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Krieg

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Als Krieg definiert man einen gewaltsam ausgetragenen Konflikt zwischen zwei oder mehr Staaten oder planmäßig vorgehenden, bewaffneten nichtstaatlichen Organisationen. Er kann als Bürgerkrieg oder Unabhängigkeitskrieg auch innerhalb eines Staates stattfinden.

Allgemeines

Begriff

Der Bedeutungsspielraum geht von "Hartnäckigkeit" und "Anstrengung" bis hin zu "Streit". Die beiden Bedeutungen des Verbs "kriegen", nämlich einerseits "Krieg führen", andererseits "bekommen, erhalten" könnten Herkunft und Charakter dieser kollektiven Gewaltanwendung anzeigen. Auch wo andere Kriegsanlässe im Vordergrund stehen, fehlt selten ein ökonomischer Hintergrund.

Während aber der - individuelle oder kollektive - Raub und die Tötung von Menschen zum eigenen Vorteil heute generell als Verbrechen gilt und in einem Rechtsstaat strafbar ist, gilt "Krieg" nicht als gewöhnliche Kriminalität. Kollektive, die selbst als Kriegspartei agieren, beurteilen ihre eigene Gewalt immer als notwendig, unvermeidlich, überlebenswichtig, gerechtfertigt. Das zeigt an, dass diese organisierte Form der Gewalt, die von einem Kollektiv ausgeht, einer Legitimation in eben diesem Kollektiv bedarf.

Kriegsursachen

Als Hauptursachen für den Ausbruch von Kriegen werden angeführt:

Typologie

  • Zwischenstaatlicher Krieg: Krieg zwischen zwei oder mehreren Staaten. Dazu gehört der
  • Koalitionskrieg: Verbindung mehrerer Staaten zu einer gemeinsam agierenden Kriegspartei.
  • Partisanenkrieg: Krieg nichtregulärer Streitkräfte gegen die Armee einer Besatzungsmacht
  • Bürgerkrieg: Krieg innerhalb eines Staates, in dem um den Sturz der Regierenden oder um die Veränderung oder den Erhalt des politischen Systems gekämpft wird. Dazu gehört der
  • Guerrillakrieg: Krieg nichtregulärer Streitkräfte gegen die Armee der Regierung, bei der die Guerrilla-Taktik angewendet wird.
  • Dekolonisationskrieg: Krieg eines Volkes gegen eine Kolonialmacht
  • Sezessionskrieg: Krieg zur Loslösung eines Teilgebietes vom Staatsverband, oder Krieg um Autonomie, in dem um regionale Autonomie innerhalb eines Staates gekämpft wird. Bei diesen handelt es sich oft um die Folge eines Nationalitätenkonflikts.

Diese Typologie ist nicht eindeutig, es existieren zahlreiche Mischformen.

Der heutige "Krieg gegen den Terror", den die USA nach den Anschlägen vom 11.9.2001 ausgerufen haben, ist darin kein Sonderfall: Er lässt sich zwar weder als Krieg noch als Bürgerkrieg einordnen, da er als "asymetrischer" Konflikt zwischen einer Staatenkoalition und einer als weltweite Kriegspartei auftretenden terroristischen Gruppierung stattfindet. Aber er ist eine Mischform der verschiedenen "Kriegsarten". Auch läßt sich nicht abstreiten, das beide Parteien ganz bestimmte Ziele nach dem oben genannten OOEH-Schema verfolgen. Ob die Ziele einer oder beider Kriegsparteien dabei immer ganz logisch durchdacht und für Außenstehende nachvollziehbar sind, spielt für die Einschätzung des Krieges an sich keine Rolle. Schließlich sind beide Parteien in einer Hierarchie organisiert, die der Aufteilung in strategische, taktische und operative Ebene entspricht.

Bandenkrieg, Wirtschaftskrieg und andere mehr sind keine Kriege gemäß der Definition. Es handelt sich um übertragene Begriffe, die hier nicht behandelt werden.

Organisation und Ablauf

Die Organisation von Krieg erfolgt innerhalb eines Kollektivs immer in drei verschiedenen Ebenen mit unterschiedlicher Entscheidungsgewalt:

  • Die Strategische Ebene: Hier wird entschieden, ob und warum ein Krieg geführt wird und was das Ziel eines Krieges sein sollte. Strategische Entscheidungen werden meist von Poltikern oder den ranghöchsten Miltärpersonen eines Kollektivs getroffen. Personen, die Entscheidungen auf dieser Ebene fällen, tragen auch die meiste Verantwortung für die Folgen dieser Entschlüsse.
  • Die Taktische Ebene: Hier wird entschieden, wie der Krieg geführt wird. Diese Entscheidungen werden von Personen getroffen, die innerhalb des Kollektivs den Rang von Offizieren einnehmen.
  • Die Operative Ebene: Personen, die innerhalb der operativen Ebene agieren, haben die Aufgabe, die Entscheidungen der Personen, die den beiden erstgenannten Ebenen angehören, in die Realität umzusetzen. Die meisten aller Kriegsteilnehmer agieren auf dieser Ebene und haben auch am meisten unter den Folgen des Krieges zu leiden.

Der allgemeine Ablauf eines Krieges kann als ein Kreislauf mit vier verschiedenen Phasen angesehen werden:

  • Orientierung: Das kriegerische Kollektiv sucht im Gebiet seines oder seiner (potentiellen) Gegnerkollektivs oder Gegnerkollektive nach möglichen Angriffszielen
  • Observierung: Das nähere Umfeld eines ausgewählten Kriegsziels wird auf Verteidigungsmaßnahmen des Gegnerkollektivs hin untersucht
  • Entscheidung: Das kriegerische Kollektiv trifft aufgrund der gewonnenen Informationen eine Entscheidung darüber, ob ein Angriff erfolgt oder nicht.
  • Handlung: Das kriegerische Kollektiv führt nach getroffener Entscheidung einen Angriff auf seinen Gegner durch.

Das kriegerische Kollektiv, das in der Lage ist, diesen Kreislauf, den man auch als OOEH-Schema bezeichnen kann, ungestört durchzuführen, ist in der Offensive. Ein kriegerisches Kollektiv, das nicht in einer solchen Lage ist, versucht diesen Kreislauf bei seinem Gegner mit Hilfe von Verteidigung zu unterbrechen. Es befindet sich also in der Defensive.

