Grundschule (DDR)
Die Grundschule war bis 1959 innerhalb des Bildungssystems der DDR eine einheitliche, achtjährige Gemeinschaftsschule de facto ohne innere und äußere Differenzierung, so dass der Klassenverband von der 1. Klasse bis zur 8. Klasse erhalten blieb. Mit dem Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule wurde die Grundschule 1946 als zweite Stufe oder Grundstufe der demokratischen Einheitsschule verankert. In der reformintensiven Phase der 1950er Jahre wurden Kontrollarbeiten und Versetzungsprüfungen geschrieben. Zum Ende der 8. Klasse erfolgte die Abschlussprüfung bzw. der Schulabschluss, der heute einem qualifizierenden Hauptschulabschluss der 9. Klasse entspräche. Der erfolgreich gemeisterte Abschluss der Grundschule berechtigte zur Aufnahme einer Lehre und erlaubte ein Fachschulstudium. Mit guten Leistungen war der Übertritt in die Oberschule möglich. Die Grundschule ging 1959 in der Zehnklassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule auf.
Der historische Weg der Grundschule
Der Aufbau der Grundschule als Grundstufe der Einheitsschule
Mit dem Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule ersetzte die achtjährige Grundschule zum 1. September 1946 das alte gegliederte Schulsystem aus Grundschule, Volksschule, Mittelschule, höherer Schule und Aufbauschule, und avancierte somit zum Kernbestandteil der demokratischen Einheitsschule. Des weiterern gelang es, am 1. September 1946 völlig neue Lehrpläne sowie neue Stundentafeln in Kraft zu setzen. Gemessen an der Schwierigkeit der Aufgabe, für das ganze Schulsystem angemessene Lehrpläne aufzustellen, war die zur Verfügung stehende Zeit vom Herbst 1945 in den Sommer 1946 nur kurz.
Dennoch würde der Entstehungsprozess an sich, die strukturpolitische Philosophie dahinter und der systemische Ansatz der Lehrplangestaltung richtungsgebend für die Bildungspolitik der DDR werden:
Es fanden sorgfältige Vorarbeiten und ausgiebige, längere Beratungen statt. Die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands - das spätere Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik - war hierbei federführend und ließ Hochschullehrer, erfahrene Schulleute und Fachleute mitwirken. Auf diese Weise konnte ein reichhaltiger Erfahrungsschatz aus dem Schulalltag einfließen. Die aufgestellten Lehrpläne sah man als eine erste Zusammenfassung des neuen Unterrichts, die später verbessert werden müsse. Deswegen rief man die Schulverwaltungen und alle Vertreter der Lehrerschaft auf, ihre Erfahrungen mit den Sachbearbeitern der Zentralverwaltung auszutauschen und mit ihnen über die Vervollkommnung der Lehrpläne zu beraten. Diese Art der Rückkopplung, vom Schulalltag mit den im Schulleben tätigen Lehren zurück ins Ministerium, würde ein kontinuierliches Element ostdeutscher Bildungspolitik werden. Mit steigender kommunistischer Bevormundung, besonders nach dem Amtsantritt Margot Honeckers als Minister für Volksbildung, ging allerdings der relativ offene Meinungsaustausch verloren und das Ministerium für Volksbildung blendete zunehmend Anmerkungen und kritische Stimmen aus, die nicht mit dem ideologischen Dogma der sogenannten „kommunistischen Schule“ der 70er und 80er Jahre vereinbar waren.
