Atlas (Gebirge)

Der Atlas (auch Atlasgebirge) ist ein Hochgebirge im Nordwesten Afrikas, das sich etwa 2300 Kilometer breit über die Staaten Marokko, Algerien und Tunesien erstreckt. Der höchste Gipfel ist mit 4165 Metern der Toubkal im Süden Marokkos. Der Atlas bildet eine markante Scheidelinie zwischen dem feuchten Kilma des äußersten Nordens Westafrikas und der extrem trockenen Saharawüste.
Das Gebirge glieder sich in folgende Gebirgsketten:
- Der Tellatlas (auch kleiner Atlas) mit maximal 2308 Metern unmittelbar an der algerischen Nordküste zum Mittelmeer
- Das Rif (auch Er Rif) mit maximal 2456 Metern an der marokkanischen Nordküste zum Mittelmeer
- Der Mittlere Atlas mit maximal 3737 Metern im Zentrum Marokkos
- Der Hohe Atlas mit maximal 4165 Metern etwas südlich des Zentrums von Marokko
- Der Saharaatlas mit maximal 2008 Metern im Norden Algeriens aber südlich des Tellatlas
- Der Antiatlas mit maximal 2531 Metern im Südwesten Marokkos
- Der vulkanische Djebel Sarhro (auch Jabal Sirwah) mit maximal 3304 Metern im zentralen Süden Marokkos
In Tunesien sind dagegen nur noch die Ausläufe der algerischen Gebirgsketten Tellatlas und Saharaatlas zu finden.
Entstehung
Der Atlas ist ein Faltengebirge, das zu zwei verschiedenen Phasen etwa zeitgleich zu den Alpen in der Tertiärzeit entstanden ist. Zuerst entstand der westliche, heute in Marokko liegende Teil. Danach erst entstand der östliche, heute hauptsächlich in Algerien liegende Teil des Gebirges.

Klima
Die Sommer sind sehr heiß, während es im Winter zu starken Schneefällen kommt. In der meisten Zeit des Jahres bleiben zumindest die höheren Gipfel mit Schnee bedeckt, allerdings schmilzt dieser spätestens in den Sommermonaten wieder ab. Gletscher gibt es daher nicht.
Der Atlas als Scheidelinie
Vom Norden dringen kalte und feuchte Luftmassen zum ihm, während ihn über die Sahara südlich sehr heiße und trockene Winde erreichen. Er bildet somit eine Scheidelinie zweier sehr verschiedenen klimatischen Räume.
Schneeschmelze
Aufgrund der alljährlich abschmelzenden Schneemassen entstehen zahlreiche Bäche und Flüsse, die teilweise nach beendeter Schneeschmelze wieder austrocknen. Zwischen dem Tellatlas und dem Saharaatlas im Hochland der Schotts entstehen als Schotts bezeichnete Salzseen durch Regen- und Schmelzwasser, die im späten Sommer aber wieder bis auf kleinere Lachen austrocknen.
Flora

