Zum Inhalt springen

Unbreakable – Unzerbrechlich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. März 2009 um 20:44 Uhr durch ADK (Diskussion | Beiträge) (-Vorlage:Lesenswert Kandidat nach gescheiterter Kandidatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Film
Titel Unbreakable – Unzerbrechlich
Originaltitel Unbreakable
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 2000
Länge 106 Minuten
Stab
Regie M. Night Shyamalan
Drehbuch M. Night Shyamalan
Produktion Barry Mendel, Sam Mercer, M. Night Shyamalan
Musik James Newton Howard
Kamera Eduardo Serra
Schnitt Dylan Tichenor
Besetzung

Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Infobox Film): "AF"

Unbreakable – Unzerbrechlich (Originaltitel: Unbreakable) ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2000. Regie führte M. Night Shyamalan, der auch das Drehbuch verfasste. Der Film lässt sich den Genres des Comicfilms, des Melodrams und des Thrillers zuordnen. Er erzählt die Geschichte von David Dunn, dem einzigen Überlebenden eines Zugunglücks, der den Comic-Sammler Elijah Price kennen lernt. Eine folgenschwere Begegnung, die dazu führt, dass sich David allmählich seiner übernatürlichen Kräfte bewusst wird.

Handlung

Unbreakable - Unzerbrechlich arbeitet mit zwei zunächst voneinander unabhängigen Erzählsträngen, die im Verlauf des Films ineinander verwoben werden. Die beiden Handlungsstränge sind im Film nicht chronologisch dargestellt; in einer Handlungsbeschreibung bietet sich dies allerdings an, weil die im Film dargestellte Handlungsreihenfolge hier eher verwirren würde.

Erzählstrang 1 „Elijah Price“

Zum einen erzählt der Film die Geschichte des Kunsthändlers Elijah Price. Er leidet seit seiner Geburt an einer Glasknochen-Krankheit, der Osteogenesis imperfecta. Der Zuschauer erfährt in mehreren Filmsequenzen, wie Elijah – gefordert und gefördert von seiner Mutter – versucht, trotz seiner Krankheit ein möglichst normales Leben zu führen. Dass dies kaum möglich ist, wird durch verschiedene Krankenhausaufenthalte deutlich, denen sich Elijah unterziehen muss. Eine Schlüsselszene des Filmanfangs zeigt den jugendlichen Elijah, der sich weigert, die elterliche Wohnung zu verlassen und auf den nahe gelegenen Spielplatz zu gehen. Seine Mutter drängt ihn dazu, die Wohnung zu verlassen. Sie ködert ihn mit einem Geschenk, das sie für ihn auf einer Bank auf dem Spielplatz deponiert hat. Er, so die Mutter, dürfe das Geschenk behalten, wenn er es sich selbst vom Spielplatz hole. Elijah tut dies und bekommt von seiner Mutter seinen ersten Comic geschenkt. Ein folgenreiches Geschenk, denn Elijah entwickelt ein immer stärker werdendes Interesse an diesem Genre und wird nicht nur zum leidenschaftlichen Sammler von Comics, sondern spezialisiert sich später als Kunsthändler mit einer eigenen Galerie auf Originalzeichnungen von Comics.

Darüber hinaus werden Comics für Elijah zu einer Art Ersatzleben: Besonders faszinieren ihn daran die Superhelden mit übermenschlichen Fähigkeiten – eine für einen Menschen in seiner Lebenssituation verständliche Faszination, bilden sie doch mit überdurchschnittlichen körperlichen Fähigkeiten das genaue Gegenteil zu Elijah selbst, der sich aufgrund seiner unheilbaren Krankheit als körperlich stark benachteiligt empfindet.

Erzählstrang 2 „David Dunn“

Der Protagonist des zweiten Handlungsstranges ist David Dunn, der beim Sicherheitsdienst eines Footballstadions arbeitet. Er befindet sich am Anfang des Films mit dem Zug auf dem Nachhauseweg. Kurz vor der Ankunft entgleist der Zug – die Fahrt endet in einer Katastrophe. Alle 132 Zuginsassen außer David kommen ums Leben; er überlebt entgegen aller Wahrscheinlichkeit und zum Erstaunen der Ärzte völlig unverletzt. Die Ehe der Dunns steckt in einer tiefen Krise; die Bahnfahrt vom Filmanfang war das Resultat eines Bewerbungsgesprächs für einen Job, der David – träte er ihn an – von seiner Familie trennen würde. Der Zuschauer spürt sehr bald, dass die Atmosphäre in der Familie Dunn sehr kühl und distanziert ist: David schläft beispielsweise jede Nacht bei Joseph statt im gemeinsamen Schlafzimmer. Von Davids gesamter Person geht eine große Unnahbarkeit aus, ohne dass sich für den Zuschauer zunächst ein Grund dafür erkennen lässt.

