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Zisterzienser

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Wappen des Zisterzienserordens
Bernhard von Clairvaux sorgte für die Ausbreitung des Ordens

Zisterzienser nennen sich die Mönche und Nonnen, die in der Tradition der Gründer des "Neuklosters" in Cîteaux ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit führen wollen. Der Zisterzienserorden ist durch Reformen aus der Tradition der Benediktinermönche entstanden. Die verschiedenen Zweige der Zisterzienser, die sich dem geistlichen Erbe des Mutterklosters Cîteaux verpflichtet wissen, bilden die Familia Cisterciensis. Dazu zählen neben dem Zisterzienserorden (lat. Ordo Cisterciensis, kurz: OCist), einem monastischen Orden in der römisch-katholischen Kirche, noch der Zisterzienserorden der strengeren Observanz (Trappisten, kurz: OCSO), zwei selbständige Frauenkongregationen und die Gemeinschaft der Laienzisterzienser.

Geschichte

Mutterkloster und Namensgeber der Zisterzienser ist das 1098 von dem Benediktiner Robert von Molesme (†1111) und zwanzig weiteren Mönchen der Abtei Molesme gegründete Kloster Cîteaux (lat. Cistercium, dt. Zisterze).

Ordensgründung

Ein wesentlicher Anlass zur Ordensgründung war im wenige Kilometer entfernten Cluny zu suchen. Diese große und in der ganzen Christenheit berühmte Benediktinerabtei in Burgund hatte durch Spenden, Stiftungen und Erbschaften ein großes Vermögen und weite Ländereien erworben. Wenige Jahre zuvor (1088) hatte man mit dem Bau der damals größten Kirche der Christenheit begonnen, die sogar Alt-Sankt-Peter in Rom an Größe übertraf. Die Innenausstattung mit Fresken war aufwendig. In dieser mächtigen und einflussreichen Abtei (mehrere Päpste gingen aus den Reihen ihrer Mönche hervor) spielte die Liturgie eine herausragende Rolle: stundenlange Gottesdienste und feierliche Prozessionen waren an der Tagesordnung.

Durch Prachtentfaltung und Reichtum waren die ursprüngliche Einfachheit der monastischen Lebensweise und das Ideal, von der eigenen Hände Arbeit zu leben, abhanden gekommen. Eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Werte schien nötig. Die neue Gemeinschaft unterwarf sich dem Ziel, streng nach der Ordensregel des Benedikt von Nursia (Regula Benedicti) zu leben. Auf dieser Grundlage wollten sie ausschließlich von ihrer eigenen Hände Arbeit leben. Einnahmen aus Verpachtung und Zinsen sowie die Erhebung des Zehnten lehnten sie ab. Abgeschiedenheit von der Welt und Einfachheit der Lebensweise waren Grundideale der Reformgruppe.

Von ihrer Grundintention wollten Robert und seine Mönche nichts anderes sein als Benediktiner und getreu nach der Regel des hl. Benedikt leben. Jedoch unterschied sich die Lebensweise der Mönche von Cîteaux entscheidend von der anderer Benediktinerklöster, insbesondere der von Cluny. So entstand aus der als Reform innerhalb des Benediktinertums gedachten Neugründung ein neuer Orden mit einer eigenen Liturgie, der gleichzeitig der erste zentralistisch organisierte Mönchsorden des christlichen Abendlandes war.

Robert von Molesme wurde bereits 1099 nach Molesme zurückberufen. An seine Stelle als Abt von Cîteaux trat Alberich von Cîteaux, der das Kloster zehn Jahre lang leitete. 1109 löste ihn Stephan Harding ab. Der drei Gründeräbte von Cîteaux wird am 26. Januar gedacht.