Krieg in der Geschichte

Antike und europäisches Mittelalter

Raubkriege begleiten die menschliche Kulturgeschichte seit jeher. Für vorstaatliche Stammesgesellschaften war ein bewaffneter Raubzug oft Mittel des Überlebens und Machterwerbs zugleich. Die Frühzeit dieser Stammesfehden entsprach in etwa dem, was heute als "bewaffneter Konflikt" eingeordnet wird: Kleinere lokale Gruppen bekämpften sich in oft spontaner, ungeplanter Form und mit ständig wechselnden Allianzen.

Erst mit dem Aufkommen von staatsähnlichen Gebilden, die in der Antike fast immer Monarchien waren, kam es auch zur Aufstellung von speziell zum Kämpfen abgestellten Heeren, deren organisierter Ausbildung und Rüstung. Damit geführte bewaffnete Auseinandersetzungen können als "Duell" der Machthaber der jeweiligen Kriegsparteien verstanden werden, die sich der "Waffe" eines Heers bedienen.

Antike Großreiche entstanden oft aus organisierten Raubzügen und anschließender "Befriedung" der eroberten Gebiete mit Tributzwang, Versklavung oder Exilierung der Besiegten. So setzten sie militärische Siege in eine dauerhafte Herrschaft um.

Demgemäß sahen die jeweils herrschenden Oberschichten den Krieg eher als Normalzustand an. Der Friede in seinem Gefolge hingegen bedurfte besonderer Vertragsschlüsse zwischen Siegern und Besiegten. Ein Indiz dafür ist die Verwandschaft des lateinischen Wortes pax für "Frieden" mit pactum für "Vertrag". Im Griechenland des 4. vorchristlichen Jahrhunderts gab es dagegen mehrere Versuche durch die Idee des Allgemeinen Friedens eine dauerhafte Friedensordnung zu begründen.

Auch der Satz Si vis pacem, para bellum ("willst du Frieden, bereite den Krieg vor": frei zitiert nach Flavius Vegetius Renatus, ca. 390 n.Chr., Epitoma rei militaris 3, praefatio) drückt die durchgängige Gewaltbereitschaft hier des römischen Reiches aus. Dort war der Zustand nach einem Krieg bestimmt von der gewaltsamen Besetzung und Ausbeutung eroberter Gebiete - und daher stets brüchig. Die Pax Romana der römischen Kaiserzeit beruhte auf ständiger militärischer Präsenz, um das Imperium Romanum zu sichern.

Die folgende Geschichte Europas trat das Erbe des antiken Imperialismus an und war demgemäß fast durchweg von Kriegen und Bürgerkriegen beherrscht. Dabei durchlief die Kriegsführung unterschiedliche Phasen. Die Waffentechnologie entwickelte sich dort am ehesten weiter, wo Herrscher über Mittel und Absichten zum Krieg verfügten. Generell wurde das, was waffentechnisch möglich war, dann auch im Krieg eingesetzt.

Die moderne Form des Krieges setzte die Entstehung von Nationalstaaten voraus, die über ein Steueraufkommen und Militärbudget verfügen und damit eine stehende Armee aufstellen können. Die Entwicklung führte zu immer größeren Armeen mit immer stärkeren Waffen und entsprechend höheren Kriegsopferzahlen.

Zugleich zerfiel die relativ stabile Einheit des Mittelalters, das "Heilige Römische Reich" unter Führung von Kaiser und Papst im Gefolge der Reformation. Die Verbindung von konfessionellen und machtpolitischen Gegensätzen führte schließlich zum Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Dabei gingen angekündete Feldschlachten oft mit Raubzügen, Plünderungen und Massakern an der Zivilbevölkerung einher. Im Verlauf starb etwa ein Drittel der mitteleuropäischen Bevölkerung, sei es durch unmittelbare Kriegswirkungen, sei es durch Kriegsfolgen wie Missernten und eingeschleppte Seuchen.

Diese Erfahrung erzwang einen Gesinnungswandel. Der Westfälische Frieden 1648 brachte zum ersten Mal das Prinzip der Nichteinmischung in die Angelegenheiten fremder Staaten in die Diskussion. Er entwertete auch die bis dahin gültige Inanspruchnahme von "wahrer Religion": Die Durchsetzung der eigenen Konfession wurde nun nicht mehr als legitimer Kriegsgrund akzeptiert und damit eine Trennung von Religion und Politik eingeleitet.

Dies leitete eine längere Friedensperiode in Europa ein und ermöglichte die Aufklärung. Aus der Idee der allgemeinen Menschenrechte entwickelte sich die Idee des "gehegten" Krieges. Wenn schon Militärgewalt, so lautete nun die Devise, dann bitte im zivilisierten Rahmen. Hatte seit Augustinus von Hippo die kirchliche Lehre vom "gerechten Krieg" die Kriterien zur Legitimation geliefert, so übernahmen dies nun aufgeklärte Juristen wie Hugo Grotius. Wo Fürsten ihre Regeln akzeptierten, standen vor allem die begrenzten Finanzresourcen zur Aufstockung der eigenen Heere, nicht die Verluste an Soldaten, noch weniger an Zivilisten, noch weniger die Opfer des Gegners im Vordergrund. Dennoch wurde Frieden als Ziel der Politik nun denkbar, teilweise angestrebt und streckenweise auch erreicht: etwa in der Epoche nach dem Wiener Kongress 1815.

Zeitgleich mit dem Stand der Waffentechnik wuchs im 19. Jahrhundert eine Bemühung zur Begrenzung und Regulierung von bewaffneten Konflikten, die sich als modernes Völkerrecht etablierte. Daraus abgeleitet wurde auch das kodifizierte Kriegsrecht und das Kriegsvölkerrecht (siehe hier). Seine bedeutendsten Errungenschaften vor 1914 waren:

Die Kriegsgründe blieben bei dieser Kodifizierung des Kriegsverlaufs ausgeklammert, und die Wahl der Mittel wurde ebenfalls noch nicht verbindlich geregelt.

Das Zeitalter der Weltkriege

Die im Ersten Weltkrieg zerstörte Stadt Ypern, 1919
Datei:LondonBombedWWII.png
London, Anfang der 1940er Jahre (siehe auch Luftschlacht um England)
Dresden 1945 (siehe auch Luftangriffe auf Dresden)
Datei:Hiroshima schatten-45.jpg
Hiroshima 1945, durch die Atombombe eingebrannter Schatten einer Person und einer Leiter
Datei:Atombombentest.jpg
Atomwaffentest mit Soldaten, USA 1951

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs machte alle bisherigen Bemühungen zur "Humanisierung" des Krieges schlagartig nichtig. Der Einsatz von Panzern, U-Booten, Giftgas sowie die Seeblockade und totale Kriegswirtschaft gaben dem Krieg ein neues Gesicht und eine bis dahin unbekannte Vernichtungsqualität. Die moderne Kriegführung betraf das "Hinterland" von nun an ähnlich hart wie die Front: Direkte und indirekte Kriegsschäden nahmen ungeheure und unvorhersehbare Ausmaße an. Feld- und Seeschlachten forderten Millionen Todesopfer und Abermillionen von Schwerverletzten.