Die Verbindung der beiden Erzählstränge

David nimmt am Gedenkgottesdienst für die Opfer der Zugkatastrophe teil, die er selbst überlebt hat. Als er zu seinem Wagen zurückkommt, findet er unter dem Scheibenwischer die Karte einer Kunstgalerie mit einer Notiz, die sinngemäß besagt, dass er in die Galerie kommen soll, wenn er erfahren möchte, warum er als einziger das Zugunglück überlebt hat. David besucht mit seinem Sohn Joseph zusammen die Galerie. Dort angekommen – es ist die Kunstgalerie von Elijah Price – eröffnet ihm dieser, dass er eine Theorie dafür hat, warum David das Unglück überlebte. Nach dieser Theorie, so Elijah, hat die Natur Menschen geschaffen, die körperlich unterdurchschnittlich entwickelt sind. Deshalb glaubt Elijah, dass es auch Menschen mit überdurchschnittlichen körperlichen Fähigkeiten geben muss – ähnlich den Superhelden in seinen Comics. Weil David so unerwartet eine Katastrophe unbeschadet überlebt hat, ist Elijah überzeugt, dass David quasi ein gegensätzliches körperliches Extrem zu ihm selbst darstellt, d.h. ein realer Superheld ist. Elijah bedrängt David mit Fragen, wie z.B. ob er jemals krank gewesen sei oder ob er sich unglücklich fühle, ohne einen Grund hierfür zu kennen. David reagiert brüsk, und die Dunns verlassen die Galerie.

Obwohl David die Möglichkeit, ein Superheld zu sein, Elijah gegenüber verneint hat, stellt er Nachforschungen an. Dabei erfährt er unter anderem von seinem Arbeitgeber, dass er bisher noch keinen einzigen Tag krankheitsbedingt gefehlt hat. Und seine Frau Audrey bestätigt, dass sie sich nicht erinnern kann, dass David jemals in ihrer Beziehung eine Erkältung oder eine ähnliche Krankheit gehabt habe. David beginnt in Betracht zu ziehen, dass an der Theorie von Elijah doch etwas Wahres sein könnte. Die Hinweise, dass David ein außergewöhnlicher Mensch sein könnte, verdichten sich immer mehr. Elijah leitet David bei seinen Nachforschungen an. Verschiedene Szenen zeigen, wie sich David immer mehr damit abfindet, besondere Fähigkeiten zu besitzen. Zum Beispiel erinnert er sich an einen schweren Autounfall, den er ebenfalls unversehrt überstanden hat. Einzig sein Sohn Joseph ist sehr schnell überzeugt, dass sein Vater ein Superheld ist. Er ist z.B. dabei, als David beim Gewichtheben im eigenen Keller feststellt, dass er beträchtlich mehr Gewicht stemmen kann, als gedacht. Um seinen zweifelnden Vater davon zu überzeugen, dass er ein Superheld mit übernatürlichen Kräften ist, stiehlt er David die Pistole und will auf ihn schießen – um ihm zu „beweisen“, dass er auch eine Pistolenkugel unversehrt überleben wird. David kann ihn von diesem „Versuch“ gerade noch abbringen.

Davids Autounfall, an dem auch Audrey – zum Zeitpunkt des Unfalls seine Freundin – beteiligt war, entpuppt sich als eine weitere Schlüsselszene: Obwohl in Wirklichkeit unbeschadet, gibt er Audrey gegenüber vor, bei dem Unfall verletzt worden zu sein. Der Grund: David ist zum Zeitpunkt des Unfalls ein Football-Nachwuchstalent mit Ambitionen auf einen Profivertrag. Audrey aber will keinen Football-Profi heiraten, weil diese, so sagt sie, alle über kurz oder lang körperliche Krüppel würden. Der Unfall gibt David die Möglichkeit, sich, ohne sein Gesicht zu verlieren, vom Profisport zu verabschieden. Die beiden heiraten. Statt dem Leben eines Footballstars führt er jetzt das einfache Dasein eines Security-Mitglieds im Footballstadion.

Langsam beginnt David, an seine übernatürlichen Fähigkeiten zu glauben. Neben seinen außergewöhnlichen Kräften entdeckt er auch seine Fähigkeit, die schlechten Seiten von Menschen zu sehen, wenn er diese berührt. Er geht nachts durch die Stadt, um seine „Superkräfte“ zu prüfen und entdeckt wirklich ein Verbrechen, das er zum Teil verhindern kann: Er rettet zwei Kinder aus den Fängen eines Psychopathen, der in ein fremdes Haus eingedrungen ist. Allerdings kommt die Hilfe für die Eltern zu spät, und auch David selbst kommt bei seiner Aktion fast ums Leben.

