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Aller

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Aller
Kanalisierte und pappelgesäumte Aller im Drömling bei Wolfsburg-Vorsfelde

Kanalisierte und pappelgesäumte Aller im Drömling bei Wolfsburg-Vorsfelde

Daten
Lage Deutschland (Sachsen-Anhalt, Niedersachsen)
Flusssystem Weser
Quelle In Eggenstedt bei Seehausen in der Magdeburger Börde
52° 0′ 0″ N, 11° 0′ 0″ O
Quellhöhe 130 m ü. NN
Mündung Weser bei VerdenKoordinaten: 52° 0′ 0″ N, 9° 0′ 0″ O
52° 0′ 0″ N, 9° 0′ 0″ O
Mündungshöhe 10 m ü. NN
Höhenunterschied 120 m
Sohlgefälle 0,57 ‰
Länge 211 km
Einzugsgebiet 15.744 km²
Linke Nebenflüsse Oker, Fuhse, Wietze, Leine, Alpe, Wölpe
Rechte Nebenflüsse Ise, Lachte, Örtze, Meiße, Böhme, Lehrde, Gohbach
Großstädte Wolfsburg
Mittelstädte Gifhorn, Celle, Verden
Kleinstädte Oebisfelde, Rethem
Gemeinden Wefensleben, Alleringersleben, Walbeck, Weferlingen, Müden, Wienhausen, Oldau, Winsen, Hodenhagen, Hülsen, Westen,
Schiffbarkeit 117 km; Ab Celle Klasse II, ab Verden Klasse III

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Die Aller bei Wefensleben, etwa 10 km unterhalb ihrer Quelle
Allerbrücke in Wolfsburg-Vorsfelde

Die Aller ist ein 211 km langer Fluss in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen (Deutschland). Er ist rechtsseitiger sowie östlicher Nebenfluss der Weser und auch ihr größter Zufluss. Die Aller ist auf gesamter Länge begradigt und ausgebaut worden, die letzten 117 km der Unteraller sind Bundeswasserstraße. Nur in einem 20 km langen Abschnitt bei Gifhorn mäandriert der Fluss in seinem natürlichen Bett.

Geschichte

Namensdeutung

Für die Erklärung des 781 als Alera, 803 als Elera, 1096 als Alara überlieferten Flussnamens gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Deutung als Verkürzung von *Eleraha, wobei *Eler auf urgermanisch *olisa oder alt-slawisch olsa (poln.: olsza) für „Erle“ zurückzuführen wäre und aha (sprich: „Acha“) einem in Flussnamen häufigen alten Wort für „Wasser“ entspricht (vgl. lateinisch aqua). Der Baumname ist vom Niederdeutschen als Eller übernommen worden, was dem Wort Aller sehr nahe kommt. Aller würde also soviel wie Erlenwasser bedeuten, was sich wahrscheinlich daraus herleitet, dass der Flusslauf großteils mit Erlen bewachsen war, einer Baumart, die bevorzugt auf nassen Standorten wächst.
  2. In Hans Krahes System der alteuropäischen Hydronymie stellt der alte Name der Aller als Alara ein Beispiel für eine Reihe von Flussnamen mit der Wurzel al- dar, die über einen großen Teil Europas verbreitet sind und Krahe zufolge alle auf eine indoeuropäische Wurzel *el-/*ol- mit der Bedeutung „fließen“ zurückgehen. Urverwandt wären beispielsweise Alster, Iller, Elz oder Ilmenau. Krahes Hypothese wird allerdings in der Sprachwissenschaft kontrovers diskutiert. Modifiziert übernahm Theo Vennemann Krahes Modell in der Theorie der vaskonischen Sprache.