Die bisherige europäische Bündnis-, Gleichgewichts- und Vertragspolitik mit ihrer Doppelstrategie von Hochrüstung und Diplomatie war nicht zuletzt am Konkurrenzkampf um Kolonien gescheitert und so nicht mehr zu erneuern. Darum wurde vor allem auf Initiative der USA nach 1918 der Versuch unternommen, eine internationale Konfliktregelung zu institutionalisieren. Die Gründung des Völkerbunds stellte den Frieden erstmals in der bekannten Menschheitsgeschichte als gemeinsames Ziel der Staaten heraus und gab dem Völkerrecht eine erste organisatorische Basis.

Der Briand-Kellogg-Pakt zur Ächtung des Angriffskrieges war ein weiterer Schritt, um nicht nur den Kriegsverlauf, sondern die Staatssouveräntität bei der Entscheidung zum Krieg selbst zu begrenzen und den Verteidigungskrieg international akzeptierten Kriterien zu unterwerfen.

Angesichts der neuen Kriegsqualität, die die Massenvernichtungsmittel bedeuteten, wurde ferner versucht, bestimmte als unnötig grausam verstandene Waffen zu ächten und zu verbieten. Dies gelang bis 1939 jedoch noch nicht, obwohl die prinzipielle juristische Handhabe dafür mit der Haager Landkriegsordnung gegeben war. Immerhin verzichteten die europäischen Großmächte mehr oder weniger freiwillig auf die Verwendung - nicht die Produktion und Bereithaltung - von Giftgas.

Der Aufstieg des Nationalsozialismus bedeutete das vorläufige Ende dieser Bemühungen. Systematisch hebelte Adolf Hitler von 1933 bis 1939 die völkerrechtlichen Beschränkungen aus und bereitete seinen Eroberungs- und Vernichtungskrieg vor. Die Einbindung in den Völkerbund und die Appeasement-Politik Großbritanniens scheiterten 1938 mit der deutschen Besetzung der Tschechei. Der Weg in den 2. Weltkrieg war damit frei.

Dieser begann wie der erste als konventioneller Krieg, wurde aber im Verlauf rasch und unaufhaltsam zum "totalen" Krieg, der sämtliche Vorstellungen von "Humanität", "Zivilisation" und "Recht" sprengte. Staatlich gelenkte Kriegswirtschaft, Kriegsrecht, allgemeine Wehrpflicht, Propagandaschlachten an der "Heimatfront" bezogen die Völker ganz und gar in die Kampfhandlungen ein. Die Mobilisierung aller nationalen Reserven für Kriegszwecke machte die Unterscheidung zwischen beteiligten Zivilisten und Kombattanten zur völligen Illusion. Die Kriegsführung, ob mit oder ohne sogenannte "Massenvernichtungswaffen", missachtete das Völkerrecht vollends.

So kam es im Kriegsverlauf

  • zum Bombenkrieg gegen dicht besiedelte Gebiete, erstmals durch deutsche Bomber im spanischen Bürgerkrieg (Guernica) 1937, dann durch deutsche Terrorangriffe auf englische Städte, dann auch durch die englisch-amerikanischen Flächenbombardements deutscher Städte,
  • zur Verbindung von territorialer Eroberung und industrieller Massenvernichtung vor allem an Juden und Slawen im deutschen Russlandfeldzug, wobei deutsche Wehrmacht und SS zusammenwirkten,
  • zur organisierten Massenvernichtung durch Arbeit und Nahrungsmangel in deutschen, aber nach 1945 auch in russischen Kriegsgefangenlagern,
  • zur Strategie der "verbrannten Erde", die die Deutschen erst im Partisanenkrieg in Osteuropa, dann im Rückzug auch im eigenen Land anwandten,
  • zu Massenselbsttötungen in Deutschland und Japan (Kamikazeflieger)
  • und schließlich zu den amerikanischen Atombombenabwürfen auf Hiroshima am 6. August und Nagasaki am 9. August 1945.

Diese und andere Taten waren nach völkerrechtlichen Kriterien eindeutige Kriegsverbrechen. Doch nur wenige wurden als solche geahndet. Die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse schufen den neuen Straftatsbestand der "Verbrechen gegen die Menschlichkeit": Doch eine vom Geruch der Siegerjustiz freie Instanz zur Durchsetzung des Völkerrechts mit internationaler Akzeptanz fehlte weiterhin.

Die UNO und das bipolare Abschreckungsystem

Die ungeheure Steigerung der Vernichtungskapazitäten und Verselbstständigung der Kriegsführung verstärkte nach 1945 die Bemühungen, Kriege generell zu vermeiden. In Europa, besonders in Deutschland herrschte bei weiten Teilen der Zivilbevölkerung die Einstellung vor: "Nie wieder Krieg!"

Erneut wirkten nun vor allem die USA auf die Einrichtung einer neuen Weltorganisation zur diplomatischen Konfliktlösung und Kriegsverhütung hin: der UNO. Die Erfahrung der Ohnmacht des Völkerrechts in den Weltkriegen fand ihren Niederschlag in ihrer Charta, hier vor allem in Kapitel II, Absatz 4: "Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt."

Dies verbot erstmals allgemeinverbindlich jeden Angriffskrieg und jede militärische Erpressung. Zugleich bekräftigte die Charta aber auch das Prinzip der Nichteinmischung und das natürliche Recht zur Selbstverteidigung im Falle eines feindlichen Angriffs. Es verpflichtete alle Mitglieder zu gemeinsamen friedenserhaltenden oder wiederherstellenden Maßnahmen und machte diese von einem Mandat des UN-Sicherheitsrats abhängig. Dabei stand auch die Sorge vor einem neuen weltumspannenden Konflikt Pate, die durch den Zerfall der Anti-Hitler-Koalition bereits auf der Konferenz von Potsdam im Juli 1945 am Horizont auftauchte.