Es wachsen dort die immergrüne Gebüschpflanze Macchie, Korkeichen in lichten Wäldern, Aleppokiefern, Zedern, Wacholder und wilde Ölbäume. Die durchaus fruchtbaren Böden werden auch landwirtschaftlich genutzt.
Mythologie
alter Artikel
Er bildete die schon von Homer und Herodot erwähnte westlichste Grenze der den Alten bekannten Erde. Bei der mächtigen, schroffen Erhebung seiner schneebedeckten Gipfel über verhältnismäßig schmaler Basis erschien der Atlas den Seefahrern des westlichen Ozeans als massige, hohe Säule, welche die Feste des Himmels trug. Die Sagen von Perseus und Herakles knüpfen schon an ihn an, aber auch bis in die Römerzeit reichen die Erzählungen, die Fabelhaftes mit Wahrem vermischen.
Den arabischen Geographen schien der gebirgige Nordwestvorsprung Afrikas als eine von den Fluten des Mittelländischen Meers und des Atlantischen Ozeans im Norden, von den Ebenen der Wüste im Süden umschlossene und von der übrigen Welt abgeschiedene Insel, die sich dem andalusischen Gebirgsland Al Garb gegenüber erhebt, als der äußerste Westen (Magreb el Aksa). Anderseits aber haben die arabischen Geographen den Begriff des Atlasgebirges unnatürlich nach Osten hinaus erweitert. Nach heutigem Begriff reicht das Atlassystem vom Kap Nun in Marokko bis zum Kap Bon in Tunis. Die durch das ganze Atlassystem auf eine Länge von fast 2200 km herrschende Richtung ist die aus Südwest nach Nordost, welche im weiteren Verlauf in die aus Westsüdwest nach Ostnordost übergeht.
Was die geologische Beschaffenheit angeht, so tritt das kristallinische Gebirge nur am Nord- und Südrand und vereinzelt inselförmig im Innern auf. Die wesentlichsten Bildungsglieder des Atlas sind die silurische und devonische Formation, Jura, Kreide, Nummulitengebirge und die jüngere Tertiärformation. Der Atlas ist reich an Mineralprodukten, die indessen noch wenig ausgebeutet werden. Man gewinnt Eisen, Blei, Kupfer, Steinsalz und Marmor. Das Tonmineral Lavaerde kommt ausschließlich im marokkanischen Atlas vor. Es ist seit der Antike als natürliches Körperreinigungsmittel bekannt und wird seit dem 8. Jahrhundert im großen Stil abgebaut.
Die höchsten Gipfel des Atlas, namentlich in Marokko, sind im Winter mit Schnee bedeckt, doch reicht keiner bis an die Grenze des ewigen Schnees heran. Eigentliche Gletscherbildung fehlt, Hooker hat aber 1871 alte Moränen und Zeichen der Eiszeit im marokkanischen Atlas nachgewiesen. Mit dem Begriff Hoher Atlas wird der marokkanische Teil des „hohen“ Atlasgebirges bezeichnet, im Unterschied zum Mittleren Atlas in Marokko (südlich des Rif-Gebirges und nördlich des Hohen Atlas), sowie im Unterschied zum Anti-Atlas. Die Bewohner des Atlas nennen das Gebirge Idrarn-Deren. Die Hauptkette des Atlas hebt in Marokko an und bildet einen über 50 km langen, ununterbrochenen Rücken von 3650 m Höhe, aus dem 4-5 isolierte Piks noch 150-240 m über das Kammniveau emporragen, so dass man den Kulminationspunkt des Atlas auf höchstens 3900 m veranschlagen kann.
Das Gebirge erhebt sich rasch über die reichbewässerten und angebauten Vorstufen von Fès, Meknès und Marrakesch, so dass man nirgends mehr als drei Tagereisen braucht, um vom nördlichen Gebirgsfuß durch felsige Schluchtentäler zu den Pässen hinauf und über steile Meeresklippen jenseits hinab zu den Steppen der Sahara zu gelangen. Von Marrakesch nach Taroudant im Süden beträgt die ganze Breite des Gebirges nur 30 km, und man braucht bloß 3 1/4 Stunden zum Ersteigen des Passes von etwa 1100-1500 m Höhe über dem Gebirgsfuß. Der bedeutendste Gebirgsstock des Atlas ist der Dschebel Aischin, der die dreifache Wasserscheide zwischen Mittelmeer, Atlantischem Ozean und Saharagebiet bildet. Östlich davon geht der Atlas in ein bis 170 km breites Hochplateau über, dessen Nordgrenze nicht scharf markiert ist, dessen Südgrenze aber der Dschebel Amur und Dschebel Aures bezeichnen. Alle Pässe (als solche sind besonders zu nennen: der Pass Bidauan, Tisint el Rint) sollen den Charakter von leicht zu verteidigenden Steilklüften tragen, doch sind sie zum Teil länger, da gegen Nordosten das Gebirge durch Auftreten paralleler Ketten und Plateaubildungen breiter wird. Diese Plateaubildungen gehen allmählich in eine vollständige Hochebene über, deren Ränder fast ununterbrochen mit Randgebirgen oder einzelnen Bergen besetzt sind, während das Innere sich kesselförmig senkt und die Bildung beträchtlicher Hochlandseen, wie der Sebcha Tigri und des Schott el Gharbi, befördert.
Hier schließt sich nun nach Osten der algerische Atlas an, der weit besser als der marokkanische bekannt ist. In Algerien steigt das Gebirge hinter Blida steil in die Höhe, einen pittoresken Anblick gewährend. Seiner Form nach an den Harz erinnernd, unterscheidet es sich von diesem durch einen fortlaufenden Rücken, auf welchem sich keine kegelförmigen Gipfel erheben. Die mittlere Kammhöhe des Atlas beträgt 1200-1500 m. Die Hauptkette wird im Süden von einer ca. 2000 m hohen Nebenkette, dem Antiatlas, begleitet. Die meisten der oft sehr romantischen Täler sind wohlangebaut. Die höhern Bergstufen tragen Gehölze von immergrünen Eichen, weiter unten wächst der wilde Ölbaum in Menge. Charakteristisch für die Vegetation sind aber besonders die Kakteen. Der Vegetationsreichtum und die Schneebedeckung im Winter geben vielen Quellen und Bächen ihren Ursprung. Wenn auch nicht wenige zur trocknen Zeit versiegen, so besitzt das Atlasland doch zahlreiche ausdauernde Flusslaufe, welche Fruchtbarkeit über das Gebirge und die Niederungen verbreiten. Das so bewässerte fruchtbare Land heißt Tell (siehe Tell (Tunesien)). Eine besondere Eigentümlichkeit des östlichen (algerischen und tunesischen) Atlas sind muldenförmige Einsenkungen, die so genannten Schotts (z.B. Schott el Djerid), welche zur Regenzeit Salzseen gleichen, im Sommer aber bis auf kleine Wasserlachen austrocknen und infolge der zurückbleibenden Salzkruste Schneeflächen ähnlich sehen. Die Region der Schotts zieht sich bis in die Nähe des Golfs von Gabes.
Siehe auch: Atlas (Mythologie)
Vorlage:Meyers
ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890