Schluss

Elijah und David sind sich im Lauf von Davids Entwicklung näher gekommen, ohne wirklich Freunde geworden zu sein. Deshalb lädt der Galerist David zu einer Vernissage ein. In der Galerie ziehen sich die beiden zu einem Gespräch in Elijahs Büro zurück. Als David Elijah die Hand gibt, „sieht“ er, dass es Elijah war, der das Zugunglück – und zuvor noch weitere "Katastrophen" – zu verantworten hat. David stellt Elijah zur Rede und der Galerist gesteht, dass er mit diesen als Unglücke getarnten Verbrechen Situationen herbeiführen wollte, die einen Superhelden, den es nach Elijahs Theorie ja geben muss, erkennbar werden lassen würden. David ist fassungslos über die Tatsache, dass Elijah bereit war, viele Menschenleben zu opfern, nur um seine Theorie bestätigt zu bekommen. Elijah wird verhaftet und in eine psychiatrische Klinik eingeliefert.

Entstehung

Bruce Willis 2007, sieben Jahre nach den Dreharbeiten zu Unbreakable

M. Night Shyamalan entwickelte die Idee zu Unbreakable – Unzerbrechlich während den Dreharbeiten zu The Sixth Sense. Die Grundidee ist, dass eine Person bemerkt, dass sie ein Superheld ist. Shyamalan schrieb sechs Seiten pro Tag und teilte das Drehbuch in drei Akte auf.[1] Im ersten Akt erkennt die Person ihre Macht, im zweiten kämpft sie gegen Gut und Böse und im dritten nur gegen das Böse. Im Nachhinein distanzierte er sich aber von dieser Fassung, da er den zweiten und dritten Akt nicht für angemessen hielt. Deshalb überarbeitete Shyamalan das Skript, bis es seinen Vorstellungen entsprach. Nach dessen Fertigstellung präsentierte er es den Disney-Studios (The Walt Disney Company), die bereits seinen vorausgegangenen Film finanziert beziehungsweise verliehen hatten. Disney kaufte ihm das Drehbuch für die rekordverdächtige Summe von 5 Millionen US-Dollar ab und bot Shyamalan weitere 5 Millionen US-Dollar für die Regie an. Dieser willigte ein.[2]

Als Produzenten wurden Barry Mendel und Sam Mercer eingestellt. Shyamalan zeigte das Skript anschließend dem Schauspieler Bruce Willis, dem der Filmemacher bereits während dem Dreh zu The Sixth Sense von dieser Idee erzählt hatte, und bot ihm die Hauptrolle des David Dunn an. Willis fand das Drehbuch überzeugend und nahm an. Des Weiteren wollte der Regisseur ursprünglich die Rolle der Audrey Dunn mit Julianne Moore besetzen. Moore entschied sich jedoch für die ihr angebotene Rolle im Film Hannibal.[3] Letztendlich verpflichtete man Robin Wright Penn für Davids Frau. Weitere Rollen wurden mit Samuel L. Jackson, Spencer Treat Clark und Charlayne Woodard besetzt. Shyamalan selbst hat einen Cameo-Auftritt als Drogendealer, der von David Dunn durchsucht wird.

Shyamalan entwarf ein Storyboard, da die Designer so den Dekor und alles Entsprechende für Szenen im Voraus planen konnten. Der indischstämmige Filmemacher wollte eine Welt kreieren, die sehr real sein sollte, „als ob die Geschichte sich um die Ecke abspielen könnte“.[4] Elijah Prices schiefe Haarfrisur wurde von der Frisur Frederick Douglass' inspiriert.[1] Die Dreharbeiten begannen schließlich am 25. April 2000 mit einem Budget von 75 Millionen US-Dollar und endeten im Juni 2000. Gedreht wurde unter anderem in Philadelphia, Pennsylvania.

