Cumbia
Die Cumbia war ursprünglich gar kein Paartanz, sondern ein Kreistanz, der seine Anfänge in der Kolonialzeit in Kolumbien hat. Afrikanische Arbeitersklaven von den Zuckerrohrplantagen umwerben in der Cumbia die einheimischen Frauen, ohne sie jedoch dabei zu berühren. Die Eingeborenen-Frauen waren davon - so berichtet die Legende - wenig begeistert; sie erhörten das Werben der schwarzen Verehrer nicht und wiesen sie im Tanz ab. Dennoch vermischten sich die Rassen im Laufe der Zeit und die Cumbia wurde zum Tanz der Mestizen und Mulatten.
Der Name kommt von dem Wort cumbé, einem populären afrikanischen Tanz aus der Region von Batá in Guinea. Dabei bedeutet "cum" Trommel und "ia" sich bewegen, sich schütteln. Ursprünglich von den Sklaven nach Kolumbien gebracht, vermischte sich der Cumbé im Laufe der Zeit mit indianischen und spanischen Elementen und wandelte sich so in die Cumbia.
Traditionell spielen in der Cumbia die "gaitas" (Flöten aus Kaktus oder Bambusrohr), das Akkordeon, die Maracas und verschiedene (Trag-)Trommeln eine zentrale Rolle. In den modernen kommerzialisierten Orchestern finden sich aber selbstverständlich auch Klavier, E-Gitarre, E-Bass, Klarinette und Blechblasinstrumente. Cumbia wird im 4/4-Takt gespielt bei mittlerem Tempo (80-110 bpm), während - anders als bei der Salsa - die Grundschläge auf der 1 und der 3 deutlich markiert werden, oft mit Hilfe einer Marschtrommel. Der zweite und vierte Schlag wird meistens in Achteln unterteilt, die unterschiedlich akzentuiert werden können. Manche kolumbianische Musiker mischen in Live-Auftritten gerne ein paar Takte Cumbia in ihre Salsa-Arrangements, um so die Nähe der beiden Musikarten zu veranschaulichen.
Das charakteristische Schema ist dabei folgendes:
- 1. Strophe: Zwischenspiel (instrumental) - Refrain - Zwischenspiel
- 2. Strophe: Refrain - Wiederholung - Refrain
Dieses Schema wird zwar oft variiert, aber nur wenige Cumbias haben mehr als zwei Strophen.
Das Zentrum der Cumbia-Musik ist Barranquilla an der Karibik-Küste Kolumbiens. Eines der wichtigsten Cumbia-Festivals findet jährlich im Juni in El Banco am Rio Magdalena statt. Von der Karibik-Küste Kolumbiens gelang die Cumbia auf diese Weise entlang des Flusslaufs schnell ins Landesinnere. In der Gegenwart hat sich die Musik in Lateinamerika immer weiter verbreitet und hat inzwischen international Erfolg - von Argentinien und Chile bis hoch nach Mexiko.
Die Cumbia erlebt seit Anfang der 90er Jahre in ganz Südamerika ein Revival, und es entstanden zahlreiche neue Strömungen. Hier wäre zu nennen:
- die Tecno Cumbia aus Kolumbien und Peru, die elektronische Elemente in die Cumbia einführt. Interpret: Rossy War
- die Cumbia Romántica, eine recht kommerzielle Stilrichtung aus Argentinien, die mit Pop-Einflüssen und Synthi-Melodien viele Hits produziert. Interpreten: Ráfaga, Amar Azul
- die Cumbia Andina, die die Einflüsse der andinen Folklore Boliviens, Chiles und Perus verarbeitet
- die Cumbia Villera (Slum-Cumbia), eine eigenständige Cumbia-Version aus Argentinien, die ähnlich wie der Hip Hop der USA das Sprachrohr der Armen und Kleinkriminellen ist. Interpreten: Damas Gratis, Los Pibes Chorros
- die Cumbia Rapera, eine Kreuzung von Cumbia und Hip Hop, vor allem populär in Argentinien und Mexiko. Interpreten: Celso Piña, La Cuarta Cuadra, Bajo Palabra