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Anton Pawlowitsch Tschechow

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Anton Pawlowitsch Tschechow [ˈtʃʲɛxəf] (russisch Анто́н Па́влович Че́хов, wiss. Transliteration Anton Pavlovič Čechov; * 17. Januar 1860 in Taganrog, Russland; † 15. Juli 1904 in Badenweiler) war ein russischer Schriftsteller und Dramatiker.

Leben

Tschechow besuchte von 1868 bis 1879 das Gymnasium in Taganrog. Nach dem Schulabschluss ging er nach Moskau, um an der medizinischen Fakultät der Moskauer Universität sein Diplom als Arzt zu bekommen. Er musste Eltern und Geschwister ernähren. Tschechow betätigte sich als Arzt und war Mitarbeiter bei humoristischen Journalen. Seit 1882 schrieb er für eine Sankt Petersburger Zeitung. Auf seinem Landgut bei Moskau hat der Arzt die Bauern kostenlos behandelt. Der bereits lungenkranke Schriftsteller nahm 1890 klaglos die Strapazen einer Reise durch Sibirien auf sich, um über Zwangsarbeit auf der Gefangeneninsel Sachalin zu berichten. Der Reisebericht schilderte erschütternd das "Leben" von Ausgegrenzten im Zarenreich.

Hier im ehemaligen Hotel Sommer, der heutigen Rehabilitationsklinik Park-Therme, in Badenweiler starb Tschechow

1901 ehelichte Tschechow die Schauspielerin Olga Knipper. Aufgrund seiner Lungentuberkulose zog er nach Jalta (Krim/Südukraine) um. Im Sommer 1904 ging er in den Kurort Badenweiler in Deutschland. Dort verstarb er am 15. Juli (nach anderen Quellen am 14. Juli). Nach einem Glas Champagner sollen "Ich sterbe" seine letzten Worte gewesen sein. Das Grab des Dramatikers befindet sich in Moskau.

Das Werk

Tschechow ist einerseits als Verfasser einer großen Zahl von Erzählungen hervorgetreten, andererseits als Dramatiker. Die bekanntesten Dramen sind Die Möwe (Чайка, Čajka), Onkel Wanja (Дядя Ваня, Djadja Wanja), Die drei Schwestern (Три сестры, Tri sestry), Der Kirschgarten (Вишневый сад, Wischnjowy sad). Die meisten seiner wichtigen Erzählungen (so zum Beispiel Krankenzimmer Nr. 6 und Die Schlucht) drehen sich um das Leben der Kleinbürger in Russland, um die Sünde, das Böse, der Verfall des geistigen Lebens und der Gesellschaft. Sie lesen sich als tiefer, müder Seufzer. Andere jedoch, wie Der Student oder Die Steppe, sind eine rauschende Huldigung an Gott, die Welt und das Menschengeschlecht...

Tschechow-Denkmal im Kurpark in Badenweiler

Denkmal im Kurpark von Badenweiler

Am 15. Juli 1908, vier Jahre nachdem der russische Schriftsteller und Dramatiker Anton Pawlowitsch Tschechow in Badenweiler starb, wurde Tschechow weltweit das erste Denkmal gesetzt. Es war das erste Denkmal, dass überhaupt einem russischen Schriftsteller außerhalb seiner Heimat gesetzt wurde. Das erste Denkmal wurde 1918 kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges für Rüstungszwecke eingeschmolzen, übrig blieb der leere Sockel. Erst 1992 wurde eine neue Tschechow-Büste als Geschenk der Tschechow-Freunde der Insel Sachalin auf den alten Sockel gesetzt.

Würdigungen

Am 15. Juli 1908, vier Jahre nachdem Anton Pawlowitsch Tschechow in Badenweiler starb, wurde ihm das weltweit erste Denkmal gesetzt. Es war das erste Denkmal, das überhaupt einem russischen Schriftsteller außerhalb seiner Heimat gesetzt wurde. Dieses Denkmal wurde 1918 kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Übrig blieb der leere Sockel. Erst 1992 wurde eine neue Tschechow-Büste als Geschenk der Tschechow-Freunde der Insel Sachalin auf den alten Sockel gesetzt.

