Nationes
Die Nationes sind Korporationen in Verbindung mit den frühen europäischen Universitäten sowie die erste Form von Studentenverbindungen. Sie regelten die Lehrtätigkeit sowie das soziale Leben der [[Student]en. Die Studenten wurden nach ihrer landsmannschaftlichen und sprachvölkischen Herkunft in Nationes gegliedert.
Allgemeines
Mit dem Enstehen der ersten europäischen Universitäten entstanden auch die Zusammenschlüsse der Studenten. Aufgrund ihrer herkünftlichen Sortierung werden sie innerhalb der Studentenverbindungen als Vorläufer der Landsmannschaften (Studentenverbindungen) bezeichnet. Es gab jedoch in der Regel keinen bruderschaftlichen Charakter, statt dessen bestand für jeden Scholaren eine Zwangsmitgliedschaft und es waren Beiträge zu entrichten. Im Gegenzug gewährte die Nation Rechtschutz und soziale Unterstützung. Auch hatten Nationes eigene Schutzpatrone: Kaiser Karl V. (HRR) gestattete beispielsweise den beiden Vorstehern der deutschen Nationes sogar das Recht, Notare zu ernennen, Waffen zu tragen und uneheliche Kinder zu legitimieren. Ein Neuling mußte einen Eid absolvieren, der ihn fest an die Nation band. Der Aufnahmeritus (Deposition (Universität)) wurde zuerst als inoffizieller Akt von Paris übernommen. Der Neuling (Bejan, Fux, Voss) musste sein „tölpelhaftes Verhalten“ ablegen, „abstoßen“, um ein echter Student zu werden. Qualvolle körperliche und seelische Behandlungen musste der „Fux“ über sich ergehen lassen, zusätzlich musste er ein Depositionsgeld und einen Depositionsschmaus „blechen“. Die Nationen zeigten die ersten Ansätze einer Selbstverwaltung und entwickelten eine eigene Tracht. Später wurde die Deposition (Universität) ein offizieller Aufnahmeakt.
Unterscheidung
Es werden die Nationes nördlichen Typs von denen südlichen Typs unterschieden. Während die nördlichen Nationes von Magistern authoritär geleitet wurden und aus ihnen ab dem 12. Jahrhundert weitere Korporationstypen entstanden, sollten die Nationes südlichen Typs noch Jahrhunderte bestehen bleiben. So entstanden im Norden, an der Pariser Universität "Sorbonne", die "Bursen" sowie an den Universitäten in Oxford, Cambridge und wohl auch an der Sorbonne, die Kollegien, auch Colleges genannt.
Die südlichen Nationes kamen erstmals mit der Gründung der Universität Bologna (1088) auf. Sie wurde schon früh "universitas magistrorum et scholanum" genannt und die Studenten erhielten das Recht bei der Rektorenwahl mitzubestimmen und konnten so Professoren und den Universitätsapparat stark beeinflussen im Gegensatz zu den nördlichen Nationes.
Aufbau
Im Mittelalter gliederte man die Gesamtheit (universitas) der Professoren und Studenten einer Hochschule in Nationes ein, von denen es in Paris vier, in Bologna siebzehn gab. Hier wurden die Nationes wiederum in den "Diesseitigen" (citramontanorum), das waren die drei Nationen Italiener, und die "Jenseitigen" (ultramontanorum), vierzehn Nationen aus den übrigen Regionen, unterschieden. Hier gab es auch eine „deutsche“ Nation, die bis ins 17. und 18. Jahrhundert hinein eine bedeutende Rolle spielte. Da es zu dieser Zeit keine Nationalitäten im heutigen Sinne gab, wurden Einteilungen nach groben regionalen Einteilungsprinzipien vorgenommen. So wurden die Scholaren aus deutschsprachigen Regionen in Paris zusammen mit „Engländern“ und Nordeuropäern zur „natio anglicana“ zusammengefasst.
Gründung deutscher Universitäten

Mit der ersten Gründung auf deutschem Reichsgebiet 1348 in Prag, erhielten auch im Heiligen Römischen Reich die Nationes Einzug. Zwar sollten sie auch noch in Wien (1365) und Leipzig (1409) Verbreitung finden, jedoch waren zu dieser Zeit günstigere Einteilungsformen nach Fakultäten aufgekommen, die sich mehr und mehr durchsetzten oder zu MIschformen führten.
Literatur
Siehe auch
Heutige Umfassung
Noch heute lebt an Universitäten in Schweden (besonders in Lund und Uppsala), Finnland und Estland die Organisationsform der Nationes mit ähnlichen Aufgaben weiter.