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St. Alexander und Theodor (Ottobeuren)

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Die Basilika St. Alexander und Theodor
Der Kirchengrundriß

St. Alexander und Theodor ist die Abteikirche der ehemaligen gefürsteten Reichsabtei der Benediktiner des oberschwäbischen Klosters Ottobeuren. Sie zählt durch ihre barocke Ausstattung zu einem der Höhepunkte der Oberschwäbischen Barockstraße und wird als der Schwäbische Escorial bezeichnet. Im Gegensatz zu vielen anderen Kirchen ist St. Alexander und Theodor nicht geostet, sondern nach Süden ausgerichtet. 1926 erhielt der Sakralbau von Papst Pius XI. den Ehrentitel Basilica minor. Die Kirche ist dem Heiligen Theodor Bischof von Sitten und dem Märtyrer Alexander von Rom, einem Mitglied der thebaischen Legion geweiht.

Lage

Die Kirche steht auf einem sanften Hügelrücken am Rande des Marktes Ottobeuren in Oberschwaben und ist weithin über das Tal der westlichen Günz zu sehen.

Geschichte

Die erste Kirche muss mit der Klostergründung im Jahr 764 erbaut worden sein. 1089 ist ein Neubau belegt.[1] Bereits 1204 ist ein weiterer Neubau mit einem Michaelschor im Westen in Angriff genommen worden. Unter dem Michaelschor befand sich eine Ursulagruft. 1525 wurde das Kloster samt der Kirche im Bauernkrieg geplündert. 1553 wurde mit der Erneuerung der gotischen Kirche begonnen. Zuerst wurde der Michaelschor mit der Ursulagruft abgebrochen und durch einen breiteren Mönchschor ersetzt. Der damalige noch geostete Hochchor wurde mit einer Krypta versehen. Die achteckigen Abschlüsse der beiden Osttürme wurden mit Zwiebelhauben gekrönt. Am 21. September 1558 wurde die im Renaissancestil erneuerte Kirche eingeweiht. Im dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche samt dem Kloster zwischen 1630 und 1635 mehrmals verwüstet. Im Jahre 1682 wurden erstmals Pläne für den Neubau eines barocken Klosters gemacht, welcher 1686 mit der Barockisierung der alten Kirche begann. Dieser Umbau wurde jedoch kurz darauf gestoppt. Ab 1711 wurde die gesamte Klosteranlage Stück für Stück abgebrochen und durch einen neuen barocken Bau ersetzt. Die Klosterkirche wurde zwischen 1737 und 1766 komplett neugebaut. 1802 wurde die Reichsabtei im Zuge der Säkularisation aufgelöst, die Kirche ging in den Besitz des Kurfürstentums Bayern, später in das Königreich Bayern über. Einem Teil der damals 48 Mönche wurde erlaubt, das Klosterleben im oberschwäbischen Ottobeuren fortzuführen, was nur unter schwierigen Bedingungen möglich war. So blieb auch die Klosterkirche weiterhin als solche bestehen. Ab 1834/1835 wurden Kloster und Klosterkirche als abhängiges Priorat der Benediktinerabtei Augsburg weitergeführt. 1926 verlieh Papst Pius XI. der Basilika den Titel Basilica minor. Zwischen 1960 und 1964 erfolgte eine umfassende Innen- und Außenrenovierung der Basilika. Die größte Sanierung der Kirche begann 2004 und wird 2010 abgeschlossen werden. Dabei werden auch der komplette Dachstuhl und die Türme der Kirche saniert.

