Nenzen
Die Nenzen | |
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Population | 41.000 |
Ort | Russland |
Sprache | Nenzisch, Russisch |
Religion | Russisch-Orthodoxe Kirche, Schamanismus |
Die Nenzen (russisch ненцы, historisch: Samojeden) sind ein indigenes Volk mit ca. 41.000 Angehörigen im Nordosten des europäischen Teils Russlands und im Nordwesten Sibiriens.[1] Die meisten Nenzen leben im Autonomen Kreis der Nenzen, im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen und im ehemaligen Autonomen Kreis Taimyr. Ihre Sprache ist das Nenzische. Eine ca. 1500 Menschen starke Gruppe der Waldnenzen lebt überwiegend im Nordosten des Autonomen Kreises der Chanty und Mansi.
Name
Der Name Samojeden ging in die Russische Sprache ein als Abwandlung des selbst-referentiellen Saamod, Saamid (das samojedische Suffix "-d" bezeichnet die Mehrzahl). In der russischen ethnographischen Literatur des 19. Jahrhunderts wurden sie auch "Самоядь" oder "Самодь" (samojatch oder samod) genannt.
Die Morpheme samo und jed bedeuten im Russischen "Selbst-Esser", was abschätzig wirkt. Deshalb wurde der Name Samojeden im 20. Jahrhundert immer seltener benutzt, das Volk brachte die Bezeichnung Nenzen hervor, was "Menschen" bedeutet.
Wenn man alte russische Dokumente liest, sollte man vor Augen haben, dass der Begriff "Samojeden" oft für verschiedene Völker des nördlichen Sibirien verwendet wurde, die unterschiedliche Uralische Sprachen sprechen: Nenzen, Nganasanen, Enzen, Selkupen (Sprecher der Samojedischen Sprachen). Heutzutage bezeichnet der Begriff "Samojedische Völker" die gesamte Gruppe dieser verschiedenen Völker. Nenzen sind also nur ein Teil der Samojedischen Völker.
Lebensweise


Die Nenzen sind traditionell Rentierzüchter, Fischer und Jäger.[2] Von allen indigenen Völkern Westsibiriens haben die Nenzen am erfolgreichsten ihre traditionelle Lebensweise, Sprache und Kultur bewahren können. Heute sind sie allerdings zumeist sesshaft geworden.[2] Zu den Vollnomaden zählen aber z. B. noch die ca. 4700 Nenzen auf der westsibirischen Jamal-Halbinsel.[1] Sie leben zumeist in Familienverbänden und ziehen so mit ihren Rentierherden umher: Im Winter durch die südliche Taiga und in den warmen Sommermonaten durch die Tundra bis an die Küste des Polarmeeres.
Die stärkste Bedrohung für deren Fortbestehen geht von der Erschließung und Förderung der reichen Öl- und Gasvorkommen auf der Jamal-Halbinsel und im Autonomen Kreis der Nenzen aus. Auch das Erdölfeld Wankor 130 km westlich von Igarka soll durch eine Pipeline nach Dikson erschlossen werden. Für Europa ist die Heimat der Nenzen die wichtigste Herkunftsregion von Erdgas. Da die Erdgasförderung in den extrem empfindlichen Polargebieten auch mit der großflächigen Vernichtung von Weidegründen und der Durchtrennung von Wanderrouten verbunden ist, steht die Zukunft der Nenzen und ihre traditionelle Rentierzucht infrage.[3]
Literatur
- Andrei V. Golovnev und Gail Osherenko: Siberian Survival. The Nenets and Their Story. Cornell University Press, Ithaka/London 1999 ISBN 0-8014-3631-1
Einzelnachweise
- ↑ a b Artikel zu den Nenzen auf der Homepage der Gesellschaft für bedrohte Völker
- ↑ a b http://lexikon.meyers.de/wissen/Nenzen+(Sachartikel)
- ↑ Winfried K. Dallmann und Vladislav V. Peskov: Monitoring of oil development in traditional indigenous lands of the Nenets Auto-nomous Okrug. Norwegian Polar Institute (NPI), und Association of Nenets People Yasavey