Organisation

Organisation des Gesamtordens

Die Zisterzienser waren der erste zentral organisierte Orden der Christenheit. Jede Abtei des Ordens ist grundsätzlich selbständig, jedoch auf die einheitlichen Statuten des Zisterzienserordens verpflichtet. Jede Abtei bleibt gegenüber ihrem Mutterkloster verantwortlich. Der Abt des Mutterklosters visitiert als Pater Immediat (direkter kirchlicher Vorgesetzter) die Tochtergründungen (Filiationsprinzip). Bis zu ihrer Aufhebung im Zuge der Französischen Revolution wurde die Abtei Cîteaux, erste Abtei und daher Mutterkloster des Ordens, von den Äbten der ersten vier Gründungen von Cîteaux, der Primarabteien La Ferté, Pontigny, Clairvaux und Morimond, visitiert. In Cîteaux tagte das Generalkapitel unter dem Vorsitz des Abtes von Cîteaux. Seit der Neuorganisierung des Ordens nach der Französischen Revolution steht ein gewählter Generalabt, der in Rom residiert, an der Spitze des Ordens. Die Belange des Ordens werden auf dem Generalkapitel, an dem alle Äbte des Ordens teilnehmen, geregelt. Das Filiationsprinzip ist spätestens seit dem 16. Jahrhundert durch regional-bestimmte Kongregationen ersetzt worden.

Innere Organisation der einzelnen Konvente

Das zisterziensiche Ideal, nicht von den Abgaben abhängiger Bauern, sondern nur von der eigenen Arbeit leben zu wollen, führte zu einer spezifischen internen Organisation der einzelnen Konvente: Die Institution der Konversen oder Laienbrüder entstand; ein zisterziensisches Kloster beherbergte zwei verschiedene, organisatorisch deutlich voneinander getrennte Brüdergemeinschaften: die Gruppe der Chormönche, zu der auch Priester gehörten, und die Gruppe der Laienbrüder. Die Hauptaufgabe der Chormönche war der Gottesdienst, vor allem das Stundengebet, siebenmal am Tag. Diejenigen der Chormönche, die zu Priestern geweiht wurden, hatten außerdem die Sakramente zu spenden (Messe lesen, Beichte hören usw.) Auf die Chormönche gehen die kulturellen Aktivitäten des Ordens zurück (z.B. schriftstellerische Tätigkeiten oder das Kopieren von Büchern). Aus der Reihen der Chor- und Priestermönche rekrutierte sich das Führungspersonal. Diese Mitbrüder stammten meist aus dem Adel, wie es für das Mittelalter selbstverständlich war. Handarbeit verrichteten Chormönche in der Anfangszeit des Ordens zwar auch, aber nur im Bedarfsfall.

Für die alltägliche Handarbeit waren die Laienbrüder zuständig, die dafür deutlich verringerte Gebetsverpflichtungen hatten. Sie lebten in einem eigenen Flügel des Klosters und hatten in der Kirche ihre eigenen Sitze, abgesondert von den Chormönchen. Auf die Leitung des Ordens hatten sie keinen Einfluss, bei den Beratungen der Mönche im Kapitel waren sie nur Zuhörer. Wer einmal Konverse war, konnte nicht zum Mönch aufsteigen. Für die Anfangszeit des Ordens ist mehrfach belegt, dass auch adelige Männer, begeistert vom Ideal eines demütigen Lebens für Gott, als Laienbrüder in ein Zisterzienserkloster eintraten und dort ein unstandesgemäßes Leben als Landarbeiter führten. Trotzdem stammten vermutlich die meisten Laienbrüder aus niedrigen Gesellschaftsschichten. Ihre Arbeit war für die Zisterzienser unverzichtbar: Sie bebauten das dem Orden gestiftete Land und machten in der Anfangszeit oft große Sumpf- und Waldgebiete urbar. So erarbeiteten sie den Wohlstand des Ordens. Die Tätigkeit der Konversen machte es erforderlich, dass sie zum Teil außerhalb des Klosters in oft weit entfernten Wirtschaftshöfen, die man als Grangie bezeichnet, lebten.

Ausbreitung

Von Cîteaux aus kam es zu Neugründungen von Tochterklöstern. Dem neuen Orden gab Stephan Harding mit seiner Charta Caritatis eine Verfassung; am 23. Dezember 1119 wurde diese durch Papst Calixt II. in der Bulle Ad hoc in Apostolicae Sedis bestätigt.[1] Somit ist Stephan Harding der eigentliche Gründer des Zisterzienserordens.

1113 trat Bernhard aus dem Rittergeschlecht Tescelin le Roux in Cîteaux ein. Bereits 1115 wurde er zur Gründung eines Klosters in Clairvaux ausgesandt.

Unter Abt Bernhard von Clairvaux begann der eigentliche Aufstieg des Zisterzienserordens. Durch Predigt, persönliches Beispiel und theoretische Vorgaben zum Klosterbau wurde er zum eigentlichen Ordensvater, so dass die Zisterzienser manchmal als „Bernhardiner“ bezeichnet werden. Ein weiblicher Zweig nennt sich heute „Bernhardinerinnen“.