Baugeschichte

Als Hausarchitekt erstellte der Prior des Klosters P. Christoph Vogt im Jahre 1711 die ersten Pläne für eine neue Kirche im Typus der Kollegienkirche in Salzburg. Ab 1720 bewarben sich mehrere Architekten um den Bau der Kirche, zunächst Donato Giuseppe Frisoni, Kaspar Radmiller und Andrea Maini, später auch so bedeutende wie Dominikus Zimmermann und Joseph Schmuzer. Doch erst Simpert Kramer konnte sich mit seinen Plänen von 1736 durchsetzen und die Leitung für den Kirchenbau übernehmen. Er orientierte sich stark an der Basilika Weingarten, die 1724 eingeweiht worden war. Am 27. September 1737 wurde der Grundstein zum heutigen Kirchenbau durch Abt Rupert II. gelegt. Nach dessen Tod am 20. Oktober 1740 entzog sein Nachfolger, Abt Aselm Erb, Baumeister Kramer 1744 die Bauleitung. Der Münchner Hofarchitet Joseph Effner musste die Pläne überarbeiten. Effner entschied sich für einen gerade Abschluss des Chores. Wegen seines Todes im Jahre 1745 wechselte die Bauleitung ein weiteres Mal. Der Münchner Architekt Johann Michael Fischer übernahm 1748 den noch in den Fundamenten steckenden Bau. In den folgenden fünf Jahren wurde die alte Kirche abgebrochen und der Rohbau der heutigen Kirche erstellt. Der riesige Dachstuhl wurde 1753 unfallfrei auf den vollendeten Rohbau gesetzt. Bei der Bewerbung um die Innenausstattung setzte sich 1755 Johann Michael Feichtmayer gegen seinen Konkurrenten Joseph Anton Feuchtmayer durch. Das Künstlerteam um Feichtmayer konnte ebenfalls für die Innenausstattung gewonnen werden. Gleichzeitig wurde der erste Vertrag mit dem Bildhauer und Stuckplastiker Johann Joseph Christian bezüglich des Chorgestühls geschlossen. Im Mai 1755 waren die Maurerarbeiten an den Gewölben beendet. Zur selben Zeit wurden vermutlich die ersten Verträge mit den tiroler Malern und Freskanten Johann Jakob Zeiller und Franz Anton Zeiller für die Gewölbefelder geschlossen. Beide freskierten später, teilweise gemeinsam, die Gewölbefelder. Ein Jahr später begannen die Innenarbeiten mit der Freskierung der Gewölbe und der Anfertigung der ersten Stuckplastiken. 1758 wurde ein zweiter Vertrag mit Feichtmayer über Stuckarbeiten geschlossen. Ein Jahr später waren die Steinskulpturen an der Fassade fertig. Die dortigen Vergoldungen stammten von Johann Jakob Kleindorffer aus Mindelheim. Die beiden Türme wurden 1760 vollendet. Die Turmkreuze vergoldete Martin Knoblauch aus Söflingen bei Ulm. Im selben Jahr wurden die Fresken in den Hauptgewölben fertiggestellt. Der Hochaltar wurde 1761 gefasst, mit ihm begann die Ausstattung der Kirche mit der mobilen Inneneinrichtung, welche erst 1777 abgeschlossen wurde. Die beiden Chororgeln wurden 1766 vollendet. Zur Einweihung des Gotteshauses veranstaltete man eine achttägige Feier, welche am 28. September 1766 begann. Mit dieser Einweihung feierte das Kloster die 1000-Jahr-feier nach, die man wegen der noch nicht fertig gestellten Kirche um zwei Jahre verschoben hatte. 1767 starb der Bauherr Abt Anselm Erb. Kleinere Veränderungen beim Mobiliar wurden noch des öfteren vorgenommen, jedoch ist der Großteil der heute noch erhaltenen Gegenstände aus der Erbauungszeit. 2004 begann man mit einer groß angelegten Sanierung des Dachstuhles, welche 2010 abgeschlossen sein soll.

Baubeschreibung und Ausstattung

Die Ottobeurer Basilika

Außenbau

Der Außenbau der Kirche ist gegliedert durch die zwei 82 Meter hohen Zwiebeltürme, welche zwischen dem Eingangsportal stehen. Das Eingangsportal ist dreigliedrig. In der Mitte ist das große Hauptportal, links und rechts davon jeweils eine kleinere Eingangstüre. Über dem Hauptportal steht Haus Gottes und Himmels Porten, des Weiteren tront der Heilige Benedikt in einer gemauerten Nische am Giebel des Hauptportals. Über den Seitenportalen ist das Wort Heilig zu lesen. Vor dem Chor sind zwei Querschiffe angebaut, welche den Chor überragen. Der Chor besitzt ein kleines Turmdach und mündet in den übrigen Klosterbau.

Innenraum

Der Innenraum ist barock ausgestattet. Er gliedert sich in die Eingangshalle, das Hauptschiff mit östlichem und westlichem Seitenschiff, dem westlichen und östlichem Querschiff, sowie dem Chor.

Eingangshalle

In die Eingangshalle der Kirche führen drei Eingänge. Die Decke der Eingangshalle ist der Untergrund der Empore für die Marienorgel, sie ist in drei Gewölbe gegliedert, wovon jedes mit einem Fresko bemalt ist. Das mittlere ist das größte der dreien. Es zeigt die Vertreibung der Geldwechsler und Händler aus dem Tempel und hat einen trapetzförmigen Zuschnitt. Die Mitte des Freskos liegt zentral im Kreuzgewölbe, der Rand ist mit einem Goldrahmen und Stuck verziert.[2] Das westliche Deckenfresko ist Birnenförmig und zeigt das Opfer der armen Witwe, das östliche ist ebenfalls Birnenförmig und zeigt das Gleichnis von dem Pharisäer und Zöllner.[3] Beide Seitenfresken sind in Gold gefasst und mit Stuck verziert. Ein geschmiedetes, mit barocken Stilelementen ausgestattetes Eingangsgitter trennt den Hauptraum von der Eingangshalle. Auf dessen Säulen sind geschmiedete und vergoldete Töpfe mit Blumenschmuck angebracht. An den Emporenstützsäulen sind jeweils zwei Wappen zu sehen. Das linke zeigt das Wappen Papst Pius XI., das rechte das von Papst Benedikt XVI.. Über der Eingangshalle befindet sich die Empore für die .