Genre

Genauso wenig wie sich Shyamalans Signs – Zeichen allein dem Science-Fiction-Film zuordnen lässt, kann man bei Unbreakable – Unzerbrechlich von einem Comicfilm sprechen. Der Film übernimmt zwar visuelle Effekte des Superheldenfilms und „unterwirft sich den narrativen Rahmenbedingungen naiver Gut-Böse-Sujets“, unterscheidet sich aber von Filmen desselben Genres wie etwa Superman, Batman oder X-Men.[5] David Dunn hat Züge eines „echten“ Superhelden, weist jedoch erhebliche Charakterzüge von Schwäche, Phobien und Traumata auf, die im Comic- bzw. Actionfilm eher untypisch sind.[6] Westerboer sieht in dem Film deshalb „melodramatische Geste[n]“[6] während Marco Kreuzer den Film wegen seiner teils unheimlichen und bedrohlichen Atmosphäre als Mystery-Thriller bezeichnet.[7]

Themen und Motive

Familienkrise und Identitätssuche

Der Ausgangspunkt in Unbreakable – Unzerbrechlich stellt eine zerrüttete Familie dar.[8] Dies ist vor allem daran zu erkennen, dass David seinen Eheringe abstreift, als sich eine noch recht junge Frau im Zug neben ihn setzt, oder nach der Rückkehr in seine Familie, wo sich „ein Bild der Distanz und Kommunikationslosigkeit, die ausschließlich von ihm selbst ausgeht“, zeigt.[9] Später im Laufe des Films erfährt der Zuschauer, dass David mit seinem Leben nicht zufrieden ist und deshalb seine Familie bewusst auf Abstand hält. Er weicht Audreys Blicken aus, und als Joseph die Hände seines Vaters und seiner Mutter, als beide David nach dem Zugunglück im Krankenhaus abholen, ineinander legt, hält die Verbindung nur kurz an.[10] Hinzu kommt, dass David sich seine Wünsche und Neigungen nicht erfüllt, seine Bedürfnisse stellt er hinter die seiner Frau Audrey. Weitere Beispiele „für den individuellen Verzicht“ sind im Film zwar nicht zu sehen, „doch die Art wie sich David in seiner Lebenswelt bewegt, lässt darauf schließen, dass er sich vorwiegend zweckmäßig angepasst hat: Er ist Sicherheitswachmann, sonst nichts, das Privatleben leer“.[11]

In diese Familienkrise schleicht sich zudem Davids Identitätssuche ein. Nach dem überlebten Unfall wird durch Elijahs Einschreiten die indirekte Frage in den Raum gestellt, ob er nicht ein Superheld sei. David glaubt nicht daran, übernatürliche Fähigkeiten zu besitzen und will das Gegenteil beweisen. Doch durch seine Recherchen, ob er jemals krank gewesen sei, stößt er auf „seine größte Lebenslüge“. Ein früherer Autounfall blieb eigentlich ohne Folgen, er hat seine Verletzung nur vorgetäuscht um mit Audrey ein glückliches Leben ohne den Football führen zu können. Doch er hat diese Entscheidung verdrängt und die Schuld auf seine Familie geschoben. Jetzt ist er hin- und hergerissen in Bezug auf seine Identität, was die Beziehung zu seiner Familie nicht gerade verbessert. Soll er ein normaler Menschen bleiben oder seine Kräfte erforschen? David trifft seine Entscheidung nach mehreren Indizien, die seine Fähigkeiten anscheinend bestätigen: Aus den Händen eines Psychopathen rettet er schließlich zwei Kinder.[12]

Nach Davids Selbstfindung verbessern sich die Familienverhältnisse, und er tauscht sich wieder mit seiner Frau aus.

Vaterentbehrung

David hat keine sichere Identität, bewegt sich fast lethargisch durch den Alltag und hat kaum Bezug zu seiner Umgebung. Unter dieser Identitätsstörung leidet vor allem sein Sohn Joseph.[13] Er befindet sich in der Pubertät, und in dieser Zeit des Erwachsenwerdens ist der Vater als Identifikationsfigur von größter Relevanz: Das Kind will seine beschämende Kindheit überwinden, indem es sich mit dem Vater identifiziert und genau so „groß, stark, allwissend und mächtig“ werden möchte wie er.[14] Aber David wird diesem Anspruch nicht gerecht. Dies zeigt sich zum Beispiel, als er Joseph frühzeitig von der Schule abholen muss, weil dieser sich geprügelt hat. Dabei sagt er, dass er sich eigentlich nicht um solche Angelegenheiten kümmere. Diese Aussage verdeutlicht, dass David sich nur selten mit Joseph beschäftigt. In dem darauf folgenden Dialog fordert sein Sohn die Vaterrolle von ihm ein, dieser bekräftigt aber, er sei nur ein normaler Mann. „David versagt hier als Vater in zweifacher Hinsicht. Erstens verweigert er Joseph die Beschützerrolle und die Identifikationsfigur als sicheres, in der Gesellschaft verankertes Individuum, zweitens bezeichnet er sich als gewöhnlichen Mann, das Wort Vater kommt ihm dabei nicht in den Sinn.“[13] Als aber Davids übernatürliche Kräfte in Erscheinung treten, bauen diese ein anderes Verhältnis zwischen den beiden auf: Er entwickelt sich zur gottähnlichen Figur für Joseph.[15]

