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Lars Sonck

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Lars Sonck

Lars Eliel Sonck (* 10. August 1870 in Kälviä; † 14. März 1956 in Helsinki) war der bedeutendste Architekt der Nationalromantik und frühen Moderne in Finnland.[1]

Leben

Lars Eliel Sonck wurde am 10. August 1870 in Kälviä geboren. 1878 wurde sein Vater Pfarrer in der Gemeinde Finström, wohin die Familie anschließend zog und was Lars Eliel fortan als seine eigentliche Heimat ansah. Wie seine älteren Geschwister besuchte er zunächst die Schule in Turku. Mit zehn Jahren wechselte er auf eine humanistische, weiterführende Schule, doch neben schlechten Noten plagte den jungen Schüler Sonck vor allen Dingen großes Heimweh nach seiner ländlichen Heimat. In fünf Schuljahren bestand er lediglich drei Prüfungen, weshalb einige Male die Klasse wiederholen musste. Schließlich wechselte er auf eine schwedischsprachige, moderne Schule, ebenfalls in Turku, wo ihm das Lernen sehr viel leichter fiel, so dass er mit 18 Jahren seinen Abschluss machen konnte. Nach seinem Abschluss schrieb sich Sonck am Polytechnischen Institut in Helsinki ein.

Im Sommer 1892, noch während seines Studiums, nahm er an einer Exkursion der Finnischen Gesellschaft für Baudenkmäler des Altertums teil, die in die westlichen Regionen Uusimaa, Satakunta und Häme führte. Auf dieser Exkursion studierte und zeichnete Sonck 31 Kirchen und eine große Anzahl sonstiger Bauwerke und Ornamentik. 1894 machte Sonck seinen Abschluss in Architektur am Institut - als Bester seines Jahrgangs. Fortan war für Sonck Helsinki der Ort des Schaffens, in einem Büro im ersten Stock des Gebäudes der Privatbank. Den Sommer verbrachte Sonck gern in seiner Lasses Villa in Finström, seiner Heimat.

Lars Soncks Karriere umfasst 50 Jahre der finnischen Architekturgeschichte. Seine ersten Arbeiten stammen aus der Zeit der letzten bedeutenden Bauwerke von Höjer, dem Meister der nordischen Neorenaissance. Soncks letzte Werke wurden vollendet, als der Funktionalismus bereits Einzug in die finnische Architektur erhielt. Über die Jahre entwarfen Sonck und sein Büro über 150 ausgeführte Bauwerke, Beiträge und andere Projekte.

Lars Sonck begann seine Karriere im Alter von 23 Jahren, als er den Wettbewerb zur Mikaelkirche in Turku gewann. Neben der Planung einiger Häuser in Tampere, war er auch am Entwurf der Mikael-Agricola-Kirche, sowie an dem der Sommerresidenz des finnischen Staatspräsidenten beteiligt.[2]

Bauwerke

Holzvillas

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden einige kunstvolle Villen in Finnland gebaut, weitgehend basierend auf dem Urtyp von Theodor Policron Chiewitz, der von Schweden nach Finnland kam. Seine Villen enthielten sowohl Eigenschaften des schweizerischen Landhauses, als auch des englischen country cottage. Gleichzeitig mit diesem Villentyp und seiner hölzernen Ornamentik aus Laubsägearbeit, erwachte in Finnland ein ausgeprägtes Interesse an authentisch-finnischer Architektur. Um die Jahrhundertwende stand das Finden eines nationalen, typisch finnischen Baustils auf der Tagesordnung der Architekten.

Lars Sonck entwarf bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein paar Dutzend Villen. Darunter waren einige experimentelle Bauten in Holzrahmenbauweise mit Bretterwänden, doch hauptsächlich verwendete er bei seinen Landvillen unverkleidetes Blockwerk. In der Anfangszeit gehörte zu seinen Villen in Holzbohlenkonstruktion eine reiche Ornamentik, teilweise mit karelischen Motiven, die sich vom Dachreiter des Dachs bis auf die profilierten Säulen der Veranda, ebenso wie auf die Verzierungen der Fensterrahmen oder Deckenbalken und Türschnitzereien erstreckte. Auf den ersten Blick wurden Soncks Blockvillen in erster Linie durch die ostkarelische Architektur inspiriert. Als karelische Grundzüge wurden offensichtlich das rund belassene Holz, das ausladende Satteldach mit breiter Dachtraufe und die dominante Giebelarchitektur, sowie Drechsel- und Schnitzverzierungen angesehen. Diese wurden von Sonck allerdings frei oder abgeändert bei seinen Villen angewendet. Der Umgang mit den Formen besaß Eigenheiten, die deutlich zeigen, dass Sonck auch die traditionelle Schweizer, wie auch die Norwegische Volksarchitektur studiert hatte.

