Führungsstil
Führungstil ist die Art und Weise, wie ein einzelner Vorgesetzter seine Mitarbeiter führt. Die Führungsstile haben sich im Laufe der Zeit immer weiter entwickelt. Führung ist ein sehr komplexer Vorgang. Der Erfolg durch einen bestimmten Führungsstil hängt von verschiedensten Faktoren ab. Oft ist deshalb nicht genau erklärbar, warum ein bestimmter Führungsstil zum entsprechenden Erfolg geführt hat.
Führungsstile nach Kurt Lewin (1890-1947)
- Autoritäre Führung
- Demokratische Führung
- Laissez-faire-Führung (gewähren lassen)
Die heutige Betriebswirtschaftslehre tendiert eher zum demokratischen Führungsstil, wobei hier auch das Aufgabengebiet mit in die Betrachtung eingezogen werden muss. Z. B. ist eine demokratische Führung während eines Feuerwehreinsatzes wenig hilfreich. Zwischen autoritärem (hierarchischen) und demokratischem Führungsstil gibt es eine große Zahl von Abstufungen.
Autoritärer bzw. hierarchischer Führungsstil
Der Vorgesetzte gibt Anweisungen, Aufgaben und Anordnungen weiter, ohne die Mitarbeiter nach ihrer Meinung zu fragen. Die Entscheidung trifft der Chef allein, ohne seine Untergebenen mit einzubeziehen. Von seinen Untergebenen erwartet der Vorgesetzte nahezu bedingungslosen Gehorsam und duldet keinen Widerspruch oder Kritik. Bei Fehlern wird bestraft, statt zu helfen.
Der Vorteil des autoritären Führungsstils liegt in der relativ hohen Entscheidungsgeschwindigkeit, in der Übersichtlichkeit der Kompetenzen und in der guten Kontrolle.
Als Nachteil sind hingegen die mangelnde Motivation der Mitarbeiter, die Einschränkung der persönlichen Freiheit und die Gefahr von Fehlentscheidungen durch überforderte Vorgesetzte zu nennen. Außerdem kann es zu Rivalitäten zwischen den einzelnen Mitarbeitern kommen und neue Talente werden nicht entdeckt.
Kooperativer bzw. demokratischer Führungsstil
Der Vorgesetzte bezieht seine Mitarbeiter in das Betriebsgeschehen mit ein. Er erlaubt Diskussionen und erwartet sachliche Unterstützung. Bei Fehlern wird in der Regel nicht bestraft, sondern geholfen. Durch Delegation wird Verantwortung übertragen.
Die Vorteile des kooperativen Führungsstils liegen vor allem in der hohen Motivation der Mitarbeiter, in der Entfaltung der Kreativität und in der Entlastung des Vorgesetzten. Außerdem ist das Arbeitsklima meistens angenehm.
Die Entscheidungsgeschwindigkeit kann aber sinken, es kommt unter Umständen zu längeren Debatten und zu Disziplinschwierigkeiten unter den Mitarbeitern.
Laissez-faire-Führungsstil
Der Laissez-faire-Führungsstil lässt den Mitarbeiter viele Freiheiten. Sie bestimmen ihre Arbeit, die Aufgaben und die Organisation selbst. Die Informationen fließen mehr oder weniger zufällig. Der Vorgesetzte greift nicht in das Geschehen ein, er hilft oder bestraft auch nicht.
Die Vorteile des Laissez-faire-Führungsstil liegen in der Gewährung von Freiheiten und in der eigenständigen Arbeitsweise der Mitarbeiter. Die Mitarbeiter können ihre Entscheidungen eigenständig treffen und ihre Individualität wird gewährt.
Allerdings besteht die Gefahr von mangelnder Disziplin, Kompetenzstreitigkeiten, Rivalitäten sowie von Unordnung und Durcheinander. Außerdem kann es zu Rivalitäten und Streitereien zwischen den Mitarbeitern kommen, so dass sich Grüppchen bilden und Außenseiter benachteiligt werden.
Der richtungsbezogene Führungsstil unterscheidet zwei Arten:
- Aufgabenorientierter bzw. sachorientierter Führungsstil
Der Vorgesetzte übt Leistungsdruck aus, damit der Mitarbeiter eine höhere Stückzahl erbringt. Er bemüht sich um Termineinhaltung, damit die Aufträge fristgerecht erfüllt werden. Der Chef herrscht "mit eiserner Hand", damit keine Stockungen im Arbeitsablauf auftreten. Es wird Wert auf eine hohe Arbeitsmenge gelegt, damit das Leistungsziel erreicht wird. Mangelhafte Arbeit wird getadelt, damit bei der Realisierung Fehler vermieden werden.