Auch die Bemühungen zur Ächtung bestimmter Waffengattungen wurden seit 1945 verstärkt. Doch während das Verbot von B- und C-Waffen weithin akzeptiert wurde , misslang das universale Verbot der Atomwaffen. Denn deren Ersteinsatz in Hiroshima hatte einen allgemeinen Verzicht darauf verhindert und ein atomares Wettrüsten vor allem zwischen USA und UdSSR in Gang gesetzt. Besaßen die USA bis 1949 das Atommonopol, so zog die UdSSR Schritt um Schritt gleich und erreichte bis 1954 ein strategisches "Atompatt", das vor allem auf der Bereithaltung von Wasserstoffbomben und Fernlenkwaffen beruhte. Beide weltpolitischen Kontrahenten waren von nun an zum atomaren "Zweitschlag" mit unkalkulierbaren Folgen im Feindesland fähig.

Dieser Zustand bildete fortan die Basis für ein labiles, stets von neuen technologischen und politischen Entwicklungen bedrohtes "Gleichgewicht". Trotz erheblicher innenpolitischer Widerstände und diplomatischer Anstrengungen beschleunigte sich das Wettrüsten noch, so dass seit 1954 auch die Bündnisse von NATO und Warschauer Pakt mit Atomwaffen aufgerüstet wurden. Diese bildeten nun den Kern des bipolaren Abschreckungssystems, das die folgenden Jahrzehnte beherrschte. Mit jeder neuen technischen Entwicklung wandelten sich Strategien und Kriegsszenarien: von "massiver Vergeltung" über "flexible Antwort" bis zur "Enthauptung" mit elekronischer Zielsteuerung, der "Airland-Battle-Doktrin" und dem "SDI"-Programm seit etwa 1980.

Seit dem Beinahe-Zusammenstoß der Supermächte in der Kubakrise von 1962 wurden ergänzend aber erste Schritte zur gemeinsamen Rüstungskontrolle gemacht. Die von Willy Brandt und Olof Palme eingeleitete Entspannungspolitik trug zur Konfliktentschärfung bei. Die OSZE wurde eingerichtet und erlaubte den Europäern gewisse eigenständige Abrüstungsinitiativen unabhängig von den Supermächten. Hinzu kam der innenpolitische Druck vor allem in Westeuropa und den USA durch die wachsende Friedensbewegung. Mit den Abrüstungsofferten Gorbatschows gelang 1986 in Reykjavik ein entscheidender Durchbruch und der vollständige Rückzug aller Mittelstreckenraketen aus Europa.

Diese Faktoren haben vermutlich gemeinsam den Ausbruch eines 3. Weltkriegs verhütet. Doch die Nachkriegshoffnung auf generelle Ächtung des Krieges blieb unerfüllt. So kam es unterhalb der Atomkriegsschwelle zu einer raschen Folge von konventionellen Stellvertreterkriegen in Ländern der sogenannten "Dritten Welt" mit desaströsen Folgen: zuerst bereits 1950 bis 1953 in Korea, später in Vietnam und vielen Ländern vor allem Afrikas und Lateinamerikas. Dort verhinderte der Blockgegensatz des Kalten Krieges und das gegenseitige Abstecken von Einflusszonen der Supermächte häufig regionale Konfliktlösungen.

Die Ächtung von bestimmten Waffengattungen mit unverhältnismäßigen Folgen vor allem für Zivilisten ging indes weiter: Geächtet wurden zum Beispiel die Dum-Dum-Geschosse sowie eine Reihe konventioneller Bombentypen mit massenvernichtender Wirkung. Dies hat bisher nicht ausgeschlossen, dass solche Waffenarten dennoch weiter verwendet wurden, so zum Beispiel das Napalm im Vietnamkrieg oder die "Daisy Cutter" im Afghanistankrieg 2001.

Tendenzen seit dem Ende des Kalten Kriegs

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1990 war der Kalte Krieg vorläufig zu Ende. Er wurde jedoch entgegen vielfachen Erwartungen nicht von einer Ära der allgemeinen Abrüstung und friedlichen Konfliktlösung abgelöst. Zwar hat sich die Anzahl der Kriege insgesamt seit 1992 halbiert, jedoch kam es zu neuen "heißen" Kriegen, die nun auch im Westen zunehmend wieder als erlaubtes Mittel zum Erreichen politischer Ziele angesehen werden.

Die UNO konnte ihre kriegsvermeidende Rolle oft nicht wahrnehmen, ja diese wurde zum Teil sogar in ihr Gegenteil verkehrt. Nicht selten kam ein UN-Mandat auf fragwürdige Weise, mit Hilfe von Stimmenkauf und politischer Erpressung zustande oder wurde erst gar nicht angestrebt. Ein militärischer "Eingriff" (Angriffskrieg) wurde nun häufiger als Durchsetzung von Menschenrechten oder als Prävention gegen mögliche - tatsächliche oder auch nur vermutete - Rüstungspläne und Angriffsabsichten des Gegners legitimiert. Damit wurde das Prinzip der Nichteinmischung in die Angelegenheiten fremder Staaten immer öfter aufgegeben.

Offenbar wird - zumindest in der westlichen Welt - die Vorstellung von Krieg als Kampf "Staat gegen Staat" oder "Volk gegen Volk" allmählich abgelöst von der Idee, dass Kriege eine Art Polizeiaktion der Weltgemeinschaft gegen aus den Regeln ausscherende Mitglieder sind oder sein sollten. Dabei besteht jedoch über die Auslegung der Regelverletzung, die einen Krieg rechtfertigen kann, bisher in der UNO keine Einigkeit. Das dort bisher zur Feststellung legitimer Selbstverteidigung gültige Verfahren im UN-Sicherheitsrat wurde zuletzt 2003 von der einzigen verbliebenen Supermacht, den USA, unterlaufen und missachtet. Damit wurde die Allgemeingültigkeit des Völkerrechts erneut in Frage gestellt. Dies lässt den Schutz der Menschenrechte willkürlich erscheinen, so dass ihre weltweite Durchsetzung erschwert wurde.

Landmine aus dem Zweiten Weltkrieg

Bemühungen zum Ausschluss von völkerrechtswidrigen Waffenarten gehen zur Zeit weiter etwa mit der laufenden Kampagne zur Ächtung von Anti-Personen-Minen. Obwohl diese von vielen Staaten bereits geächtet wurden, bauen, kaufen oder verkaufen diese weiterhin zum Beispiel Antipanzerminen, die als versteckte Ladung durchaus auch von ungepanzerten Zielen - beispielsweise zivilen Fahrzeugen - ausgelöst werden können. Auch bei Massenvernichtungswaffen hat sich das bisherige Vertragswerk als völlig unzureichend erwiesen, um "dual-use"-Bestandteile und die Weiterverbreitung von ABC-Knowhow wirksam und dauerhaft zu stoppen.