Lasses Villa, Finström, 1895

Die Villa zeigt, dass Sonck mit der „urfinnischen“ Architektur Kareliens vertraut gewesen sein muss. So weisen die Gartenseite der Villa, sowie der „Galdar“, ein vorspringender Balkon, deutliche Züge von dem auf, was er in Karelien zuvor studiert und gezeichnet hatte. Andererseits zeigen die Basis aus grobem Naturstein, sowie die vorspringende Eckzusammenführung an den Gebäudeecken, deutlich den Ursprung des schweizerischen Landhausstils. Die Villa steht in einer idealen Position: An der einen Seite stark erhöht auf einem Felshang zu einem Sund hin, auf der anderen Seite zu einem flachen Waldstück hin, mit einem Weg zu einem später errichteten Gästehaus, sowie einem Sommerstudio für Sonck. Die Baupläne der Lasses Villa sind nicht mehr vorhanden. Die ursprüngliche Raumaufteilung sah wohl zwei oder drei Wohnzimmer vor, sowie eine Küche und zwei Schlafzimmer. An beiden Seiten der Villa befanden sich je eine Veranda mit ovalen Öffnungen, ähnlich Ochsenaugen, die einen weiten Seeblick ermöglichten.

Villa Ainola, Järvenpää, 1904

Villa Ainola, Järvenpää, 1904

Die Villa Ainola am See Tuusulanjärvi entstand für den finnischen Komponisten Jean Sibelius. Sie wurde auf einem nach Süden auslaufenden Felsrücken errichtet, mit dem Haupteingang, Sibelius’ Arbeitszimmer sowie der Küche an ihrer Nordseite. An der Südseite befanden sich Speiseraum sowie Bibliothek. Ainola besaß gerade Gebäudekanten, Keller, die in den Fels gehauen wurden, sowie ein Hausmeisterzimmer. Das Dach ist steil und komplex geschnitten, bedeckt mit vertikal angeordneten Schindeln. Im Erdgeschoß gab es vier Räume, die Arbeits- und Schlafzimmer im Obergeschoß wurden erst Jahre später vollendet. Die Raumaufteilung zeigt Soncks Gespür für einen zwar unregelmäßigen Schnitt, jedoch von ausgewogener Harmonie. Die Winkel, in denen Licht ins Innere fällt, erzeugen eine gedämpfte, angenehme Atmosphäre. Außerdem verfügt die Villa Ainola über eine Sauna, einen Holzschuppen für die Holzöfen, sowie einen kleinen Pferdestall. Die Einflüsse auf die Gestaltung des Ainola-Designs sind weniger authentisch finnisch, als vielmehr an der Architektur Englands bzw. der USA orientiert, die seiner Zeit insbesondere die schwedischen Architekten immer wieder inspirierte. Zu den Holzvillen von Sonck kann gesagt werden, dass sie Einflüsse von mehreren Richtungen aufweisen, die recht vielschichtig sind. Obwohl sie letzten Endes typisch finnisch bzw. national-romantisch wirken, hat Sonck doch viele internationale Ideen aufgenommen und verarbeitet, die sich gut in die nordische Architekturlandschaft Finnlands integrieren ließen und ein ausgewogenes Gesamtbild ergaben.


Einzelnachweise

  1. Great Buildings Online
  2. Pflichtangabe Typ und/oder ID fehlt, siehe Doku

Literatur

  • Dennis Sharp: The Illustrated Encyclopedia of Architects and Architecture, New York: Quatro Publishing, 1991. ISBN 0-8230-2539-X S. 145
  • Paula Kivinen: „Lars Sonck`s life“, in: Museum of Finnish Achritecture (Hg.): Lars Sonck, 1870-1956, Architect. Helsinki 1981, S. 7 – 12
  • Paula Kivinen: „Early Period – National Romanticism 1894-1907“, in: Museum of Finnish Achritecture (Hg.): Lars Sonck, 1870-1956, Architect. Helsinki 1981, S. 13 – 62
  • Korvenmaa, Pekka: „Architecture of Lars Sonck 1905-1945“, in: Museum of Finnish Achritecture (Hg.): Lars Sonck, 1870-1956, Architect. Helsinki 1981, S. 63 – 125
  • Riitta Nikula: Bebaute Landschaft. Finnlands Architektur im Überblick. Helsinki 1993. ISBN 9511125354
  • Adolph Stiller (Hg.): Finnland: Architektur im 20. Jahrhundert. Salzburg 2002