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Bronchialkarzinom

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Therapie fehlt t.T. noch!

Unter einem Bronchialkarzinom (auch: Lungenkarzinom, bronchogenes Karzinom; engl.: bronchial carcinoma) versteht man eine bösartige Neubildung entarteter Zellen der Bronchien oder Bronchiolen. Das Bronchialkarzinom ist eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen des Menschen. Hauptursache ist das inhalative Tabakrauchen. Daneben gibt es einige beruflich bedingte Expostion mit Stoffen, die den Tumor auslösen können (beispielsweise Asbest), alle anderen Ursachen (wie zum Beispiel die Belastung durch die Umwelt) treten weit in den Hintergrund.

Röntgenbild eines kleinen peripheren Bronchialkarzinoms im linken Oberlappen
Dieser Tumor im CT-Schnittbild .
Aus den CT-Einzelschichten zusammengesetztes 3D-Bild.

Epidemiologie

25% aller bösartigen Tumoren (Malignome) sind Bronchialkarzinome. Beim Mann ist es weltweit die häufigste Krebsart. Die Inzidenz in Mitteleuropa beträgt etwa 60/100.000 Einwohner und die Zahl der Neuerkrankungen (in Deutschland etwa 50.000 pro Jahr) ist steigend. Das Verhältnis Männer zu Frauen ist etwa 3:1, wobei es wahrscheinlich auf Grund der Änderung im weiblichen Tabakkonsumverhalten immer mehr zu einer Angleichung kommt. Der Altersgipfel der Erkrankungen liegt um das 60. Lebensjahr. Die durchschnittliche 5-Jahres-Überlebensrate beträgt lediglich 5%. Die Lebenserwartung des einzelnen Patienten ist aber sehr stark vom Stadium der Erkrankung (TNM-Klassifikation) und dem Subtypus (siehe unten) abhängig.

Ursachen

Die Hauptursache bei der Entstehung des Tumorsleidens ist der Tabakrauch. Er enthält etwa 2000 Stoffe, von denen mindestens 100 krebserregend (karzinogen) sind (beispielsweise Teer und eine Vielzahl anderer Kohlenwasserstoffverbindungen. Auch die durch die Verbrennung entstehenden Sauerstoffradikale sind wahrscheinlich an der Entstehung von Lungenkarzinomen beteiligt. 95% aller Patienten mit Bronchialkarzinom sind Raucher. Selbst Passivrauchen erhöht nachgewiesenermaßen das Erkrankungsrisiko. 30 bis 40 Jahre nach Beginn des Rauchens ist das Erkrankungsrisiko bis 60-fach höher als beim Nichtraucher. Andere Giftstoffe wie Asbest, Uran, Chrom-Verbindungen, Senfgas, polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe und Nickel gelten ebenfalls als karzinogen. Hierbei erhöht sich das Riskio einer Erkrankung um ein vielfaches, wenn man gleichzeitig Raucher(in) ist. Bei Asbestexposition zum Beispiel erhöht sich das Erkrankungsrisiko von Nichtrauchern um das Fünffache, bei Rauchern um das Neunzigfache. Eine familiäre Häufung spricht für eine genetische Komponente. Chronisch-entzündliche Reizungen haben auch einen Einfluss auf die Entstehung von Bronchialkarzinomen. Sie können auch im Bereich alter Lungennarben entstehen, wie sie nach Tuberkulose, Silikose oder Lungeninfarkt auftreten.

Entstehung

Die Entstehung der Bronchialkarzinome ist sehr komplex und nicht ganz entschlüsselt. Hier eine Vereinfachung des gängigsten Entstehungsmodells: Die Reservezellen des Bronchialsystems sind pluripotent, das heißt, sie sind fähig, sich zu verschiedenen Zellen der Bronchialschleimhaut auszudifferenzieren, zum Beispiel zu Plattenepithelien, Becherzellen, CLARA-Zellen (schleimproduzierende Zellen der Bronchiolen) und neuroendokrinen Zellen. Nach chronisch-entzündlicher Reizung und Einwirkung von karzinogenen Noxen kann das Epithel mit einer Plattenepithelmetaplasie, einer Becherzellhyperplasie oder einer Entartung neuroendokriner Zellen reagieren, die die verschiedenen Subtypen von Bronchialkarzinomen bilden.

Pathologie der Subtypen

Histologische Klassifikation dess Bronchialkarzinoms nach der WHO

  • Plattenepithelkarzinom
    • spindelzellig
  • kleinzelliges Karzinom
    • Oat-cell-Karzinom
    • intermediärer Typ
    • kombinierter Oat-cell-Typ
  • Adenokarzinom
    • azinär
    • papillär
    • bronchiolo-alveolär
    • solide mit Schleimbildung
  • großzelliges Karzinom
    • Riesenzellkarzinom
    • klarzelliges Karzinom
  • adenosquamöses Karzinom
  • Karzinoid
  • Bronchialdrüsenkarzinom
    • adenoidzystisch
    • mukoepidermoid
    • andere Formen
  • andere Karzinomarten

Plattenepithelkarzinom

Das Plattenepithelkarzinom ist mit 25-40% der häufigste Bronchialtumor. Er entsteht nach chronischer Schleimhautreizung aus einer Plattenepitheldysplasie. Häufig ist er an den Aufzweigungen der Subsegmentbronchien lokalisiert. Charakteristisch ist sein langsames Wachstum und seine frühe Metastasierung in die regionären Lymphknoten. Aussehen: Ulzerationen, Nekrosen, Blutungen und Zysten sind häufig bei diesem grauweißlichen Tumor. Histologisch unterscheidet man in einen verhornenden Typ und in einen nichtverhornenden Typ. Letztere bringt auf Grund seiner geringeren Differenzierung eine schlechtere Prognose mit sich.