Regression

Mit der Geschichte Elijah Prices kommt die Regression als pathologischer Zustand zum Vorschein. Elijah akzeptiert am Ende zwar seine Krankheit und findet seine seelische Ruhe, trotzdem ist das Ende von einer Lösung weit entfernt, da er den Weg einer „bösartigen Regression“ geht. „Damit wird der Zustand unangenehmer Spannung beseitigt und das bestehende Anpassungsproblem auf einer niederen Ebene (scheinbar) gelöst“.[16] Um dieses Problem, diese Spannung zu lösen, zwischen sich und der Welt, in die er nicht passt bzw. in der er sich nicht wohl fühlt, denkt Elijah, er sei dazu befugt, als Unfälle getarnte Anschläge zu unternehmen und dabei Hunderte Menschen zu töten. Die Regression wird zur Psychose. Sein Handeln rechtfertigt er durch die mythische Überzeugung, dass es das Böse nicht ohne das Gute gibt und umgekehrt. Schließlich wird er zum unkontrollierten Bösen, das die Welt unheimlicher werder lässt.[11]

Inszenierung

Farbe

Das Zusammenspiel der Farben in Unbreakable ist sehr wichtig und erzählt schon fast seine eigene Geschichte. „Den Gegenständen scheinen sie ihre Charakteristika zu entziehen, legen keine Spuren mehr aus, sondern sind in sich selbst eine Spur“.[17] Die Farben sind Teil der Konstruktion der filmischen Erzählung und unterstreichen die Gegenüberstellung David Dunns mit Elijah Price im Sinn von "Gut und Böse". Davids grüne[1] und vor allem primärfarbene Kleidung steht im Gegensatz zu Elijahs verschiedenen Violetttönen, die sein geheimnisvolles und exzentrisches Aussehen betonen.[18]

Elijahs Violettvariationen stehen im direkten Gegensatz zu Davids Grün.

Auch die Beleuchtung wechselt ihre Farbe: Die Szenen mit Elijah gehen von einem warmen Gelb zu einem kühlen, fast schon metallischen Blau über je näher das Filmende rückt. Bei Davids Szenen ist es genau umgekehrt; sie wechseln von dem kalten Blau zu diesem lebendigen Gelb.[19] Des Weiteren wird die Gegenüberstellung des Protagonisten und Antagonisten durch ihren Hautfarbenkontrast (weiß/schwarz) unterstrichen. Um die Veränderung Davids zu verdeutlichen, werden seine eher blassen Farben im Laufe des Films zusammen mit seinem Bewusstsein immer stärker.[1]

Kamera

Der Film ist von langen Kameraeinstellungen geprägt, viele Szenen wurden mit nur einer einzigen Kamera aufgenommen. Etwa 30 Sequenzen wurden in einer Einstellung gedreht, was Shyamalan half, eine Symbiose zwischen Darsteller und Publikum zu schaffen.[1] Als David am Ende gegen den Eindringling kämpft, „verlässt die Kamera ihre beobachtende Position nicht“. Die gesamte Szene wird von einer überblickenden Einstellung gefilmt.[20] „Die so erreichte Objektivität und die durch die Handlung des Films gerechtfertigte Unbeholfenheit, die David bei diesem Kampf an den Tag legt, machen selbst die scheinbare Überwindung physikalischer Gesetze glaubwürdig“.[20]

Ein weiteres Beispiel ist das Treffen Davids mit seiner Frau Audrey im Restaurant. Sie sitzen an einem Tisch und versuchen, miteinander zu reden. Die Kamera zeigt sie anfangs in einer Totalen, das heißt, sie beobachtet das Geschehen aus einer gewissen Distanz.[21] Anschließend zoomt sie langsam auf das Paar zu. „Nach und nach verschwinden die anderen Gäste im Off, bis Audrey und David je ein äußeres Drittel des Bildes füllen. Diese Nähe offenbart die Fragilität der Beziehung in Davids ausweichendem Blick. Er scheint der ungebrochenen Konzentration Audreys auf ihn nicht standhalten zu können“. [21]

