Neue Vorarlberger Bauschule
Als Neue Vorarlberger Bauschule, wird die Architektur am Ende des 20ten Jahrhunderts in Vorarlberg bezeichnet, die als Opposition zum Establishment, maßgeblich von den Mitgliedern der Vorarlberger Baukünstlern, der ersten und zweiten Generation geprägt wurde.
Vorarlberger Baukünstler
Die Moderne Architektur in Vorarlberg entstand abseits von Hochschulen, als Opposition zum Establishment. Sie folgte keinem geschriebenen Programm oder theoretischem Manifest und war nicht ausschließlich von Architekten begründet, sondern auch wesentlich von den bauwilligen BürgerInnen mitbestimmt. Ein Netzwerk von Lehrern, Künstlern und Planern, formulierten und lebten ab 1960 Alternativen zur Provinzialität der Nachkriegsära.[1]
Beispiele der ersten und zweiten Generation

Reihenhausanlage „Halde“, Bludenz, 1964–1966, Hans Purin
Die Hangsiedlung, ein Modell des gemeinschaftlichen, einfachen und ressourcenschonenden Bauens und Wohnens, gilt als Hauptwerk der frühen 60er-Jahre. Gestaffelte Wohnetagen wurden mit handwerklicher Beteiligung der Bewohner errichtet und sind im Preis-Leistungsverhältnis und im Wohnwert immer noch vorbildlich. Es entstanden zwei Typen von mehrgeschossigen Häusern mit Gärten. Die größeren (130m² Wohnfläche) bilden eine Reihe von drei, die kleineren (102m²) eine Reihe von neun Häusern; die Anlage wird von den Bewohneren selbst verwaltet. [2]
Siedlung Ruhwiesen, Schlins, 1971/72, Rudolf Wäger
In mehrfacher Hinsicht Pionierarbeit in Österreich, leistet die Siedlung „Ruhwiesen“, die als radikal sparsamer konstruktiver Holzbau direkt und mit Selbstbauanteil von einer Eigentümergemeinschaft realisiert wurde. Die zwei Gruppen zu je drei erdgeschossigen Häusern mit Flachdach sind durch gemauerte Scheiben getrennt. Aus der Grundrisskonzeption, der Baumethode und der Fassadengliederung, entwickelte sich Ökonomie und Rationalität, die vom reinen und einfachen Bauen ausgehend, eben deshalb zu Architektur geworden ist. [3]
Wohnanlage „Im Fang“ 1978/79
Arch: Cooperative – Dietmar Eberle, Wolfgang Juen, Markus Koch, Norbert Mittersteiner
Die zweite Generation der „Vorarlberger Baukünstler“ konzipierte noch während des Studiums die Wohnanlage „Im Fang“ nach den prototypischen Bauten von Hans Purin, Rudolf Wäger u. a.. Die Grundidee war möglichst einfache Methoden zu finden, die es auch Laien ermöglichen, daran mitzubauen, sodass auch junge Familien, die sonst nicht zu einem Haus gekommen wären, sich dies ohne lange Belastung mit Rückzahlungen leisten konnten. Ein Holzskelettbau im Rastermaß 3,6 m, wurde vom Zimmermann in 6 Tagen abgebunden. Dachdeckung, Spengler- und Installationsarbeiten von Professionisten, das Übrige in Eigenleistung. [4]
Wohnanlage Ölzbündt 1997, Hermann Kaufmann
Das System „Ölzbündt“ vereint die Vorteile hochwertiger Holz-Fertigteiltechnologie mit den Maximen ökologischer Energieoptimierung und bietet erschwinglich, erstmals Passiv-Haus-Werte im Geschosswohnbau an. 13 Wohneinheiten wurden in 18 Wochen im standardisierten „Holzbaukastensystem“ errichtet. Die Heizung ist hier zugleich Lüftung, die Fenster sollten allerdings nur im Sommer länger geöffnet werden. [5]
Einzelnachweise
- ↑ Quelle: Otto Kapfinger in: Ausstellung Architectura Practica und die Moderne Bauschule aus Vorarlberg, Bregenz 2006, Vorarlberger Landesmuseum