Die Unzulänglichkeit der bisherigen völkerrechtlichen Kriterien, Entscheidungs- und Kontrollmechanismen wird zunehmend erkannt: etwa gegenüber etnischen Völkermorden ohne offenkundige staatliche Lenkung, neueren asymetrischen Konflikten, sich auflösenden oder mit Privatarmeen verbindenden Staatsgebilden, der Strategie der "preemptive strikes" (vorbeugenden Entwaffnung) und dem internationalen Waffenhandel. So hat die UNO bisher weder die Überprüfung der tatsächlichen Kriegsgründe - ob es beispielweise eher um Energieressourcen als um Menschenrechte geht - noch die Kontrolle der Waffentechnologie noch die Einhaltung von Abkommen zur Ächtung und Nichtverbreitung von ABC-Waffen wirksam geleistet.

Ferner wurde mit der neueren Legitimation von Angriffskriegen ein neues Wettrüsten eingeleitet. Dabei wird seitens der USA und anderer Staaten wie Nordkorea oder der Volksrepublik China auch der Ersteinsatz von Atomwaffen - der im übrigen auch im Kalten Krieg nie völlig ausgeschlossen wurde - eingeplant und vorbereitet. In Russland ist ebenfalls eine neue Hinwendung zur auch atomaren Hochrüstung zu verzeichnen. Die Schwelle zum Atomkrieg wurde mit sogenannten "mini nukes" und "smart bombs", die sich selbst in einprogrammierte Ziele lenken könnnen, deutlich gesenkt. Zur Beschreibung der asymmetrischen bewaffneten Konflikte im gegenwärtigen Antiterrorkrieg hat Professor Maria Mies 2004 den Begriff Neue Kriege eingeführt . Diese seien „grenzenlos“ in dem Sinn, dass sie nicht mehr nur zwischen Staaten, sondern auch zwischen Staaten und staatenlosen Gruppen, die einander weltweit bekämpfen, ausgetragen würden. Weder ihr Beginn - eine formelle Kriegserklärung wird für überflüssig gehalten - noch ihr Ende noch die eingesetzten Mittel seien nach herkömmlicher Art definierbar. Diese Kriegsart „nimmt kein Ende“, weil der Gegner keine greifbare zentralisierte Kommandostruktur habe, als "das Böse" definiert werde und auch die angegebenen Kriegsziele ("Sieg über den Terror", "vorbeugende Entwaffnung" oder „Demokratisierung“) jederzeit zur Legitimation neuer Militäraktionen benutzt werden könnten. Sie dienten, so wird vermutet, der Durchsetzung einer konzerngesteuerten globalen Wirtschaftsordnung. Mies vertritt die These, dass diese Form der Globalisierung gegen die Interessen des größten Teils der Weltbevölkerung gerichtet sei und ohne die Neuen Kriege nicht durchsetzbar sei.

Krieg und Politik

Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland bestimmt im Artikel 26 (1): "Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen."

Seit der Neuzeit wird Krieg eng mit der Politik souveräner Nationalstaaten verknüpft, die innenpolitisch über ein Gewaltmonopol verfügen. Der preußische Militärtheoretiker Clausewitz sah Krieg als "Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen". Weil diese Gewalt von einem souveränen Staatswesen ausgeht, definierte er sie als "Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln": "So sehen wir also, dass der Krieg nicht bloß ein politischer Akt, sondern ein wahres politisches Instrument ist, eine Fortsetzung des politischen Verkehrs, ein Durchführen desselben mit anderen Mitteln. Was dem Kriege nun noch eigentümlich bleibt, bezieht sich bloß auf die eigentümliche Natur seiner Mittel."

Eine politische Orientierung, die Krieg für natürlich, unvermeidbar, sogar fortschrittsfördernd hält und Rüstungsanstrengungen prinzipiell bejaht, nennt man Militarismus. Der griechische Philosoph Heraklit drückt diese Haltung mit dem geflügelten Wort aus: "Krieg ist der Vater aller Dinge."

Die entgegengesetzte Haltung will Kriege nicht nur vermeiden, sondern langfristig als Mittel der Konfliktaustragung ausschließen, abschaffen und überflüssig machen: Das ist der sogenannte "Pazifismus" (von Lateinisch pacem facere: "Frieden machen"). Für ihn ist Krieg "eine Geißel der Menschheit" (UNO-Charta).

Zwischen diesen Polen bewegt sich die sogenannte "Realpolitik" des Großteils aller Staaten, die militärische Gewalt als ultima ratio - "letztes Mittel" - nie ganz ausschließt und von Fall zu Fall als unvermeidlich anwendet. Dabei ist in heutigen westlichen Gesellschaften vor, in und nach einem Krieg meist heftig umstritten, ob und wann dieses Mittel tatsächlich das letzte, der Krieg also wirklich unvermeidbar war und ist.

Auslöser

Hierzu werden mitunter kriegsauslösende Einzeltaten inszeniert (Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg) oder wirtschaftliche Konflikte provoziert (Zoll, Patentrecht, Einfuhrbeschränkungen). Da sowohl Attentate als auch Terrorakte die moralische Rechtfertigung für einen Krieg bilden können, kommt der Inszienierung eines Krieges oft höhere Bedeutung zu, als der späteren Durchführung. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass Kriegsführung neben logistischen und humanitären Gesichtspunkten vor allem ökonomische Zwänge birgt.

Besondere regierungspolitische Motive

Vor allem in ärmeren Ländern ist zu beobachten, dass durch innenpolitisches Kalkül begonnene Kriege ein Klima der Härte erzeugen. Dabei rechnet die Regierung eines solchen Landes damit, dass das Volk durch eine Kriegshandlung hauptsächlich mit unmittelbaren Lebensfunktionen wie Nahrung, Kleidung, Wohnung so beschäftigt sein wird, dass es keine Zeit mehr hat, sich mit Themen wie Regierung, Politik oder Wirtschaft zu beschäftigen. Eine Regierung kann versuchen, auf diese Weise Kritik zu unterdrücken.

Wohlstandsnationen führen Kriege meist abseits der eigenen Heimat. Eine drastische Einengung der Lebensgrundlage ist in diesen, eher höher gebildeten Bevölkerungen meist nicht vermittelbar und würde nicht breit akzeptiert. Dennoch wird in der Heimat eine "psychologische Militarisierung" auf das gesamte Volk übertragen, welche auf Patriotismus und Duldung der Beschneidung von Grundrechten, beispielsweise im Wege der Terrorismusbekämpfung, abzielen.