Die Kameraführung trägt aber auch zur Gegenüberstellung Davids und Elijahs bei. Als sich die beiden während eines Footballspiels treffen, stehen sie sich am Ende eines Durchgangs zu den Zuschauertribünen gegenüber. Die Einstellung wirkt „wie ein achsengespiegeltes Gegenstück zu Davids alleiniger Beobachtung des Spiels im Regencape“ im ersten Drittel des Films. In dieser Szene verkörperten „die Betonwände des Zugangstunnels Davids innere Geschlossenheit in ihrer Punktspiegelung durch seine zentral positionierte Gestalt“.[22] Außerdem ist das Bild bei dieser Szene ein wenig unruhig, sodass die angedeutete Symmetrie leicht ins Schwanken gerät.[23]

Schnitt und Ton

Die Montage macht Unbreakable - Unzerbrechlich überwiegend zu einem langsamen Film.[24] Es dominieren Szenen mit wenigen Schnitten, die dem Film so das Tempo nehmen, wie etwa durch lange Schwarzblenden.[25] „Heute entstehen die meisten Filme durch aufwändige Montagen im Schneideraum, der eigentliche Dreh verkommt zur puren Materialbeschaffung“, meint der Regisseur. „Ich wähle einen anderen Ansatz und versuche, die Magie des Augenblicks einzufangen. Wenn man während eines Gesprächs häufig schneidet, erzeugt man automatisch eine andere Realität als am Set.“[26] Als sich David im Bahnhof befindet und Leute anrempelt, um zu „sehen“ ob sie kriminelle Dinge unternommen haben, rückt die Musik in den Vordergrund und die schnelleren Schnitte und Bildbewegungen bilden einen deutlichen Kontrast zu der ansonsten visuellen Ruhe des Films.[27]

Rezeption

Als Unbreakable - Unzerbrechlich in den Vereinigten Staaten von Amerika am 14. November 2000 Weltpremiere feierte und am 22. November schließlich in den amerikanischen Kinos anlief, wurden am Startwochenende mehr als 30 Millionen US-Dollar eingenommen.[28] Die Kritiken fielen durchschnittlich bis positiv aus (67% der gesammelten Kritiken auf Rotten Tomatoes waren positiver Natur)[29], die Zuschauerwertungen der Internet Movie Database mit 7,2 von 10 Punkten ebenfalls.[30]

Roger Ebert, renommierter Filmkritiker der Chicago Sun-Times, gab dem Film drei von vier möglichen Sternen und zeigte sich von Unbreakable streckenweise sehr begeistert, kritisierte aber das Filmende. Des Weiteren lobte er Willis' Darstellung.[31] Dass der Film keine Originalität habe, war hingegen Kenneth Turans Meinung (Los Angeles Times). Er schrieb, The Sixth Sense sei einfach besser gewesen.[32] Todd McCarthy von der Variety war mit Shyamalans Drehbuch sowie der Leistung der Schauspieler unzufrieden. Er lobte aber den Cutter Dylan Tichenor und die Musik von James Newton Howard.[33] James Berardinelli schrieb, der Film habe viele visuelle und thematische Ähnlichkeiten mit The Sixth Sense. Unbreakable sei ein Hommage an die Comicsuperhelden und beeindrucke durch seinen klugen visuellen Stil.[34] 2008 wurde Shyamalans Film in die Liste der 500 besten Filme aller Zeiten des Empire Magazins auf Platz 452 aufgenommen.[35]

In Belgien und Frankreich folgte der Kinostart am 27. Dezember, in Deutschland am 28. Dezember 2000. In der Bundesrepublik wurden in der ersten Woche über eine Million Kinobesucher gezählt[36], in den französischen Kinos rund 1,3 Millionen.[37] Die französische Filmzeitschrift Cahiers du Cinéma veröffentlichte gleich drei verschiedene Filmbesprechungen. Emmanuel Burdeau sah in dem Film die Umkehrung von The Sixth Sense: David Dunn, ein Lebendiger, wird zu überzeugen versucht, dass er nicht sterben kann, während Dr. Crowe, ein Toter, in Sixth Sense an seine Lebendigkeit glaubt[38], Charles Tesson bezeichnete Shyamalans Spiel mit Gut und Böse als „eine hellsichtige Reflektion [sic!] der narrativen Bedingung des Hollywoodkinos“[39] und Olivier Joyard meinte, Shyamalan hätte das intellektuelle Kino Amerikas wieder belebt.[40] In Deutschland schrieb Heiko Rosner vom Filmmagazin Cinema: „Kunstvolle Kameraführung, lyrischer Szenenaufbau und subtile Andeutungen erzeugen einen schleichenden Suspense, unter dessen Oberfläche der Stachel des Übernatürlichen droht - als hätte Ingmar Bergman einen Thriller von Hitchcock inszeniert.“[41] Flemming Schock war im Filmspiegel der Meinung, Shyamalan habe diesen Film viel zu schnell gedreht. Er münde in „reinster Selbstanbiederung, erneuter übersinnlich durchsetzter Nichtssagerei und einem nach Schnellschussprinzip geschachteltem Pappkonstrukt“. Der einzige Lichtblick in diesem comicinspirierten Film sei die „unkonventionelle formale Virtuosität“.[42]

