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Mutter Teresa

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Mutter Teresa (Ordensname, bürgerlich Agnes Gonxhe Bojaxhiu, * 27. August 1910 in Skopje / Albanien, † 5. September 1997 in Kalkutta / Indien) war eine katholische Nonne albanischer Herkunft, Gründerin des Ordens "Missionarinnen der Nächstenliebe" und Trägerin des Friedensnobelpreises. Sie wurde am 19. Oktober 2003 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Leben

Mutter Teresa wurde am 27. August 1910 als Agnes Gonxhe Bojaxhiu in Skopje geboren, der heutigen Hauptstadt der selbständigen Republik Mazedonien. Gonxhe (Blütenknospe) wuchs in einer wohlhabenden albanisch-katholischen Familie auf. Sie wurde von ihren Eltern sehr religiös erzogen. Als sie zehn Jahre alt war, starb ihr Vater überraschend; sie widmete sich daraufhin noch mehr ihrem Glauben. Schon im Alter von zwölf Jahren entschied sie sich für ein Leben als Nonne. Dieser Wunsch wurde von ihr konsequent verfolgt und so bat sie im Alter von 18 Jahren um die Aufnahme in den Loreto-Orden. Dieser Orden engagierte sich mit seinen Mitgliedern besonders im Unterrichtswesen in Bengalen/Indien. Sie konnte jedoch nicht sofort mit ihrer Arbeit in Indien beginnen, sondern wurde erst in die Zentrale des Loreto-Ordens nach Irland gerufen. Am 28. September 1928 reiste sie aus Skopje nach Irland ab. Nach nur zwei Monaten durfte sie ihren Wunsch erfüllen und sich dem Loreto-Orden in Bengalen anschließen. In Kalkutta legte sie ihr erstes Gelübde ab. Daraufhin war sie 17 Jahre in der St. Mary's School in Kalkutta tätig. Erst war sie Lehrerin, dann wurde sie zur Direktorin befördert.

Auf einer ihrer zahlreichen Fahrten durch die Millionenstadt Kalkutta verspürte sie 1946 die "göttliche Berufung", den Armen zu helfen. Erst zwei Jahre später erhielt sie die Erlaubnis, den Orden zu verlassen. Teresa wurde exklausiert, d.h. sie konnte den Orden verlassen, ohne ihren Nonnenstatus aufgeben zu müssen. Fortan lebte Teresa unter den Ärmsten der Armen in den Slums von Kalkutta. Ein berühmt gewordenes Porträt von ihr im Magazin LIFE brachte ihr den Beinamen "Saint of the Gutters" ein.

Sie hatte 1949 selbst die indische Staatsbürgerschaft angenommen und gründete 1950 den Orden "Missionarinnen der Nächstenliebe". Wie in allen katholischen Orden verpflichten sich die Mitglieder auf die sogenannten Evangelischen Räte der Ehelosigkeit, der Armut und des Gehorsams. Später wurde der Orden vom Papst anerkannt und unterstand seiner Kontrolle. Teresa kümmerte sich mit ihrem Orden besonders um Sterbende, Waisen und Kranke. Ihr spezielles Engagement lag jedoch in der Betreuung der Leprakranken. Heute gehören über 3000 Ordensschwestern und über 500 Ordensbrüder in über 100 Ländern der Erde dem Orden von Mutter Teresa an. Für ihr Wirken erhielt sie zahlreiche Preise. Der bedeutendste war ohne Zweifel der Friedensnobelpreis 1979.

Auf die oftmals mangelnde medizinische Ausbildung ihrer Mitarbeiter pflegte Mutter Teresa zu entgegnen: "Nicht der Erfolg, sondern die Treue im Glauben ist wichtig." Neben der weltweiten Anerkennung für ihre Arbeit wurde sie für ihre konservative Weltanschauung kritisiert. So sah sie in der Abtreibungspolitik vieler Länder die "größte Bedrohung für den Weltfrieden". Als in Irland darüber abgestimmt werden sollte, ob die Ehescheidung legalisiert werden sollte, rief sie die Iren dazu auf, mit Nein zu votieren.