In beiden Fällen handelt es sich um eine Art der Flucht nach vorn, im Zusammenhang mit bereits unabhängig vom Krieg bestehenden Strukturproblemen im eigenen Land beziehungsweise drohendem Machtverlust der Regierung. Die Tatsache, sich im Krieg zu befinden, kann als Rechtfertigungsgrund für unterschiedliche Einschränkungen (zum Beispiel der Menschenrechte oder der Sozialversorgung) verwendet werden.

Da eine Bevölkerung sich zumeist in relativer Akzeptanz mit ihrer Regierung befindet (gestützt durch staatlich gelenkte Medien oder durch echte Akzeptanz von aggressiven Expansionsabsichten beziehungsweise durch stillschweigendes Erdulden der Staatsführung), stellt die Wechselwirkung zwischen der Volksmeinung einerseits und der Legitimation einer Regierung Krieg zu führen andererseits, ein besonders wichtiges Instrument der Militarisierung im Vorfeld der Kriegsführung dar.

Ausnahmezustand

Zu diesen kleinen Kriegen zählen Krawalle, Aufstände, der Staatsstreich, Bürgerkriege usw. In ihnen zeigt sich die eigentliche, ungehemmte Art eines Krieges. Sie bilden die überwältigende Mehrzahl aller Kriege; die "regulären" Kriege zwischen Staaten und regulären Truppen bilden demgegenüber die Ausnahme. Ob diese Regel noch gültig ist wird von einigen Autoren ( Agamben, Hardt und Negri) kritisch hinterfragt, so werde Ausnahmezustand zum Normalzustand zu erklärt:

  • Aktionen, die man früher in einem Krieg durchführte, werden nun als sogenannte "Polizeimaßnahmen" durchgeführt
  • Die Bekämpfung des Terrorismus steht in einem Spannungsverhältniss zu Demokratie, etwa durch die Beschneidung von bürgerlichen Freiheiten.

Die Politik sehe Krieg nicht mehr als "letztes Mittel", sondern als Basis für Kontrolle und Disziplinierung.

Ressourceneinsatz

Wegen der extremen Belastung, die diese Art der Auseinandersetzung den Ressourcen der kriegsführenden Parteien auferlegt, ist eine positiv gestimmte eigene Öffentlichkeit für eine kriegführende Institution oder Nation von kriegsentscheidender Bedeutung.

Militärstrategie

Die militärische Strategie ist der Plan, um den Zweck des Krieges zu erreichen. Zweck des Krieges ist nach Clausewitz immer der Friede, in dem die eigenen Interessen dauerhaft gesichert sind.

Militärische Strategien ändern sich mit der Waffenentwicklung. In der Geschichte wurden häufig dominante Mächte zurückgeworfen, weil neuere, wirksamere Waffen entwickelt wurden. Aber auch ohne Neuentwicklung von Waffen können bessere strategische Planungen einen Krieg entscheiden, u. U. auch aus der Unterlegenheit heraus.

In der Militärstrategie geht es immer darum, durch geschickte räumliche und zeitliche Anordnung der Gefechtssituationen den Erfolg herbeizuführen. Als Krönung gilt es allgemein, wenn man ohne einen Kampf den Sieg davonträgt. "Kriegslisten" sind daher ein wesentliches Element des Krieges. Die wohl berühmteste Kriegslist der Geschichte ist die des trojanischen Pferdes.

Militärstrategie lässt sich nach Edward Luttwak in zwei Dimensionen aufspannen. Einer Horizontalen und einer Vertikaklen. Die Horizontale Ebene entspricht der temporären Abfolge jeder strategischen Operation inklusive Clausewitzs Kulminationspunkt. Die Vertikale Dimension gliedert sich in mehrere Ebenen. Die unterste ist die technische Ebene, diese umfasst die Effektivität, als auch die Kosten von Waffensystemen, und damit auch der Ausbildungsstand und Leistungsfähigkeit der einzelnen Soldaten. Als nächstes folgt die taktische Ebene. Sie umfasst die untere Militärische Führung also alles bis Batallions oder Brigadeebene, sowie die Moral der Truppe und beinhaltet vor allem die Geländeausnutzung. Als nächstes folgt die operative Ebene. In dieser findet sich die militärische Strategie von Divisionsebene und aufwärts. Hier werden größere militärische Manöver unter anderen Gesichtspunkten wie in der taktischen Ebene geplant und ausgeführt. Hier entscheiden weniger das Gelände als beispielsweise die zur verfügungstehenden Ressourcen inklusive die Einbeziehung wirtschaftlicher Kapazität. Als oberste Ebene gilt die Gefechtsfeldstrategie. In ihr entscheiden einzig und alleine die politischen Ziele und Eigenheiten der kriegführenden Parteien. Auf einem Kriegsschauplatz wird die Strategie im Rahmen von Feldzügen durch Operationen umgesetzt. Für Operationen werden Weisungen und Operationspläne erstellt, die die übergeordneten strategischen Ziele in praktische, militärische Aufträge und Handeln umsetzen.

Zu den berühmtesten strategischen Denkern gehören Sun Tzu (Die Kunst des Krieges) und Carl von Clausewitz (Vom Kriege).

Ethische Aspekte

Wirkungen

Jeder Krieg ist, neben dem Verlust von Infrastruktur oder Arbeitsplätzen, immer auch mit Tod und furchtbarem Leid verbunden. Diese entstehen einerseits als zwangsläufige "Nebenfolgen" des Waffeneinsatzes gegen Menschen, andererseits aus strategischen Gründen (zum Beispiel beim Sprengen von Brücken oder durch Vergiftung von Grundnahrungsmitteln), zum Teil wird die Zerstörung von Gebäuden, ja der ganzen Infrastruktur des Kriegsgegners aber auch bewusst herbeigeführt, um die Zerstörungskraft einer Armee zu demonstrieren und den Gegner einzuschüchtern (zum Beispiel "Shock and awe"-Doktrin des dritten Golfkriegs). Von dieser Taktik können natürlich bisweilen bestimmte Objekte verschont bleiben (beispielsweise Prag oder Fürth im Zweiten Weltkrieg).

In nahezu allen Kriegen und bei allen Armeen werden in bestimmten Situationen Kriegsverbrechen begangen (beispielsweise Folterungen, Übergriffe auf die Zivilbevölkerung, etc.). Das große Machtgefälle in Kriegsgebieten und die weitgehende Freiheit vor Strafverfolgung bauen in Verbindung mit der Allgegenwart des Todes natürliche Hemmschwellen ab.