Mittelschiff

Das Mittelschiff hat eine Länge von 89 Metern, eine Höhe von 36 Metern und besitzt pro Seite 10 Marmorsäulen, welche das Hauptschiff von den Seitenschiffen trennen. In der Vierung stehen an jeder der vier Ecken je ein Heiligenaltar. Die Decke ist über drei große Kuppeln gegliedert.

Ostschiff

Das Ostschiff hat eine Länge von 89 Metern.

Westschiff

Das Westschiff hat eine Länge von 89 Metern.

Östliches Querhaus

Das östliche Querhaus hat eine Länge von 58 Metern und eine Breite von 18 Metern. Der an der Ostfront stehende Altar ist dem Heiligen Alexander geweiht.

Westliches Querhaus

Das westliche Querhaus hat eine Länge von 58 Metern und eine Breite von 18 Metern. Der an der westlichen Front stehende Altar ist der Rosenkranzaltar der Basilika.

Chor

Orgeln

siehe Hauptartikel: Orgel von St. Alexander und Theodor (Ottobeuren)

Glocken

Das Abteigeläute zählt mit seinen sieben Glocken, welche in beiden Türmen aufgehängt sind, zu den tontiefsten Glockenensembles in Bayern.[4]

Westturm

Im Westturm hängen folgende Glocken:

  • Die Hosannaglocke ist auf den Ton g0 gestimmt, besitzt ein Gewicht von 4995 Kilogramm und wurde 1947 von der Gießerei Hahn aus Landshut gegossen.
  • Die Preciosaglocke ist auf den Ton b0 gestimmt, besitzt ein Gewicht von 3032 Kilogramm und wurde 1948 von der Gießerei Hahn aus Landshut gegossen.

Ostturm

Reliquiar Hl. Theodor von Sitten

Im Ostturm hängen folgende Glocken:

  • Die kleine Hosannaglocke ist auf den Ton C' gestimmt, besitzt ein Gewicht von 2000 Kilogramm und wurde 1948 von der Gießerei Hahn aus Landshut gegossen.
  • Die Elfuhrglocke ist auf den Ton d' gestimmt, besitzt ein Gewicht von 1422 Kilogramm und wurde 1948 von der Gießerei Hahn aus Landshut gegossen.
  • Die Zwölfuhrglocke ist auf den Ton f gestimmt, besitzt ein Gewicht von 1122 Kilogramm und wurde 1986 von der Glockengießerei Bachert aus Bad Friedrichshall gegossen.
  • Die Immaculataglocke ist die älteste noch erhaltene Glocke der Basilika. Sie ist auf den Ton g' gestimmt und hat ein Gewicht von 613 Kilogramm. Sie wurde 1577 von Joachim Vollmer aus Biberach an der Riß gegossen.
  • Die Benedictaglocke ist auf den Ton a' gestimmt, besitzt ein Gewicht von 423 Kilogramm und wurde von der Gießerei Hahn 1948 gegossen.

Nutzung

Die Kirche ist heute Hauptkirche des Dekanats Ottobeuren in der römisch-katholischen Kirchenregion Memmingen. Gottesdienste finden regelmäßig statt. Die Kirche ist auch Konzertsaal für die Ottobeurer Konzerte.

Einzelnachweise

  1. Prusinovsky, Seite 6
  2. Fresko Nr. F1 im Grundriß
  3. Westliches Fresko Nr. F2, östliches Fresko Nr. F3 im Grundriß
  4. Das Glockengeläut von Ottobeuren. Abgerufen am 1. März 2009.

Literatur

  • P. Ulrich Faust OSB: Abtei Ottobeuren - Geschichtlicher Überblick 764 bis heute. 2. Auflage. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2007, ISBN 978-3-89870-189-1.
  • P. Rupert Prusinovsky OSB: Benediktinerabtei Ottobeuren - Basilika St. Alexander und Theodor. Hrsg.: Benediktinerabtei Ottobeuren. Ottobeuren 2008.