Unter Bernhard wurden in ganz Europa Hunderte neue Klöster errichtet; auch viele ehemalige Benediktinerabteien (so etwa Fontfroide in Südfrankreich) schlossen sich der neuen Reformbewegung an.

Entgegen den eigentlichen Grundidealen der Zisterzienser übte Bernhard außerhalb des Ordens großen Einfluss auf die Politik des Mittelalters aus. Die Mächtigen akzeptierten ihn als Mittler untereinander. Folgenreich war sein Aufruf zum Zweiten Kreuzzug (1147-1149). Hohe kirchliche Ämter lehnte Bernhard aber stets ab. Darüber hinaus wurde Bernhard aufgrund seiner geistlichen Schriften bekannt. Seiner schriftstellerischen Gabe wegen wird Bernhard Doctor mellifluus (honigfließender Lehrer) genannt.

Die ersten vier Gründungen von Cîteaux, die sogenannten Primarabteien waren La Ferté (1113), Pontigny (1114), Clairvaux und Morimond (beide 1115). 1120 wurde mit der Abtei Tart das erste Zisterzienserinnenkloster gegründet.


Entwicklung in Deutschland

Das erste Zisterzienserkloster in Deutschland war das 1123 gegründete Kloster Kamp; im Jahre 1127 folgte das Kloster Walkenried. In Deutschland erlangten die Zisterzienser durch ihre Kolonisationstätigkeit im 12. und 13. Jahrhundert, besonders im Raum östlich der Elbe, hervorragende Bedeutung. So wurden vom Kloster in Waldsassen aus die böhmischen Gebiete kolonisiert. Sie siedelten sich 1142 in Sedletz und 1191 auf Einladung von Milhost in Mašťov an. Dieses Kloster wurde später nach Ossegg verlegt.

Fischerei und Mühle als typische Tätigkeiten der Zisterzienser, hier in der Abtei Himmerod

Sie schufen landwirtschaftliche Musterbetriebe, förderten Obst- und Weinbau, Pferde-und Fischzucht, Bergbau und Wollhandel, trugen auch zur Blüte hochmittelalterlicher Kultur bei. Der gotische Baustil, anfangs nur zögernd übernommen, fand nicht zuletzt durch diesen Orden Verbreitung in ganz Europa (so etwa im Kloster Chorin). Wie alle Mönche widmeten sie sich der Vervielfältigung von liturgischen und theologischen Handschriften. Einige Klöster, wie beispielsweise die Abtei Himmerod, verfügten gegen Ende des Mittelalters über große und wertvolle Bibliotheken.

In der Mystikbewegung erlangten drei deutsche Zisterzienserinnen große Bedeutung: Mechthild von Magdeburg, Mechthild von Hackeborn und Gertrud von Helfta, die alle der Abtei Helfta angehörten.

Nach der Reformation (etwa 1535) wurden die Zisterzienserklöster in den evangelischen Gebieten Deutschlands geschlossen und die Kirchen zu Pfarrkirchen umgewandelt. Dennoch wurden einige Klöster in neuer Form, beispielsweise als Predigerseminar erhalten. So besteht bis heute das Kloster Loccum, das einen Abt hat und in dem jeden Tag seit 1600 eine Hore gebetet wird. Die evangelischen Zisterzienser-Konvente haben sich in der Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben in Deutschland zusammengeschlossen und übernehmen die Pflege des religiös-kulturellen Erbes der Zisterzienser auf evangelischer Seite. Relativ neu ist die Lebensform des Zisterzienseroblaten und Laienzisterziensers. Zisterzienseroblaten (Zisterzienser-Säkularoblaten) binden sich durch ein öffentliches Versprechen an ein Zisterzienserkloster und leben außerhalb des Klosters nach der Regel des Heiligen Benedikt und entsprechend dem zisterziensischen Geiste. Auch Laienzisterzienser leben in der Welt das zisterziensische Charisma in Verbindung mit einem Zisterzienser- oder Trappistenkloster.