Thomas Klingenmaier (Stuttgarter Zeitung) war der Ansicht, der Regisseur erzähle die Geschichte besonders sorgfältig und realistisch. In der ersten Hälfte entwickele er Unbreakable so präzise und feinfühlig, als handle es sich um ein waschechtes Psycho- und Ehedrama. So klug in seiner Bildarbeit, so unerbittlich im Kleinhalten eines Lebens auf der großen Leinwand sei The Sixth Sense nicht gewesen. Außerdem meinte er, der Film höre auf, wo er zu erzählen anfangen müsse: bei der Frage, wie ein normaler Mensch mit den Gaben eines anormalen Körpers umgehen kann, bei der Psychopathologie der Superhelden.[43] Im Lexikon des internationalen Films wurde der Film ebenfalls positiv bewertet: „Spannende Mischung aus Horror- und Psycho-Thriller-Elementen, die auf die üblichen Inszenierungsmittel der Hollywood-Genres verzichtet und in langen Einstellungen und düsteren Bildern vom inneren Kampf der Hauptfigur erzählt, der sowohl psychologische als auch spirituelle Dimensionen beinhaltet“.[44]

Insgesamt erzielte Unbreakable - Unzerbrechlich ein weltweites Einspielergebnis von rund 250 Millionen US-Dollar und ist damit nach The Sixth Sense, Signs - Zeichen und The Village - Das Dorf Shyamalans vierterfolgreichster Film.[45] In Deutschland spielte der Film ca. 13,3 Millionen $ ein, in Österreich 4,8 Millionen $, in den USA 95 Millionen $ und in Großbritannien 16 Millionen $.[46] Trotz des kommerziellen Erfolges zeigte sich Shyamalan enttäuscht über die Rezeption seines Films.[47] Außerdem war er nicht mit Disneys Vermarktungsstrategie einverstanden, denn er wollte Unbreakable als Comicfilm präsentieren, nicht als einen Psycho-Thriller wie zuvor schon The Sixth Sense.[48]

Deutsche Synchronfassung

Die deutsche Synchronfassung wurde von der Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke aufgenommen. Das Dialogbuch schrieb Alexander Löwe, die Dialogregie führte Clemens Frohmann.[49]

Rolle Darsteller Synchronsprecher[49]
David Dunn Bruce Willis Manfred Lehmann
Elijah Price Samuel L. Jackson Engelbert von Nordhausen
Audrey Dunn Robin Wright Penn Arianne Borbach
Joseph Dunn Spencer Treat Clark Wilhelm-Rafael Garth
Ehlijahs Mutter Charlayne Woodard Hansi Jochmann
Doktor Dubin Michael Kelly Uwe Büschken
Dr. Mathison Eamonn Walker Torsten Michaelis
Elijah als 13-Jähriger Johnny Hiram Jamison Fionn Michael Verona

Auszeichnungen

M. Night Shyamalan erhielt eine Bram Stoker Award- und Science Fiction and Fantasy Writers of America-Nominierung für das beste Drehbuch. Der Film wurde mit dem deutschen Bogey Award in Silber ausgezeichnet und für den Saturn Award und International Horror Guild als bester Film nominiert. Außerdem wurden jeweils Samuel L. Jackson, Bruce Willis, Spencer Treat Clark und Robin Wright Penn für einen Blockbuster Entertainment Award nominiert.

Literatur

Primärliteratur

  • Green, Andy: Unbreakable: Bist du bereit für die Wahrheit?, Nürnberg: Burgschmiet-Verlag, 2001, ISBN 3-933731-57-7. (Nach dem Drehbuch von M. Night Shyamalan)

Sekundärliteratur

  • Kreuzer, Marco: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan. VDM Verlag Dr. Müller. ISBN 978-3-639-05921-2
  • Westerboer, Nils: Der innere Blick: Zur Konstruktion von Sehen und Wissen in M. Night Shyamalans The Sixth Sense, Unbreakable und Signs. VDM Verlag Dr. Müller. ISBN 978-3-8364-7005-6