Bedeutung

Viele Kriege waren von entscheidender historischer Bedeutung. Durch die Römischen Kriege wurde die "Zivilisation" in Europa verbreitet und durch Kriege im Rahmen der Völkerwanderung das Ende des römischen Reiches herbeigeführt. Die Auswirkungen hiervon waren so stark, dass 1000 Jahre Chaos folgten, welche aus heutiger Sicht als Mittelalter bezeichnet werden. Durch die Revolutionskriege wurde der demokratische Gedanke in Europa verbreitet, durch die Bauernkriege der Protestantismus. So wurde das Aufstreben des Faschismus im 2. Weltkrieg beendet oder zumindest so stark zurückgedrängt, dass Faschisten nunmehr eine Randstellung einnehmen. Neben den politischen Auswirkungen hat ein Krieg immer eine Vielzahl an negativen Folgen. So dezimiert er die Bevölkerung eines Landes extrem, durch den 2. Weltkrieg wurden ganze Jahrgänge nahezu ausradiert. Ebenso drastisch sind die wirtschaftlichen Folgen.

Alternativen

Da als eine der "rationalen" Kriegsursachen der Kampf um Ressourcen gilt, werden Kriege umso unwahrscheinlicher, je günstiger Ressourcen einer Region für eine andere Region verfügbar werden, ohne in einer kriegerischen Auseinandersetzung unter Lebensgefahr erobert werden zu müssen. Damit sind Kriege wirtschaftlich um so uninteressanter, je besser die bestehenden Ressourcen im Wege von Vereinbarungen genutzt werden.

Alternative zum militärischen Widerstand ("Krieg"), wenn man angegriffen wird, sind die Konzepte des "zivilen Widerstands".

Da Volkswirtschaften (ebenso wie Regionen, Städte und Familien) in erster Linie ihre eigenen Interessen vertreten und Ressourcen zurückhalten, erscheint dieses "Idealbild" der Welt utopisch.

Bewertung des Krieges

Immer wieder wurde in der Geschichte versucht, die Kriegsführung bestimmten Regeln oder moralischen Vorgaben zu unterwerfen, also zu einer Art Verhaltenskodex zu finden. Die sich im Krieg Bahn brechende Aggression wird "höheren Werten" unterworfen - und letztlich damit auch relativiert.

Nach verlorenen Kriegen neigen die Menschen dazu, Krieg generell zu verdammen. So kamen in Deutschland nach 1945 Formeln wie "Nie wieder Krieg" auf (bekannt ist das Plakat von Käthe Kollwitz mit diesem Titel). Nach Siegen hingegen wird der Krieg verherrlicht. So ist die Welt voll von Siegesdenkmalen, Thriumphbögen und anderen Erinnerungen an große militärische Erfolge.

Oft wird der Krieg geradezu heroisiert. Kant beispielsweise schreibt "Selbst der Krieg, wenn er mit Ordnung und Heiligachtung der bürgerlichen Rechte geführt wird, hat etwas Erhabenes an sich und macht zugleich die Denkungsart des Volks, welches ihn auf diese Art führt, nur um desto erhabener, je mehreren Gefahren es ausgesetzt war und sich mutig darunter hat behaupten können: da hingegen ein langer Frieden den bloßen Handelsgeist, mit ihm aber den niedrigen Eigennutz, Feigheit und Weichlichkeit herrschend zu machen und die Denkungsart des Volks zu erniedrigen pflegt."

Dieser Wertungsansatz, der zwischen dem "geordneten" und dem nicht geordneten Krieg unterscheidet, wird ziemlich häufig in der europäischen Literatur getroffen. Auf der anderen Seite stehen die, die im Prinzip mit der gleichen Grundüberlegung wirtschaftlichen Wohlstand als beste Kriegsprävention ansehen. Hier neigt man dazu, die Perversionen des ungehegten Krieges als Normalzustand des Krieges darzustellen. Daraus folgen Überlegungen, wie Krieg vermieden werden kann und Versuche, einen ewigen Frieden zu erreichen. Der Krieg wird so als das absolute Böse angesehen, als das Werk von moralisch verkommenen Machthabern, die aus niederen Motiven ihr Land in einen Krieg stürzen.

Es gibt auch Ansichten, dass sich der Charakter des Krieges geändert habe und folglich heute ein "gehegter Krieg" nicht mehr möglich sei. Dass sich die Formen des Krieges ändern, ist aber eine Feststellung, die so alt ist wie die Geschichte der Menschheit. Bekannt ist die Aussage, der Krieg sei der Vater aller Dinge (Heraklit). Neue Kriegsformen wurden zu allen Zeiten als ordnungswidrig geachtet, häufig als Verstöße gegen eine göttliche Ordnung. Heute werden in unserer abendländischen Kultur bestimmte Kriegsformen als zulässig dargestellt (etwa Bombenabwürfe auf Städte, die Militär treffen sollen, aber auch Zivilpersonen gefährden), während andere Kriegsformen (etwa sog. Selbstmordattentate, die nicht militärische Einrichtungen treffen) als unanständig interpretiert werden, während in der islamischen Welt oft die gegenteilige Ansicht anzutreffen ist.

Krieg ist nicht nur ein Mittel staatlich organisierter und gelenkter Politik. Neben den Staaten, die als kriegführende Seite ein Heer hatten, spielten offenbar zu allen Zeiten die ,nicht regulären' Gruppen im Krieg eine erhebliche Rolle: Kosaken, Jäger, Husaren, Samurai, Partisanen, in der neuerer Zeit die Guerilla, Freischärler, Milizen und Taliban. Was nicht regulär ist, wird politisch diskutiert. Bei noch genauerem Hinsehen allerdings merkt man, dass die Theorie des irregulären Kämpfers (Partisanen) eine Weiterentwicklung der Clausewitzschen Theorie ist, wie sie die Clausewitz-Kenner Lenin und Carl Schmitt vorgenommen haben.

Somit scheitert auch der Versuch, zwischen einem Konflikt und einem formal erklärten Krieg zu unterscheiden und die Bezeichnung "Krieg" auf jene Konflikte einzuschränken, die mit einer formalen Kriegserklärung einhergehen.

Völkerrecht

Das moderne Völkerrecht versucht, zwischenstaatliche Kriege von anderen Formen gewaltsamer Konfliktaustragung, Angriffs- und Verteidigungskrieg, Zivilisten und Militärpersonal und damit legitime von illegitimen Kriegshandlungen zu unterscheiden.