Die Lehrpläne des Frühjahres 1946 waren planungstechnisch schon erstaunlich nahe am späteren Lehrplanwerk der DDR-Schule. Die Linienführung einer kommentierten, erläuternden, allgemeinverbindlichen und planmäßigen Vorgabe des Unterrichts war klar hervorgehoben und zeigte die Zukunft ostdeutscher Didaktik. Die Lehrpläne bestimmten die Kenntnisse und Fertigkeiten, die der Schüler auf der jeweiligen Klassenstufe erreichen musste, um seine Fähigkeiten möglichst allseitig auszubilden. Das Konstrukt der Allseitigkeit und des extrem hohen Stellenwerts umfassender Allgemeinbildung ist damit bereits aufgezeigt. Die Lehrpläne hatten insbesondere die Einheit der Lehrziele in allen Grundschulen und auf allen Unterrichtsgebieten zu sichern. Sie waren kein starres Schema, das dem Unterricht von außen aufgezwungen wurde, sondern sollten Ausdruck der inneren Gegebenheiten des Lehrens und Lernens in der Grundschule sein. Ihr Zweck war es, dem Unterricht die Richtung zu weisen und ihn nach Zielsetzung, Ablauf und Zeitmaß so zu regeln, wie es vornehmlich dem Aufbau des Schulwesens, dem Lehrstoff und der Entwicklung des Schülers am besten entsprach. Den Lehrplänen gestand man daher Gesetzmäßigkeit zu, so dass sie für alle Lehrer und Schüler verpflichtend waren. Die Verankerung eines solchen Anspruchs, der Lehrplan eines Faches müsse nicht nur auf das Heranwachsen des Kindes sondern passend auf Struktur und Bedürfnisse des Schulsystems sowie Eigenheiten des vermittelten Wissens ausgerichtet werden, hob sich wesentlich von der westdeutschen Curricula-Politik der Rahmenpläne und Kompetenzen ab. Auf diese Weise rückte der Lehrplan in eine Vormachtstellung auf, aus die er erst zur politischen Wende 1989/90 gerissen werden würde. Die Einführung der Einheitsschule leitete demzufolge auch den Wandel des ostdeutschen Lehrers vom Didaktiker zum Methodiker ein, denn die Didaktik - Was wird gelehrt? - war von den Lehrplänen bestimmt.
In den Tagungen zur Aufstellung der Lehrstoffpläne bekräftigte man, dass die Jugend nach dem Wissensverfall unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft unbedingt gesichertes und geordnetes Können erwerben müsse, überdies aber nicht vergessen werden dürfe, dass im Bildungsgang des Schülers die Weckung und Steigerung seiner geistigen Kräfte ebenso notwendig sei wie der Erwerb von Kenntnissen und Fertigkeiten. Das heißt, das spätere wichtige Element der DDR-Schule von der Hinwendung zum breiten, anwendungsbereiten Wissen und zur Fähigkeit, Wissen übergreifend in Wissenssysteme einordnen zu können, ist vom Schulgesetz 1946 begründet worden.
Dennoch standen die Lehrpläne mehrheitlich für sich allein, obschon mit viel Anstrengung versucht wurde, die Fächer aufeinander abzustimmen. Der Zeitrahmen entpuppte sich jedoch als viel zu kurz und es mangelte an konkreten Vorstellungen, wie planmäßiger Unterricht überhaupt didaktisch übergreifend gestaltet werden könnte. Diese Problematik sollte sich als langwieriger Prozess herauskristallisieren und konnte erst 1959 mit dem ersten Lehrplanwerk der Polytechnischen Oberschule gelöst werden.
