Burg Kemnat
Burg Kemnat | ||
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![]() Südansicht von Burg Kemnat im Jahr 1804 | ||
Staat | Deutschland | |
Ort | Großkemnat | |
Entstehungszeit | um 1185 | |
Burgentyp | Spornburg | |
Erhaltungszustand | nur Bergfried erhalten | |
Ständische Stellung | Niederer Adel | |
Geographische Lage | 47° 53′ N, 10° 35′ O | |
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Die ehemalige Burg Kemnat war der Sitz der mittelalterlichen Herrschaft Großkemnat. Von der einst bedeutenden Burg steht heute im Wesentlichen nur noch der Bergfried, der fälschlicherweise mit „Römerturm“ bezeichnet wird und in Landkarten als Wartturm eingezeichnet ist. Er steht in Großkemnat, einem etwa vier Kilometer außerhalb des Zentrums gelegenen Ortsteil der Ostallgäuer Stadt Kaufbeuren. Der Name der Burg leitet sich vom lateinischen caminata ab, das für beheizbares Gemach oder Gebäude steht (→Kemenate).
Geschichte
Die Geschichte der Burg ist eng verknüpft mit denen der Ortschaften Groß- und Kleinkemnat.
Die Burg wurde um 1185 von Volkmar und Markward von Apfeltrang erbaut. Diese waren Dienstmannen der Grafen von Ronsberg. Bald nannten sie sich nach ihrer neuen Burg die Herren von Kemnat. Der bedeutendste Burgherr und Mann seines Geschlechtes war Volkmar II. von Kemnat, der als Beinamen „der Weise“ erhielt. Er war Stadtvogt von Konstanz und Stifter des Zisterzienserinnenklosters Oberschönenfeld. Zu seiner Zeit war Burg Kemnat ein Ort hochmittelalterlicher Kunst und Kultur. Als enger Vertrauter von König Konrad IV. stieg er im Jahr 1246 in den Stand der Reichsministerialität auf. Ab 1263 befasste er sich auch mit der Erziehung von Konradin, dem letzten Staufer.
1282 wird Volkmar II. zum letzen mal genannt. 1284 übernimmt sein Sohn Markward die Burg. Um 1300 ging Burg Kemnat durch Erbfolge an die Herren von Ramschwag, knappe 100 Jahre später kam sie in den Besitz der Herren von Benzenau. Im Bauernkrieg 1525 wurde die Burg als eine der wenigen im Allgäu nicht eingenommen. Simprecht von Benzenau verkauft die Burg im Jahr 1551 mit Gemeinden und Vogtrecht an das Stift Kempten, das dort einen Pflegeamtssitz einrichtete.
Im Zuge der Säkularisation wurden im Jahr 1804, nachdem die Burg an einen Privatmann verkauft worden war, alle Gebäude außer dem Bergfried, der Burgschänke und dem 1551 erbauten Amtshaus abgebrochen, einschließlich einer Kapelle, die im Nordosten des Burghofes stand.
Im Jahr 1838 erwarb der Historische Verein Schwaben den Turm und ließ ihn 1851 instand setzen. Weitere Renovierungen erfolgten 1884, 1925 und 1957. Die baufällige Burgschenke im Westeck des Hofs wurde 1978 abgebrochen. Im Jahr 1984 ging der Turm in das Eigentum der Stadt Kaufbeuren über, die eine Aussichtsplattform mit Überdachung installieren ließ. Ferner wurden der restliche Bergfried, das Amtshaus und das übrige Burggelände saniert. 1985 wurde das 800-jährige Jubiläum der Burg feierlich begangen. Heute kümmert sich ein Burgverein gemeinsam mit der Stadt Kaufbeuren um die Anlage.
Anlage
Die Burganlage ist im Norden und Osten durch steile Hänge abgegrenzt. Westlich des Amtshauses, das heute privat bewohnt wird, liegt ein künstlich angelegter Halsgraben. Es sind einige Fragmente der Ringmauer erhalten. Die falsche Bezeichnung „Römerturm“ für den quadratischen Bergfried stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist heute noch üblich. Er ist fünf Geschosse hoch, besteht aus großen gebuckelten Nagelfluhquadern und ist tagsüber frei zugänglich. Der Brunnen, der sich ursprünglich mitten im Burghof befand, liegt 20 Meter östlich des Turms und ist 26 Meter tief.
Das Gelände um Burg Kemnat wird für Theater-Freilichtaufführungen genutzt, außerdem befindet sich dort der „Theaterstadl“ eines Vereins. In der Nähe befindet sich ein Freizeitgelände.