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Geschichte des Elsass

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Die Geschichte der Region Elsass

Frühzeit

Die frühe Besiedlungsgeschichte des Elsass ist vergleichbar mit der der Gebiete in Südwestdeutschland:

  • Erste Spuren für eine Bevölkerung können (bedingt durch das feuchte Habitat) für die Bronzezeit nachgewiesen werden.
  • Vermutlich bildeten die Kelten die ersten nachweisbaren Siedler.
  • Im 5. Jahrhundert v. Chr. trifft ein letzter keltischer Bevölkerungsstrom von der Donau her in der Region ein. Als Bauwerke der Epoche wertet man die Heidenmauer (mur paien) sowie den Odilienberg (Mont Saint Odile).
  • 58 v. Chr. Julius Caesar erobert die Region. Die Rheingrenze wird mit Militärlagern befestigt. Es wird angenommen, dass die Römer als Erste in der Region Wein anbauten, um es als Handelsgut zu verwenden. Das Elsass wird ein Teil der römischen Provinz Germania Superior.
  • Um Christi Geburt wird die Bevölkerung dennoch als mehrheitlich keltisch eingestuft.
  • Die Römer/Kelten werden ab dem 3. Jahrhundert (evtl. auch 4./5. Jhdt.) durch den suebischen Alemannen abgelöst (Ortsnamen: ~ingen). 406/407 fand die endgültige Eroberung statt.
  • 496 werden die Alemannen durch die Franken unter dem Merowingerkönig Chlodwig unterworfen und dem Reich Austrasien angegliedert. Es folgt die Christianisierung.
  • Im nördlichen Teil siedeln ab dem 6. Jahrhundert Franken (Ortsnamen: ~heim).
  • 610 Der Begriff Elsass taucht als Alesaciones erstmals beim Chronisten Fredegar auf.

Die Herkunft des Wortes Elsass ist nicht zweifelsfrei geklärt. Eine häufige Erklärung leitet den Namem von dem Flüsschen Ill ab, das sich fast durch das ganze Elsass zieht. Der Fluss soll zur Römerzeit den Namen Ello getragen haben. Jene Alemannen, die sich rechts und links der Ill niederließen, d.h. sesshaft wurden, bezeichneten sich selbst als die Ill-Sassen bzw. Ello-Sassen, also die an der "Ill Sesshaften", woraus der Landschaftsname Elsass entstanden sein soll.

Mittelalter

  • Ab dem 8. Jahrhundert dem Karolingischen Reich zugehörig.
  • Zu Beginn des 9. Jahrhunderts unter Karl dem Großen hat die Region zentrale Bedeutung für das Reich.
  • 843 Das Elsass fällt durch den Vertrag von Verdun an das Mittelreich von Lothar, das so genannte Lotharingien. Es liegt somit in der Mitte zwischen den romanisch- und den germanischsprechenden Ländern.
  • 870 Vertrag von Mersen: Das Elsass fällt an das Ostfränkische Reich.
  • Um 900 bilden sich im Bereich des Ostfränkischen Reichs deutsche Stammesherzogtümer, Keimzellen eines künftigen deutschen Reichs. Das Elsass ist Teil des Herzogtums Schwaben.
  • 1152 Friedrich Barbarossa, Herzog von Schwaben, wird deutscher König und (1155) römisch-deutscher Kaiser. Hagenau ist staufische Pfalz. Das Elsass ist (ein) Mittelpunkt des Reichs.
  • 13. Jahrhundert Zeit der Staufer (Burgen), gilt als kultureller Höhepunkt.
  • 1212 Neuordnung als Provinz (procura) mit Ministerialen.
  • Friedrich II. gründet etwa ein Dutzend Städte und richtet ein zentrales Landgericht sowie eine zentrale Verwaltung in Hagenau ein. Der Bischof von Straßburg (Sitz seit dem 4. Jhdt.) wird zum Verwalter ernannt.
  • Konrad IV. erteilt Graf Rudolf von Habsburg die Verwaltungsrechte.
  • 1262 Straßburg erhält den Status einer freien Reichsstadt.
  • 1299 wird das Elsass als Mitgift für die Schwester des französischen Königs Philipps des Schönen für die Heirat mit dem Sohn des deutschen Königs Albrechts I. von Habsburg benannt, doch die Heirat scheitert.
  • 1307 der Graf von Mömpelgard (Montbéliard) erlangt die Herrschaft über die Stadt Belfort.
  • 1354 Zehnstädtebund. Colmar und Hagenau werden direkt dem Kaiser unterstellt.
  • 1444 französische?? Truppen beziehen im Elsass und in Lothringen Winterquartier und fordern die Unterwerfung von Metz und Straßburg.
  • 1469 Der habsburgische Sundgau im Oberelsass wird von Herzog Sigismund dem Münzreichen an Karl den Kühnen, Herzog von Burgund, verpfändet. Die Steuern gehen an den deutschen Kaiser.??
  • 1474 Der Sundgau wird wieder habsburgisch.
  • 1477 Karl der Kühne stirbt in der Schlacht bei Nancy. Burgund fällt seiner Tochter Maria als Erbe zu. Sie heiratet den Habsburger Kaiser Maximilian I.. Weil auch Frankreich Anspruch auf das burgundische Erbe erhebt, beginnt der Gegensatz zwischen Habsburg und Frankreich (bis 1753), der sich aber vorläufig auf das Elsass noch nicht auswirkt.
  • 1493 Bauernaufstand des "Bundschuh" im Oberelsass.
  • 1515 Die Stadt Mülhausen schließt sich der Schweizerischen Eidgenossenschaft an. Sie bleibt dort bis 1798.