Grundzüge des Unterrichts, Stundentafel 1946
Die erste Stundentafel der Grundschule ließ dem Schüler viele Freiheiten. So konnte die in Klasse 5 begonnene Fremdsprache Russisch, Englisch oder Französisch sein. Im 7. und 8. Schuljahr erweiterte und vertiefte außerdem ein differenzierendes Kurssystem die Vorgaben der Stundentafel:
- für die sprachlich Begabten (sog. A-Klassen) wurden jeweils 6 Stunden in der 2. Fremdsprache erteilt; dafür fielen 2 Stunden Deutsche Sprache und 2 Stunden Werken fort
- für die mathematisch-naturwissenschaftlich Begabten (sog. B-Klassen) wurden jeweils 2 Stunden naturwissenschaftlicher Unterricht mehr und an Stelle der 5 Stunden Mathematik des Kernunterrichts 5 Stunden Mathematik im Kursunterricht nach besonderen Lehrplänen erteilt
- für die Schüler mit dem Streben auf alte Sprache (sog. C-Klassen) galt dasselbe wie in den A-Klassen, wobei die 2. Fremdsprache verpflichtend Latein sein musste
Naturkunde wurde nicht interdisziplinär unterrichtet, sondern die Naturkundestunden wurden den Fächer Physik, Chemie und Biologie nach Vorgaben in den Lehrplänen zugeeignet. Bereits an dieser Stelle prägte sich die Tradition aus, dass für alle Kinder Biologie in der 5. Klasse begann, gefolgt von Physik in der 6. Klasse und Chemie in der 7. Klasse. Erdkunde galt als Naturwissenschaft, da die Elemente der physischen Geographie überwogen. Heimatkunde als Fach existierte nicht, sondern war als Weg der Unterrichtsgestaltung gedacht. Die Schüler sollten mit ihrer Heimat auf verschiedene Weise vertrautgemacht werden. Zu diesem Zweck war heimatkundlicher Lehrstoff in mehrere Fächer, vor allem in das Fach Deutsche Sprache, eingebettet.
Stundentafel
angeordnet in [1]
Klasse | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | |
Deutsche Sprache | 8 | 12 | 13 | 14 | 6 | 6 | 6 | 6 | |
Fremdsprache | – | – | – | – | 6 | 6 | 5 | 5 | |
Rechnen/ Mathematik | 4 | 4 | 6 | 6 | 6 | 6 | 5 | 5 | |
Naturkunde (Physik-Chemie-Biologie) |
– | – | – | – | 3 | 3 | 3 | 3 | |
Erdkunde | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 2 | |
Werken Handarbeit Zeichen |
} | – | – | 3 | 3 | 3 | 3 | 4 | 4 |
Geschichte | – | – | – | – | 2 | 2 | 3 | 3 | |
Musik | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | |
Körperliche Erziehung | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | |
Pflichtwochenstunden | 16 | 20 | 26 | 27 | 32 | 32 | 32 | 32 |
Formen der Grundschule
Der sukzessive Wiederaufbau des Schulsystems nach 1945 brachte es mit sich, dass die Grundschule in unterschiedlichen Formen existierte. Die ursprüngliche Konzeption war die vollausgebaute Grundschule, in der 8 Klassen gebildet werden, die jeweils einen Jahrgang umfassten. Des weiteren gab es weniggegliederte Grundschulen, die Mehrstufenklassen (jahrgangsübergreifende Klassen) beinhalteten und vornehmlich auf dem Land zu finden waren. Der Überwindung der weniggegliederten Grundschulen wurde besonders in den 50er Jahren große Aufmerksamkeit gewidmet, denn die Lehre in jahrgangsübergreifenden Klassen wurde als überholt und ineffektiv analysiert. Ideologisch verbarg sich dahinter, dass jahrgangsübergreifende Klassen seit Jahrhunderten das gegliederte Schulsystem der ländlichen Gebiete kennzeichnete und als ungerechter, reaktionärer Zwang der Ständegesellschaft verstanden wurde. Die Schulstatistiken in den 50er lieferten viele Hinweise, dass die weniggegliederten Grundschulen tatsächlich schlechtere Leistungen erreichten und unter langsamem Lerntempo litten verglichen mit den vollausgebauten Grundschulen. Unter großem Aufwand beseitigte man daher bis in die frühen 60er Jahre alle jahrgangsübergreifenden Klassen in den Landschulen, was eine spürbare Niveauhebung der Lehre in den ländlichen Regionen der DDR zur Folge hatte. Darüber hinaus existierten noch Zentralschulen.
