte)
  • Lixenried
  • Ränkam
  • Sengenbühl

Politik

Stadtrat

Der Rat der Stadt besteht aus 20 Ratsfrauen und Ratsherren sowie dem Ersten Bürgermeister. Nach den Kommunalwahlen 2008 ergibt sich folgende Sitzverteilung:

Parteien und Wählergemeinschaften 2008 2002
% Sitze % Sitze
Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU) 10,74 2 35,1 (7/6)1
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 16,38 3 19,8 4
Freie Wähler (FW) 18,09 4 10,2 2
Ränkamer Wählergemeinschaft (RWG) 8,13 2 9,9 2
Christliche Wählergemeinschaft (CWG) 12,04 2 11,1 2
Sengenbühler Wählergemeinschaft (SWG) 10,36 2 9,0 2
Freier Wählerblock (FWB) 9,12 2 5,2 1
Christliche Freie Wählervereinigung (CFW) 15,14 4 - (0/1)1
Gesamt 100,0 21 100,0 21

Dabei schlossen sich die Umland-Wählergemeinschaften in den letzten Legislaturperioden traditionell der CSU-Fraktion an.

1 Nach dem Ableben von Bürgermeister Reinhold Macho wurde Johannes Müller zum Ersten Bürgermeister gewählt (siehe unten); daher gehörte er seit seiner Amtseinführung für die CFW dem Stadtrat an, wobei die CSU dadurch einen Sitz verlor.

(Quelle: Broschüre Furth im Wald: Zahlen, Daten, Fakten, herausgegeben von der Stadt Furth im Wald, Stand Juli 2004 & amtliches Endergebnis der Stadtratswahlen vom 2. März 2008

Bürgermeister

1. Bürgermeister Johannes Müller (CFW, Christliche Freie Wählervereinigung)
Nach dem Ableben des langjährigen Bürgermeisters Reinhold Macho († 8. September 2005) (CSU) fanden am 4. Dezember 2005 Neuwahlen statt. Es kam zur Stichwahl zwischen den Kandidaten Volker Heiduk (Freie Wähler) und Johannes Müller (CFW). Am 18. Dezember wählten die Further Bürger Johannes Müller (CFW) mit 56,93 % der Stimmen zum neuen Bürgermeister.
2. Bürgermeister Michael Mühlbauer (FW, Freie Wähler)
3. Bürgermeister Franz Former (CWG, Christliche Wählergemeinschaft)

Städtepartnerschaften

Furth im Wald pflegt Partnerschaften mit den Städten Ludres (Frankreich), Furth bei Göttweig (Österreich) und Domažlice/Taus (Tschechien).

Patenschaft

1957 wurde die Patenschaft für die vertriebenen Sudetendeutschen aus der Stadt und dem Kreis Bischofteinitz übernommen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

  • Museen am Stadtturm
    • Landestormuseum mit Sammlungen zur Vor- und Frühgeschichte, zur Geschichte von Stadt und Landesgrenze, zu Handwerk, religiöser Volkskunst sowie zu bäuerlichen und bürgerlichem Leben in der Stadt
    • Das Erste Deutsche Drachenmuseum zeigt ein Bild der lokalen Festspielgeschichte und der allgemeinen Kulturgeschichte des Drachens
    • Das Museum des Heimatkreises Bischofteinitz ging aus den 1972 gegründeten Sammlungen des sudetendeutschen Heimatkreises Bischofteinitz/Südliches Egerland hervor
    • Abteilung Glas und Glasstraße mit einem Kinder-Erlebnisbereich
  • Privates Museum Flederwisch mit Transmissionswerkstatt, historischer Druckerei, Schmiede und Auswanderungsagentur
  • Die historische Hammerschmiede Voithenberghütteliegt im Tal der Kalten Pastritz unmittelbar an der Grenze zur Tschechischen Republik, wurde 1823 durch den Freiherrn Zacharias Voith von Voithenberg erbaut und war bis 1926 in Betrieb. Die Werkstatt ist eine Außenstelle des Landestormuseums, beherbergt eine Ausstellung von Schmiedeprodukten und Dokumenten und zeigt Schmiedevorführungen mit zwei wasserradgetriebenen Hämmern
  • Das privat geführte Waldmuseum Sengenbühl am Steinbruchsee zeigt eine Sammlung von etwa 800 Präparaten einheimischer Tiere, Anschauungsmaterial zur Geologie und Pflanzenwelt der Umgebung und zur Holzbearbeitung. Außerdem besitzt das Museum eine umfangreiche Uhrensammlung, sowie ein angegliedertes Wildgehege und Fischteiche

