Zum Inhalt springen

Benutzer:Ortenburger/Baustelle1

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. März 2009 um 17:48 Uhr durch Ortenburger (Diskussion | Beiträge) (Grafschaft Ortenburg-Tambach). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Grafschaft Ortenburg-Tambach

Territoriale Entwicklung des ehemaligen Klosteramts und der Reichsgrafschaft.

Die Grafschaft Ortenburg-Tambach war eine kurzfristig reichsunmittelbare, danach standesherrliche Grafschaft im Großherzogtum Würzburg und später im Königreich Bayern. Sie entstand durch einen Tauschvertrag aus dem Jahre 1805 worin das ehemalige Klosteramt Tambach zur Grafschaft erhoben wurde und im Gegenzug die in Niederbayern gelegene Reichsgrafschaft Ortenburg Teil des Kurfürstentums Bayern. Ortenburg-Tambach bestand bis zum Ende der Monarchie in Bayern im Jahre 1918.

Geschichte

Graf Joseph Carl (* 1780 - † 1831) war Gründer und erster Graf von Ortenburg-Tambach.

Vorgeschichte

Im Jahre 1803 wurden das Hochstift Würzburg und das Hochstift Bamberg infolge des Reichsdeputationshauptschlusses aus dem Jahr 1803 säkularisiert. So fiel das ehemalige Zisterzienserkloster Langheim der Diözese Bamberg an das Kurfürstentum Bayern. Mit der Säkularisierung des Mutterklosters kam ebenso das Klosteramt Tambach, mit seinen zahlreichen Waldungen, welche sich bis in das Herzogtum Sachsen-Coburg erstreckten, an die bayerischen Kurfürsten.

Bereits 1801 wurde der 1780 geborene Reichsgraf Joseph Carl von Kaiser Franz II. für volljährig erklärt. Er übernahm daraufhin von seiner Mutter die hoch verschuldete Reichsgrafschaft Ortenburg. Um die Ausgaben seines Staates zu verringen, verwies er seine Mutter, die einen pompösen Haushalt hielt, ins Exil in das nahe gelegene Passau und sicherte ihr nur eine geringe Leibrente zu. Jedoch gelang es ihm durch diese Einsparungen nicht die Grafschaft vor weiteren großen Ausgaben zu bewahren. Es war ersichtlich, dass es mithilfe der gräflichen Forsten und Betrieben (Brauereien und Ziegelbrennerei), sowie den Steuer- und Handelseinnahmen der Reichsgrafschaft von insgesamt 13.000 Gulden jährlich nahezu unmöglich war die angefallenen Schulden rasch zu begleichen. Diese wuchsen bis ins Jahr 1804 sogar noch weiter auf ca. 270.000 Gulden. Trotz eines daraufhin angelegten rigorosen Sparkurses konnte Joseph Carl die Schulden nur gering vermindern.

Tausch und weitere Geschichte

Im Jahre 1805 trat Joseph Carl auf anraten seiner Berater an die bayerischen Kurfürsten heran und bot ihnen seine reichsunmittelbare Grafschaft zum Kauf an. Im Gegenzug wollte Joseph Carl dafür neue Gebiete im fränkischen Raum, sowie die Übernahme der gräflichen Schulden durch das Kurfürstentum. Die bayerischen Herzöge und Kurfürsten empfanden die kleine Grafschaft seit dem 16. Jahrhundert stets als Hindernis für einen gänzlich geschlossenen Territorialstaat Bayern. Aus diesem Grund kam es rasch zu Verhandlungen zwischen bayerischen und gräflichen Gesandten. Am 14. August 1805 wurde die niederbayerische Grafschaft schließlich gegen das ehemalige Klosteramt getauscht. Ortenburg wurde daraufhin ein niederbayerischer Marktflecken und wurde dem Landgericht Griesbach zugeteilt, Tambach hingegen wurde allodialer Besitz von Joseph Carl und im Gegenzug mit allen Rechten ausgestattet und zur reichsunmittelbaren Grafschaft Ortenburg-Tambach erhoben.