- Personenorientierter bzw. beziehungsorientierter Führungsstil
Der Führende behandelt seine Untergebenen als Partner, damit die Arbeit gemeinsam bewältigt werden kann. Er sucht ein gutes Verhältnis zu seinen Mitarbeitern, damit sich diese nicht als Untergebene fühlen. Der Chef ist seinen Mitarbeiter gegenüber zugänglich, damit sie erkennen, dass sie Partner sind. Der Vorgesetzte setzt sich für seine Mitarbeiter ein, damit sie spüren, dass ihr Vorgesetzter loyal ist. Er gibt den Mitarbeitern Anerkennung, damit die Leistungen beibehalten und verbessert werden.
Tradierender Führungsstil
Der tradierende Führungsstil findet sich vor allem in Organisationen und Unternehmen der Vergangenheit. In der heutigen Führungspraxis ist er von eher geringer Bedeutung. Man unterscheidet folgende Formen:
- Patriarchalischer Führungsstil
Das Leitbild des patriarchalischen Führungsstil ist die Autorität und die Güte des "Vaters in der Familie". Die Untergebenen haben jederzeit Zugang zum Patriarchen und sind ihm zu Gehorsam verpflichtet. Der Herrschaftsanspruch des Patriarchen wird mit seinem Alters-, Wissens- und Erfahrungsvorsprung begründet. Der "Herr-im-Hause"-Standpunkt ist aber nicht mehr zeitgemäß.
- Charismatischer Führungsstil
"Charisma" bedeutet "Gnadengabe", d. h., die als göttliche Fügung empfundene Fähigkeit, andere Menschen durch Ausstrahlungskraft zu führen. Von den Geführten kann jedes Opfer verlangt werden, ohne dass der Vorgesetzte ihnen gegenüber in irgendeiner Weise verpflichtet wäre. Die Untergebenen werden somit vom Vorgesetzten abhängig.
- Autokratischer Führungsstil
Der Autokrat besitzt eine nahezu unbegrenzte Machtfülle und bedient sich eines streng gegliederten Führungsapparates. Der Untergebene ist zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet. Der Autokratie fehlen die Wärme des Patriarchats und die Begeisterung des Charismas. Dieser Führungsstil wird auch als autoritärer Führungsstil bezeichnet.
- Bürokratischer Führungsstil
Dieser Führungsstil betont das Reglement bzw. bürokratische Instanzen und Dienststellenbefugnisse. Präzise Beschreibungen der Stellenbefugnisse und Verwaltungsabläufe sind typisch. Eine beherrschende Führungsperson gibt es hier nicht. Vielfach erhalten die Mitarbeiter lebenslange Versorgungsansprüche. Diesem Führungsstil mangelt es an Flexibilität und Effizienz.
Gruppenbezogener Führungsstil
Dieser Führungsstil richtet sich nach den einzelnen Gruppenmitgliedern. Jeder Mitarbeiter wird anders behandelt, entsprechend seinem Verhalten und Benehmen und seinem Ansehen in der Gruppe.
- Integrierend bei Neulingen und Außenseitern, z. B. durch geschicktes Heranführen an die Gruppe und durch Anbieten von Hilfe.
- Anspornend bei Drückebergern, Faulen und Leistungsschwachen, beispielsweise durch gezieltes Aktivieren ihrer Leistungsreserven und klar definierte Ziele.
- Fördernd bei Leistungsstarken und Gruppenstars, z. B. durch Übertragung von Kompetenzen und Verantwortung.
- Bremsend bei Frechen, Rädelsführern, Querulanten, Ehrgeizlingen, Intriganten und Gruppenclowns, z. B. durch Strenge und Autorität bzw. Hinsteuern auf die Leistungsziele.
- Ermutigend bei Schüchternen und Problembeladenen, z. B. durch Ermunterung, Verständnis, Anteilnahme und positive Haltung.
- Wertschätzung bei Frohnaturen, ausgleichenden und geselligen Gruppenmitgliedern, z. B. durch Anerkennung der Gruppenbeiträge.
Weitere Führungsstile
- Situativer Führungsstil: abhängig von der Führungssituation zwischen Vorgesetztem, Mitarbeiter und der jeweiligen Situation
Hersey/Blanchard (1976):
- Führungsstil abhängig vom Reifegrad des zu führenden Mitarbeiters
- Führungstil abhängig von der Situation und vom Erfolg
Literatur
- Eberhard Seidel u.a.: Führungsstil und Führungsorganisation. 2 Bände. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1988