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Skorpione

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Skorpione
Skorpion
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Superphylum: Urmünder (Protostomia)
Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Vorlage:Phylum: Gliederfüßer (Arthropoda)
Vorlage:Subphylum: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Vorlage:Classis: Spinnentiere (Arachnida)
Vorlage:Ordo: Skorpione (Scorpiones)
Familien
  • Bothriuridae
  • Buthidae
  • Caraboctonidae
  • Chactidae
  • Chaerilidae
  • Euscorpiidae
  • Iuridae
  • Liochelidae
  • Microcharmidae
  • Pseudochactidae
  • Scorpionidae
  • Superstitioniidae
  • Urodacidae
  • Vaejovidae

Die Skorpione (Scorpiones) sind eine Ordnung der Kieferklauenträger (Chelicerata) und zugleich der Spinnentiere (Arachnida). Weltweit sind etwa 1400 Arten bekannt mit Körpergrößen zwischen 9 mm bei Typhlochactas mitchelli und maximal 21 cm bei den Kaiserskorpionen (Pandinus imperator) und den Weibchen der Art Hadogenes troglodytes. Sie bewohnen die Tropen und Subtropen inklusive der europäischen Mittelmeerländer.

Lebensweise der Skorpione

Skorpione leben vor allem in trockenen und sandigen Gebieten, vornehmlich in Wüsten und Halbwüsten. Sie sind in der Lage, mit ihren kräftigen Scheren Erdgänge und Höhlen zu graben. Außerdem dienen die Scheren zum Fang und Festhalten der Beute, meist anderer Gliederfüßer oder kleiner Wirbeltiere. Größere Beutetiere werden mit einem Stich durch den Giftstachel getötet.

Das Gift der Skorpione ist in der Regel für große Wirbeltiere nur wenig gefährlich. Einige Arten besitzen allerdings Giftmischungen, die auch für den Menschen schädlich oder gar tödlich sein können. Die Gifte selbst sind Mischungen verschiedener Bestandteile, die als Neurotoxin wirken. Besonders starke Gifte finden sich bei Vertretern der Buthidae (LD50-Wert zwischen 0,25mg/kg und 4,25 mg/kg bei der Maus). Jährlich sterben weltweit etwa 1.000 (nach anderen Quellen bis zu 5.000) Menschen durch Skorpionsstiche, vor allem in Mexiko. Bei einer tödlichen Giftdosis tritt der Tod innerhalb von fünf bis 20 Stunden durch Atemstillstand ein.

Neben den oben erwähnten Arten, die vor allem in sandigen Wüsten leben, gibt es sehr viele verschiedene Lebensräume, in denen Skorpione zu finden sind. Die meisten Arten sind bodenlebend und werden nach McDaniels 1968 in vier Grundtypen aufgeteilt:

  • Psammophile Skorpione sind Arten, die vor allem an das sandige Habitat angepasst sind. Sie sind auf diesem Grund (Substrat) sehr schnelle Läufer und gut gegen Austrocknung geschützt.
  • Lithophile Skorpione leben bevorzugt in Felslebensräumen und sind meist flach gebaut, damit sie sich gut zwischen Steinen bewegen können.
  • Grabende Skorpione leben vor allem unterirdisch in selbst gegrabenen Höhlen. Sie verlassen diese nur zur Jagd und zur Fortpflanzung.
  • Wandernde Skorpione wechseln ihren Lebensraum und sind entsprechend wenig an bestimmte Verhältnisse angepasst.

Neben diesen Grundtypen der bodenlebenden Arten gibt es zumindest noch einige weitere Lebensformtypen. So gibt es unter den Skorpionen auch Höhlenbewohner, kletternde Baumbewohner sowie Kulturfolger, die vor allem in der Nähe menschlicher Behausungen zu finden sind.