Seit 1951 kamen Zehnklassenschulen auf. Zehnklassenschulen waren Grundschulen, die zwei weitere Schuljahre angegliedert hatten und seit 1953 den Abschluss der Mittleren Reife boten. Nachdem 1951 neue Lehrpläne inkrafttraten, begann der sukzessive Umbau der achtjährigen Grundschulen in Zehnklassenschulen, und sollte ab 1953 in Elfjahresschulen münden. Motivation war hierbei die pädagogische Erfahrung, dass eine allgemeine achtjährige Schulbildung nicht mehr zeitgemäß war und die verschiedenen Ausbauformen der Grundschule die zentralistische Lenkung des Gesamtsystems behinderten. Der Volksaufstand am 17. Juni 1953 führte aber im Ministerium für Volksbildung zur Abwendung von der Elfjahresschule, bevor das Vorhaben überhaupt angelaufen war, so dass es bei der Überführung der Grundschulen in Zehnklassenschule blieb, und die Oberschule parallel erhalten wurde.
Stundentafel für die Grundschule 1955
angewiesen in [2]
Das Fach Heimatkunde stand hiermit zum ersten Mal in der Stundentafel. Das MfV schrieb in einer weiteren VuM vor, dass Heimatkunde von einem Unterstufenlehrer erteilt werden musste und dass die Fächer Deutsche Sprache und Heimatkunde in einer Hand liegen müssen auf Grund der engen Verbundenheit von Deutscher Sprache und Heimatkundeunterricht. Eine weitreichende Folge dieser Festlegung war später der heimatkundliche Deutschunterricht der Polytechnischen Oberschule: Heimatkunde als separates Fach verschwand (im Gegensatz zum Sachkundeunterricht in der BRD) und ging als Disziplin im Fach Deutsche Sprache und Literatur vollständig auf. Diese Verschmelzung blieb bis 1990 gültig und fand erst mit dem Auseinanderbrechen der Einheitsschule ihr Ende.
Klasse | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | |
Deutsche Sprache | 8 | 12 | 14 | 12 | 8 | 7 | 6 | 6 | |
Heimatkunde | – | – | – | 4 | – | – | – | – | |
Russisch | – | – | – | – | 4 | 4 | 4 | 4 | |
Rechnen | 5 | 5 | 6 | 6 | 5 | 5 | 5 | 5 | |
Physik | – | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | |
Chemie | – | – | – | – | – | – | 2 | 2 | |
Biologie | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 2 | |
Erdkunde | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 2 | |
Geschichte | – | – | – | – | 2 | 2 | 3 | 3 | |
Gegenwartskunde | – | – | – | – | – | – | 1 | 1 | |
Zeichnen | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | |
Gesang | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | |
Turnen | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | |
Nadelarbeit (nur für Mädchen) | – | – | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | |
Pflichtwochenstunden für Jungen | 17 | 21 | 24 | 26 | 27 | 28 | 31 | 31 | |
Pflichtwochenstunden für Mädchen | 17 | 21 | 25 | 27 | 28 | 29 | 32 | 32 |
Stundentafel für die 9. und 10. Klasse der Zehnklassenschulen 1955
angewiesen in [3]
Der Geburtsjahrgang 1947 (Schuleintritt 1. September 1953) war der erste, der später verpflichtend zehn Jahre die Schule besuchen musste. Die Jahrgänge zuvor hatten in den ausgebauten Grundschulen die Wahl, nach der 8. Klasse in die Lehre zu gehen oder zunächst das 9. und 10. Schuljahr zu absolvieren.