Einzelnachweise

  1. a b c d e DVD: Unbreakable - Unzerbrechlich, Making of
  2. Angelina Chen und Michael Fleming: Deal makes 'Sense'. In: Variety. Abgerufen am 10. März 2009.
  3. Inside Moves. In: Variety. Abgerufen am 10. März 2009.
  4. Interview mit Sound Designer Richard King auf der DVD: Unbreakable - Unzerbrechlich
  5. Westerboer: Der innere Blick. S. 97
  6. a b Westerboer: Der innere Blick. S. 98
  7. Kreuzer: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan. S. 98
  8. Westerboer: Der innere Blick. S.82
  9. Kreuzer: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan. S.30 f
  10. Westerboer: Der innere Blick. S.71
  11. a b Kreuzer: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan. S.67
  12. Dieser Textabschnitt entstand nach einer Lektüre von Kreuzer: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan. S.28 - 32 und Westerboer:Der innere Blick S.71 - 80
  13. a b Kreuzer: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan. S.31
  14. Petri, Horst: Das Drama der Vaterentbehrung. Chaos der Gefühle - Kräfte der Heilung. Freiburg 2003. S. 37
  15. Kreuzer: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan. S.85
  16. Heuermann, Hartmut: Medienkultur und Mythen. Regressive Tendenzen im Fortschritt der Moderne. Hamburg 1994. S.37 zitiert in: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan. S.67
  17. Westerboer: Der innere Blick. S.97
  18. Westerboer: Der innere Blick. S.80
  19. Westerboer: Der innere Blick. S.96
  20. a b Kreuzer: Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan. S.50
  21. a b Westerboer: Der innere Blick. S.45
  22. Westerboer: Der innere Blick. S.74
  23. Westerboer: Der innere Blick. S.76
  24. Westerboer: Der innere Blick. S. 100
  25. Kreuzer:Die Dramaturgie des Unheimlichen bei M. Night Shyamalan, S. 52
  26. The Village - Das Dorf: M. Night Shyamalan über das Spiel mit der Angst und übernatürliche Kräfte. In: Spielfilm.de. Abgerufen am 20. Februar 2009 (deutsch).
  27. Westerboer: Der innere Blick. S.76
  28. Weekend Box Office. In: Box Office mojo. Abgerufen am 7. März 2009 (englisch).
  29. Unbreakable. In: Rottentomatoes. Abgerufen am 7. März 2009 (englisch).
  30. Unbreakable. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 14. März 2009 (englisch).
  31. Roger Ebert: Unbreakable. In: rogerebert.com. Abgerufen am 8. März 2009 (englisch).
  32. Kenneth Turan: An 'Unbreakable' Sense of Déjà Vu. In: Los Angeles Times. Abgerufen am 8. März 2009 (englisch).
  33. Todd McCarthy: Unbreakable. In: Variety. Abgerufen am 8. März 2009 (englisch).
  34. James Berardinelli: Review: Unbreakable. In: reelviews.net. Abgerufen am 8. März 2009 (englisch).
  35. Empire: Features. In: empireonline.com. Abgerufen am 8. März 2009 (englisch).
  36. M. Night Shyamalan: Die besten Startwochen. In: Inside Kino. Abgerufen am 18. Februar 2009.
  37. Busniness. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 7. März 2009.
  38. Burdeau: Mon père ce héros. In: Les Cahiers du Cinéma 553 1/2001 S.44
  39. Tesson: Les demons de la fiction. In: Les Cahiers du Cinéma 554 2/2001 S.84
  40. Joyard: Incassable. Classique et moderne, le film die Shyamalan est-il l'avenier de Hollywood?. In: Les Cahiers du Cinéma 555 3/2001 S.49
  41. Heiko Rosner: Unbreakable - Unzerbrechlich. In: Cinema. Abgerufen am 8. März 2009.
  42. Flemming Schock: Unbreakable - Unzerbrechlich. In: Filmspiegel. Abgerufen am 8. März 2009.
  43. Thomas Klingenmaier: Ein unverwüstlicher X-Man im Regencape. In: Stuttgarter Zeitung. Abgerufen am 8. März 2009.
  44. Lexikon des internationalen Films: Filmjahr 2000, Kim, S.392 - ISBN 3-934-311-10-5
  45. Box Ofice von Unbreakable - Unzerbrechlich. In: Box Office mojo. Abgerufen am 8. März 2009.
  46. Forgein Box office. In: Box Office mojo. Abgerufen am 8. März 2009.
  47. Daniel Fierman: Night of the Living Dread. In: Entertainment Weekly. Abgerufen am 8. März 2009.
  48. Allison Hope: Shyamalan's Hollywood Horror Story. In: New York Times. Abgerufen am 8. März 2009.
  49. a b „Unbreakable - Unzerbrechlich“. In: Die Deutsche Synchronkartei. Abgerufen am 7. März 2009