Bau der Skorpione

Der Körper der Skorpione ist sehr einheitlich gebaut und immer in einen deutlichen Vorderkörper (Prosoma) und einen zweiteiligen, schwanzartigen Hinterleib (Opisthosoma) gegliedert. Letzterer endet in einem Stachel, der mit einer Giftblase versehen ist.

Datei:Skorpion3.jpg
Skorpion in Detailansicht

Die Tiere tragen am Vorderkörper relativ kleine Kieferklauen (Celiceren), denen die imposanten Pedipalpen folgen. Diese sind zu großen Fangarmen ausgebildet, die am Ende in einer Schere enden. Den Scherenbeinen folgen vier Paar Laufbeine, die der Fortbewegung dienen. Das zweite Hinterleibssegment der Skorpione trägt zu Genitalplatten umgewandelte Extremitäten und im hinteren Bereich auffällige kammartige Strukturen, die als Genitalkämme oder Pectines (Singular Pecten) bezeichnet werden und die bei der Paarung eine wichtige Rolle spielen. Die Extremitäten der folgenden Segmente sind zu nach innen verlagerten Fächerlungen umgebaut.

Der schmale hintere Teil des Hinterleibs besteht aus starren Chitinringen, die untereinander gelenkig verbunden sind. Dadurch sind sie formfest und erhalten zugleich eine extreme Beweglichkeit. Bei der Fortbewegung wird dieser Teil aufrecht über dem Körper der Skorpione getragen.


Fortpflanzung und Entwicklung

Zu den wichtigsten Voraussetzungen für die Besiedlung des extrem trockenen Lebensraumes gehört natürlich die Gewährleistung der Fortpflanzung und somit der Schutz der Eier und Spermien vor Austrocknung.

Die Männchen der Skorpione legen die Spermien in einen dafür gebildeten Behälter, die Spermatophore, ab. Diese bietet den Spermien einen Schutz vor äußeren Einflüssen. Da die meisten Arten jedoch in sehr trockenen Gegenden leben, ist auch dieser Schutz allein nicht ausreichend, wenn die Spermatophore nicht innerhalb kürzester Zeit vom Weibchen aufgenommen wird. Der "Hochzeitstanz" der Skorpione, vielen vielleicht aus dem Walt Disney-Film "Die Wüste lebt" bekannt, dient dieser Funktion.


Zur Paarungszeit verströmen die Weibchen Sexuallockstoffe (Pheromone), die die Männchen zu ihnen führen. Haben die Männchen eines gefunden, versuchen sie durch Zuckbewegungen (juddering), dieses in Paarungsstimmung zu versetzen. Hat das Männchen seine Partnerin "überredet", greifen sie sich an den Scheren und der manchmal Stunden andauernde Paarungstanz beginnt. Zu Beginn des Paarungstanzes halten sich die Männchen vieler Skorpionarten nicht nur mit den Scheren am Weibchen fest. Sie stechen ihren Giftstachel in die dünne Haut am Scherenarm des Weibchens. Vermutet wird eine Stimulation des Weibchen, es ist jedoch nicht geklärt, ob das Männchen dem Weibchen auch Gift injiziert.

Beim Paarungstanz führt das Männchen das Weibchen manchmal über viele Meter, und versucht mit den Kammorganen (Pectines) auf der Bauchseite einen geeigneten Ablageplatz für seine Spermatophore zu finden. Hat es ihn ertastet, verharrt es kurz und setzt die Spermatophore ab. Dann zieht es das Weibchen darüber hinweg, so dass das Sperma direkt in dessen Genitalporus eindringen kann. Damit ist der Tanz beendet und die Partner trennen sich schnell - manchmal endet er allerdings auch mit dem Verzehr des Gatten (Kannibalismus).

Nach einigen (bis zu zwölf) Monaten gebiert das Weibchen lebende Junge, die es bis zur ersten Häutung auf dem Rücken herumträgt. Dies vermindert die Gefahren für die kleinen Skorpione, die ihnen vor allem von männlichen Artgenossen droht. Deshalb verhält sich das Weibchen in dieser Zeit extrem aggressiv gegenüber anderen Skorpionen. Nach der ersten Häutung verlassen die Jungen ihre Mutter und sind auf sich selbst gestellt.