Verlauf

Oberaller

Die Aller entspringt in Sachsen-Anhalt im Westen der Magdeburger Börde nahe Seehausen und nördlich von Oschersleben (Bode). Sie entsteht aus mehreren Quellbächen, die an der Nordostseite des Hohen Holzes in den Gemarkungen der Gemeinden Wormsdorf (Ortsteil Gehringsdorf), Ovelgünne (Ortsteil Siegersleben) und Eggenstedt liegen. Der Eggenstedter Zufluss ist der südlichste der Quellbäche. Die nächsten größeren Städte am Entstehungsgebiet sind etwa 20 km nordwestlich Helmstedt und rund 25 km östlich Magdeburg.

Zunächst fließt die Aller eher als kanalisierter Bach durch Hügeland in nordwestlicher Richtung. Dabei wird sie wird im Osten vom Flechtinger Höhenzug und im Westen von einem Höhenzug begrenzt, der sich vom Lappwald über das Hohe Holz bis vor Oschersleben (Bode) erstreckt. Der Fluss passiert die Orte Eilsleben und Weferlingen. Nach etwa 60 Flusskilometer erreicht er Oebisfelde und den Südrand des Drömlings. Nach Überschreiten der Landesgrenze von Sachsen-Anhalt zu Niedersachsen knickt die Aller bei Grafhorst scharf nach Südwesten ab. Hier liegt das Geländeniveau nur noch bei 55 m ü. NN und das weitere Gefälle beträgt bis zur Mündung durchschnittlich 10-20 cm pro Kilometer. Dadurch verringert sich die Fließgeschwindigkeit des Flusses in Niedersachsen erheblich. Bei Grafhorst tritt die Aller in das Breslau-Magdeburg-Bremer Urstromtal ein und folgt diesem weitgehend.

Bei Wolfsburg-Wendschott unterquert die Aller den Mittellandkanal in einem Düker. Er stellt für Fische unüberwindliches Hindernis dar. Die Aller schwenkt in Höhe von Wolfsburg wieder auf nordwestliche Richtung. Im Stadtgebiet durchquert sie den Allerpark und fließt am Allersee vorbei. Dahinter streift sie den Barnbruch.

Südlich von Weyhausen zweigt von der Aller der 1860–1863 erbaute und etwa 18 km lange Allerkanal ab. Er sollte die damals gefürchteten und langandauernden Hochwasser schneller ableiten. Der Kanal verläuft bis zum Zusammenfluss bei Brenneckenbrück (westlich Gifhorn) parallel, meist einige Kilometer südlich zur Aller. Der Kanal führt südlich an Gifhorn vorbei, während die Aller durch die Stadt fließt. Dieser 20 km lange Abschnitt mit dem parallelen Allerkanal ist der einzige Bereich der Aller, in dem sie in ihrem natürlichen Flussbett mäandriert. Ansonsten ist die Aller auf ganzer Strecke vom Quellgebiet bis zur Mündung ausgebaut und begradigt worden. Östlich von Gifhorn bei Osloß unterquert sie den Elbe-Seitenkanal, der als Trogbrücke über sie hinweg führt. Danach führt sie über Gifhorn nach Müden, wo die Oker in sie mündet.

Mittelaller

Nach der Okermündung wird die Aller bis Celle in einem etwa 30 km langen Abschnitt als Mittelaller bezeichnet. Nach dem Passieren von Wienhausen ist sie ab Celle schiffbar. Hier ist der Fluss bereits so wasserreich, dass es Staustufen gibt und er durch Wehre zur Energiegewinnung genutzt wird.

Unteraller

Nach Celle heißt die Aller auf einem 120 km langen Abschnitt Unteraller. Der ab hier schiffbare Fluss führt weiter nach Winsen. Bei Eickeloh führt eine Gierseilfähre über die Aller. Dort mündet auch die Leine in die Aller. Danach passiert der Fluss Ahlden und Rethem und führt nach Verden. Einige Kilometer westlich von Verden, in Eissel, mündet die Aller in die Weser.

Zuflüsse

Als wichtigste Aller-Zuflüsse von links, also auf der südlichen, dem Harz zugewandten Seite münden bei Müden (Aller) die Oker, in Celle die Fuhse, und bei Schwarmstedt die Leine. Rechnet man die Leine als Quellfluss der Aller, ergibt sich eine Gesamtlänge von 346 km.