Reformationszeit

Gegenreformation: Jesuitenkollegs in Hagenau, Molsheim, Schlettstadt und Ensisheim.

Wechselnde Herrschaft

Seit 1639 bis 1945 wechselte in Folge von Kriegen das Elsass mehrmals zwischen deutscher und französischer Herrschaft:

  • 1639 eroberten französische Truppen das Elsass. Sie kamen damit den spanischen Habsburgern zuvor, die auch an dem Land interessiert waren, da sie einen direkten Zugang zu den Niederlanden wünschten.
  • 1646 verkauften die Habsburger für 1.200.000 Taler den im Oberelsass gelegenen Sundgau an Frankreich - das ihn bereits besetzt hielt -, um damit militärische Massnahmen (gegen Ungarn, Türken und Feinde im Westen) zu finanzieren.
  • 1648 Im Westfälischen Frieden fielen der früher habsburgische Sundgau und die kaiserlichen Rechte (also die Vogtei) an 9 elsässischen Reichsstädten (Weißenburg, Hagenau, Rosheim, Oberehnheim, Kaysersberg, Colmar, Türkheim und Münster - aber nicht Straßburg) an Frankreich. Der größte Teil des Elsass verblieb beim Deutschen Reich. Durch nicht eindeutige Vertragsgestaltung erlangt das Elsass allerdings eine gewisse Eigenständigkeit. Dieses Ergebnis wird gelegentlich dem kaiserlichen Bevollmächtigten Isaac Volmer, dem ehemaligen Kanzler des Elsass, zugeschrieben.
  • 1680 setzte König Ludwig XIV. sogenannte Reunionskammern ein, die die Wiedervereinigung der französisch gewordenen Gebiete (nicht nur im Elsass) mit den noch nicht französischen veranlassen sollten (friedliche Eroberung der Rheingrenze durch Annexionen). Die Reunionen im Elsass wurden vom Deutschen Reich zunächst nicht anerkannt. Das Reich war aber zu militärischem Widerstand gegen die französische Politik nicht in der Lage.
  • 1681 Annexion von Straßburg durch Frankreich. Bis 1686 wird das Unterelsass zwischen Schlettstadt und Straßburg komplett reuniert.
  • 1671-1711 Viele Wiedertäufer fliehen aus der Schweiz ins Elsass. Der Ursprung ist zumeist der Kanton Bern. Straßburg wird so zum Zentrum der frühen Wiedertäufer-Bewegung.
  • 1689 entschließt sich das Deutsche Reich zum Krieg gegen Frankreich, das 1688 auch in der Pfalz einmarschiert war (Pfälzischer Erbfolgekrieg). Kriegsziel ist unter anderem die Beseitigung der aus deutscher Sicht rechtswidrigen Reunionen im Elsass. Frankreich reuniert die Gegend um Hagenau und das untere Oberelsass.
  • 1697 Frieden von Rijswijk. Das Deutsche Reich anerkennt die Reunionen. Das Elsass bleibt bei Frankreich.
  • 1701 Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs. Das mittlerweile in den Türkenkriegen zur Großmacht aufgestiegene Österreich versucht nicht nur, die Übernahme des spanischen Throns durch einen Anjou zu verhindern, sondern auch, das Elsass für Österreich bzw. das Deutsche Reich zurückzugewinnen.
  • 1714 Frieden von Rastatt und Baden (Schweiz): Das Deutsche Reich und Österreich anerkennen abermals den status quo im Elsass (zugunsten Frankreichs) an.
  • Anfang des 18. Jahrhunderts wandern zehntausende Elsässer in die menschenleeren Gebiete des ehemaligen Südungarn, vorwiegend Banat und Batschka. Diese Gebiete waren zuvor durch die Habsburger von den Türken zurückerobert worden.
  • 1753 Graf Kaunitz-Rietberg österreichischer Regierungschef. Er beendet die Feindschaft mit Frankreich. Ende der österreichischen Bemühungen um eine Rückgewinnung des Elsass.