Der gräflich Ortenburg'sche Besitz umfasste zur Zeit des Tausches die dreiviertel Quadratmeilen fassende Reichsgrafschaft Ortenburg samt sechs Dörfern und ca. 3.000 Einwohnern, sowie zwei Schlössern (Alt-Ortenburg und das abgegangene Neu-Ortenburg). Des Weiteren die bayerischen Besitzungen um die Herrschaft und Schloss Söldenau, Ober- und Unterdorfbach, Hirschbach, Buch und die Herrschaft Neudeck samt Schloss Neudeck. Im Tausch für diese Güter erhielt Joseph Carl die neu geschaffene Grafschaft mit Sitz auf Schloss Tambach, sowie 18 Dörfern mit knapp 4.000 Einwohnern und umfangreichen Waldbesitz. Die Einkünfte dieser Herrschaft betrugen Schätzungen aus dem Jahre 1858 beachtliche 50.000 Gulden.

Am 26. Dezember 1805 trat Bayern im Frieden von Pressburg die Gebiete um Würzburg wieder ab und erhielt im Gegenzug Tirol und Vorarlberg. Die Gebiete um Würzburg wurden dabei an Großherzog Ferdinand III. von Toskana als Entschädigung für sein Kurfürstentum Salzburg, welches er im Gegenzug an Österreich abtrat. Würzburg wurde daraufhin zu einem Kurfürstentum. Die reichsunmittelbare Grafschaft Ortenburg-Tambach grenzte somit an das neu geschaffene Kurfürstentum.

Am 20. Januar 1806 zog die gräfliche Familie nun von Ortenburg nach Tambach und nahm dort die Huldigung der Bevölkerung entgegen. Joseph Carl konnte seine reichsunmittelbaren Rechte jedoch nicht lange behalten. Im September desselben Jahres trat Ferdinand III. dem Rheinbund bei und nahm den Titel des Großherzogs von Würzburg an. Einen Monat später berief er sich daraufhin auf den Reichsdeputationshauptschluss und lies Ortenburg Tambach im Oktober mediatisieren und dem neuen Großherzogtum Würzburg angliedern.

Die Grafschaft wurde somit zu einer Standesherrschaft mit einigen Sonderrechten herabgestuft. 1810 kamen Teile des gräflichen Besitzes an das inzwischen zum Königreich aufgestiegene Bayern. Im Jahre 1814 wurde der Rheinbund aufgelöst wodurch das Großherzogtum Würzburg aufhörte zu existieren. Infolge des Wiener Kongresses wurden die würzburgischen Gebiete Großteils dem Königreich Bayern zugesprochen. Somit kamen auch die restlichen Teile der Standesherrschaft Ortenburg-Tambach wieder an Bayern. Die Standesherrschaft blieb daraufhin bis zum Ende des bayerischen Königreiches 1918 bestehen. Als Entschädigung für den Verlust ihrer Souveränität erhielten die Grafen diverse Sonderrechte, so unter anderem den erblichen Titel eines Reichsrates.

Die Familie der Grafen von Ortenburg-Tambach leben noch heute auf Schloss Tambach.

Liste der regierenden Grafen

Name Regierungszeit(en) Abstammung
Joseph Carl 1806 - 1831 Sohn Karls III.
Franz Carl 1831 - 1876 Sohn Joseph Carls
Friedrich Carl 1876 - 1894 Sohn Franz Carls
Franz Carl 1894 - 1918 Sohn Friedrich Carls

Literatur

  • Fuchs, Walter: Schloss Ortenburg, Ortenburger Baudenkmäler und die Geschichte der Reichsgrafschaft Ortenburg, Ortenburg 2000
  • Lorenz, Markus: Ortenburger Geschichtsblätter - Der Übergang der Grafschaft Ortenburg an Bayern im Jahr 1805, Heft 2, Grießbach im Rottal 1997
  • Pellender, Heinz: Tambach - vom Langheimer Klosteramt zur Ortenburg'schen Grafschaft - Historie des Gräflichen Hauses Ortenburg, des Klosteramtes und Schlosses Tambach, 2. Auflage, Coburg 1990
  • Striedinger, Ivo: Das Großherzogtum Würzburg, in: ZBLG 6, 1933, S. 250-256 (Digitalisat)
  • Vehse, Carl Eduard: Geschichte der deutschen Höfe seit der Reformation - Die keinen deutschen Höfe. Neunter Teil. Die Mediatisierten., Band 43, Hamburg 1858, S. 204-209 (Digitalisat)