Niedersachsen

Nach dem heute nur noch als Ruine vorhandenen Kloster Walkenried wurde im Jahre 1135 durch Graf Siegfried IV. von Boyneburg, den letzten weltlichen Spross des Northeimer Grafengeschlechts, das Kloster Amelungsborn als zweites Zisterzienserkloster in Niedersachsen gegründet. Die villa Amelungsborn, die ihren Namen nach der im Klosterareal noch heute nachweisbaren Quelle, dem „Born“ des Amelung, trägt, gehörte zu den Erbgütern des Fürstengeschlechts.

Die positive wirtschaftliche Entwicklung des Klosters ermöglichte die Ausbreitung des Ordens. Bereits 1138 stellte Amelungsborn den Gründungsabt für Kloster Mariental bei Helmstedt. 1145 entsandte Amelungsborn einen vollständigen Konvent zur Gründung des Klosters Riddagshausen bei Braunschweig. Dort legten die Ordensbrüder eine Teichlandschaft für die Fischzucht an, die heute Naturschutzgebiet ist; von den ehemals 28 Teichen existieren heute noch elf.

Amelungsborn wurde nicht aufgehoben, als Abt und Konvent das Augsburger Bekenntnis annahmen. 1655 erließ der Herzog eine neue Klosterordnung und bestellte den in Holzminden neu eingesetzten Generalsuperintendenten zum Abt des Klosters. 1760 wurde die Klosterschule nach Holzminden verlegt und mit der dortigen Stadtschule vereinigt. Um 1810 endet jeder korporative Zusammenhalt, obgleich das Amt des Abtes im 19. Jh. weiter bestehen blieb. Als 1875 die schulischen Aufgaben des Klosters durch die Verstaatlichung der Schule endet, bestand das Abtsamt noch als Ehrentitel für die hohe braunschweigische Geistlichkeit fort.

Durch den Gebietsausgleich von 1941 gelangte der Kreis Holzminden zur Provinz und die Kirche zur Landeskirche Hannover. Der Kirchensenat trat in die Rechte des früheren Landesherrn ein und übernahm die Zuständigkeit für Kloster Amelungsborn. Neue Möglichkeiten brachte der Loccumer Vertrag, ein Staatsvertrag zwischen dem Land Niedersachsen und den fünf Landeskirchen. Die zuständigen kirchlichen Behörden konnten nun die Prälaturen Amelungsborn, Königslutter, Mariental und Riddagshausen ohne staatliche Mitwirkung regeln.

Mark Brandenburg

Kloster Lehnin, Königshaus, 14. Jahrhundert

Von außerordentlicher Bedeutung für die Stabilisierung und Entwicklung der Mark Brandenburg war das 1180 ca. 25 Kilometer südwestlich von Potsdam gegründete Kloster Lehnin. Nur einige Jahrzehnte zuvor 1157 hatte der erste Markgraf Albrecht der Bär die Mark aus der Taufe gehoben. Die ansässigen Slawenstämme hatten die Deutschen bei ihren vorherigen Versuchen der Ostkolonisation mehrfach zurückdrängen können, so dass die ersten askanischen Markgrafen wussten, dass das Land mit dem Sieg von 1157 noch nicht gewonnen war. Der Sohn Albrechts, der zweite Markgraf Otto I. gründete das Kloster 1180 unter anderem mit dem Ziel, über die Missionierung der „heidnischen“ Slawen und über die wirtschaftliche Leistungskraft der Mönche das Land zu konsolidieren und schrittweise auszudehnen. Im Sinne ihrer Selbstverpflichtung zu einem entbehrungsreichen, asketischen und gottgefälligen Leben fanden die Zisterzienser hier ein geradezu ideales „jungfräuliches“ kulturelles und landschaftliches Gebiet vor.

Entwicklung in Österreich

Das Stift Rein wurde 1129 durch Markgraf Leopold den Starken gegründet und von Kloster Ebrach aus besiedelt. Die Gründung des Klosters Heiligenkreuz erfolgte 1133 vom Mutterkloster Morimond in Burgund. Weitere Neugründungen waren u.a. 1138 das Stift Zwettl, 1202 das Stift Lilienfeld und 1263 das Kloster Goldenkron.

