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Weltanschauung

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Eine Weltanschauung ist ein umfassendes Konzept oder Bild des Universums und der Beziehung zwischen Mensch und Universum. Sie umfasst die Menge bestimmter Meinungen, als organischer Gesamtheit, über die Welt als Grund, Boden und Bühne der menschlichen Existenz, des menschlichen Handelns. Das umfasst Anschauungen über : Wissenschaft, Philosophie, Politik, Wirtschaft, Ökologie, Umwelt, Kultur, Bräuche, Religion, Werte, Moral, Kindererziehung

Eine Weltanschauung gibt einen Begriff davon, wie die Welt funktioniert und strukturiert ist (was ist die Wirklichkeit), gibt eine Erklärung dafür, warum die Welt so funktioniert und strukturiert ist (warum ist die Wirklichkeit so), und eine Extrapolation dieser Funktion und Struktur in die Zukunft (wie wird sich die Welt entwickeln).

Weiter beinhaltet eine Weltanschauung ethische Werte, die sich aus dieser Sicht der Wirklichkeit ableiten lassen und eine Epistemologie.

Weltanschauungen beinhalten die Antwort auf Fragen wie

  • Was ist die Wirklichkeit?
  • Was ist die Natur der Welt?
  • Was ist ein Mensch? Welches Menschenbild haben wir?
  • Was geschieht nach dem Tod?
  • Warum ist es möglich, überhaupt etwas zu wissen?
  • Woher wissen wir, was richtig und falsch ist?
  • Was ist der Sinn der menschlichen Geschichte?
  • Gibt es einen Gott?
  • Hat der Mensch einen freien Willen?

Irgendeine Art von Weltanschauung, die solche Fragen beantwortet, dürfte jeder Mensch haben - eine persönliche Weltanschauung kann allerdings mehr oder weniger durchdacht, logisch aufgebaut und konsequent sein.

Bezieht sich der Begriff Weltanschauung auf ein bestimmtes Gebiet, z.B. Kindererziehung, so spielen vielfältige andere Überzeugungen aus anderen Bereichen ein, z.B. Ethologie, Biologie, Religion, Erziehungswissenschaften, sowie Kultur und Tradition.

Eine Weltanschauung intendiert einen mehr oder weniger konsistenten (in sich stimmigen) und integralen Sinn- und Bedeutungsraum der menschlichen Existenz und schafft so den Rahmen für Bildung, Kultur und Wissen, bzw. bezüglich des Einzelnen, ein Umfeld für seine Bildungsanstrengungen, sein kulturelles Leben, seine Kulturbeflissenheit und sein Lernen.

Zu allen Zeiten haben vor allem Religionen und politische Systeme Weltanschauungen vertreten und gelehrt; oft waren sie selbst sogar Weltanschauungen. Beispielsweise Judentum, Christentum, Islam, Sozialismus, Marxismus, Scientology, Humanismus, Nationalismus könnten Weltanschauungen genannt werden, sie generieren und liefern aber eindeutig unterscheidbare Weltanschauungen. Natürlich gibt es dabei aber auch Überschneidungen, so existieren z.B. christliche Sozialisten oder jüdische Humanisten.

Weltanschauungen sollen bestimmte Formen von Macht legitimieren bzw. delegitimieren, oder die Herkunft und Basis der Macht erklären. Weltanschauungen können Diskussionen anregen oder auch zerstören beziehungsweise verhindern.

Interkulturelle Dialoge und interreligiöse Dialoge bezeugen die Interessen der Menschen gemeinsame Werte zu fördern und gemeinsame Probleme zu lösen, anstatt Unterschiede zu betonen. Beispiel: Jüdisch-Christlicher Dialog

Historisch ändern sich Weltanschuungen langsam und binden große, oft nicht hinterfragte Unterstützung (siehe: Fundamentalismus).

Der Postmodernismus proklamierte (unter anderem) die Idee des sich stets wandelnden Weltverständnisses, sich stets wandelnder Weltanschauung.

Beispiele für Weltanschauungen:

Interessant ist, dass das Wort Weltanschauung ins Englische entlehnt wurde, da es ein englisches Äquivalent dieses Begriffes nicht gibt. Allerdings ist world view auch eine akzeptable Übersetzung und wird auch häufiger verwendet als weltanschauung.

Victor Klemperers sieht in seinem Buch LTI den Begriff Weltanschauung kritisch. Der Begriff sei in der Zeit des Nationalsozialismus' geprägt worden.

Der Begriff "Weltanschauung" war Adolf Hitlers Umschreibung in seinem Buch "Mein Kampf" für eine, auf rassistische und sozialdarwinistische Hypothesen gestütze Werteordnung.

Oft wird angenommen, es könne keine naturwissenschaftliche "Weltanschauung" geben, da Naturwissenschaften auf Beweisen aufbauten. Das tun aber auch Sozial- und Geisteswissenschaftler. Jedoch beginnen alle ihre Beweisketten mit Grundannahmen (Axiomen), die selber keiner Beweisführung entstammen (sondern höchstens induktiven Vermutungen). Sogar die Behauptung, etwas könne im strengen Sinne des Wortes bewiesen werden, greift auf unbeweisbare Axiome zurück, aus denen abgeleitet wird, dass Beweise etwas beweisen. Daher sind auch Wissenschaftler nicht vor "Weltanschauungen" gefeit.

Siehe auch

Metaphysik, Ontologie

  1. Info-Portal Religion
  2. Manfred Adler Antijudaismus
  3. Glaube an Gott und „Idee Mensch“ nach Auschwitz
  4. Antisemitismus als massenpsychologisches Phänomen