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Maschinenpistole

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MP 40 Maschinenpistole (D)
Thompson M1928A1 (USA)
Sterling-Maschinenpistole (GB)

Maschinenpistolen (MP oder MPi), sind kompakte, vollautomatische Handfeuerwaffen. Die Waffenkategorie der Maschinenpistole definiert sich über die verwendete Munition, sie verschießen im Gegensatz zu Gewehren und Maschinengewehren in der Regel Pistolenmunition. Maschinenpistolen zur Verwendung der sog. Mittelpatronen gehen entwicklungstechnisch auf die Maschinenkarabiner zurück und bilden als im englischen Sprachgebrauch anzutreffende „Assault Rifle“ heute das Bindeglied zwischen Maschinenpistole und dem Sturmgewehr (Service Rifle).

Die Waffenart der Maschinenpistole muss in drei Gruppen unterteilt werden:

  1. Reihenfeuerpistolen, sie sind konstruktionstechnisch Selbstladepistolen, also keine vollautomatischen Waffen und im technischen Sinne keine wirklichen Maschinenpistolen. Durch Veränderung der Abzugsgruppe sind diese Waffen in der Lage, Dauerfeuer schießen zu können.
  2. Kleinstmaschinenpistolen, sie sind eigenständig konstruierte Maschinenpistolen (vollautomatische Waffen), die aufgrund ihrer Abmessungen aber einer Pistole sehr ähnlich sind. Aufgrund der Abzugsgruppenkonstruktion sind diese Waffen zum großen Teil auch in der Lage, Einzelschüsse oder begrenzte Schussserien abzugeben.
  3. Maschinenpistolen, die eigenständig als vollautomatische Waffen konstruiert sind, aber in Größe und Ausstattung zwischen Pistolen und Karabinern unter den Sturmgewehren liegen. Da diese Waffen größtenteils wegen fortschrittlicher Abzugsgruppenkonstruktionen auch in der Lage sind, Einzelschüsse oder begrenzte Schussserien abzugeben, ist der Übergang bei modernen Konstruktionen zum Sturmgewehr fließend.

Geschichte und Einsatz

Am Anfang des Ersten Weltkrieges herrschten beim Militär noch Mehrladegewehre als Infanteriewaffen vor. Die Feuergeschwindigkeit war gering und lag meist nur bei 10 bis 20 Schuss in der Minute, außerdem waren die langen Waffen relativ unhandlich.

Die Maschinengewehre waren in kleiner Zahl in eigenen Einheiten zusammengefasst und fast unbeweglich. Zwar boten sie wegen hoher Felddeckung hervorragenden Schutz gegen feindliche Frontalangriffe, konnten aber eigene Angriffe durch den stationären Einsatz kaum unterstützen.

Als der Grabenkrieg des Ersten Weltkrieges nach geeigneten leichten Waffen mit hoher Feuergeschwindigkeit zum Kampf auf geringste Entfernungen verlangte, erschienen zuerst Pistolen mit vergrößerten Magazinen und zusätzlich montierbarer Schulterstütze, wie etwa die Mauser C96 oder die Pistole 08.

Villar-Perosa M15 von 1916

Die italienische Villar-Perosa war die erste vollautomatische Waffe mit Pistolenmunition, glich aber von der Konstruktion eher einem Maschinengewehr und wurde zunächst auch als solches recht erfolglos eingesetzt. Erst als man es im Sturmangriff nutzte, zeigte sich, dass es in der Rolle einer Offensivwaffe durchaus nützlich war.

Bergmann MP 18.1

Mit der von Theodor Bergmann (1850 - 1931) entwickelten Maschinenpistole MP18 wurde die erste als Maschinenpistole konstruierte Waffe vorgestellt. Diese auch „Grabenfeger“ genannte Waffe erlangte in ihrer, wenn auch nur kurzen, Einsatzzeit, einen solchen Ruf, dass Deutschland durch den Versailler Vertrag verboten wurde, Maschinenpistolen herzustellen oder zu besitzen.

Nachdem Schützen nicht mehr in Kolonnen Aufstellung nahmen, sondern in Form der Schützenkette vorrückten, und man nicht mehr offen kämpfte, sondern versuchte, natürliche und künstliche Deckungen auszunutzen, verlor das weitreichende Gewehr schon im Zweiten Weltkrieg etwas an Bedeutung. Einfache Maschinenpistolen hielten ihren Einzug in die Armeen aller Kriegsteilnehmer.

Mittlerweile sagen Statistiken aus, dass sich die meisten militärischen Kampfhandlungen auf Entfernungen unter 400 m, in urbanen Gebieten sogar unter 200 m, abspielen. Bei Polizeiaktionen sind die Entfernungen meist noch geringer. Gleichzeitig befindet sich auch der Schütze nicht mehr im offenen Feld, sondern kämpft oft aus Fahrzeugen heraus, oder in Gebäuden, wo nur genügend kompakte Waffen ausreichend Bewegungsspielraum bieten.

HK MP5

Zwar wurden schon nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Polizei Maschinenpistolen eingesetzt, ihre Effektivität beim Einsatz durch Polizeikräfte wurde jedoch erst mit dem erfolgreichen Einsatz der Heckler & Koch (HK) MP5 durch den britischen Special Air Service bei der Operation Nimrod deutlich, bei dem im Mai 1980 Geiseln aus der besetzten iranischen Botschaft in London befreit wurden.