Further Felsengänge

Wie zahlreiche andere Städte in Bayern, ist Furth im Wald teilweise „untertunnelt“. Die mittlerweile durch engagierte örtliche Historiker und Freizeit-Aktivisten wieder freigelegten Felsengänge sind in den Sommermonaten zu besichtigen.

Drachensee

Zur Zeit befindet sich in der Gemarkung Ösbühl der Hochwasserspeicher Furth im Wald, im Volksmund „Drachensee“, in Bau. Die Bauarbeiten und der Stausee sollen im Frühjahr 2009 fertiggestellt werden.
Der Drachensee soll jedoch vorerst nicht zum Baden geeignet sein.

Leonhardiritt

Jedes Jahr am Vormittag des Ostermontags findet seit über 200 Jahren ein Leonhardiritt um die Leonhardi-Kirche mit anschließender Feldmesse und Pferdesegnung auf dem Stadtplatz statt.

Stadtpfarrkirche

Die barocke, 1893 erweiterte Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt prägt wesentlich das Stadtbild.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Bahnhof Furth im Wald ist Grenzbahnhof an der Bahnstrecke von Schwandorf nach Plzeň. Aufgrund der Grenzlage und der von Güter- und Personenverkehr stark benutzten Strecke bestehen hier großräumige Gleisanlagen für Güterzüge und für evtl. Lokwechsel.

Per Eisenbahn besteht wochentags eine annähernd stündliche Verbindung zur nächst gelegenen Kreisstadt Cham. Es gibt ferner regelmäßige Verbindungen nach Schwandorf, Regensburg, Nürnberg und München sowie nach Tschechien (Regionalverkehr nach Domažlice (Taus), Fernverkehr nach Plzeň und Prag). Pendler nutzen diese Zugverbindungen, um zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen.

Furth im Wald ist mit der B 20, bzw. auf tschechischer Seite die N 26 bei Česká Kubice, an das überörtliche Straßennetz angebunden.

Ansässige Unternehmen

Aus einer traditionellen Glashütte entstand die „Flabeg“, auf die in Further Arbeiterkreisen jedoch stets nur als „Glashütte“ Bezug genommen wird. Die „Flabeg GmbH & Co. KG“ verfügt über selbstentwickelte Technik zum Glasbiegen und ist nebenbei weltweit einer der wichtigsten Hersteller von KFZ-Spiegeln, Display-, Bildschirm- und Scannerglas sowie Sonnenkollektoren für Parabolrinnenkraftwerke.

Es existieren mehrere kleine Industriegebiete mit Elektronikunternehmen (Deltec Automotive GmbH & Co.KG, Elotec Fischer GmbH, Zollner Elektronic AG) sowie weiteren Zulieferbetrieben. Wichtige Arbeitgeber sind auch der Tourismus, der Schlachthof Moksel sowie der Einzelhandel.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Helge Wendler, (16. Juli 1947 in Furth im Wald, † 22. März 1996 bei Almeria/Spanien. deutscher Kameramann

Ehrenbürger

  • Stadtpfarrer i. R. Prälat Sebastian Werner
  • Dr. Edmund Stoiber
  • Willi Gabriel

Bilder

Literatur

  • Furth i. Wald 1332-1982 - Redaktion Reinhold Macho und Siegi Wild, Perlinger Druck, Furth im Wald
  • Furth im Walde - Autor: Josef Pongratz, Neue-Presse-Verlags-GmbH, Passau
  • Stadtgeschichte
Commons: Furth im Wald – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien