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Herzogtum Jägerndorf

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Das Herzogtum Jägerndorf (tschechisch Krnovské Knízectví) entstand 1377 durch Teilung des Herzogtums Ratibor.

Nach dem Tod des Přemysliden Nikolaus II. († 1365), Herzog von Troppau, wurde das Herzogtum Troppau auf dessen Söhne Primislaus/Přemko († 1433), Nikolaus III. († 1394), Wenzel I. († 1381) und Johann I. († 1380/82) geteilt. Johann I. erhielt das Ratiborer Gebiet, zu dem auch Jägerndorf und Freudenthal gehörten. Er begründete somit die přemyslidische Stammlinie Troppau-Ratibor. 1377 trennte er Jägerndorf von Ratibor ab und gründete das selbständige Herzogtum Jägerndorf. Nach Johanns Tod gelangten Ratibor und Jägerndorf an dessen älteren Sohn Johann II. Er verkaufte Jägerndorf 1384 an Ladislaus II. von Oppeln, von dem es 1390 Markgraf Jobst von Mähren erwarb, der es bis zu seinem Tod 1411 behielt. 1322 erhielt Johann II. das Herzogtum Jägerndorf, das zuletzt in den Händen Ludwigs II. von Liegnitz gewesen war, als Geschenk des Kaisers Sigismund zurück. Nach Johanns II. Tod 1424 gelangten dessen Besitzungen erst 1437 an seine Söhne Wenzel († 1456) und Nikolaus († 1452). Herzog von Jägerndorf wurde Nikolaus, dem auch Freudenthal, Pleß, Rybnik, Loslau und Sohrau gehörten. Nach Nikolaus Tod gelangte Jägerndorf an dessen Sohn Johann III. († 1483), der ein Anhänger des Königs Georg von Podiebrad war.

Während des ungarisch-böhmischen Kriegs um die Vorherrschaft in Böhmen verlor Johann III. Jägerndorf 1474 an den böhmischen Gegenkönig Matthias Corvinus und nachfolgend an die Krone Böhmen. Ende des 15. Jahrhunderts übertrug der böhmische König Vladislav Jägerndorf als Lehen seinem Kanzler Johann von Schellenberg. Da Jägerndorf rechtlich der Barbara von Troppau-Ratibor zustand, einer Schwester Johanns III., die mit Johann III. von Auschwitz († 1495/97) verheiratet war, wurde eine Einigung dadurch herbeigeführt, dass Johanns Sohn Georg von Schellenberg Barbaras Tochter Helene heiratete. Dadurch erlangte er auch die Stellung eines schlesischen Fürsten.

1523 verkaufte Georg von Schellenberg Jägerndorf wegen finanzieller Schwierigkeiten an den brandenburgischen Markgrafen Georg den Frommen, der vor allem an dem Erzreichtum der Herrschaft Freudenthal interessiert war. Ihm folgte 1543 Joachim Friedrich von Brandenburg und 1606 dessen Sohn Johann Georg. Während der Herrschaft der Brandenburger wurde die Reformation eingeführt. Da Johann Georg zu einer Konversion zum Katholizismus nicht bereit war, musste er nach der Schlacht am Weißen Berg nach Ungarn fliehen. Seine böhmischen Besitzungen wurden vom Kaiser Ferdinand II. konfisziert. Am 15. März 1623 übertrug der Kaiser das Herzogtum Jägerndorf seinem treuen Anhänger Karl I. von Liechtentein, dem bereits seit 1613 das Herzogtum Troppau gehörte. Er vereinte die beiden Herzogtümer zum Herzogtum Troppau-Jägerndorf und führte die Rekatholisierung der Untertanen durch. Seine Nachkommen blieben bis zur Enteignung 1945 im Besitz ihrer böhmischen Besitzungen.

Die vom preußischen König Friedrich II. 1740 erhobenen Ansprüche auf die hohenzollerischen Besitzungen in Schlesien führten zum Ausbruch des Ersten Schlesischen Kriegs. Als Folge dessen fiel der nördliche Teil des Herzogtums Jägerndorf 1742 an das nun preußische Schlesien. Der südliche Teil des Herzogtums und die Stadt Jägerndorf selbst verblieben bei Böhmen und wurden dem neu geschaffenen Österreichisch-Schlesien zugeschlagen. Dieser Teil gelangte 1918 an die neu gegründete Tschechoslowakei. Als Folge des Münchner Abkommens 1938 wurde das Gebiet annektiert und dem Reichsgau Sudetenland und damit dem Deutschen Reich angeschlossen. Es gehörte zum Regierungsbezirk Troppau und bildete den Landkreis Jägerndorf. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs fiel das Gebiet 1945 an die Tschechoslowakei zurück. Der seit 1742 bei Schlesien verbliebene Teil fiel 1945 an Polen.

Literatur