Klasse | 9 | 10 | |
Deutsch | 5 | 5 | |
Geschichte | 2 | 2 | |
Russisch | 3 | 3 | |
Mathematik | 5 | 5 | |
Physik | 3 | 3 | |
Chemie | 2 | 3 | |
Biologie | 3 | 3 | |
Erdkunde | 2 | 2 | |
Werken | 3 | 3 | |
Geometrisches Zeichnen | – | 1 | |
Stenographie | 1 | 1 | |
Zeichnen | 1 | – | |
Gesang | 1 | – | |
Turnen | 2 | 2 | |
Pflichtwochenstunden | 33 | 33 |
Mittelschule
1955 wurde vom MfV beschlossen[4], alle Schulen mit zehnklassigem Bildungsgang als Mittelschulen zu bezeichnen. Weitere Tagungen und Debatten führten daraufhin zum Entschluss, eine 10klassige allgemeinbildende Mittelschule als grundlegenden Schultyp der Zukunft zu etablieren. Die Mittelschulen sollte aus Umstrukturierung aller Grundschulen und Zehnklassenschulen entstehen. Doch schon im Jahre 1957/58 wurde die Mittelschule umorientiert und mit umfangreichem polytechnischen Unterricht ausgestattet. Die Stundentafel wurde um Jahresstundenumfänge für gesellschaftlich-nützliche Tätigkeit und produktive Arbeit und Einführung in die sozialistische Produktion ergänzt. Nach der Revanchismusauseinandersetzung 1957 entschloss sich der seit 1958 amtierende Minister für Volksbildung, Prof. Dr. Lemmnitz, das Mittelschulsystem nicht weiter zu verfolgen, sondern das gesamte Schulsystem auf gehobene Oberschulbildung für alle Kinder auszurichten, gekoppelt an eine weitreichende Polytechnisierung. Die Arbeiten an einem umfangreichen Lehrplanwerk wurden aufgenommen, welches eine Reihe von strukturpolitischen und bildungsideologischen Ideen bündelte und den Fachunterricht wesentlich modernisierte. Mit dem 1.9.1959 trat das neue Lehrplanwerk einschließlich einiger Übergangsregelungen für die jetzt neu gegründete Polytechnische Oberschule inkraft. Mit dem Übergang von Grundschulen zu Mittelschulen und weiter zu Oberschulen endete ebenfalls die Ära der Kontrollarbeiten und Versetzungsprüfungen.
Stundentafel für die Grund- und Mittelschulen 1956
angewiesen in [5]
Klasse | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | ||
Deutsche Sprache | 8 | 12 | 14 | 12 | 8 | 7 | 6 | 6 | 5 | 5 | ||
Heimatkunde | – | – | – | 4 | – | – | – | – | – | – | ||
Russisch | – | – | – | – | 4 | 4 | 4 | 4 | 3 | 3 | ||
Rechnen/ Mathematik | 5 | 5 | 6 | 6 | 6 | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | ||
Physik | – | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 3 | 3 | ||
Chemie | – | – | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 3 | ||
Biologie | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 2 | 3 | 3 | ||
Erdkunde | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | ||
Werken | 1 | 1 | 1 | 1 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | ||
Technisches Zeichnen | – | – | – | – | – | – | – | – | 1 | 1 | ||
Geschichte | – | – | – | – | 1 | 2 | 3 | 3 | 2 | 2 | ||
Gegenwartskunde | – | – | – | – | – | – | 1 | 1 | – | – | ||
Zeichnen/ Kunstgeschichte | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | ||
Gesang/ Musik | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | ||
Turnen | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | ||
Nadelarbeit | – | – | 1 | 1 | 1 | 1 | – | – | – | – | ||
Pflichtwochenstunden | 18 | 22 | 26 | 28 | 30 | 31 | 33 | 33 | 32 | 33 | ||
Sport- und Spielnachmittag | – | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | ||
fakultativer Unterricht | ||||||||||||
Stenographie | – | – | – | – | – | – | – | – | 1 | 1 | ||
Nadelarbeit (nur für Mädchen) | – | – | – | – | – | – | 1 | 1 | – | – | ||
Wochenstunden höchstens | 18 | 22 | 26 | 28 | 30 | 33 | 36 | 36 | 35 | 36 |
