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Santuari de Lluc

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Santuari de Santa Maria de Lluc

Das Santuari de Santa Maria de Lluc (kastilisch Santuario de Santa María de Lluch), so der vollständige Name, ist ein Wallfahrtsort im Gebirge der Serra de Tramuntana im Nordwesten der spanischen Baleareninsel Mallorca. Die Gebäude des Santuari de Lluc liegen auf 525 Metern Höhe in einem Talkessel der Gemeinde Escorca und sind von über 1000 Meter hohen Bergen, wie dem Puig de Massanella, umgeben. Das Wort Santuari bedeutet „Heiligtum“. Es ist zu unterscheiden von Monestir für „Kloster“, so wird das Santuari de Lluc auch durch Patres verwaltet und nicht von Mönchen bewohnt.

Legende

Die Gründungslegende von Lluc erzählt von einem zum Christentum konvertierten maurischen Hirtenjungen namens Lukas (katalanisch Lluc). Dieser soll kurz nach der christlichen Rückeroberung Mallorcas im Jahr 1229 an einem Samstag nachmittag zwischen den Felsen am Ufer des Baches hinter der heutigen Sakristei des Santuari de Lluc die dort verehrte dunkle Marienstatue der Mare de Déu de Lluc („Gottesmutter von Lluc“) gefunden haben. Die Figur wurde noch am selben Tag in die Pfarrkirche von Escorca, die Kapelle Sant Pere d’Escorca, gebracht.

Als die Bewohner der Region am nächsten Morgen zusammen kamen, um die Madonnenstatue zu verehren, war sie jedoch verschwunden. Man entdeckte sie an der Stelle ihres ursprünglichen Fundortes am Bachufer und brachte sie erneut zur Kapelle von Escorca. Am nächsten Tag wiederholte sich der Vorfall, worauf sich der Pfarrer von Escorca entschloss, dem Standbild der Gottesmutter Maria an besagtem Fundort eine kleine Kapelle zu errichten, das Santuari de Santa Maria de Lluc, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, die Mare de Déu de Lluc hier zu verehren.[1][2]

Geschichte

Hochtal des Santuari de Lluc
Wallfahrtskirche von Lluc
Datei:Sunclockllrp.jpg
Sonnenuhr des Klosters, erbaut um 1979 (?)

Es wird vermutet, dass schon in vorgeschichtlicher Zeit an der Stelle des Santuari de Lluc ein Heiligtum bestand. So wird der Name Lluc durch einige Historiker vom lateinischen Wort lucus für „heiliger Hain“ abgeleitet.[2] In der näheren Umgebung des Santuari befinden sich Grabhöhlen aus der Zeit des Talaiotikum, einer Epoche vor der Eingliederung Mallorcas in das Römische Reich 123 v. Chr.[3]

Die erste Kapelle des Santuari de Lluc entstand im Jahr 1230, ein Jahr nach der Eroberung der Insel durch Jaume I., König von Aragón. Im Jahr 1260 ließ sie der König zur Augustiner-Einsiedelei Mare de Déu de Lluc erweitern.[2] Eines der ersten Dokumente, das die alte Kapelle der Santa Maria de Lluc erwähnt, ist das Testament des Ritters Valentí de Ses Torres vom 31. Oktober 1268. In einem weiteren Dokument von 1273 wird die bereits damals große Zahl von Pilgern belegt, die trotz des zu dieser Zeit gefährlichen Weges den Schrein der Gottesmutter von Lluc besuchten. Ende des 14. Jahrhunderts wurden der Weg nach Lluc ausgebaut und sieben steinerne Denkmäler der Jungfrau Maria errichtet. Die Skulpturen, von denen heute nur noch zwei erhalten sind, eine davon im Museum der Wallfahrtskirche von Lluc, wurden durch Llorenç Tosquella geschaffen und von Pere Merçol bemalt.[1]

Die immer größere Popularität des Kults um die Heilige Maria von Lluc verlangte im 15. Jahrhundert nach rechtlichen Änderungen in der Verwaltung der Wallfahrtskirche. Im Jahr 1456 wurde sie durch Papst Kalixt III. in eine Stiftskirche umgewandelt. Während des Priorats von Monsignore Gabriel Vaquer in Lluc erließ man 1526 Satzungen, die später durch Papst Clemens VII. in der Bulle Pastoralis officii bestätigt wurden. Die wichtigste Satzung bestand in der Verpflichtung zur Feier morgendlicher Messen zu Ehren der Jungfrau Maria, gesungen von einem Chor sechs junger Knaben. Die Ursprünge dieses Chores wurzeln im 13. Jahrhundert. Wegen der blauen Farbe ihrer Soutanen tragen die Chorknaben bis heute den Namen els blauets, „die Blauen“.[1]

Im Jahr 1586 wurden für die Pilger und ihre Pferde die Laubengang-Häuser, im Volksmund „Porxets“ genannten Gebäude errichtet. Drei Jahre später entstand 1589 der sternförmige Brunnen auf der Plaça dels Pelegrins, dem „Pilgerplatz“, als Tränke für die Tiere.[1]

Beschreibung

Lluc ist heute neben seiner Funktion als Wallfahrtsort auch durch seinen Knabenchor bekannt, der überregionale Berühmtheit erlangt hat und dort regelmäßig auftritt. Zur Ansiedlung von Lluc gehören eine Internatsschule und diverse touristische Einrichtungen. In den ehemaligen Klosterzellen sind Gästezimmer eingerichtet worden. Durch seine Lage mitten in den Bergen der Serra de Tramuntana ist Lluc Ausgangspunkt für Wanderungen. Der Ort liegt am Fernwanderweg GR 221, dadurch werden Teile dieses Weges zum Pilgerpfad aufgewertet.

Belege

  1. a b c d Història del Santuari de Santa Maria de Lluc
  2. a b c Thomas Schröder: Mallorca, Michael Müller Verlag 2006, Seite 162, ISBN 3-89953-334-8
  3. Die Route der Tramuntana, Consell de Mallorca
Commons: Santuari de Lluc – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 39° 49′ 22,5″ N, 2° 53′ 4″ O