Erika Steinbach

Erika Steinbach geb. Hermann (* 25. Juli 1943 in Rahmel) ist eine deutsche Politikerin (CDU). Sie ist seit 1990 Mitglied des Bundestages und seit 1998 Präsidentin des Bundes der Vertriebenen (BdV).
Leben
Erika Steinbach ist die Tochter eines aus Hanau (Hessen) stammenden Feldwebels der Luftwaffe, Wilhelm Karl Hermann, der 1941 nach Rahmel (Rumia - polnische Ortschaft, die von Nazis im September 1039 erobert war)in Danzig-Westpreußen beordert wurde und sich dort bis Januar 1944 aufhielt, bis er an die Ostfront versetzt wurde. Ihre Mutter, Erika Hermann (geb. Grote), stammt aus Bremen und kam 1943 nach Rahmel. Im Januar 1945 flüchtete Erika Hermann mit ihren Kindern, der 18 Monate alten Erika und ihrer drei Monate alten Schwester, drei Monate vor dem Einmarsch der Roten Armee in Rahmel, aus ihrer Mietwohnung nach Schleswig-Holstein, wo sie bis 1948 auf Bauernhöfen in Kleinjörl, Großjörl und Stieglund lebten. Von 1948 bis 1950 lebte die Familie in Berlin und ab 1950 wuchs Erika Hermann in Hanau auf. Sie ist evangelisch. Seit 1972 ist sie mit dem Dirigenten Helmut Steinbach verheiratet.
Nach privatem Musikstudium (Geige) und Orchesterkonzerten war sie von 1970 bis 1977 als Diplom-Verwaltungswirtin und Informatikerin beim Kommunalen Gebietsrechenzentrum Frankfurt am Main angestellt, für das sie ab 1974 als Projektleiterin die Automatisierung der Bibliotheken in Hessen verantwortete. Seit 1974 ist sie Mitglied der CDU.
Öffentliche Ämter
Von 1977 bis 1990 war sie Stadtverordnete und Fraktionsassistentin der CDU-Stadtverordnetenfraktion in Frankfurt.
1990 wurde sie im Wahlkreis Frankfurt am Main III direkt in den Deutschen Bundestag gewählt.
Sie ist Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und seit November 2005 Vorsitzende der Arbeitsgruppe Menschenrechte und humanitäre Hilfe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Seit 2000 ist sie Mitglied im CDU-Bundesvorstand.
Sie ist außerdem Mitglied des ZDF-Fernsehrates.
Politik
Erika Steinbach war Mitglied des Bundesvorstandes der Landsmannschaft Westpreußen. Seit 1994 ist sie Mitglied des BdV, dessen Präsidentin sie seit 1998 ist; sie wurde zuletzt in April 2008 mit 51 von 62 Stimmen für weitere zwei Jahre wiedergewählt. Ebenfalls seit 1994 ist sie Mitglied des Goethe-Instituts.
1991 stimmte Erika Steinbach im Bundestag gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze [1]. Eines ihrer politischen Ziele ist die Errichtung eines Zentrums gegen Vertreibungen in Berlin, das auch dem Schicksal der deutschen Vertriebenen gewidmet sein soll. Sie ist (bis August 2005 gemeinsam mit Peter Glotz) die Vorsitzende der zu diesem Zweck im September 2000 gegründeten Stiftung „Zentrum gegen Vertreibungen“.
Der Bund der Vertriebenen hat neben zwei weiteren seiner Funktionäre auch Erika Steinbach für einen Sitz im Stiftungsrat der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung vorgeschlagen. Dabei geht es um ein Dokumentationszentrum der Bundesrepublik Deutschland mit dem derzeitigen Arbeitstitel „Sichtbares Zeichen“. Die Nominierung Steinbachs ist politisch umstritten.
Steinbach wird, vor allem in Polen und Tschechien, wegen ihrer politischen Positionen, wie beispielsweise ihr „Nein“ bei Bundestagabstimmungen sowohl 1990 zur Anerkennung der deutsch-polnischen Grenze[2], das sie mit: „Man kann nicht für einen Vertrag stimmen, der einen Teil unserer Heimat abtrennt“ begründete, als auch 1997 zur deutsch-tschechischen Aussöhnungserklärung, die sie „eine Schlußstricherklärung“ nannte, kritisiert. Nach anhaltender kritischer Berichterstattung, wie z.B. in einem Artikel der polnischen Tageszeitung Rzeczpospolita von 2002, der Steinbachs Selbstbeschreibung als „Vertriebene“ in Frage stellte und von ihr mit man müsse kein Wal sein, um sich für Wale einzusetzen kommentiert wurde[3], ist sie heute in Polen bekannter als in Deutschland. Manchmal wird sie wegen dieser Bekanntheit zum Gegenstand polnischer Satire, wie im Fall einer auch in Deutschland nachgedruckten Fotomontage des polnischen Nachrichtenmagazins Wprost, die sie in SS-Uniform auf Bundeskanzler Schröder reitend dargestellt.
Frau Steinbach hat anderseits die Entschädigungsforderungen der Vertriebenenorganisation „Preußische Treuhand“ schwer gerügt, und 2004 in Berlin eine große Veranstaltung zum Jahrestag des Warschauer Aufstands organisiert.[4]
Sie trat aus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau aus, weil sie neben anderen theologischen Inhalten mit deren Haltung zu gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften nicht einverstanden war und wechselte in die freikirchlich organisierte Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche.[5]
Im September 2008 äußerte sie, nach dem Zweiten Weltkrieg seien die Deutschen beispielsweise in Jugoslawien einem „Völkermord“ ausgesetzt gewesen.[6]
Einzelnachweise
- ↑ Süddeutsche Zeitung 22.02.2009 Vertriebenen-Stiftung Koalition streitet wegen Steinbach http://www.sueddeutsche.de/politik/635/459278/text/
- ↑ Antideutsche Töne in Warschau, Welt Online vom 19. August 2006
- ↑ http://www.polen-und-deutsche.de/_/personen/frames/content_lang_jsp/key=erika_steinbach.html.
- ↑ [http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E4C762B129E26488E8793AC85DD326B7F~ATpl~Ecommon~Scontent.html FAZ: Der Fall Steinbach Warschaus Flucht nach vorn; 18.02.2009 ]
- ↑ Jan Friedmann: aaO, S. 61
- ↑ Steinbach spricht von Völkermord an Deutschen, Rundfunk Berlin-Brandenburg, 6. September 2008
Literatur
"Von Kaczynski zu Tusk - eine deutsch-polnische Tragödie?", Adam Holesch & Axel Birkenkämper, Bouvier Verlag Bonn 2008, S. 270-286
Weblinks
- Eigene Webpräsenz
- Webpräsenz der BdV-Präsidentin
- Streitfall Steinbach Das Gespräch mit der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, in Kulturzeit vom 30. Oktober 2007 (Video, 5:56 min)
- Jörg Lau: Gedenken mit Schmiss, Porträt in Die Zeit, 27. Mai 2004 Nr.23
Personendaten | |
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NAME | Steinbach, Erika |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Politikerin (CDU) |
GEBURTSDATUM | 25. Juli 1943 |
GEBURTSORT | Rahmel, Reichsgau Danzig-Westpreußen |