Stundentafel für die Grund- und Mittelschulen 1957
angewiesen in [6]
Klasse | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | ||
Deutsche Sprache | 8 | 12 | 12 | 12 | 8 | 6 | 6 | 5 | 4 | 4 | ||
Heimatkunde | – | – | 2 | 4 | – | – | – | – | – | – | ||
Russisch | – | – | – | – | 4 | 4 | 4 | 4 | 3 | 3 | ||
Rechnen/ Mathematik | 5 | 5 | 6 | 6 | 6 | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | ||
Physik | – | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 3 | 3 | ||
Chemie | – | – | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 3 | ||
Biologie | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | ||
Erdkunde | – | – | – | – | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | ||
Werken | 1 | 1 | 1 | 1 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | ||
Technisches Zeichnen | – | – | – | – | – | – | – | – | 1 | 1 | ||
Geschichte | – | – | – | – | 1 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | ||
Staatsbürgerkunde | – | – | – | – | – | – | – | 1 | 1 | 1 | ||
Zeichnen/ Kunstgeschichte | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | ||
Gesang/ Musik | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | ||
Turnen | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 3 | 3 | 3 | 3 | 3 | ||
Nadelarbeit | – | – | 1 | (1) | (1) | (1) | – | – | – | – | ||
Pflichtwochenstunden | 18 | 22 | 26M | 28M | 30M | 31M | 32 | 32 | 32 | 33 | ||
25J | 27J | 29J | 30J | |||||||||
fakultativer Unterricht | ||||||||||||
2. Fremdsprache | – | – | – | – | – | – | 3 | 3 | 3 | 2 | ||
Stenographie | – | – | – | – | – | – | – | – | 1 | 1 | ||
Nadelarbeit (nur für Mädchen) | – | – | – | – | – | – | 1 | 1 | – | – | ||
Wochenstunden höchstens | 18 | 22 | 26 | 28 | 30 | 31 | 36 | 36 | 36 | 36 |
Anforderungen der Grundschule
Verhalten des Schülers
Die Einheitsschule der DDR war nicht nur eine Institution des Wissens, sondern genauso eine Institution der Erziehung. Im Jahre 1954 erließ daher das MfV[7] ein Verordnung, die die erzieherischen Ansprüche der Schule an gediegene Grundfertigkeiten wie Disziplin, Ordnung, Sauberkeit etc. klar festlegte.
Alle Schüler der deutschen demokratischen Schule würden beim Aufbau eines glücklichen Lebens in ihrer deutschen Heimat helfen wollen und müssten gute Schuler sein. Jeder Schüler hätte deswegen die Pflicht:
- fleißig und beharrlich zu lernen und stets die Hausaufgaben selbständig und sorgfältig zu erledigen
- regelmäßig und pünktlich den Unterricht und andere Schulveranstaltungen zu besuchen
- zum Unterricht sauber, gekämmt, und ordentlich gekleidet zu erscheinen
- alle notwendigen Bücher und das Arbeitsmaterial in ordentlichem Zustand zur Schule mitzubringen
- dem Unterricht aufmerksam zu folgen, nicht zu schwatzen und sich nicht mit anderen Dingen zu beschäftigen
- das Schülertagebuch sauber und gewissenhaft zu führen und am Wochenende von den Eltern unterschreiben zu lassen
- an seinem Arbeitsplatz und im Schulgebäude Ordnung zu halten
- den Weisungen des Direktors und der Lehrer unbedingt Folge zu leisten
- sich während des Unterrichts bei einer Antwort zu erheben
- allen in der Schule tätigen Personen mit Achtung zu begegnen und sie höflich zu grüßen
- das Schuleigentum als gesellschaftliches Eigentum zu schonen, sorgfältig mit den eigenen Sachen und denen der Mitschüler umzugehen
- die Ehre seiner Klasse und seiner Schule wie seine eigene zu schützen
Verstöße gegen diese „selbstverständlichen Normen“ wurden geahndet und flossen in die Verhaltenszensuren ein.
Die Abschlussprüfung
Am Ende der 8. Klasse fand die Abschlussprüfung statt.
