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Bierjunge

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Als Bierjunge oder Trinkmensur bezeichnet man eine studentische Sitte des kompetitiven Trinkens von Bier, wie sie in Studentenverbindungen gepflegt wird. Der Bierjunge entstand als Parodie auf die studentische Mensur und wird nur sehr selten bierernst genommen.


"Bierduell" von Georg Mühlberg (1863-1925): links und rechts stehen die Kontrahenten in der Mitte der Unparteiische

In der Regel trinken sich die beiden Kontrahenten zu, als Startsignal gilt das Anstoßen oder das Kommando "Saufts!" des Schiedsrichters. Sieger ist, wer sein Gefäß als erster vollends austrinkt und senkrecht auf den Tisch absetzt. Bei knappen Entscheidungen wird laut Regelwerk die Menge verschütteten (des "gebluteten") Bieres und der Reste im Glas bewertet. Ist immer noch keine Entscheidung möglich, kann man sich auf ein Unentschieden oder einen weiteren Bierjungen zur Entscheidung einigen.

Wird man mit "Bierjunge" zu einem solchen gefordert, erwidert man "hängt" um anzuzeigen, dass man ihn annimmt. (Teilweise haben Verbindungen, vor allem in der Schweiz, noch den Trinkzwang.) Es folgt dann als Replik "hängt doppelt", "hängt vierfach" usw. Dabei sollte die Anzahl der Biere stets verdoppelt werden, ein "hängt dreifach" gilt als "buxig". Die maximale Zeit zum Erledigen des Bierjungens beträgt fünf Bierminuten.

Der Bierjunge wird in unterschiedlichen Varianten ausgetragen, so zum Beispiel - je nach Wahl - in An- oder Abwesenheit eines (oder mehr) Unparteiischen bzw. eines Biergerichts. Diese Entscheidungsinstanz kann weitere Siegbedingungen festlegen, zum Beispiel "Fünf freundliche Worte an den Kontrahenten nach dem Absetzen." Oft wird auch vor dem Trinken ein Zweizeiler verlangt. Oft werden auch Sekundanten hinzugezogen.

Als Verballhornung der Mensur ist der Bierjunge hochritualisiert, und die gleichen Personen, die man in der Mensur findet, sind -zumindest bei nichtschlagenden Verbindungen- auch häufig im Bierjungen anzutreffen (Paukarzt mal abgesehen).

Der Bierjunge kann auch doppelt oder beliebig potenziert ausgetragen werden. Hierbei hat sich teils eingebürgert, die Wahl des Glases zu sportlichen und praktischen Zwecken ab bestimmten Mengen zu ermöglichen. So wird beim vierfachen Bierjungen gerne der vom Münchener Oktoberfest bekannte Maßkrug, beim achtfachen das außerhalb der Szene noch wenig bekannte Luminarc-Achteck angewandt. Das größte gebräuchliche Gemäß ist das so genannte Gurkenglas, welches einem sechzehnfachen Bierjungen entspricht und ausschließlich bei einem einzigen Corps in Süddeutschland in Gebrauch ist.

Üblich ist aber auch schlicht und einfach vier 0,2-0,3-Gefäße zum vierfachen Bierjungen. Gebräuchlich sind aber auch Mensurstiefel, also Trinkstiefel, dann natürlich nur bei einfacher Forderung.

In Norddeutschland ist meist ein 0,2l-Glas oder 0,3l-Glas die einfache Menge für einen Bierjungen, südlich des Mains ist der 0,5l-Krug als einfache Menge üblich. Die Trinkfreude bzw. die Potenzen des Bierjungen werden dadurch leicht vermindert. Verbindungen, die dem Christianum oder dem Religio-Prinzip folgen, verwenden, sofern sie den Bierjungen praktizieren, auch südlich des Mains mit 0,3l-Gläsern.

Auch zwei Mannschaften können gegeneinander antreten. Dann heißt das Ganze Stafette, die mit dem Hochzählen beginnt. Erste Version zum Hochzählen: siehe Stafette; dabei wird in der Reihenfolge gezählt und getrunken, in der man steht. Zweite Version: Hierbei erhöhen die beiden Kapitäne abwechselnd die Zahl der zu trinkenden Biere, bis ein Kapitän die Zahl des anderen akzeptiert. Dann trinkt jeder Teilnehmer nach einer festen Reihenfolge. Der Kapitän gibt hierbei die Trinkfolge seines Teams vor. Sobald ein Mitglied der Mannschaft absetzt, ist der nächste an der Reihe. In Zeiten der modernen Telekommunikation sind teilweise auch Telefonstafetten üblich, dies sind Stafetten bei denen sich die beiden Mannschaften nicht persönlich gegenüberstehen, sondern nur fernmündlich miteinander kommunizieren.

Neben Bierjungen gibt es auch Weinjungen, Sektlümmel und alle möglichen anderen Arten von -jungen, die sich nach persönlicher Präferenz und Alkoholmöglichkeit (z.B. eines Fahrers) richten; so z.B. auch "Apfelschorlejungen".

Stafette

Zu mehr oder weniger besonderen Anlässen trinken Mitglieder von Studentenverbindungen, aber auch von Schülerverbindungen so genannte Stafetten. Eine Stafette (auch "Bier-Stafette" genannt) ist die Mannschaftsversion des Bierjungen.

Bei einer Stafette stellen sich jeweils zwei (möglichst gleichstarke) Gruppen gegenüber auf und trinken der Reihe nach ihr Bier "auf ex", also in einem Zug aus. Sobald das Glas des gerade Trinkenden den Tisch berührt, nimmt der nächste der Stafette sein Glas in die Hand und trinkt dieses. Das letzte "Glied" einer Stafette ruft nach dem Absetzen "durch". Wenn beide Gruppen gleich schnell sind (a tempo ital. "gleichzeitig"), sollte die Stafette wiederholt werden.

Vor einer Stafette wird üblicherweise "durchgezählt", d.h. jeder zählt zunächst die linke Seite (vom Biergericht aus gesehen, falls vorhanden, sonst egal) in aufsteigender Reihenfolge durch, der letzte fügt noch ein "Durch!" an.

Es haben sich viele Unterarten der Stafette entwickelt, wie z.B. die doppelte Stafette, bei der jeder Teilnehmer zwei Gemäße vor sich hat, welche er nacheinander austrinkt.

Eine besondere Errungenschaft des Telekommunikationszeitalters ist die Telefonstafette, die vermutlich in den 1980er Jahren entstanden ist. Hier trinken zwei Gruppen in verschiedenen Städten gegeneinander, wobei die Ansage "durch" per Telefon übermittelt wird. Auf diese Weise pflegen manche befreundete Verbindungen ihre Beziehungen und sparen Reisekosten.

siehe auch: Kneipe (Studentenverbindung), Bier-Comment

Bierjunge online bei Corps Budissa Leipzig zu Passau