Lucca


Vorlage:Infobox Ort in Italien
Lucca ist eine italienische Stadt in der Toskana und Hauptstadt der Provinz Lucca. Sie liegt im Tal des Flusses Serchio ca. 20 km nordöstlich von Pisa und 20 km östlich der toskanischen Küste. Ihre von 4 Toren durchbrochenen Befestigungsanlagen wurden 1504 begonnen und 1645 fertiggestellt und zählten lange zu den bemerkenswertesten Italiens. Sie sind heute noch gut erhalten und tragen eine von Bäumen gesäumte Promenade. Die Stadt hat 82.250 Einwohner (Stand am 30. November 2006).
Geschichte
Antike bis Renaissance
Das antike etruskische Lucca, das das Tal des Serchio beherrschte, findet erstmals Erwähnung beim Historiker Livius als der Ort, an den sich Sempronius 218 v. Chr. vor Hannibal zurückzog; es gibt Zweifel an der Korrektheit von Livius' Feststellung, denn obwohl es kontinuierlich Kriege mit den Ligurern gab, taucht Lucca erst wieder 177 v. Chr. auf, als dort auf einem Territorium eine römische Kolonie gegründet wurde, das den Pisanern für diesen Zweck angeboten wurde. Durch die Lex Julia von 90 v. Chr. muss es ein municipium geworden sein, und hier hielt Julius Caesar 56 v. Chr. seine berühmte Besprechung mit Pompeius und Crassus. Zu diesem Zeitpunkt gehörte Lucca noch zu Ligurien, nicht zu Etrurien. Wenig später wurde hier durch das Triumvirat oder durch Octavian eine Kolonie geführt; ob nach Philippi oder nach Actium ist unklar.
In der augusteischen Unterteilung Italiens wurde Lucca der siebten Region (Etruria) zugeordnet. Aus der Periode des Kaiserreichs ist wenig bekannt, außer dass es eine Kreuzung von Straßen nach Florentia (siehe Via Clodia), Luna und Pisae war. Obwohl es von Odoaker geplündert und eines Teils seines Territoriums beraubt wurde, erscheint Lucca zur Zeit von Narses, der es 553 drei Monate lang belagerte, als wichtige Stadt und Festung. Unter den Langobarden war Lucca die Residenz eines Herzogs oder Markgrafen und hatte das Münzprivileg. Die Herzöge erweiterten ihre Macht allmählich auf die ganze Toskana, aber nach dem Tod der berühmten Matilda begann sich die Stadt als unabhängige Kommune zu konstituieren. 1160 erhielt sie vom bayrischen Herzog und toskanischen Markgrafen Welf VI. im Gegenzug für einen jährlichen Tribut die Herrschaft über ein Territorium um die Stadt. Innere Uneinigkeit gab Uguccione della Faggiuola, mit dem Dante einige Zeit dort verbrachte, Gelegenheit, sich 1314 zum Herrn von Lucca zu machen, aber die Lucchesi verstießen ihn zwei Jahre später und übergaben die Stadt an Castruccio Castracani, unter dessen geschickter Tyrannei sie für kurze Zeit - bis zu seinem Tod 1328 (sein Grab befindet sich in der Kirche San Francesco) - die führende Stadt Italiens wurde. Von den Truppen Ludwigs des Bayern besetzt, an den reichen Genuesen Gheradino Spinola verkauft, vom böhmischen König Johann besetzt, an die Rossi aus Parma verpfändet, von denen an Martino della Scala aus Verona abgetreten, an die Florentiner verkauft, an die Pisaner übergeben, nominell befreit von Kaiser Karl IV. und von seinem Vikar regiert, gelang es Lucca, seit 1369 zuerst als Demokratie, nach 1628 als patrizisch-aristokratische Oligarchie, seine Unabhängigkeit als Stadtrepublik neben Venedig und Genua zu behaupten. Bis zur Französischen Revolution schrieb es das Wort Libertas auf seine Fahnen. Die politischen Wirren des 13. und 14. Jahrhunderts wurden von Dante in seinem Werk thematisiert, so führt Leeck (2007) anhand der Fallbeispiele Alessio Interminelli, Bonturo Dati und Bonagiunta aus.
Ab dem 16. Jahrhundert
Anfang des 16. Jahrhunderts unternahm einer seiner führenden Bürger, Francesco Burlamacchi, einen Versuch, Italien politischen Zusammenhalt zu verleihen, er kam aber auf dem Schafott um; sein Denkmal von Ulisse Cambi wurde 1863 auf der Piazza San Michele aufgestellt.