Folgende schriftliche Arbeiten waren unter Klausur anzufertigen:
- Deutsche Sprache (Aufsatz) in 180 Minuten
- Deutsche Sprache (Grammatikarbeit) in 60 Minuten
- Mathematik in 120 Minuten
- Russisch (Übersetzung) in 90 Minuten
Folgende Fächer waren mündlich im Colloquium abzulegen:
- Deutsche Sprache (Literatur)
- Mathematik
- Russisch
- Geschichte
- Gegenwartskunde
- Physik oder Biologie
Für die Abschlussprüfung galten spezielle Regelungen für das Bestehen bzw. Nichtbestehen. Die Prüfungen und somit der Abschluss galten als nicht bestanden, wenn eine Prüfung mit der Zensur 5 bewertet wurde, oder bestimmte Konstellationen der Zensur 4 auftraten (bspw. Mathematik und Deutsch, Kunsterziehung und Musik und ein weiteres Fach etc.).
Die erfolgreich bestandene Abschlussprüfung führte zum Schulabschluss. Der Abschluss der achtjähigen Grundschule erlaubte berufliche Werdegänge wie heutzutage der Realschulabschluss.
Einzelnachweise
- ↑ Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule
Absatz 1: Vorwort zum Gesetz; Absatz 2: Gesetzestext; Anlage: Lehrpläne mit Stundentafeln
1. Juli 1946 - ↑ VuMMfV Lfd. Nr. 123/55 Anweisung über die Stundentafeln der allgemeinbildenden Schulen für das Schuljahr 1955/56 vom 11. August 1955
- ↑ VuMMfV Lfd. Nr. 100/55 Anweisung über die Stundentafel für 9. und 10. Klasse der Zehnklassenschule vom vom 12. Juli 1955
- ↑ VuMMfV Lfd. Nr. 119/55 Anweisung über die Bezeichnung der Zehnklassenschulen als Mittelschulen vom 2. August 1955
- ↑ VuMMfV Lfd. Nr. 16/56 Anweisung über die Stundentafel der allgemeinbildenden Schulen für das Schuljahr 1956/57 vom 4. April 1956
- ↑ VuMMfV Lfd. Nr. 18/57 Anweisung über die Stundentafel der allgemeinbildenden Schulen vom 4. April 1957
- ↑ VuMMfV Lfd. Nr. 157/54 Anweisung über die Einführung von Regeln für die Schüler in den Klassen 1 bis 8 der allgemeinbildenden Schulen der Deutschen Demokratischen Republik vom 19. August 1954
Quellen
- Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schule
Absatz 1: Vorwort zum Gesetz; Absatz 2: Gesetzestext; Anlage: Lehrpläne mit Stundentafeln, 1. Juli 1946 - Deutsche Zentalverwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands Verfügungen und Mitteilungen, 1946-1949
- Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik, 1949-1990
- Ministerium für Volksbildung und Staatssekretariat für Berufsbildung Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Volksbildung und des Staatssekretariats für Berufsbildung der Deutschen Demokratischen Republik, 1959–1990
- Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Lehrpläne für die Grund- und Oberschulen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, 1. Juli 1946
- Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Lehrpläne für die Grund- und Oberschulen in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, Juli 1947
- Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik & Deutsches Pädagogisches Zentralinstitut
Lehrplan für Grundschulen, Lehrplan für Zehnjahresschulen, Lehrplan für Oberschulen, 1951 - Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik & Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik
Lehrplanwerk der 10klassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule der Deutschen Demokratischen Republik, 1959 - Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik & Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik
Lehrplanwerk der erweiterten 12klassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule der Deutschen Demokratischen Republik, 1961 - Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik & Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik
Lehrplanwerk der 10klassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule der Deutschen Demokratischen Republik, 1964/1971 - Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik & Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik
Lehrplanwerk der erweiterten 12klassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule der Deutschen Demokratischen Republik, 1971 - Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik & Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik
Lehrplanwerk der 10klassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule der Deutschen Demokratischen Republik, 1982/1990 - Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik & Ministerium für Volksbildung der Deutschen Demokratischen Republik
Lehrplanwerk der erweiterten 12klassigen allgemeinbildenden polytechnischen Oberschule der Deutschen Demokratischen Republik, 1980/1982/1990