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Johannes der Kappadokier

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Johannes der Kappadokier bekleidete unter Kaiser Justinian das Amt des praefectus praetorio, das in der Spätantike den wichtigsten Posten innerhalb der zivilen Verwaltung darstellte.

Johannes, dessen Geburtsjahr unbekannt ist, stammte aus Caesarea Mazaca in Kappadokien. Obwohl es ihm an klassischer Bildung (paideia) gemangelt haben soll und er offenbar auch kaum Latein sprach - beides eigentlich unverzichtbare Voraussetzungen für eine Verwaltungslaufbahn im oströmischen Reich -, gelang ihm ein rascher Aufstieg. So nahm er bereits 528 an der von Justinian verfügten Sammlung der römischen Gesetze teil, und 531 wurde er vom Kaiser zum Prätorianerpräfekten ernannt. Aufgrund seiner effizienten, aber skrupellosen Amtsführung schuf sich Johannes rasch zahlreiche Feinde (darunter der Historiker Prokopios, dem wir eine sehr negative Schilderung des Kappadokiers verdanken), und während des Nika-Aufstandes im Januar 532 sah sich der Kaiser gezwungen, ihn zeitweilig zu entlassen. Doch spätestens im Oktober war Johannes wieder in Amt und Würden. Als einziger scheint er sich getraut zu haben, 533 gegen einen Angriff auf die Vandalen zu plädieren; dennoch blieb ihm Justinians Gunst erhalten. Johannes soll sich auch persönlich bereichert haben, vor allem aber war es nicht zuletzt seine rigide Finanzpolitik, die dem Kaiser die für die Kriege in Ost und West notwendigen Mittel verschaffte. Es war dann offenbar die Feindschaft der Kaiserin Theodora, die 541 im Rahmen einer Intrige zum Sturz des Kappadokiers führte. Zunächst durfte er einen erheblichen Teil seines Vermögens behalten, doch wurde er etwas später des Mordes an einem Bischof bezichtigt, enteignet und nach Ägypten verbannt. Nach Theodoras Tod durfte er zwar 548 nach Konstantinopel zurückkehren, lebte nun aber bis zu seinem Tod (zu einem unbekannten Zeitpunkt) als verarmter Priester. Sein rascher Aufstieg und tiefer Fall stellen eine der bemerkenswertesten Karrieren der Spätantike dar, und die Nachwirkungen seiner administrativen Reformen - so verringerte er die Bedeutung der lateinischen Sprache in der oströmische Verwaltung - war erheblich.