Stationärer stochastischer Prozess
Stationarität bezeichnet in der Mathematik eine Eigenschaft von stochastischen Prozessen oder gewöhnlichen Differentialgleichungen.
Definition
Ein stochastischer Prozess heißt schwach stationär, wenn
- .
- ist konstant (gleich) für alle
- .
bezeichnet hier den Erwartungswert, steht für eine beliebige Indexmenge, meist die ganzen Zahlen, manchmal auch die natürlichen Zahlen oder die reellen Zahlen, mit der oft die Zeit modelliert wird. bezeichnet die Autokovarianzfunktion.
Interpretation
Stationarität ist eine der bedeutendsten Eigenschaften stochastischer Prozesse in der Zeitreihenanalyse. Mit der Stationarität erhält man Eigenschaften, die nicht nur für einzelne Zeitpunkte gelten, sondern Invarianzen über die Zeit hinweg sind. Die Zeitreihe hat zu allen Zeitpunkten den gleichen Erwartungswert und die gleiche Varianz. Die wichtigste Klasse von nichtstationären Prozessen sind intregrierte Prozesse.
Die erste Eigenschaft sagt schlichtweg, dass jede der Zufallsvariable zu dem Hilbertraum gehört. Hieraus folgt dann auch, dass der Erwartungswert existiert.
Mit der zweiten Eigenschaft kann man zu einem neuen Prozess übergehen, für den dann gilt. Dieser Prozess wird auch zentrierter Prozess' genannt. Stationäre Prozesse haben also im wesentlichen immer den Mittelwert Null.
Die dritte Forderung stellt ein Beziehung zwischen den unterschiedlichen Zeitpunkten her und ist damit die bedeutendste Eigenschaft. Sie sagt aus, dass die Kovarianzen zwischen den Zeitpunkten nicht von den beiden Zeitpunkten selbst, sondern nur von dem Abstand der beiden Zeitpunkte zueinander abhängt. Die Bedingung kann auch so formuliert werden, dass eine Funktion nur einer einzigen Variablen ist. Dies hat unter anderem zur Konsequenz, dass eine unendliche Block Toeplitz-Matrix ist.
Geometrische Bedeutung
Die geometrische Interpretation des [univariat]en Falles () greift auf den Hilbertraum zurück, dessen Elemente die einzelnen Zufallsvariable des Prozesses sind. Die geomatrische Interpretation unterstützt das tiefere Verständnis des Begriffs der Stationarität.
Da eine Norm in ist, kann die Forderung so verstanden werden, dass alle Prozessvariable gleich lang sind, d. h. auf einer Kugel liegen.
sagt dann, obiger Interprtation folgend, dass für festes alle den gleichen Winkel einschließen. Erhöht man um Eins, so wird immer um den selben Winkel weitergedreht.
Forderung (ii) beudeutet nicht anderes als , also der Winkel zwischen der Einheit und jeder Prozessvariablen ist konstant. Hier wird ein Breitengrad aus der Einheitskugel ausgeschnitten.
Stationarisierung
Eine nichtstationäre Zeitreihe stationär zu machen ist eine wichtige erste Aufgabe bei der Zeitreihenanalyse. Weit verbreitete Methoden sind hier die Bildung von ersten Differenzen oder das Umskalieren der Zeitreihe oder logaritmieren.
Beispiele
Der wichtigste stationäre Prozess ist das weiße Rauschen. Weiters sind noch Gauss-Prozesse und Ma-Modelle stationär. Von theoretischer Bedeutung sind auch noch harmonische Prozesse, die unter gewissen Bedingungen stationär sind.
Literatur
- P. J. Brockwell, Richard A. Davis: Time Series: Theory and Methods. Springer Verlag, Berlin 2002
- G. E. P. Box, G. M. Jenkins: Times Series Analysis: Forcasting and Control.