Stagnation und Reform der Reform

Ende des 13. Jahrhunderts begannen sich die Zisterzienser von ihren Gründungsidealen zu entfernen. Die effiziente Wirtschaftsweise hatte die einzelnen Klöster reich gemacht, gleichzeitig traten nicht mehr genug Laienbrüder (Konversen) in die Klöster ein, u.a. weil junge Männer aus nicht-adeligen Familien sich in dieser Zeit eher den neu aufkommenden Bettelorden, vor allem den Franziskanern und Dominikanern, anschlossen. Aufgrund dieser Entwicklung konnten die umfangreichen Ländereien nicht länger in Eigenarbeit bewirtschaftet werden. Daher begannen die Zisterzienser, von den Abgaben abhängiger Pachtbauern zu leben, wie es die Benediktiner schon lange getan hatten. Der Wohlstand der Konvente führte in vielen Fällen zu einer Aufweichung der asketischen Lebensführung, der Lebensstil mancher Gemeinschaften wurde aufwendig.

Die Ausbreitung der Bettelorden führte zu einer Stagnation in der Ausbreitung des Zisterzienserordens. Trotzdem blieb die Zahl der Klöster groß. So gab es Mitte des 13. Jahrhunderts 647 Zisterzienserklöster; 1675 gehörten 724 Klöster dem Orden an[2].

Ab 1425 schlossen sich wegen der weiten geographischen Ausbreitung des Ordens und der damit verbundenen Schwierigkeit einer zentralen Führung Zisterzienserklöster nach dem Vorbild der Benediktiner zu Kongregationen zusammen.

Durch diverse Kriegsperioden des Spätmittelalters wurde der Orden geschwächt; die Reformation tat ihr Übriges. Nach dem Konzil von Trient (1545-1563) kamen im Zisterzienserorden Reformbestrebungen zur Erneuerung des Ordenslebens auf. Im 17. Jahrhundert stand Abt Armand Jean Le Bouthillier de Rancé einer Reform des Klosters La Trappe vor, aus der die Zisterzienser der strengeren Observanz (später Trappisten genannt) hervorgingen. Erst 1892 trennten sich die Trappisten von den Zisterziensern.[3]

Neuzeit

Junge Zisterzienser aus Vietnam, zum Studium in Heiligenkreuz

Im Zuge der Französischen Revolution wurde Cîteaux, die Mutterabtei des Zisterzienserordens, aufgehoben und die Mönche vertrieben. Dadurch brach die zentrale Führung des Ordens zusammen, da das Generalkapitel, das bisher in Cîteaux getagt hatte, nicht mehr dort stattfinden konnte. Auf die letzte Tagung des Generalkapitels vor der Revolution im Jahr 1786 folgte die nächste Tagung 1869 in Rom.

Die größte Trennung innerhalb des Ordens erfolgte 1892 durch den Zusammenschluss einiger Reformbewegungen zu einem eigenständigen Orden, dem „Zisterzienserorden der strengeren Observanz“, meist Trappisten genannt. Seitdem sind die Zisterzienser in zwei selbständige Orden gespalten, mit je eigenem Generalabt und Generalkapitel.

Im 20. Jahrhundert erlangte der Zisterzienserorden besonders durch schulische Tätigkeit größere Bedeutung. Daneben begann eine, wenn auch beschränkte, Missionstätigkeit in Südamerika. Der Zisterzienserorden strengerer Observanz konnte im 20. Jahrhundert zahlreiche Neugründungen in Nordamerika, Südamerika, in Afrika, Australien und Übersee ins Leben rufen, die sich teilweise zu blühenden Zentren des monastischen Lebens entwickelt haben.


Nach dem Stand vom 1. September 2005 gehören dem Zisterzienserorden (ohne Trappisten / OCSO) 1499 Mönche, davon 696 Priester, und 883 Nonnen an.[4]

Das geistliche Leben der Zisterzienser

Die Zisterzienser sind ein kontemplativer Orden. Sie führen ein äußerlich zweckfreies Leben, um frei zu sein für ihre Suche nach Gott. Kernmerkmale der Zisterzienserspiritualität sind ein beständiges Leben in der Klausur (stabilitas loci), die Verbindung von weltabgeschiedenem Leben und zugleich Gemeinschaftsleben innerhalb des Klosters, die Pflege einer einfachen und strengen Lebensweise, Hochschätzung der Handarbeit sowie eine kontemplative Innerlichkeit, die sich sowohl in gemeinschaftlichem Chorgebet und privatem meditativen und betrachtenden Gebet niederschlägt. Einen besonderen Stellenwert im Zisterzienserleben nimmt die Marienverehrung ein.