Wenige Tage nach dem Tod von Prinzessin Diana, den sie sehr bedauert hatte, starb Mutter Teresa am 5. September 1997. Unter großer Anteilnahme der Weltöffentlichkeit wurde sie in Kalkutta beigesetzt.

Kritik

Mutter Teresas Name war bei vielen Christen schon zu Lebzeiten ein Synonym für Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe. Von einigen wird sie wie eine Heilige verehrt. Weit verbreitet ist die Ansicht, dass sie sich auf der ganzen Welt, vor allem aber in Kalkutta, für arme und kranke Menschen einsetzte und durch die Gründung von Waisen- und Sterbehäusern den Menschen half, die unter katastrophalen Umständen leben müssen.

Seit den 1990er Jahren sah sie sich jedoch auch scharfer Kritik ausgesetzt. So wird ihr vorgeworfen, sie und ihr Orden würden das Leid der ihnen anvertrauten Menschen eher vergrößern, als ihnen zu helfen.

Die Hauptkritikpunkte sind:

  • Die Behandlung fand regelmäßig durch medizinisch nicht ausreichend ausgebildete Schwestern statt.
  • Leicht heilbare Patienten wurden nicht in ein Krankenhaus eingewiesen, sondern ihnen wurde vielfach durch die Behandlung geschadet, z.B. durch Verwendung nicht sterilisierter, mehrfach verwendeter Spritzen.
  • Es wurde keine ausreichende Schmerzbehandlung erteilt, wobei die unterlassenen schmerzlindernden Maßnahmen nicht medizinisch kontraindiziert waren sondern dem Selbstverständnis eines streng konservativen auf "Gottesnähe durch Leiderfahrung" geprägten Selbstverständnisses der Agnes Gonxhe Bojaxhiu entsprang.
  • Die Patienten musten vielfach auf primitiven Feldbetten in großer Zahl auf engstem Raum vegetieren.
  • Der Orden benutzt(e) das ihm zufließende Geld nicht für die Verbesserung dieser Umstände.
  • Der Verbleib der dem Orden zufließenden Mittel ist weitgehend unbekannt, eine Offenlegung wird verweigert.
  • Der Orden verwendet in einigen Niederlassungen wie in Papua-Neuguinea das Geld statt für die Hilfe für die Armen ausschließlich für deren Missionierung.
  • Teresa hatte Kontakte zu Diktatoren und Kriminellen wie Haitis ehemaligem Diktator Jean-Claude Duvalier und dem Millionenbetrüger Charles Keating unterhalten.

Ein weiterer Kritikpunkt - je nach Sichtweise - ist Teresas entschiedene Ablehnung der Abtreibung und jeder Form von künstlicher Verhütung. Sie tolerierte nur "natürliche Empfängnisregelung" (früher als sog. "Kalendermethode" bezeichnet).

Auszeichnungen

Zitate

Original:

"I think it is very beautiful for the poor to accept their lot, to share it with the passion of Christ. I think the world is being much helped by the suffering of the poor people."

Deutsche Übersetzung:

"Ich glaube, es ist sehr schön für die Armen, ihr Los zu akzeptieren, es mit den Leiden Christi zu teilen. Ich glaube, der Welt ist durch das Leiden der Armen sehr geholfen."

Dieses Zitat stammt aus einer 1981 gegebenen Pressekonferenz anlässlich der Gründung einer Niederlassung des Ordens in Anacostia (Vorort von Washington, D.C.); Mutter Teresa bezieht sich hierbei auf den Kolosserbrief 1,24:

"Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt."

Literatur

  • Christopher Hitchens: The Missionary Position: Mother Teresa in Theory and Practice. ISBN 185984054X, Verso 1995. Die erste "Generalabrechnung" mit Mutter Teresa.
  • Aroup Chatterjee: Mother Teresa. The Final Verdict. Meteor Books, 2003. ISBN 8188248002. Volltext (ohne Bilder). Eine kritische Auseinandersetzung mit Teresas Leben und Werk von einem aus Kalkutta stammenden ehemaligen Mitarbeiter des Ordens.
  • T.T. Mundakel: Der Engel der Armen. Mutter Teresa: Die Biographie. ISBN 3629016774.