Neuzeit bis Gegenwart

  • 1789 Französische Revolution. Aufteilung des Elsass in die Départements Ober- und Unterrhein (Haut-Rhin und Bas-Rhin). Beseitigung der unter den Bourbonen fortbestehenden mittelalterlichen Stadtverfassung Straßburgs zugunsten einer französischen Zentralverwaltung. Die Elsässer stellen sich gegen die herrschenden Jakobiner. Teile der Bevölkerung gehen ins vorläufige Exil. Taufe und Heirat der Sundgauer Bevölkerung werden nun meist während der Wallfahrten nach Mariastein bei Basel vorgenommen.
  • 1803/04 und 1808 Massenauswanderungen nach Russland, insbesondere Rückkehrer, die enteignet wurden.
  • 1814 Nach der Niederlage Napoleons vermeiden die Großmächte auf dem Wiener Kongress eine Demütigung Frankreichs. Das Elsass bleibt - entgegen den Wünschen der erwachten deutschen Nationalbewegung - französisch.
  • 1815 Als Nachspiel zur Rückkehr Napoleons aus Elba und der verlorenen Schlacht von Waterloo verschiebt der Wiener Kongress die deutsch-französische Grenze im Bereich Landau/Weißenburg geringfügig zu Gunsten Deutschlands.
  • bis 1846 Bevölkerungsexplosion, Hungersnöte, Auswanderungswellen nun auch nach Amerika, insbesondere in die Republik Texas: Castroville, Stephen Austin.
  • 1870/71 Deutsch-Französischer Krieg. Das Elsass und Nordostlothringen gehen als Reichsland Elsass-Lothringen an das neu gegründete Deutsche Reich. Deutschland erweist sich als unfähig, das Elsass angemessen ins Reich zu integrieren. Eine demokratische Verfassung für das Elsass wird abgelehnt, aber auch kein Fürst eingesetzt. Das Elsass wird eine Art Kolonie.
  • 1911 Verfassungsrechtliche Gleichstellung des "Reichslands" Elsass-Lothringen mit den übrigen deutschen Bundesstaaten.
  • 1914-1918 Erster Weltkrieg. 1914: Französische Offensive zur Rückgewinnung des Elsass im Bereich Mülhausen scheitert. Massive Kampfhandlungen, vor allem im Bereich des Hartmannsweiler Kopfes oberhalb von Mulhouse/Mülhausen.
  • 11.11.1918 Waffenstillstand: Die deutschen Truppen sind zur Räumung des Elsass verpflichtet, das - unter verbreitetem Jubel der Bevölkerung - sofort von französischen Truppen besetzt wird.
  • 1919 Durch den Vertrag von Versailles wird Elsass-Lothringen durch wieder vom Deutschen Reich getrennt und wieder an Frankreich angeschlossen. Auch die Nutzung des Rheins fällt nunmehr an Frankreich, das beginnt, den Rheinseitenkanal zu bauen (Grand Canal d'Alsace). Massive Französisierung verursacht Unmut unter der noch weitgehend elsässisch sprechenden Bevölkerung.
  • 1939-1945 Zweiter Weltkrieg.
  • 1940 Nach der Niederlage Frankreichs zu Beginn des II. Weltkriegs wird das Elsass trotz fehlenden Friedensvertrages mit Frankreich faktisch bereits wie deutsches Reichsgebiet behandelt. Eine formelle Eingliederung findet bis Kriegsende jedoch nicht mehr statt. Als Chef der Zivilverwaltung wird der nationalsozialistische Gauleiter der NSDAP in Baden Robert Wagner eingesetzt. Über 140.000 junge deutschstämmige Elsässer (und Lothringer) werden zwangsweise zur Wehrmacht eingezogen, obwohl sie die französische Staatsangehörigkeit besitzen. Nach auch damals geltendem Völkerrecht hätten sie als Staatsangehörige des Gegners nicht eingezogen werden dürfen. Mit der Einberufung zur Wehrmacht oder Waffen-SS erwerben sie automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit.
  • 1944-1945 Befreiung durch die alliierten Streitkräfte.
  • 1945 wird das Elsass wieder Teil der französischen Republik.
  • seit 1945 Durch die Einführung von Französisch als einzige Amts- und Schulsprache, geht der Gebrauch des deutschen Dialekts immer mehr zurück.