Die Zisterziensermönche kleiden sich in eine weiße oder graue Tunika und ein schwarzes Skapulier mit Gürtel oder Zingulum. Das eigentliche Mönchsgewand, eine weiße Kukulle, wird über diesem Alltagsgewand getragen.

Aufnahme und Ausbildung

Habit eines Novizen
Während des Noviziats ist das Skapulier weiß; mit der einfachen Profess erhält der Mönch das schwarze Skapulier.
Zwei Zisterzienser im Habit

In ein Zisterzienserkloster eintreten kann jeder Erwachsene, der geistig und körperlich dazu geeignet und bereit ist, sich ganz auf ein Leben mit Gott einzulassen und „wahrhaft Gott zu suchen“, wie es Benedikt von Nursia in seiner Regel verlangt. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Abitur. Wer sich entschlossen hat, ein Leben im Kloster führen zu wollen, besucht das Kloster zunächst als Gast. Nach dieser ersten Kennenlernphase folgt die Kandidatur. Diese dient zur Prüfung, ob der Kandidat für das Zisterzienserleben geeignet ist. Anfangs verbringt der Kandidat einige Wochen in der Klausur der Mönche und kann so Einblick in das dortige Leben nehmen. Die Kandidatur kann unterschiedlich lang dauern, meist wird in dieser Zeit eine begonnene Ausbildung außerhalb des Klosterlebens beendet.

Wenn man die Kandidatur beendet hat, folgt das Postulat, das in der Regel mehrere Monate dauert. Der Postulant nimmt am konkreten Ordensleben teil und übernimmt kleinere Aufgaben innerhalb der Gemeinschaft. Der Unterschied zum Leben als Mönch liegt in der Tatsache, dass der Postulant zwar schon mehr oder weniger zur Ordensgemeinschaft dazugehört, jedoch noch nicht fest an sie gebunden ist und das Kloster jederzeit wieder verlassen kann.

An das Postulat schließt das Noviziat an, das mindestens ein Jahr dauert. Das Noviziat beginnt mit der Aufnahme des Bruders in die Gemeinschaft des Ordens. Diese erfolgt durch die Einkleidung. Hierbei wird dem Postulanten die Ordenstracht (Habit) überreicht. Mit der Einkleidung wird der Novize fest in das Ordensleben integriert, er übernimmt eigenständig Aufgaben, ist aber noch Lernender, erhält also Unterricht etwa über die Spiritualität des Ordens und dessen Organisation und Geschichte.

Wenn die Noviziatszeit um ist, legen die Novizen die zeitliche Profess auf drei Jahre ab. Sie verpflichten sich dem Orden. In dieser Zeit hat man noch die Möglichkeit, den Orden zu verlassen.

Das Stift Heiligenkreuz beherbergt die Ordenshochschule für den deutschsprachigen Raum

Ein unbedingte Bindung an den Orden geht der Novize erst ein, wenn er drei Jahre nach der zeitlichen Profess die feierliche Profess ablegt. Hierbei gelobt er „klösterlichen Lebenswandel, Beständigkeit und Gehorsam“, wie es in der Benediktsregel vorgeschrieben ist. Darin impliziert sind materielle Anspruchslosigkeit und die ehelose Keuschheit. Mit der feierlichen Profess bindet sich der Bruder für immer an sein konkretes Kloster (stabilitas loci).

Auf Wunsch kann ein Mönch eine weitere Ausbildung machen, etwa den Meistertitel in einem Handwerk erwerben. Für Abiturienten besteht die Möglichkeit, Theologie zu studieren und sich auf die Weiheämter vorzubereiten. Im deutschsprachigen Raum geschieht dies üblicherweise auf der Ordenshochschule im Stift Heiligenkreuz bei Wien.

Arbeit

Die Zisterzienser leben und arbeiten nicht nur hinter ihren Klostermauern, sondern auch im sozialen und kulturellen Bereich. Viele Klöster betreiben neben ihren eigenen Werkstätten Schulen oder haben die Seelsorge in einzelnen Gemeinden übernommen.

Tagesablauf

Der Tagesablauf ist geprägt von sieben Gebetszeiten Vigil, Laudes, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet (Regula Benedicti, 16). Die erste Gebetszeit findet nachts, meist zwischen 04:00 Uhr und 06:00 Uhr statt, die letzte nach Sonnenuntergang. Zentral ist die tägliche Feier der heiligen Messe. Durch die Gottesdienste, denen nach der Regel des heiligen Benedikt nichts vorgezogen werden soll, wird der Tag der Mönche gegliedert in Lesung und Arbeit. Nach der letzten Gebetszeit beginnt für die Mönche das sogenannte Große Stillschweigen und die Nachtruhe, die bis zur ersten Gebetszeit des nächsten Tages dauert.