Datei:MP7-forsvarsnett.jpg
HK MP7

In Deutschland führte die Bundeswehr israelische Maschinenpistolen des Typs Uzi als MP2 ein, die derzeit durch die HK MP7 ersetzt wird. Nur in einigen Einheiten werden auch Maschinenpistolen HK MP5 eingesetzt. Die MP5 wird allerdings von allen deutschen Polizeibehörden verwendet.

Technik

Verschluss-Systeme

Die meisten Maschinenpistolen waren zuschießende Rückstoßlader mit Masse-Feder-Verschluss. Diese Bauart ist einfach und kostengünstig und wird vor allem für militärische Waffen, wie die Uzi-Maschinenpistole, genutzt. Waffen dieser Bauart wurden im Zweiten Weltkrieg von der Résistance sogar in Klempnerbetrieben gefertigt.

Militärische und polizeiliche Spezialeinheiten bevorzugen hochwertige und präzise Waffen. Deshalb werden hier oft aufschießende Verschluss-Systeme wie der beweglich abgestützte Rollenverschluss der MP5 verwendet.

Maschinenpistolen werden teilweise auch als Gasdrucklader konstruiert. Als Beispiel sei die Maschinenpistole MP7, ein aufschießender Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss, genannt.

Bauteile

Viele Maschinenpistolen verfügen über eine Basis mit Abzugsgruppe und Pistolengriff, die den Lauf, den Verschluss und das Magazin aufnimmt. Eine Schulterstütze ist oft an den Waffen vorhanden und ggf. abklappbar, ausziehbar oder auch faltbar ausgeführt. Schulterstützen werden aus Metall oder in Kombination aus Metall und Kunststoff hergestellt, bei frühen Waffen finden sich auch Schulterstützen und Vorderschäfte aus Holz.

Die Waffen verfügen meist über eine einfache Visierung mit Kimme und Korn, seltener auch über verstellbare Dioptervisiere. Moderne Maschinenpistolen sind oft auch mit optischen Zielmitteln ausgestattet.

Zur besseren Handhabung verfügen viele Maschinenpistolen im Vorderschaftbereich über einen zweiten Pistolengriff.

Die Magazine verfügen normalerweise über Kapazitäten zwischen 20 und 40 Schuss. Während bei den meisten Maschinenpistolen Stangen- oder Kurvenmagazine von unten eingesetzt werden, hatten frühe britische Waffen oft seitliche oder oben angesetzte Magazine. Es gibt auch einige, wenige Maschinenpistolen mit Tellermagazin. Die Kapazität liegt dann bei maximal rund 180 Schuss, dann aber allerdings im Kaliber .22 lfB.

Kaliber

Die meisten Maschinenpistolen werden in gängigen Pistolenkalibern gefertigt. Dabei ist das Kaliber 9 × 19 mm vorherrschend. Bekannt sind auch Waffen in 7,65 × 17 mm, .45 ACP oder 10 mm Auto. Seltener werden Kleinkaliber-Maschinenpistolen in .22 lfB gefertigt.

Der Übergang zum Sturmgewehr ist gerade heute fließend, so wird im angloamerikanischen Sprachraum auch der Begriff „Assault Rifle“ zur Abgrenzung zur Maschinenpistole und dem Sturmgewehr verwendet. Heckler & Koch fertigt die Maschinenpistole HK 53 im Gewehrkaliber 5,56 × 45 mm NATO. Auch die verschiedenen Varianten der Sturmgewehre vom Typ AK47 und AK74 werden in der Literatur manchmal als Maschinenpistolen bezeichnet, obwohl sie die mittelstarke Gewehrpatrone M43 (7,62 x 39 mm) beziehungsweise Munition im Kaliber 5,45 x 39 mm verschießen. Dabei wird auf die Kampfentfernung Bezug genommen, die im Gegensatz zu Sturmgewehren auf nicht mehr als 100 m ausgelegt ist.

Die belgische FN P90 ist von ihrer Aufgabenstellung her definitiv ein Zwitter zwischen Maschinenpistole und Sturmgewehr, eine sogenannte PDW. Auf der einen Seite soll sie eine kompakte Waffe im Häuserkampf darstellen, auf der anderen Seite auch Ziele bis auf 200 m Entfernung bekämpfen können. Ihre Feuertaufe hatte die Waffe bei der Beendigung einer Geiselnahme in einer Botschaft in Kolumbien, wo sie die Aufgabenstellung einer Maschinenpistole hatte.

Beispiele für Maschinenpistolen bis zum Zweiten Weltkrieg

Beispiele für moderne Maschinenpistolen

Commons: Maschinenpistole – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Die Maschinenpistole - Frederic W. A. Hobart, Motorbuch Verlag, 1. Auflage 1974, ISBN 387-9433240
  • Waffen und Gerät, Band 12: Maschinenpistolen - Ian Hogg, Manfred R. Rosenberger, Martin Benz, Motorbuch Verlag, 1. Auflage 2005, ISBN 978-3613024731