Evolution der Skorpione

Als Landbewohner mit einer relativ dünnen Chitinschicht hinterlassen Skorpione nur sehr selten Fossilreste, entsprechend wenig ist bekannt über die Evolution der Tiere. Die meisten Erkenntnisse stammen aus der phylogenetischen Forschung. So kann aufgrund der Position der Skorpione an der Basis der Spinnentiere davon ausgegangen werden, dass die Skorpione von marinen Formen abstammen, die gleichzeitig auch die Stammarten der an den Meeresküsten lebenden Pfeilschwanzkrebse (Xiphusura) und der ausgestorbenen Seeskorpione (Eurypterida) gewesen sein dürften.

Erste Fossilien eindeutig landlebender Skorpione fanden sich aus dem späten Silur, eine Aufsplitterung der Formen begann ebenfalls zu dieser Zeit und war im Karbon, aus dem relativ viele Fossilien bekannt sind, bereits abgeschlossen. Aus dieser Zeit sind Fossilien beinahe aller heute lebenden Skorpionstaxa bekannt.

Systematik der Skorpione

Die Skorpione stellen wahrscheinlich die ursprünglichste Gruppe innerhalb der Spinnentiere und werden entsprechend als Schwestergruppe aller anderen Spinnentiere angesehen. Aktuell werden die heute lebenden (rezenten) Skorpione meist in 14 Familien aufgeteilt:

Skorpion in Drohhaltung
  • Bothriuridae
  • Buthidae
  • Caraboctonidae
  • Chactidae
  • Chaerilidae
  • Euscorpiidae
  • Iuridae
  • Liochelidae
  • Microcharmidae
  • Pseudochactidae
  • Scorpionidae
  • Superstitioniidae
  • Urodacidae
  • Vaejovidae

Die Buthidae stellen dabei mit über 600 Arten die größte Familie dar, die auch gleichzeitig die meisten gefährlich giftigen Vertreter beinhaltet.

Weiterführende Literatur

  • Reptilia 10/1998, Schwerpunkt Skorpione:
    • Castellvi I: "Skorpione - "Die Ewigkeit verändert uns nicht ..."
    • Mahsberg D: "Skorpione - Soziale Räuber"
    • Lippe R: "Skorpione im Terrarium"
    • Castellvi I: "Die Skorpione Spaniens"
  • Bücherl W (1971): "Classification, Biology and Venom Extraction of Scorpions"; Academic Press, New York
  • Fet V, W D Sissom, G Lowe & M E Braunwalder (2000): "Catalog of the Scorpions of the World (1758-1998)"; The New York Entomological Society, New York
  • Kjellesvig-Waehring EN (1986): "A restudy of the fossil Scorpionida of the World"; Palaeontographica Americana 55, 1 - 287
  • Leeming J (2003): "Scorpions of Southern Africa"; Struik Publishers, Cape Town
  • Mahsberg D, R Lippe, S Kallas (1999): "Skorpione"; Natur und Tier-Verlag, Münster
  • Polis GA (Hrsg.) (1990): "The Biology of Scorpions"; Stanford University Press, California
  • Ruppert, EE, Fox, RS, Barnes, RP (2004): Invertebrate Zoology - A functional evolutionary approach, Brooks/Cole, Kap. 18, S. 565, ISBN 0030259827
  • Soleglad ME, Fet V (2003): "High-level systematics and phylogeny of the extant scorpions (Scorpiones: Orthosterni)"; Euscorpius, 11, pp. 1-175. Download unter [1]
  • Weygoldt P (1997): "Chelicerate, Spinnentiere"; in Westheide, Rieger (Hrsg.): "Spezielle Zoologie Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere"; Gustav Fischer Verlag
  • Schmidt G (1996): "Skorpione und andere Spinnentiere"; Landbuch-Verlag, Hannover