Anlage der Klöster

Idealplan eines Zisterzienserklosters
Dachreiter als Merkmal einer Zisterzienserkirche, hier in der Abtei Mariawald

Der Name der Klöster der Zisterzienser als Cistercen oder Zisterzen wird von dem lateinischen Namen Cistercium des Mutterklosters Citeaux abgeleitet und bürgert sich später im Sprachgebrauch des Ordens als Zisterzen ein. Die Klöster sollten nach den Vorgaben Bernhards in abgeschiedenen Gebieten liegen, in denen die Mönche nicht durch äußere Einflüsse in der Ausübung ihrer Lebensform gestört werden konnten. Anders als bei den Bettelorden, die kurze Zeit nach den Zisterziensern aufkamen, "finden sich deshalb kaum Zisterzienserklöster in Städten" (siehe auch [5]).

Meist wurden die Klöster in einem bis dahin unbewohnten und schwer zugänglichen Seitental errichtet, dessen Talaue breit genug für Landwirtschaft und Viehzucht war, dessen Wälder an den Hängen das nötige Baumaterial liefern konnten und dessen Wasserlauf Fischzucht ermöglichte oder als Antrieb für eine Schmiede dienen konnte. Auf diese Weise erschlossen die Zisterzienser im Mittelalter zahlreiche Regionen neu und leisteten wahre Pionierarbeit.

Zisterzienserklöster sind leicht an ihrem äußeren Erscheinungsbild zu erkennen. Die Forderung nach Armut wird in der Architektur umgesetzt. So finden sich in der Regel keine Wandbilder, Statuen oder aufwendige Verzierungen. Die Kirchen sind schlicht, die Fassade (oder Westwand) weist oft eine Dreiergruppe von Fenstern auf, die eine symbolische Darstellung der Heiligsten Dreifaltigkeit sind. Oft wird sogar auf Türme verzichtet, es findet sich nur ein Dachreiter zur Aufnahme einer kleinen Glocke.

Ein typisches – wenn nicht immer durchgehaltenes – Merkmal ist der quadratische Chorraum, rechts und links flankiert von weiteren Nebenchören mit geringerer Seitenlänge. Bis in die heutige Zeit hat sich diese Urform erhalten, etwa in Fontenay (Burgund/Frankreich), Maulbronn oder im Kloster Bebenhausen (beide Baden-Württemberg). Diese Form war vorbildlich für andere Orden. Nachahmungen finden sich beispielsweise in der Kirche Santa Maria Novella der Dominikaner von Florenz.

Generaläbte der Zisterzienser OCist

  • 1. Raimondo Giovannini, 1814–1820
  • 2. Sisto Benigni, 1820–1825
  • 3. Giuseppe Fontana, 1825 († 21. Januar 1826)
  • 4. Venceslao Nasini, 1826–1830
  • 5. Sisto Benigni, 1830–1835 (zweite Amtszeit)
  • 6. Nivardo Tasini, 1835–1845
  • 7. Livio Fabretti, 1845–1850
  • 8. Tommaso Mossi (San Bernardo alle Terme), 1850–1853
  • 9. Angelo Geniani (Cortemilia), 1853–1856
  • 10. Teobaldo Cesari (San Bernardo alle Terme), 1856–1879
  • 11. Gregorio Bartolini, 1880–1890
  • 12. Leopold Wackarž (Hohenfurth), 1891–1900
  • 13. Amadeus de Bie (Sint-Bernardusabdij, Bornhem), 1900–1920
  • 14. Kassian Haid (Mehrerau) 1920–1927
  • 15. Marie-François Janssens (Achel, dann Notre-Dame de Pont-Colbert), 1927–1936
  • 16. Edmondo Bernardini (Santa Croce in Gerusalemme), 1937– 1950
  • 17. Matthäus Quatember (Hohenfurth), 1950–1953.
  • 18. Sighard Kleiner (Hauterive), 1953–1985
  • 19. Polycarp Zakar (Zirc), 1985–1995
  • 20. Mauro Esteva (Poblet), seit 1995

