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Adoleszenz

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The Abduction of Psyche von William-Adolphe Bouguereau

Die Adoleszenz ist das Übergangsstadium in der Entwicklung des Menschen von Kindheit (Pubertät) hin zum vollen Erwachsensein und stellt den Zeitabschnitt dar, während dessen eine Person biologisch ein Erwachsener ist, aber emotional und sozial noch nicht vollends gereift ist. Das Alter, das betrachtet wird, in dem man sich in der Adoleszensphase befindet, schwankt je nach Kultur. In den Vereinigten Staaten wird die Adoleszenz im Allgemeinen bereits bei Pubertätsbeginn betrachtet: Die Phase beginnt im Alter von 13 Jahren und endet etwa um 24 Jahre herum. In Deutschland wird die Adoleszenzphase je nach Entwicklungsstadium von 17-24 Jahren betrachtet. Im Gegensatz dazu definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Adoleszenz als die Periode des Lebens zwischen 10 und 20 Jahren des Alters.

Die "Adoleszenz" ist ein kulturelles und soziales Phänomen und seine Definition wird folglich nicht ausschließlich an körperliche Meilensteine gebunden. Das Wort leitet sich von dem lateinischen Verb adolescere ab (und bedeutet soviel wie "aufwachsen“). Die Zeit wird mit drastischen Änderungen im Körper, zusammen mit Entwicklungen in der Psyche und in der akademischen oder berufsbildenden Karriere einer Person gekennzeichnet. Während dieser Periode des Lebens, durchlaufen die meisten Jugendlichen die körperlichen Stadien der Pubertät, die häufig im Alter von neun Jahren bis dreizehn Jahren beginnen. In der Altergruppe der 14-18 Jährigen kommen dann oftmals erste sexuelle Erfahrungen oder Interessen hinzu. Die meisten Kulturen sehen jedoch die Erwachsen-Werdenden Kinder und Jugendlichen erst mit unterschiedlichen Jahren als Erwachsene bzw. „Nicht-Mehr Kinder“ an. So sieht die jüdische Tradition beispielsweise dreizehnjährige als Mitglied der Erwachensengemeinschaft – und dieser Übergang wird entsprechend gefeiert.

Natürlich gibt es auch eine juristische Alterdefinition, wann ein Jugendlicher sexuell reif (in Deutschland ab 14 Jahren) und auch als strafverantwortlich im Sinne der gerichtlichen Mündigkeit (in Deutschland ab 18 Jahren) angesehen wird. Dieses alles ist wie gesagt nicht nur kulturell bedingt unterschiedlich, sondern jeder Mensch ist auch in seiner Entwicklung unterschiedlich vorangeschritten. Während die Pubertät sich vorwiegend auf die körperliche Reife und das Entdecken der Geschlechtlichkeit bezieht, bezeichnet die Adoleszenz auch weiterhin die Entwicklung einer Beruflichen und Sozialen Identität mit ein.

Reife im Körper führt zu ein Interesse an den sexuellen Tätigkeiten und manchmal führt das zu Jugendschwangerschaft. Da sie möglicherweise nicht emotional oder finanziell fähig sind, Kinder in die Welt zu setzen, gilt dieses oftmals als problematisch. In diesem Alter gibt es auch eine grössere Wahrscheinlichkeit des Drogen- oder Alkoholmissbrauchs oder Geistesprobleme wie Schizophrenie bzw. Identitätsdiffusion und Essstörungen und depressiver Tiefstand. Die emotionale Instabilität unter einigen Jugendlichen verursacht manchmal auch Jugendverbrechen oder leichtsinniges Gruppenverhalten bis hin zu Selbstmordgedanken. Die Rebellionsbereitschaft und der Veränderungswünsche von Adoleszenten werden auch als ein wichtiger Faktor in vielen Sozialen Bewegungen für positive Veränderungen in der Welt gesehen. Der Weg, letztlich auf eigen Füssen zu stehen, finanziell als auch mit allen Anforderungen – beruflicher, sozialer und sexueller – zurechtzukommen , ist daher oftmals wenig gefestigt und krisenanfällig (siehe auch Logotherapie und Psychoanalyse). In diesem Fall wird von einer Adoleszenzkrise gesprochen.

Thema ist in dieser Zeitspanne auch oftmals der Auszug des Kindes aus dem Elternhaus, das Verdienen des eigenen Geldes für den Lebensunterhalt, die Trennung von der Mutter und die Rolle der Großväter dabei, die Kinder aus der Dualunion mit der Mutter bzw. dem Elternhaus zu vollziehen (sog, Initiationsriten sind in alten Kulturen dafür bekannt). Die Suche nach einer einzigartigen Identität ist eins der Probleme, denen adoleszente Jugendliche häufig gegenüberstehen. Wer bin ich, was kann ich, wo liegen meine Stärken und Schwächen, was will ich beruflich, welche sexuelle Orientierung ist für mich die richtige und wo und mit wem lebe, liebe, wohne und arbeite ich ?

In diesem Alter sind Rollenmodelle wie Sportler, Film und Fernseh-Schauspieler sehr populär, und Jugendliche drücken häufig einen Wunsch aus, so wie ihr gewähltes Rollenmodell zu sein. In der Vergangenheit (und noch in einigen Kulturen) gab es die Zeremonien, die Erwachsensein feiern und gewöhnlich findet dieses während der Adoleszenz statt.

Literatur

  • Fend, Hemlut (2003): Entwicklungspsychologie des Jugendalters, UTB, Stuttgart
  • Flammer, August & Alsaker, Francoise D. (2001): Entwicklungspsychologie der Adoleszenz, Huber, Bern
  • Bohleber, Werner (1996): Adoleszenz und Identität, Klett-Cotta
  • Streeck- Fischer, Annette (2004): Adoleszenz - Bindung - Destruktivität, Klett-Cotta
  • Bly, Robert (1993): Eisenhans, Droemer Knaur