Von rechts münden kleinere Flüsse, die vor allem die Lüneburger Heide entwässern. Zu nennen sind etwa bei Weyhausen die Kleine Aller, in Gifhorn die Ise, bei (Weyhausen)in Celle die Lachte, bei Winsen (Aller) die Örtze, bei Hodenhagen die Meiße, bei Rethem die Böhme, von links die Alpe und Wölpe, bei Kirchlinteln-Hohenaverbergen die Lehrde, bei Verden-Eitze der Gohbach und kurz vor der Mündung in die Weser noch die Halse bei Verden-Dauelsen. Alpe und Wölpe wurde in den 1970er Jahren begradigt, zum Teil kanalisiert. Während die Gewässerqualität der Wölpe mit Güteklasse II−III (kritisch belastet) einzustufen ist, hat die Alpe eine gute Wasserqualität (Güteklasse II =mäßig belastet) behalten. [1]

Urstromtal

Ab dem Raum Wolfsburg fließt die Aller in nordwestliche Richtung in der eiszeitlichen Abflussrinne des Breslau-Magdeburg-Bremer Urstromtals mit einer durchschnittlichen Breite von 20 km. Das Tal entstand während der vorletzten Eiszeit, der Saaleeiszeit vor rund 200.000 Jahren. Wahrscheinlich nutzte die Elbe dieses Tal zum Abfluss ihres Schmelzwassers in die Nordsee.

Der heutige Flussverlauf der Aller im kilometerbreiten Urstromtal entspricht nicht den zahlreichen Verläufen früherer Jahrtausende und Jahrhunderte. Lange Zeit gab es ein System verflochtener Wasserläufe, die je nach Material- und Wasserzufuhr ihre Lage und Größe änderten. Heute befinden sich zahlreiche trockenliegende Altarme, Totarme und Restarme in der Flussaue. Auch Klima und Erosion veränderten die Landschaft in der Abflussrinne des Urstromtals. So entstanden durch den Wind flussparallele Binnendünen, um die sich der Fluss teilweise in Mäandern herumschlängelt.

Landschaft und Tourismus

Die Aller gilt als einer der wenigen zumindest streckenweise unberührten größeren Flüsse in Deutschland, der noch in einer natürlichen Umgebung durch Wiesen und Wälder und entlang kleiner ursprünglicher Dörfer und Landstädte fließt. Daher besitzt sie große Bedeutung für Erholung Suchende in Niedersachsen und ganz Norddeutschland. Diesem Zweck dient auch der Allerradweg. Es gibt Bestrebungen, den Tourismus entlang des Flusses naturverträglich auszubauen durch Sanften Tourismus. Freizeitmöglichkeiten sind Kanufahrten oder Befahren mit dem Hausboot. Wasserski ist in einem kleinen Abschnitt am Unterlauf erlaubt. Ab Celle bis in den Raum Verden bildet die Aller mit der Leine das landschaftlich reizvolle Aller-Leine-Tal.

Bei Wolfsburg hat der Flussverlauf kaum Gefälle und bei niedrigem Wasserstand handelt es sich fast um ein stehendes Gewässer. Das Volkswagenwerk Wolfsburg nutzt das Flusswasser und leitet auch Abwasser nach Reinigung in einem eigenen Klärwerk ein.

Fluss-Mäander der Aller in Sassenburg-Dannenbüttel an der B 188


Hochwasser in einem Seitenarm der Aller bei Verden


Hydrologie

Mündung der Oker (rechts) in die Aller bei Müden

Der Fluss ist der wasserreichste Zufluss der Weser. Das Einzugsgebiet der Aller umfasst mit 15.744 km² etwa ein Drittel des Stromgebiets der Weser.