Generaläbte der Zisterzienser von der strengeren Observanz OCSO ["Trappisten"] (bis 1892 s. OCist)

  • 1. Sébastien Wyart (Mont-des-Cats/Sept-Fons), 1892–1904
  • 2. Augustin Marre (Igny), 1904–1922
  • 3. Jean-Baptiste Ollitraut de Kéryvallan (Melleray), 1922–1929
  • 4. Herman-Joseph Smets (Westmalle), 1929–1943
  • 5. Dominique Nogues (Timadeuc), Vicarius (sede vacante) ab 1943, 1946–1951
  • 6. Gabriel Sortais (Bellefontaine), 1951–1963
  • 7. Ignace Gillet (Dombes/Aiguebelle), 1964–1974
  • 8. Ambrose Southey (Mount St Bernard), 1974–1990
  • 9. Bernardo Olivera (Azul), 1990–2008
  • 10. Eamon Fitzgerald (Mount Melleray), seit September 2008 [6]

Generalprokuratoren der Zisterzienser

  • Heinricus Smeulders (Bornem), 1871–1892
  • Mauro Tinti, 1892–1900
  • Placido Magnanesi, 1900–1910
  • Ernö (Sándor) Szeghy (Zirc), 1910–1917
  • Raimondo Bazzichi (Santa Croce), 1920–1934
  • Matthäus Quatember (Hohenfurth), 1934–1953
  • Sighard Kleiner (Hauterive), 1950–1953
  • Gregorio Battista (Trisulti), 1953–1995
  • Meinrad Tomann (Heiligenkreuz), seit 1995

Bekannte Zisterzienser

Bestehende und ehemalige Zisterzienserklöster

Eine Liste der weltweit bestehenden und ehemaligen Zisterzienserklöster ist zu finden unter: Liste der Zisterzienserklöster.

Einzelnachweise

  1. http://books.google.com/books?id=Vu97F-8SvqYC&pg=PA34&lpg=PA34&dq=1119+carta+caritatis&source=web&ots=4HNWvuHbcE&sig=QVIhbXEB1PmkjSF08RJffX1qXII
  2. Christian Schütz, Philippa Rath (Hrsg.): Der Benediktinerorden: Gott suchen in Gebet und Arbeit. Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag, 3. Aufl. 2003, S. 188.
  3. M. Stark: Die Trennung der »Observantia Strictior« vom Zisterzienserorden (1880-1892). Geschichte und Dokumente, in: Analecta Cisterciensia 48 (1992), S. 105-310
  4. http://www.ocist.org/statistics.htm
  5. Johanek, Peter: Stadt und Zisterzienserinnenkonvent in: Stadtarchiv und Stadtgeschichte, Festschrift für Fritz Mayrhofer. Linz 2004, S. 217 ff.
  6. The Irish Times: “Mount Melleray abbot named as Cistercian head”, 9. September 2008

Literatur

  • Stephanie Haarländer: Die Zisterzienser. Kohlhammer, Stuttgart o.J. (erscheint demnächst). ISBN 978-3-17-018372-8
  • Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser, Lukas Verlag, Berlin 1996ff. (wissenschaftliche Studienreihe mit derzeit ca. 25 Bänden)
  • Immo Eberl: Die Zisterzienser. Geschichte eines europäischen Ordens. 1. Auflage, Thorbecke, Stuttgart 2002. ISBN 3-7995-0103-7
  • Stephanie Hauschild: Das Paradies auf Erden. Die Gärten der Zisterzienser, Ostfildern 2007. ISBN 978-3-7995-3530-4
  • Ulrich Knefelkamp: Zisterzienser. Springer, Berlin 2001. ISBN 3-5406-4816-X
  • Jean-Francois Leroux-Dhuys: Die Zisterzienser. Geschichte und Architektur. Könemann, Köln 1998. ISBN 3-89508-893-5
  • Terryl N. Kinder: Die Welt der Zisterzienser. Schnell & Steiner 1997. ISBN 3-79541-297-8
  • Matthias Untermann: Forma Ordinis. Studien zur Baukunst der Zisterzienser im Mittelalter (= Kunstwissenschaftliche Studien 89). München/Berlin 2001.
  • S. M. Deutsch: Cistercienser. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 4, Hinrichs, Leipzig 1898, S. 116–127.
Wiktionary: Zisterzienser – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Zisterzienserklöster – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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