Literatur

  • Lydia Awilowa: Tschechow, meine Liebe. Erinnerungen. Berlin: Ed. Ebersbach. 2004. (= Blue notes; 20) ISBN 3-934703-70-4
  • Rosamund Bartlett: Anton Cechov. Eine Biographie. Wien: Zsolnay. 2004. ISBN 3-552-05309-3
  • Gerhard Bauer: "Lichtstrahl aus Scherben". Cechov. Frankfurt am Main u.a.: Stroemfeld. 2000. (= Nexus; 56) ISBN 3-86109-156-9
  • Christine von Brühl: Die nonverbalen Ausdrucksmittel in Anton Cechovs Bühnenwerk. Bern u.a.: Peter Lang. 1996. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 16; Slawische Sprachen und Literaturen; 52) ISBN 3-631-49062-3
  • Ivan Bunin: Cechov. Erinnerungen eines Zeitgenossen. Berlin: Friedenauer Presse. 2004. ISBN 3-932109-38-4
  • Marija P. Cechova: Mein Bruder Anton Tschechow. Berlin: Kindler. 2004. ISBN 3-463-40446-X
  • György Dalos: Die Reise nach Sachalin. Auf den Spuren von Anton Tschechow. Hamburg: Europ. Verl.-Anst. 2001. ISBN 3-434-50503-2
  • Ingrid Dlugosch: Anton Pavlovic Cechov und das Theater des Absurden. München: Fink. 1977. (= Forum Slavicum; 42) ISBN 3-7705-1594-3
  • Raffaella Fortarel: Lebenseinstellungen - Glaubensvorstellungen. Ethische Positionen im Werk von Anton Pavlovic Cechov. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang. 2003. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 16; Slawische Sprachen und Literaturen; 70) ISBN 3-631-51045-4
  • Matthias Freise: Die Prosa Anton Cechovs. Eine Untersuchung im Ausgang von Einzelanalysen. Amsterdam u.a.: Rodopi. 1997. (= Studies in Slavic literature and poetics; 30) ISBN 90-420-0336-7
  • Horst-Jürgen Gerigk: Die Russen in Amerika. Dostojewskij, Tolstoj, Turgenjew und Tschechow in ihrer Bedeutung für die Literatur der USA. Hürtgenwald: Pressler. 1995. ISBN 3-87646-073-5
  • Natalia Ginzburg: Anton Cechov. Ein Leben. Berlin: Wagenbach. 2001. (= Salto; 17) ISBN 3-8031-1116-1
  • Michael Haubrich: Typisierung und Charakterisierung in der Literatur. Dargestellt am Beispiel der Kurzgeschichten A. P. Cechovs. Mainz: Liber. 1978. ISBN 3-88308-007-1
  • Karla Hielscher: Tschechow. Eine Einführung. München u.a.: Artemis. 1987. (= Artemis-Einführungen; 34) ISBN 3-7608-1334-8
  • Roswitha Hoffrichter: Natur- und Raumdarstellungen in A. P. Cechovs Erzählungen. 1895 - 1902. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang. 1990. (= Beiträge zur Slavistik; 12) ISBN 3-631-42809-X
  • Vladimir B. Kataev (Hsrg.): Anton P. Cechov - philosophische und religiöse Dimensionen im Leben und im Werk. Vorträge des Zweiten Internationalen Cechov-Symposiums, Badenweiler, 20.-24. Oktober 1994. München: Sagner. 1997. (= Die Welt der Slaven; 1) ISBN 3-87690-675-X
  • Rolf-Dieter Kluge: Anton P. Cechov. Eine Einführung in Leben und Werk. Darmstadt: Wiss. Buchges. 1995. ISBN 3-534-12631-9
  • Volker Müller: Tausend und eine Leidenschaft. Feuilletons, Szenen, Reisebilder, Essays aus Deutschland zum Tschechow-Jahr. Rostock: Koch. 2004. ISBN 3-937179-45-3
  • Franz-Josef Ochsenfeld: Anton P. Tschechow, die Insel Sachalin. Köln: Hansen. 1994. (= Kölner medizinhistorische Beiträge; 66) ISBN 3-925341-65-X
  • Wolfgang Pailer: Die frühen Dramen M. Gor'kijs in ihrem Verhältnis zum dramatischen Schaffen A. P. Cechovs. München: Sagne. 1978. (= Slavistische Beiträge; 122) ISBN 3-87690-148-0
  • Peter Rippmann: Der andere Cechov. Ein Pamphlet. Bielefeld: Aisthesis. 2001. (= Aisthesis-Essay; 12) ISBN 3-89528-316-9
  • Frank Rainer Scheck: Anton Cechov. München: dtv. 2004. (= dtv; 31075. dtv-Portrait) ISBN 3-423-31075-8
  • Birgit Scheffler: Elemente des Cechovschen Dialogs im zeitgenössischen russischen Drama. München: Sagner. 1994. (= Slavistische Beiträge; 318) ISBN 3-87690-584-2
  • Wolf Schmid: Ornamentales Erzählen in der russischen Moderne. Cechov - Babel - Zamjatin. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang. 1992. (= Slavische Literaturen; 2) ISBN 3-631-44242-4
  • Klavdia Smola: Formen und Funktionen der Intertextualität im Prosawerk von Anton Cechov. München: Sagner. 2004. (= Slavistische Beiträge; 428) ISBN 3-87690-877-9
  • Anja Tippner: Alterität, Übersetzung und Kultur. Cechovs Prosa zwischen Rußland und Deutschland. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang, 1997. (= Slavische Literaturen; 13) ISBN 3-631-49608-7
  • Peter Urban: Cechov-Chronik. Daten zu Leben und Werk. Zürich: Diogenes. 2004. ISBN 3-257-01607-7
  • Thomas Wächter: Die künstlerische Welt in späten Erzählungen Cechovs. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang. 1992. (= Slavische Literaturen; 1) ISBN 3-631-43844-3
  • Birgit Wetzler: Die Überwindung des traditionellen Frauenbildes im Werk Anton Cechovs (1886 - 1903). Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang. 1991. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 16; Slawische Sprachen und Literaturen; 40) ISBN 3-631-44042-1
  • Elsbeth Wolffheim: Anton Cechov. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1988. (= Rowohlts Monographien; 307) ISBN 3-499-50307-7