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Manga

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Manga (japanische Schreibweise: 漫画 oder マンガ) sind japanische Comics. Die Übersetzung des Begriffs ist nicht eindeutig: Man-Ga heißt in etwa Skizze oder unverantwortliches/spontanes Bild. Der Begriff Manga hat seinen Ursprung in der japanischen Holzschnittkunst Ukiyo-e und wurde erstmals vom japanischen Holzschnittmeister Hokusai (1760-1849) verwendet.

Von den Manga (also den gedruckten Comics) zu unterscheiden sind die japanischen Zeichentrickfilme, Anime, die im deutschen Sprachraum oft fälschlicherweise als "Manga-Filme" bezeichnet werden.

Allgemein

Die meisten Manga sind eher bild- als textlastig (es gibt natürlich auch Ausnahmen). Sie sind vor allem in schwarz-weiß gehalten und werden entsprechend der traditionellen japanischen Leserichtung von "hinten" nach "vorne" gelesen. In Japan unterscheidet man zwei Erscheinungsweisen von Manga:

  • Wöchentlich bis monatlich erscheinen telefonbuchdicke Manga-Anthologien, in denen auf 200-900 Seiten die neuesten Kapitel mehrerer Serien zusammengefasst werden. Sie sind billig an jedem Zeitungsstand zu kaufen, haben eine schlechte Papier- und Druckqualität und werden normalerweise nach dem Lesen weggeworfen. Zu den bekanntesten japanischen Manga-Anthologien gehören u. a. "Big Comics", "Shonen Jump", "Shonen Magazine" und "Shonen Sunday".
  • Jeweils im Abstand von mehreren Monaten erscheinen Taschenbücher mit Schutzumschlag (tankobon), in denen mehrere, vorher in den Anthologien erschienene Kapitel einer Serie in sehr guter Druckqualität zum Sammeln und Aufbewahren neu aufgelegt werden. Oft werden von diesen Taschenbüchern neben der normalen Auflage auch limitierte Sonderausgaben veröffentlicht, denen exklusive Figuren oder Merchandising-Artikel zur jeweiligen Serie beiliegen.


Erfolg und Verbreitung in Japan

Manga sind eine der Hauptsäulen des japanischen Verlagswesens und machen ca. 40 % aller Drucksachen in Japan aus. Die Gesamtauflage aller Manga-Bände wird dabei auf mehrere Hundert Millionen Exemplare pro Monat geschätzt - alleine die erfolgreichsten Einzelbände erreichen Erstauflagen im zweistelligen Millionenbereich. Mit der Zeit haben sich verschiedenste Untergruppen für nahezu jede Zielgruppe herausgebildet, unterteilt z. B. nach Alter (von Kleinkind-Manga bis zu "Silver Manga" für Senioren), sexueller Orientierung oder Hobbys. Bei heranwachsenden Jugendlichen wird in Japan beispielsweise zwischen Themen für Mädchen (Shojo) und für Jungen (Shonen) unterschieden, diese Abgrenzungen sind außerhalb Japans allerdings weniger scharf.

Im Gegensatz zur westlichen Welt findet das Stilmittel des Manga in Japan auch jenseits des reinen Geschichtenerzählens breite Anwendung, z. B. in Form von Kochbüchern oder Bedienungsanleitungen mit bildlichen Darstellungen.

Manga-Zeichner

Autoren von Manga werden Mangaka genannt. Der einflussreichste Wegbereiter des modernen Manga war der Arzt Osamu Tezuka (1928-1989), Schöpfer von Serien wie "Astro Boy" und "Kimba". Beeinflusst von den frühen Disney-Zeichentrickfilmen, gab er Anfang der 50er-Jahre seinen Beruf auf und entwickelte nicht nur die Grundlagen des heutigen Manga-Stils, sondern auch die Basis für die moderne Anime-Industrie. Von den Manga-Fans hat er deshalb für seine Verdienste den Ehrentitel Manga no Kamisama ("Gott des Manga") verliehen bekommen. Weitere international bekannte Mangaka sind z. B. Clamp, Rumiko Takahashi, Akira Toriyama und Masamune Shirow.

Manga in Deutschland

Die ersten in Deutschland veröffentlichten Manga waren Barfuß durch Hiroshima von Keiji Nakazawa (Rohwolt Verlag, 1983) und Japan GmbH von Shotaro Ishinomori (Verlag Norman Rentrop, 1989). Erst ab den 90er-Jahren konnte sich das Genre dauerhaft etablieren, auch wenn die ersten Manga noch nach amerikanischem und französischem Vorbild auf "westliche" Leserichtung gespiegelt, auf Albenformat vergrößert und auf mehr Bände aufgeteilt waren. 1997 veröffentlichte der Carlsen Verlag dann mit Dragonball die erste in original japanischer Leserichtung belassene Manga-Serie. Mittlerweile erscheinen bei Carlsen, EMA (Egmont Manga & Anime) und Planet Manga (Manga-Label von Panini Comics) monatlich über 60 Manga-Bände.

Klischees

Der unsinnige Vergleich, dass in Japan mehr Papier für Manga verbraucht wird als für die Herstellung von Toilettenpapier, beruht auf einem Zitat aus dem Buch "Manga! Manga! The World of Japanese Comics" von Frederik L. Schodt: "(...) As some enterprising reporters have discovered, Japan now uses more paper for its comics than it does for its toilet paper. (...)" (2. Auflage 1986, Vorwort "A thousand million manga", S. 12). Obwohl Schodt damit nur eine satirische Bemerkung in einem japanischen Zeitungsartikel kommentiert hatte, wurde die Bemerkung wegen ihrer Einprägsamkeit offensichtlich als Tatsache angesehen und ist seither in unzähligen Artikeln und Berichten über Manga zu finden.

Weiterführende Informationen

Siehe auch: Anime, Hentai

Literatur

  • Jacqueline Berndt (1995): Phänomen Manga. Quintessenz Verlag. ISBN 3-861-24289-3
  • Osamu Tezuka (Vorwort), Frederik L. Schodt (1983): Manga! Manga! The World of Japanese Comics. Kodansha America. ISBN 0-870-11752-1 (englisch)
  • Frederik L. Schodt (1996): Dreamland Japan: Writings on Modern Manga. Diane Pub Co. ISBN 0-756-75168-3 (englisch)

Manga-Liste

Eine Übersicht über in Deutschland bekannte Manga-Serien gibt es in der Manga-Liste.