Durch die militärische Macht der siegreichen französischen Revolutionsarmeen, die die österreichische Oberherrschaft über Italien beendeten, wurde die Republik Lucca 1799/1800 gezwungen, eine moderne "Demokratie" nach französischem Muster und in völliger Abhängigkeit vom Frankreich Napoleon Bonapartes einzuführen (Lucchesische Republik). Im Juni 1805 dekretierte der unterdessen zum Kaiser der Franzosen und zum König von Italien proklamierte Napoléon Bonaparte die Abschaffung der Republik, die stattdessen zugunsten seiner Schwester Elisa Bonaparte und ihres Ehemanns Félix Baciocchi zum Herzogtum Lucca umgebildet wurde. Lucca wurde im Zuge des Sturzes Napoleons 1814 kurzfristig von neapolitanischen, dann von österreichischen Truppen besetzt. Auf dem Wiener Kongress, der 1814/15 über die Neuordnung Europas entschied, wurde der kleine, aber wohlhabende Staat Lucca zur Verschiebe- und Entschädigungsmasse für dynastische und machtpolitische Interessen. Das Kaisertum Österreich verweigerte damals - trotz des ansonsten von ihm hochgehaltenen dynastischen Legitimitätsprinzips - dem bourbonischen Herzogtum Parma die Rückkehr in dessen Hauptstädte Parma und Piacenza, die auf Lebenszeit als Versorgungsgebiet für Napoleons Witwe, die ehemalige französische Kaiserin Marie Louise († 1847), eine Tochter von Franz I., vorgesehen wurden. Die parmesischen Bourbonen sollten, solange Marie Louise lebte, statt dessen mit der ehemaligen Republik Lucca als Herzogtum entschädigt werden, das allerdings nach einem Überwechseln der Bourbonen nach Parma und Piacenza an das habsburgische Großherzogtum Toskana (und damit in den Einflussbereich Österreichs) fallen sollte. Nach längerem Widerstand des Hauses Bourbon-Parma, das darin (vergeblich) vom eng verwandten spanischen König Ferdinand VII. unterstützt wurde, trat Ferdinands Schwester (die unter Napoleon zeitweilig Königin und Regentin des in der Toskana gebildeten „Königreiches Etrurien“ gewesen war) Maria Luisa, Königin von Etrurien, im November 1817 die Herrschaft als Herzogin von Lucca an. Mit ihrem Tode 1824 folgte ihr Sohn Karl Ludwig († 1883), der ehemalige Kind-König von Etrurien. Dieser verzichtete aufgrund der sich verschärfenden innenpolitischen Lage im Vorfeld der Revolution von 1848/49 jedoch im Oktober 1847 schon vor dem Tode der parmesisch-habsburgischen Herrscherin Marie Louise zugunsten des Großherzogs der Toskana auf die Regierung in Lucca. Das Herzogtum bildete seither einen Teil der Toskana, mit der es im Laufe des Risorgimento 1859/61 zunächst an Sardinien, dann an den neuen Einheitsstaat Italien angeschlossen wurde.
Flaggen der Lucchesischen Republik
Trotz der Kurzlebigkeit der Lucchesischen Republik von 1799 bis 1805 benutzte diese während ihres Bestehens drei verschiedene Nationalflaggen.
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Sehenswürdigkeiten
Das rechteckige Netz des historischen Zentrums zeigt noch heute den römischen Straßenverlauf, während die Piazza San Michele die Form eines alten Forums hat.
- Duomo San Martino
- Piazza Napoleone
- Piazza San Michele
- Anfiteatro – Häuser am alten römischen Amphitheater
- Chiesa di San Michele in Foro
- Chiesa di San Frediano
- Torre delle Ore
- Piazza dell'anfiteatro nach diesem Platz ist im Europapark der Themenbereich Italien nachgebildet
- Museo Nazionale Guinigi
- Museo e Pinacoteca Nazionale
- Villa Oliva im Ortsteil San Pancrazio
- breite, ununterbrochene Stadtmauer
Politik
Mauro Favilla (DC) wurde im Juni 2007 zum Bürgermeister gewählt. Sein Mitte-Links-Bündnis stellt auch mit 26 von 40 Sitzen die Mehrheit im Gemeinderat. Favilla war bereits von 1972 bis 1988 Bürgermeister von Lucca.
Städtepartnerschaften
Lucca unterhält offizielle Partnerschaften zu fünf europäischen Städten und einer Stadt in Übersee:
- Vorlage:Flagicon Abingdon in Südostengland
- Vorlage:Flagicon Schongau in Bayern
- Vorlage:Flagicon Colmar im Elsass
- Vorlage:Flagicon Sint-Niklaas in Flandern
- Vorlage:Flagicon Gorinchem in Südholland
- Vorlage:Flagicon South San Francisco in Kalifornien
Söhne und Töchter der Stadt
- Michelangelo Anselmi, italienischer Maler und Freskant
- Francesco Barsanti, italienischer Komponist, Oboist und Flötist
- Pompeo Batoni, italienischer Maler
- Luigi Boccherini, italienischer Komponist und Cellist
- Castruccio Castracani, Herzog von Lucca
- Alfredo Catalani, italienischer Opern-Komponist
- Gemma Galgani (1878-1903), Stigmatisierte, Heiligsprechung am 2. Mai 1940 durch Papst Pius XII.
- Francesco Geminiani, Violinist, Komponist
- Giambattista Giusti, Ingenieur und Übersetzer
- Helena (Elena) Guerra Ordensschwester und Begründerin eines Ordens; Seligsprechung am 26. April 1959 durch Papst Johannes XXIII.
- Domenico Martinelli, italienischer Architekt, der auch (1690–1705) in Wien tätig war
- Lucius III. (1097–1185) Papst
- Paschalis III. (Gegenpapst), Gegenpapst zu Alexander III.
- Giacomo Puccini, italienischer Komponist
- Pietro Testa italienischer Künstler (1611 - 1650)
Literatur
- C. Leeck, Die Stadt Lucca im Spiegel der "Divina Commedia" von Dante, München 2007.
Weblinks