Adenokarzinom

25%-40% der Lungenkarzinome sind Adenokarzinome. Sie entstehen aus schleimproduzierenden Zellen und entwickeln sich bevorzugt in Narbengewebe (z.B. alter Tuberkulose). Der Tumor liegt meist in der peripheren Lunge. Auch hier ist eine frühe Metastasierung typisch, die sowohl über die Lymphbahnen als auch über die Blutbahn geht (bevorzugt in das Gehirn, die Leber und die Nebennierenrinde). Histologisch sieht man vor allem Drüsenformationen. Eine besondere Rolle spielt das vergleichsweise seltene bronchiolo-alveoläre Karzinom. Diese Sonderform, die ungefähr 1-9% der untersuchten Bronchialkarzinome ausmacht wächst langsam und innerhalb der anatomischen Strukturen. Radiologisch wird er deshalb häufig mit einer Pneumonie verwechselt. Im Gegensatz zu anderen Bronchialkarzinomen besteht scheinbar kein Zusammenhang zu inhalativen Noxen.

Kleinzelliges Bronchialkarzinom

Dieser auch Haferzellkarzinom oder oat cell carcinoma genannte Tumor macht 20-25% der Bronchialkarzinome aus. Er geht von den neuroendokrinen APUD-Zellen aus und siedelt sich meist zentral in der Lunge an. Frühe lymphogene und hämatogene ("durchs Blut") Metastasierung führt dazu, dass sich in der Regel schon vor seiner Entdeckung Metastasen gebildet haben (vorzugsweise im Gehirn, Knochen, Leber) und in der Nebennierenrinde. Aufgrund ihres neuroendokrinen Ursprungs können die Zellen des kleinzelligen Broncialkarzinoms Hormone bilden, die sich auf den Gesamtorganismus auswirken (beispielsweise führt die Produktion von ACTH zum Morbus Cushing). Das kleinzellige Bronchialkarzinom hat eine sehr schlechte Prognose und ist praktisch inoperabel, palliative Therapie der Wahl ist die Chemotherapie.

Großzelliges Bronchialkarzinom

Sie machen 10-15% der Bronchialkarzinome aus. Auch sie metastasieren hämatogen in Leber, Gehirn und Knochen. Großzellige Bronchialkarzinome sind wahrscheinlich entdifferenzierte Adeno- oder Plattenepithelkarzinome, die lichtmikroskopisch nicht mehr als solche erkannt werden können. Sie zeigen histologisch große Zellen mit großen Kernen, wenig Zytoplasma und reichlich Nukleoli. Immunhistochemisch und elektronenmikroskopisch zeigen sie aber noch minimale Diffenzierungszeichen von Drüsen- oder Plattenepithel. Eine histologische Variante leitet sich wie das kleinzellige Bronchialkarzinom aus den neuroendokrinen Zellen ab und zeigt rosetten-, trabekel- oder nestförmiges Wachstum.

Sonstige

Die weiteren Karzinomarten sind selten und machen zusammen weniger als 10% der Bronchialkarzinome aus. Häufig gibt es auch Mischtypen. Außerdem gibt es sekundäre Metastasen anderer Tumore in der Lunge.

Diagnostik

Ein therapieresistenter Husten über mehr als 4 Wochen ist immer verdächtig für ein Bronchialkarzinom!

  • Röntgen Thorax in 2 Ebenen
  • CT-Thorax
  • Bronchoskopie zur Histologiegewinnung
  • Tumormarker: NSE, CYFRA 21-1
  • beim kleinzelligen BC zusätzlich:
    • CCT oder MR-Schädel
    • CT-Abdomen bzw. Sono-Abdomen zum Ausschluss von Nebennierenfiliae
    • Knochenszintigraphie

Bei Verdacht auf ein Bronchialkarzinom werden Untersuchungen durchgeführt, die folgende Fragen beantworten sollen:

  • Welche Art von Tumor handelt es sich? Wie gut ist der Tumor differentiert (Grading)? (Artdiagnostik)
  • Wie weit ist der Tumor fortgeschritten? (Ausbreitungsdiagnostik, Staging, TNM-Klassifikation)
  • Welche Möglichkeiten der Operabilität von Seiten der Lungenfunktion? (Bestimmung der funktionellen Operabilibtät)

Therapie

Kleinzelliges Bronchialkarzinom

Nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom

Bronchialkarzinom 2003 - Eine sehr reichhaltige Informationsquelle

Literatur

  • Kumar,Abbas, Fausto: Robbins and Cotrane Pathologic Basis of Disease, 7th Ed. Elsevier Saunders, 2005, Chapter 15 Lung, pp. 757-766. ISBN 0-7216-0187-1.
  • Classen, Diehl, Kochsiek: Innere Medizin, 4.Auflage, Urban & Schwarzenberg, 1998, Kapitel 23.9 S. 1459-1463. ISBN 3-541-11674-9.