- ↑ Quelle: Otto Kapfinger in: Ausstellung Architectura Practica und die Moderne Bauschule aus Vorarlberg, Bregenz 2006, Vorarlberger Landesmuseum
- ↑ Quelle: Dietmar Steiner in: Ausstellung Architectura Practica und die Moderne Bauschule aus Vorarlberg, Bregenz 2006, Vorarlberger Landesmuseum
- ↑ Quelle: Otto Kapfinger in: Ausstellung Architectura Practica und die Moderne Bauschule aus Vorarlberg, Bregenz 2006, Vorarlberger Landesmuseum
- ↑ Quelle: Otto Kapfinger in: Ausstellung Architectura Practica und die Moderne Bauschule aus Vorarlberg, Bregenz 2006, Vorarlberger Landesmuseum
Literatur
- Barockbaumeister | Architectura Practica und die Moderne Bauschule aus Vorarlberg, Bregenz 2006
- weitere Quelle: Ausstellung Architectura Practica und die Moderne Bauschule aus Vorarlberg, Bregenz 2006, Vorarlberger Landesmuseum
Weblink
Liste Vorarlberger Baukünstler
Heinz Wäger (1936) Rudolf Wäger (1941) Siegfried Wäger (1942) Max Fohn (1932) Karl Sillaber (1932) Helmut Pfanner (1928 – 1972) Friedrich Wengler (1930 – 1979) Gruppe C4 : Max Fohn , Karl Sillaber, Helmut Pfanner , Friedrich Wengler
1970 Norbert Schweitzer (1938)
1972 – 1974 Gruppe Coparts: Heinz, Rudolf, Siegfried Wäger
1975 Heinz Wagner (1941)
Walter K. Holzmüller (1946)
1977 Werner Wertaschnigg (1941)
1978 Marion Rainer (1952)
1979 – 1982 Cooperative Dornbirn: Dietmar Eberle, Markus Koch, Wolfgang Juen, Norbert Mittersteiner
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Siedlung Im Fang, Höchst, Cooperative Dornbirn
1979 Dietmar Eberle (1952) Markus Koch (1952) Wolfgang Juen (1952) Norbert Mittersteiner (1949) (Cooperative Dornbirn) Roland Gnaiger (1952)
1981 Bruno Spagolla (1949) Gerhard Hörburger (1948) Richard Nikolussi (1954)
1982 Christian Lenz (1952) Carlo Baumschlager (1956) Anton Fink (1951)
1983 Helmut Kuess (1952) Wolfgang Ritsch (1956) Hermann Kaufmann (1955) Elisabeth Rüdisser (1953) Kaufmann/Lenz
Hans Riemelmoser (1950) Eckhard Amann (1953)
1984 – 1985 Baukünstler Gruppe 16 Bauplanungs- gesellschaft m.b.H
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Reinhold Strieder (1953) Hans Hohenfellner (1954) Ernst Gieselbrecht (1951)
Helmut Dietrich (1957) Much Untertrifaller (1959) Ernst Waibel (1955) Heinz Peter Jehly (1950)
1987 Robert Felber (1956) Martin Häusle (1953)
1988 Elmar Nägele (1953)
1989 Klaus P. Pfeifer (1958) Armin Kathan (1961) Josef Fink (1960) Dietmar Walser (1957) Erwin Werle (1956) Walser/Werle Peter Schaffer (1956)
Hugo Dworzak (1957)
Markus Gohm (1955) Ulf Hiessberger (1958) Gohm/Hiesberger Angelo Rovento (1956) Hans Ullrich Grassmann (1957)
1992 Peter Martin (1958) Daniel Sauter (1963)
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Theo Lang (1953) Karl Schwärzler (1962) Stefan Marte (1967) Marte/Marte
1994 Markus Thurner (1962) Dietrich/Untertrifaller Bernhard Marte (1966)
1995 Alexander Früh (1965) Kurt Schuster (1963) Peter Wimmer (1964) Ute Wimmer-Armellini (1968)
1996 Oskar Leo Kaufmann (1969) Andreas Cukrowicz (1969) Anton Nachbaur-Sturm (1965) Cukrowicz/Nachbaur Geli Salzmann (1968) Gerhard Zweier (1965)
1997 Christian Walch (1962) Walter Felder (1963) Rainer Huchler (1962) Philip Lutz (1966) Gerhard Aicher (1964) Marina Hämmerle (1960)
1998 Hans Peter Lang (1964)
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