Barriere-Option
Barrier Optionen sind eine Sonderform von Optionen und zählen zu den exotischen Optionen. Der Hauptunterschied zu den Optionen besteht darin, dass Barrier Optionen erst durch das Eintreten bestimmter Ereignisse aktiviert oder deaktiviert werden. Man unterscheidet dabei im Wesentlichen die Folgenden Optionstypen:
Knock-Out-Option
Bei Knock-Out-Optionen handelt es sich um gewöhnliche (Call- oder Put-) Optionen, die jedoch verfallen, wenn eine gewisse, vorgelegte Barriere erreicht wird.
Beispiel: Ein Barrier-Call mit Startwert , Strike , einer Laufzeit von Jahren und Knock-out-Level besitzt folgendes Auszahlungsprofil:
- Steigt der Kurs irgendwann im Laufe über die Marke von 120, so wird, unabhängig vom Schlusswert, nichts ausgezahlt.
- Liegt der Schlusswert unter dem Strike von 90, so verfällt die Option ebenfalls (unabhängig davon, ob zwischendurch die Barriere erreicht wurde).
- Nur wenn der Schlusskurs überhalb des Strikes liegt (etwa , die Marke von 120 jedoch nie erreicht wurde, wird die Differenz von Schlusskurs und Strike ausgezahlt (hier beispielsweise ).
Da in diesem Beispiel die Barriere über dem Startwert liegt, spricht man hier auch von einem Up-and-Out-Cal. Das Gegenstück hierzu wäre ein Down-and-Out-Call, der verfällt, wenn eine Bariere, die unter dem Anfangskurs liegt, unterschritten wird.
Knock-In-Option
Bei der Knock-In-Option verhält es sich umgekehrt: sie wird nur dann gültig, wenn die Barriere im Laufe der Zeit mindestens einmal erreicht wird, sonst verfällt sie.
Beispiel: Ein Barrier-Call mit , Strike und Knock-In-Level bewirkt die folgende Auszahlungsstruktur:
- Falls der Kurs während der gesamten Laufzeit nie die Marke von 130 erreicht, wird nichts ausgezahlt, selbst dann nicht, wenn der Schlusskurs über dem Strike liegt.
- Ebenfalls nichts ausgezahlt wird, wenn der Schlusskurs unter 110 liegt, unabhängig davon, ob die Marke von 130 jemals erreicht wurde.
- Überschreitet der Kurs im Laufe der Zeit die Marke von 130 und liegt am Schlusstag immerhin noch über 110 (etwa bei 124), so wird die Differenz von Schlusskurs und Strike ausgezahlt (hier: 124-110=14).
Bi diesem Beispiel handelt es sich konsistenterweise um einen Up-and-In-Call, dessen Gegenstück ein Down-and-In-Call wäre. Letzterer wäre faktisch eine Wette auf ein "Comeback" der Aktie: um nicht zu verfallen, müsste das Underlying erst eine Barriere unterschreiten und dann am Schluss wieder über dem Strike stehen.
Digital-Battier-Option
Bei digitalen Barrier Options wird im Gegensatz zu den obigen Derivaten kein Strike vereinbart, denn es am Schluss zu über- (Call) oder unterschreiten (Put) gilt. Hier wird einfach ein vorher festgelegter Nennwert ausgezahlt, wenn die Barriere während der Laufzeit erreicht wurde.
Beispiel: Eine Digital Barrier Option mit Startwert , Nennwert , und Barriere zahlt am Schlusstag 50 aus, wenn der Kurs irgendwann unter 80 gelegen hat. Der Schlusskurs spielt dabei keine Rolle. Mit einer solchen Option kann sich ein Investor, der in ebenjenes Underlying anlegen möchte, gegen starke Kursverluste absichern.
Weitere Varianten
Die oben erwähnten Optionstypen sind die bei weitem häufigsten und liquidesten Barrier-Optionen. Jedoch gibt es noch eine ganze Reihe anderer, komplizierterer Instrumente, die auch auf dem Barrierenkonzept beruhen:
- Knock-Out-Optionen mit Prämie: Hierbei handelt es sich um Knock-Out-Optionen im obigen Sinne, jedoch mit einer zusätzlichen Vereinbarung: verfällt die Option, weil die Barriere erreicht wurde, so wird eine vorher abgemachte Prämie als Entschädigung gezahlt. Diese Option gilt oft nicht als eigenständiger Typ von Barrier-Optionen, da er als Linearkombination aus Knock-Out- und Digital-Barrier-Option darstellbar ist.
- Dynamische Barrieren: Hier wird die Barrierenbedingung insofern abgeändert, als dass sich das Knock-Out- oder Knock-In-Level im laufe der Zeit ändern kann. Beispielsweise kann vereinbart werden, dass das Underlying im ersten Jahr nicht unter 90, im zweiten nicht unter 80 fallen darf, oder dass der Kurs zu keinem Zeitpunkt unterhalb der Funktion fallen darf. Dies ist vor allem bei langen Laufzeiten vorteilhaft, da hier der erwartete exponentielle Anstieg des Kurses berücksichtigt werden kann.
- Tunnel-Optionen stellen eine weitestmögliche Verallgemeinerung der Barrier-Option dar: hier verfällt die Option, wenn der Kurs unter eine (unter Umständen dynamische) Untergrenze fällt oder über eine Obergrenze steigt. Das Underlying darf sich also nur in einer gewissen Bandbreite (eben innerhalb eines Tunnels) bewegen. Mit diesem Instrument kann der Anleger quasi auf die Volatilität des Underlyings wetten: Stark schwankende Aktien durchbrechen eine der Grenzen eher als stabile Werte.
Bewertung von Barrier-Optionen
Die Berechnung des fairen Optionspreises ist bei Barrier-Optionen, wie allgemein bei pfadabhängigen Derivaten (deren Auszahlung also nicht nur vom Schlusskurs abhängt, sondern den gesamten Kursverlauf berücksichtigt), oftmals keine leichte Aufgabe. Explizit müssen hier Informationen über die Verteilung von Maximum oder Minimum des Kurses bekannt sein. Im Black-Scholes-Modell ist das beispielsweise der Fall, ebenso in Binomialmodellen. Bei komplizierteren Kapitalmarktmodellen jedoch hilft oft nur eine Diskretisierung (also eine Approximation durch ein zeitdiskretes Modell) oder eine Monte-Carlo-Simulation.