Zum Inhalt springen

Werkzeugmacher

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. März 2009 um 10:50 Uhr durch 89.50.13.112 (Diskussion) (Text umgestellt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Werkzeugmacher/in ist ein ehemaliger Facharbeiter-Ausbildungsberuf im Metallbereich in Deutschland und in der Schweiz.

Die Entstehung des Berufsbildes Werkzeugmacher

Hervorgegangen ist der Beruf aus dem klassischen Facharbeiter-Ausbildungsberuf Mechaniker. Aufgrund der immer umfangreicheren Ausbildung mit einer entsprechend längeren Ausbildungszeit von letztlich 3,5 Jahren erfolgte dann eine Aufspaltung und Neuordnung des Berufsbildes in Handwerks- und Industrieberufe, wie Zerspanungsfacharbeiter – Fachrichtung Frästechnik, Industriemechaniker und Mechatroniker (Deutschland), bzw. Polymechaniker (Schweiz).


Berufsbild

Aufgabe des Werkzeugmachers ist die Herstellung Werkzeugen und Vorrichtungen im Werkzeugbau, bzw. von Formen im Formenbau nach entsprechenden Konstruktionszeichnungen oder 3D-Daten. Hierbei handelt es sich nicht um „einfache“ Handwerkzeuge, wie Schraubendreher oder Hammer, sondern um Werkzeuge für den Einsatz in der Massenfertigung. Werkzeugmacher sind Fachleute, die Vorrichtungen, Meßmittel oder Spezialwerkzeuge für die Ausstattung von Produktionsanlagen in der industriellen Serienfertigung herstellen. Mit diesen Werkzeugen, die mit einer Präzision von Bruchteilen von Millimetern gefertigt werden, lassen sich Metalle oder Kunststoffe zum Beispiel biegen, ziehen, stanzen oder gießen.

Früher führte der Werkzeugmacher viele Arbeiten von Hand aus, insbesondere mit einer Feile. Heute werden die meisten Werkzeuge auf hochpräzisen Werkzeugmaschinen hergestellt und höchstens kleine Anpassungsarbeiten werden noch von Hand ausgeführt. Neben CNC-gesteuerten Fräs- und Drehmaschinen werden Schleif- und Erodiermaschinen eingesetzt. Um diese Maschinen mit den entsprechenden Programmen zu versorgen werden CNC-Programme auf CAM-Arbeitsplätzen oder direkt an der Maschine erstellt. Werkzeugmaschinen können im 1/1000stel Millimeterbereich genau arbeiten. Da die Wärmeausdehnung des Metalls in diesem Bereich grösser ist als die zu erreichende Genauigkeit, werden solche Arbeiten in temperierten Räumen mit gekühlten Maschinen durchgeführt.

Schwerpunkt Formenbau

Im Formenbau stellen Werkzeugmacher sowohl Gesenke, als auch Formen für verschiedene Gussverfahren her, zum Beispiel Press-, Blas-, Druck- oder Spritzgussformen. Sie überprüfen die Maße und die Qualität der Formen, montieren und demontieren diese und fertigen Modelle und Muster an. Auch Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an den Formen können zu ihren Aufgaben zählen.

Schwerpunkt Schneidwerkzeuge

Im Schneidwerkzeugbau stellen Werkzeugmacher Schneid- und Umformwerkzeuge her. Sie überprüfen die Maße und die Qualität der Werkstücke, montieren und demontieren die Schneidwerkzeuge. Auch Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten können zu ihren Aufgaben zählen.

Schwerpunkt Vorrichtungsbau

Im Vorrichtungsbau stellen Werkzeugmacher Vorrichtungen zur Montage oder Demontage von Bauteilen her. Auch Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an den Vorrichtungen können zu ihren Aufgaben zählen.

Schwerpunkt Meßwerkzeuge und Lehren

Im Meßwerkzeug- und Lehrenbau stellen Werkzeugmacher Lehren und Messvorrichtungen zur Montage oder Demontage von Bauteilen her. Auch Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten an Meßwerkzeugen und Lehren können zu ihren Aufgaben zählen.

Typische Fertigkeiten

Die typischen Fertigkeiten umfassen fast den gesamten Bereich der Metallbearbeitung. Im Einzelnen sind dies:

Fräsen, Hobeln (mit der Stoßmaschine), Sägen, Schneiden, Gravieren (auch dreidimensional), Schleifen (rund und flach), Polieren, Honen, Läppen, Härten, Biegen, Meißeln und Bohren.

Während der Ausbildung wird darüber hinaus präzises Feilen verlangt, damit eine Vertrautheit mit dem Material Stahl entsteht.

Der Werkzeugmacher heute

Früher war das Handwerk noch Gold wert, doch im Zeitalter immer weiter zunehmender Industrialisierung, hat dies keine uneingeschränkte Gültigkeit mehr. Viele Betriebe verlangen mittlerweile Drei-Schicht- und Wochenendarbeit, bezahlen niedrige Grundlöhnen wegen der vorgeschriebenen Schichtzulagen und geben nur den gesetzlichen Mindesturlaub. Um hier nicht mit Tarifverträgen in Konflikt zu geraten werden Jahresverträge mit dem Arbeitern geschlossen, die einmal verlängert werden dürfen. Innerhalb dieser Jahresverträge gelten die tariflichen Abkommen nicht. Stellt sich der Arbeiter nach dieser Zeit nicht als überdurchschnittlich Gut heraus, wird das Arbeitsverhältnis auslaufen gelassen.

Häufig befindet sich der Arbeitsplatz des Werkzeugmachers in überfüllten, mit wenigen oder gar keinen Fenstern ausgestatteten und schlecht beleuchteten Fabrikhallen. Die Luft ist meist mit Metallstaub als Nebenprodukt der Bearbeitung sowie Dämpfen von Betriebsmitteln wie Kühlschmierstoffen, Ölen und Dielektriken belastet.

Die Maschinen und Werkzeuge für die Präzisionsarbeit und deren Wartung ist sehr teuer. So wird von den Arbeitgebern hier häufig gespart und von den Arbeitern verlangt dass sie Improvisationsgeschick zeigen um trotzdem die erforderliche Genauigkeit zu erreichen, häufig jedoch ohne dem Arbeiter Zugeständnisse für den zeitlichen Mehraufwand zu machen.

Der Beruf Werkzeugmacher in der BRD

Die Berufsbezeichnung war nach dem 15. Januar 1987 in Deutschland Werkzeugmechaniker/in (unterschieden in die Fachrichtungen Stanz-, Umform-, Formen-, Instrumenten-, und Vorrichtungstechnik). Nach der Neuordnung der Metallberufe vom 15. Mai 2002 lautet eine einheitliche Berufsbezeichnung Feinwerkmechaniker/in – Fachrichtung Werkzeugbau.


Der Beruf Werkzeugmacher in der DDR

In der DDR wurde der Beruf eines Werkzeugmacher von 1970 bis 1985 unter der Berufsbezeichnung Facharbeiter für Fertigungsmittel ausgebildet. Später wurde die alte Berufsbezeichung Werkzeugmacher erneut eingeführt.


Siehe auch