Die Aller nimmt über die Oker etwa die Hälfte der aus dem Harz abfließenden Wassermengen auf (die andere Hälfte geht über die Saale und ihre Nebenflüsse in die Elbe). Dementsprechend war und ist sie durch ihre Nebenflüsse häufig Überflutungen ausgesetzt. Seit der Inbetriebnahme der Talsperren im Harz ist eine Begrenzung der insbesondere jahreszeitlich bedingten Überflutungen möglich, beispielsweise durch zeitversetztes und verlangsamtes Durchlassen des Schmelzwassers von Oker und Ecker sowie Innerste und Grane im Frühjahr. Dadurch kann auch der Wasserstand der Aller bis hinein in die Weser wesentlich mitbestimmt werden. Dieses wird allerdings bewusst auf einem in Grenzen variierenden Niveau gehalten.


Schifffahrt

Geschichte

Schifffahrt wird auf der Aller schon seit Jahrhunderten betrieben. Sie trug zum wirtschaftlichen Aufstieg von Braunschweig bei, da es Herzog Heinrich dem Löwe gelang, die Flussschifffahrt in seine Hände zu bekommen. Der Transportweg für Metalle aus dem Harz von Braunschweig zur Nordsee verlief zunächst über die Oker und dann über die Aller und Weser. Im 14. Jahrhundert war Celle die bedeutendste Kornverladestelle im Gebiet des heutigen Niedersachsens. Um 1500 konnten die Allerschiffe bereits eine Ladung von etwa 60 Tonnen tragen. Vor allem der Flussabschnitt der Unteraller zwischen Celle und Verden hatte in früheren Jahrhunderten hohe wirtschaftliche Bedeutung für den Schiffsverkehr. Allerdings verursachten Instandsetzung, Unterhalt und Ausbau bereits damals erhebliche Kosten. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in großen Mengen Kalisalz auf die Aller verfrachtet, das bei Celle ausgebeutet wurde. Heute gibt es keine gewerbliche Schifffahrt mehr.

Heute

Heute ist die Aller von der Mündung in die Weser bis Celle Bundeswasserstraße. Diese Strecke hat eine Länge von 117 km und entspricht dem Verlauf der Unteraller. Zuständig für ihre Unterhaltung sowie Aus- und Neubau ist das Wasser- und Schifffahrtsamt Verden. Innerhalb der Behörde ist die Zuständigkeit nochmals aufgeteilt. Für die Aller von Celle (km 0,0) bis Hülsen (km 94,1) ist der Außenbezirk Oldau zuständig, für den Bereich ab Hülsen bis zur Mündung in die Weser bei Verden-Eissel (km 117,1) der Außenbezirk Verden.

Seit Mitte der 1960er Jahre findet oberhalb von Verden auf den letzten Flusskilometern nur noch Fahrgast- und Sportbootschifffahrt statt.

Schiffsgrößen

  • Mündung–Verden: Wasserstraßenklasse III (Länge x Breite: 67 m x 9,50 m)
  • Verden–Celle: Wasserstraßenklasse II (Länge x Breite: 58 m x 9,50 m)
  • Oberhalb Celle: nicht schiffbar

Schleusen

Oberhalb der Leinemündung bei Schwarmstedt bis hinunter nach Celle wurde die Aller von 1911 bis 1916 durch vier Staustufen mit Schleusen reguliert, und damit für größere Binnenschiffe befahrbar.

Ort Lage Nutzlänge Nutzbreite Fallhöhe Baujahr
Oldau km 14,7 159 m 10 m 3,21 m 1911
Bannetze km 26,7 159 m 10 m 2,40 m 1913
Marklendorf km 38,3 159 m 10 m 3,22 m 1914
Hademstorf km 49,8 159 m 10 m 1,23 m 1916

Wasserkraft

In Oldau wird die Wasserkraft der Aller in einem Kraftwerk mit Hilfe von Francis-Turbinen mit einer Gesamtnennleistung von 650 kW zur Erzeugung von elektrischem Strom genutzt.[1]

Commons: Aller – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Aller – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  1. Wasserkraftwerk Oldau


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