Der zwischenstaatliche Krieg soll gemäß seinen Regeln mit einer "Kriegserklärung" beginnen. Diese war im Mittelmeerraum schon seit der Antike vorgesehen. Sie wird seit der Neuzeit aber sehr oft übergangen und durch den Angriff selbst ersetzt.

Ein erklärter Kriegszustand, bei dem jedoch die Waffen schweigen, heißt Waffenstillstand, ein formales Eingeständnis der Niederlage Kapitulation. Diese beendet regulär die Kriegshandlungen, aber noch nicht den Krieg selbst.

Gegenbegriff zum "Krieg" ist der "Frieden". Dieser setzt völkerrechtlich wiederum einen wie auch immer gearteten Friedensabschluss zwischen ehemaligen Kriegsgegnern voraus. Wird eine Kriegspartei im Krieg jedoch weitgehend oder vollständig zerstört, so dass sie nicht mehr Vertragspartner sein kann, spricht das Völkerrecht von Debellation (Lateinisch: "Besiegung").

Historisch weitaus häufiger aber sind Zwischenzustände wie der einer dauerhaften Besetzung ohne gültigen Friedensvertrag oder ein Zustand, bei dem sich die Gegner ständig auf einen offenen Krieg vorbereiten, dessen Verlauf planen und einüben. Paradebeispiel dafür ist der sogenannte "Kalte Krieg".

Der organisierte Einsatz von Waffen bedeutet immer die massenhafte Tötung von Menschen. Schon die ständige Rüstung zum Krieg erfordert Aufwendungen und verschlingt Mittel, die für andere Aufgaben fehlen. Auch wenn eine kriegführende Partei Todesopfer nicht anstrebt, werden sie immer als unvermeidbar in Kauf genommen. Wer diese Wirkung betrachtet, nennt diese Form der gewaltsamen Konfliktaustragung daher meist "staatlich organisierten Massenmord" (Bertha von Suttner, Karl Barth). Darin kommt zum Ausdruck, dass das Phänomen des Krieges kaum wertneutral zu betrachten ist, weil es dabei immer auch um das Leben vieler und die langfristigen Perspektiven aller Menschen geht.

Zugleich zeigt die Verbindung von Staat und Krieg sowie die Schwierigkeiten bei der Unterscheidung von Krieg, Raub und Mord das Fehlen einer allgemein akzeptierten Rechtsinstanz an. Die UN-Charta und der Internationale Strafgerichtshof können als Schritte zur verbindlichen Durchsetzung des Völkerrechts angesehen werden. Ob sie eher zur Rechtfertigung oder Reduktion neuer Kriege beitragen, ist noch nicht entschieden.

Die Ächtung des Krieges

Die menschliche Sehnsucht nach einem Frieden, der die "Geißel der Menschheit" überwindet, ist uralt. Politische Friedensarbeit kann sich daher auf breite und heterogene Traditionen stützen.

  • In der chinesischen Kosmologie des Taoteking und der Philosophie des weisen Staatslenkers Laotse spielte die Kriegsvermeidung durch harmonischen Interessenausgleich eine wichtige Rolle.
  • In der antiken griechischen Philosophie der Antike stellten schon Sokrates und die Skeptiker die Selbstverständlichkeit in Frage, mit der Wahrheitsbesitz beansprucht und angeblich ewige Rechte gegen andere verteidigt werden. Die Stoiker Zenon und Chrysippos wandten sich gegen das Kriegführen und stellten Überlegungen an, ob Kriege überhaupt notwendig sind oder wie man sie vermeiden kann.
  • Das Gottesbild des Judentums hat das weithin übliche Benutzen der eigenen Religion zur Rechtfertigung der eigenen Kriege erschwert. In den Visionen der Heilsprophetie erscheint Gott als kommender Weltrichter, der die Völker zu endgültiger Abrüstung anweist: "Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken. Denn der Mund des Herrn Zebaoth (der Heerscharen) hat es geredet." (Micha 4, 2-4).
  • Der Islam versteht Allah als Gott der ewigen Gerechtigkeit, so dass der Glaube an ihn Frieden auf Erden bewirken kann. Mit dem politisch verstandenen "Djihad" verbindet sich aber auch das Idealbild eines "Paradieses unter dem Schwert", das die Muslime gegen Ungläubige verteidigen sollten.
  • Die Instrumentalisierung religiöser Ideale für politische Interessen fand einen Höhepunkt mit den Kreuzzügen des Mittelalters, die die heiligen Stätten "befreien" und christliche Staaten errichten wollten. Die Kreuzzugs-Ideologie des ewigen Kampfes des "Guten" gegen das "Böse" ist brandaktuell.
  • Im Zeitalter der europäischen Nationalkriege gewann das Völkerrecht, nach der verheerenden Erfahrungen des 1. Weltkriegs der Gedanke eines Völkerbunds zur Kriegsverhinderung Akzeptanz. Der Briand-Kellogg-Pakt galt der Ächtung des Krieges als eines Mittels der Politik. Die UNO hat den Angriffskrieg verboten, den Weltfrieden zum Ziel aller Politik erhoben und erstmals ansatzweise wirksame Formen der Konfliktvermeidung und Konfliktlösung ermöglicht.

Diese Tendenzen wurden durch die ungeheure Steigerung der Vernichtungsmöglichkeiten im Krieg notwendig und gestärkt. Die UNO konnte Kriegsursachen wie ökonomische und politische Interessengegensätze jedoch nicht aufheben und viele Kriege nicht verhindern. Auch die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen konnte bis heute nicht wirksam gestoppt werden. Der am Ende des Kalten Kriegs eingeleitete Abrüstungsprozess kam seit den "neuen Kriegen" zum Erliegen und wurde durch neue Aufrüstungstendenzen abgelöst. Internationaler Terrorismus und Antiterrorkrieg lassen die Gewaltbereitschaft weltweit noch weiter wachsen.

So ist der Frieden nach wie vor eine äußerst bedrohte, verletzliche Pflanze und eine Utopie, die des täglichen Einsatzes bedarf, um eines Tages wirklich werden zu können. Eine Alternative dazu gibt es im Zeitalter der Massenvernichtungsmittel nicht mehr. Spätestens seit Erfindung der Atombombe ist der Frieden "die Überlebensbedingung des technischen Zeitalters" geworden (Heidelberger Thesen der EKD 1959).

Zitate

  • Und er [Gott] wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugmessern schmieden, und ihre Speere zu Winzermessern; nicht wird Nation wider Nation das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen. (Micha 4,3 zit. nach der Elberfelder Bibel)
  • "Der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln." (Carl von Clausewitz)

Siehe auch

Literatur